Johannes Aisch

Bienenbuch für Anfänger


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Durch die Fermente werden die Nahrungsmittel erst in den Zustand übergeführt, in dem sie der menschliche Körper aufnehmen kann. Außerdem enthält der Honig noch Säuren und Mineralstoffe. Die Ameisensäure, die man in ihm findet, entstammt jedenfalls dem verdampften Gift aus Bienenstacheln. — Erwähnt sei, dass Heidehonig einen Stoff enthält, den man Viszin nennt. Tannenhonig enthält Dextrin. Beide Stoffe sind den Bienen als Winterfutter nicht zuträglich.

      Es erübrigt nun noch, einen Blick auf die Wachsdrüsen zu werfen. Sie liegen paarweise am Bauch unmittelbar unter der Chitinhaut der vier mittleren Bauchringe. Zieht man eine getötete Biene lang, so kann man die ovalen hellen Flecke (Wachsspiegel) sehen, an denen die Drüsen das Wachs durch feine Löcherchen ausschwitzen. Das Wachs sammelt sich unter der Schuppe des darüber liegenden Ringes und erscheint als kleines Plättchen. Die Zellen, aus denen das Wachs sich bildet, stehen senkrecht nebeneinander. Wenn sie in Tätigkeit sind, so wachsen sie zum Drei- bis Vierfachen ihrer anfänglichen Höhe aus, bilden sich aber nachher wieder zurück. Die Ansicht, dass nur junge Bienen Wachs bereiten können und auch dazu gezwungen sind, Wachs zu schwitzen, um gesund zu bleiben, scheint irrig. Denn, wie man sich leicht überzeugen kann, nehmen die Völker, auch wenn sie von jungen Bienen strotzen, lieber ihnen sonstwie zugängliches altes Wachs, als dass sie selbst neues erzeugen. Zum Wachsschwitzen hängen sich die Bienen mit dem Kopf nach oben still an. Da sich dabei meist eine Biene mit den Vorderfüßen an die Hinterfüße der anderen anhakt, so entstehen ganze Bienenketten — das sicherste Zeichen, dass das Volk Wachs erzeugt und bauen will.An diesen Ketten steigen einzelne Bienen hin und her, die die fertigen Wachsplättchen aufnehmen und verarbeiten.

      Nun noch ein kurzes Wort über die geistige Begabung der Bienen.

      Die Bienen haben Ortssinn und Gedächtnis Wie könnten sie sonst ihren Stock wieder finden und noch tagelang vor einem Fenster hin und her suchen, durch das sie einmal Einlass zu dem Honigtöpfchen fanden, das auf dem nachmittäglichen Kaffeetisch versehentlich stehen geblieben war? Auch Farbensinn scheinen sie zu haben. Warum würde sonst die Natur die schönsten Honigblumen mit leuchtend weißen, blauen oder gelben Tuschen anstreichen? Ferner haben sie die Fähigkeit, sich zu verständigen. Hat erst eine Biene eine vergessene Wabe im Bienenschuppen entdeckt, so dauert es nicht sehr lange, und es stellt sich ihr ganzes Volk ein. Man braucht nur auf einem mit Honig bestrichenen Stäbchen einige Bienen aus einem Volk an einen Platz zu tragen, den man ihnen zeigen will, z. B. zu einer Tränke, so ist er bald von ganzen Scharen umschwärmt, solange noch etwas zu haben ist und hinterher auch noch. Oder: man ärgere die paar Bienen, die vor dem Flugloch auf Posten stehen, in wenigen Augenblicken werden Massen von streitbaren Helfern ihnen zur Seite stehen.

      Das meiste im geistigen Leben der Bienen mag ja wohl auf Instinkt zurückzuführen sein, aber dagegen, dass die Bienen »Reflexmaschinen« sind, müssen wir uns verwahren.

      Leider müssen wir bei der Naturgeschichte der Bienen auch von Bienenkrankheiten sprechen.

      Die Wissenschaft hat sich der Not der Bienen angenommen und forscht eifrig nach Wesen und Ursache und Bekämpfung der Krankheiten. Nur in wenigen Stücken aber erst sind fertige Erfolge erzielt.

      Der Würgengel, der früher in manchen Jahren die Bienen mancher Gegenden fast völlig hingemordet hat, ist ja seines Schwertes beraubt: die Bienenruhr.

      Wir müssen zwei Arten unterscheiden: die Angstruhr und die eigentliche Ruhr. Die erste entsteht durch Beunruhigung, die andere , durch falsches Futter. Dass Zuckerwasser ein Hilfsmittel dagegen ist, ist schon an anderer Stelle ausgeführt. Jedenfalls sind aber Bakterien hier auch noch mit im Spiele.

      Prof· Zander hat einen Schmarotzer entdeckt und Dr. Maaßen vom Kaiserlich Biologischen Institut in Dahlem hat ihn zuerst beschrieben, die Nosema apis, der bei ruhrkranken Völkern massenhaft gefunden ist. Dieser Schmarotzer lebt im Verdauungsapparat; er ist so verbreitet, dass die Behauptung aufgestellt wird: kein Stand ohne Nosema. Es ist auch möglich, dass die Maikrankheit mit der Nosema zusammenhängt. Die Bienen, die von dieser Krankheit befallen sind, fallen matt aus dem Volk und laufen mit geschwollenem Hinterleib im Sande umher — daher auch der Name Sandläuferkrankheit —, weil sie sich nicht mehr aufschwingen können. Sicherlich aber hängt diese Krankheit mit dem Genuss von großen Mengen Pollen zusammen.

      Eine mit Recht sehr gefürchtete Seuche ist die Faulbrut. Unter ihr fasst man eine Anzahl von Krankheiten zusammen, die die Bienenbrut befallen und ansteckend sind. Da diese Seuche heimlich ihr unheimliches Wesen treibt, muss jeder Imker immer auf sie gefasst sein und sie kennen.

      Als Erreger der Faulbrut kommen nach den Forschungen von Dr. Maaßen, der auf diesem Gebiete in Deutschland der bedeutendste Kenner ist, drei Kleinwesen in Betracht: Bacillus alvei, Streptococcus apis und Bacillus Brandenburgiensis. Ein amerikanischer Forscher will nur den letztgenannten Bazillus gelten lassen und stellt dazu einen neuentdeckten Bacillus pluton. Mag dem sein, wie es wolle, die Sache selbst ist leider nur zu klar.

      Sobald die Made von der Krankheit befallen ist, verändert sie sich zunächst kaum wahrnehmbar. Bald aber stirbt sie und geht in Fäulnis über. Darin liegt das Kennzeichen der Faulbrut.

      Maaßen unterscheidet die drei Arten: Brutfäule, Brutpest und Brutseuche. In Deutschland kommt die letzte Art am meisten vor. Sie wird von dem bösartigen, langlebigen Bac. Brandbg. erzeugt.

      Brutfäule und Brutpest treten meist vereint auf, sie haben die beiden andern Krankheitserreger zur Ursache Diese Mischkrankheit befällt die offene Brut und bringt sie zum Absterben Die Maden werden graugelb und fallen zu einer kotigen, ekelhaft nach saurem Kleister und Schweiß riechenden Masse zusammen. Sie tritt meist in der Hauptentwickelung des Volkes ein. Da sie zuerst nur einzelne Zellen befällt, so entstehen zwischen der übrigen verdeckelten Brut Lücken. Die Bienen werfen die toten Reste heraus. Man findet sie als klebrige Krümel auf dem Bodenbrett. Das Volk kommt trotz guter Tracht nicht recht voran. — Der Imker muss gut in solchem Falle aufpassen.

      Die Brutseuche bringt erst die verdeckelten Maden zum Absterben. Die Zellendeckel fallen ein und bekommen ein Loch, als wäre mit einer Nadel eingestochen. Also hier bleiben verdeckelte Zellen zwischen der übrigen ausgelaufenen Brut stehen. Öffnet man den Deckel, so findet man darinnen nichts mehr, was an die Gestalt der Made erinnert. Eine formlose Masse ist als Faulbrutschorf in der Unterhälfte der Zelle eingetrocknet. Fährt man mit einem Streichholz hinein, so zieht sich ein schleimiger Faden heraus. Der Geruch erinnert schwach an faulen Leim und ist nicht stark. Die Bienen wagen sich an die verseuchten Zellen nicht heran. Wenn nicht früher, so muss im Herbst der Imker an den stehen gebliebenen verdeckelten Zellen die Seuche erkennen.

      Der Anfänger und auch der Altimker sollten keine Heilversuche machen. Ist die Krankheit erkannt, so tut man sich und anderen Imkern den größten Dienst, wenn man das ganze Innengut des Volkes mit den Bienen, und falls es sich um Strohwohnungen handelt mitsamt der Wohnung verbrennt. Kastenwohnungen werden mit kochender Sodalösung ausgewaschen und mit einer Lötlampe in allen Teilen ausgebrannt. Was mit dem Volk in Berührung kam, Geräte, Gewänder und der Imker selbst, wird gehörig desinfiziert; die Umgebung wird umgegraben und mit Kalkmilch begossen Die Kaiserlich Biologische Anstalt in Dahlem bei Berlin gibt in zweifelhaften Fällen Auskunft, ob wirklich Faulbrut vorliegt oder nicht. In einigen Provinzen haben die Landwirtschaftskammern ihren bakteriologischen Instituten diese Untersuchungen übertragen. Man sendet eine ganze verdächtige Wabe mit einer Handvoll lebender Bienen ein.

      Außer der bösartigen Faulbrut gibt es noch eine seltenere, die Steinbrut, durch die die Maden mumifiziert und verhärtet werden. Wenn Brut verkältet und abstirbt, kann sie auch anfangen zu faulen. Sie behält dann aber ihre Form und verfällt nicht, wie bei der ansteckenden Faulbrut Da sie aber den Ansteckungskeimen einen guten Angriffspunkt bietet, muss man sich vor ihr auch hüten und die Bienen stets warm halten.

      Gute Pflege der Bienen und sorgsame Sauberkeit sind der beste Schutz gegen Krankheiten.

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