Melanie Weber-Tilse

Kill den Drill: Welcome to Arizona


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ins Gesicht zog. Langsam drehte sie sich zu mir um.

      »Ja?«

      »Wenn du der Meinung bist, dass das hier«, nun ließ ich auch meinen Kopf einen Kreis beschreiben, der erst auf sie, dann auf mich deutete, »keine gute Gelegenheit ist, dann zieh morgen ein Höschen an.«

      Was bitteschön, hatte mich nur geritten, ihm nachzufahren? War es etwa, weil er mich mir nichts, dir nichts, auf dem Hof hatte stehen lassen? Nachdem ich mich hinter das Lenkrad meiner Corvette geschoben hatte und den Weg zum Stützpunkt zurückfuhr, musste ich mir eingestehen, dass mich dieser arrogante Kerl heißgemacht hatte.

      Ich arbeitete seit mehr als sechs Jahren an der Seite von männlichen Piloten. Viele von ihnen waren von sich eingenommen, wie ein Ölscheich, der Präsident der Vereinigten Staaten und Hugh Hefner gleichermaßen zusammen. Ich kannte das und bisher war ich bei keinem von ihnen auf die Annäherungsversuche eingegangen.

      Aber dieser Jack war anders. Lag es daran, dass er geheime Jets und Waffensysteme testen durfte, oder konnte es wirklich sein, dass mich dieses Tussigehabe mehr beeinflusste, als mir lieb war? Es hatte eben an der Hauswand nicht viel gefehlt und ich hätte mich mit ins Innere ziehen lassen.

      Was aber, wenn er der Maulwurf war und ich mit ihm ins Bett ging? Hm, wobei … einerseits, wenn er es war, würde ich näher an ihn herankommen. Soweit ich heute mitbekommen hatte, war er einer von denen, die am meisten testen durften und so an viele geheime Informationen kam. Und andererseits, wenn er es nicht war, konnte ich mit ihm meinen Spaß haben, ohne schlechtes Gewissen.

      In meinem kleinen Häuschen musste ich erst einmal eiskalt duschen, denn der Pilot hatte mich wirklich verdammt heiß und feucht gemacht.

      In ein Handtuch gewickelt und mit einem Glas Rotwein in der Hand … okay, ich musste zugeben, das Frausein schlug gewaltig durch, denn normalerweise trank ich Bier und keinen verdammten Wein … stand ich am Terrassenpfeiler und genoss den lauen Abendwind.

      Genervt verdrehte ich die Augen, als mein Handy von drinnen mir unablässig Top Gun Anthem abspielte. Ich liebte den Film, ich liebte das Lied, aber ich hasste gerade den Anrufer, der mich nach drinnen scheuchte.

      Die Anrufer-ID ließ mich das Gespräch seufzend annehmen. »Dad!«

      »Guten Abend, Arizona«, erklang seine gut gelaunte Stimme. »Ich habe vorhin mit Braxton telefoniert und er hat dich in den höchsten Tönen gelobt.«

      Logisch, der hatte auch nicht mitbekommen, dass ich kein Höschen trug und allen Männern auf dem Stützpunkt den Kopf verdrehte. »Das hatte nicht Zeit bis morgen?«

      »Darf ein Vater, seine Tochter nicht anrufen?« Klang er etwa beleidigt?

      »Dad, du rufst mich nie einfach mal so an. Es hat immer einen Grund«, seufzte ich. »Gibs zu. Du hattest Angst, dass ich es versaue.«

      »Arizona«, brummte er. »Natürlich hatte ich keine Angst. Aber ich war mir nicht sicher, ob du dem wirklich gewachsen bist.«

      »General«, knurrte ich »Ich fliege normalerweise Kampfjets, habe mich bei der Ausbildung gegen einige der besten Männer behauptet, aber wenn ich einen kleinen Sekretärinnenjob annehme, dann denkst du tatsächlich, dass ich dem nicht gewachsen bin?«

      »Du hattest beim letzten Gespräch deutlich gemacht, dass dir … nun die Sache als Frau … nicht so liegt.«

      Ich schloss kurz die Augen und nahm einen großen Schluck von meinem Wein. »Nur weil ich nicht wie eine Tussi rumlaufe, heißt es nicht, dass ich nicht mitbekommen habe, dass ich eine Frau bin. Und Dad … schick mich in die nächste Luftschlacht, aber unterhalte dich nie wieder mit mir über so einen Mist«, brummte ich.

      Husten am anderen Ende der Leitung. Der knallharte General war wohl gerade mit seinem kleinen Töchterchen überfordert, was mich milder stimmte und ein Grinsen auf mein Gesicht zauberte.

      »Nun gut. Ich gehe nicht davon aus, dass du am ersten Tag schon etwas herausgefunden hast?«, lenkte er schnell das Gespräch in andere Bahnen.

      »Nein, noch nicht. Morgen werde ich Zugriff auf alle Personalakten erhalten und mich ein wenig umschauen. Heute wurde mir von Major Jack Torres ein Teil des Geländes gezeigt, aber noch nicht alles.«

      »Jack Torres, sagst du?«

      Irrte ich mich, oder klang mein Vater gerade aufgeregt?

      »Ja, Torres. Er ist Pilot. Braxton scheint große Stücke auf ihn zu halten.«

      »Hm«, brummte er, was mir die feinen Härchen im Nacken aufstellen ließ.

      »Spucks aus, General.«

      »Nun ja, die Akte ist an sich unter Verschluss, aber ich denke, dass die Information für dich relevant sein dürfte.«

      Boah, jetzt machte er mich aber neugierig! Hatte Jack etwas zu verbergen? »Nun erzähl schon. Wenn ich hier meinen Kopf hinhalten muss, dann raus mit den prekären Details!«

      »Langsam Tochter. Sei froh, dass ich dir darüber überhaupt etwas erzähle.« Er räusperte sich. »Ich kannte Jacks Vater. Er war wirklich einer der besten Kampfflieger seinerzeit. Und ich kannte keinen, der seine Maschinen vor Antritt eines Fluges genauestens unter die Lupe nahm, wie er. Umso erstaunlicher war es, als er bei einem Routineflug abstürzte und tödlich verunglückte.«

      »Wie konnte das passieren? Immerhin bin ich auch schon mehr als einmal, aus einer Maschine ausgestiegen und hab es überlebt.«

      »Seine Maschine hatte eine komplette Fehlfunktion. Sie ließ sich nicht mehr steuern und kurz, bevor der Funk abriss, teilte er mit, dass der Notausstieg nicht funktioniert. Er krachte mit dem Jet bei voller Geschwindigkeit in einen Berg. Es hat Wochen gedauert die Überreste seines Flugzeuges zu bergen. Seine Leiche, sollte davon noch etwas übrig gewesen sein, wurde nie gefunden … was nicht wirklich verwunderlich war.«

      Fuck!

      »Seither schaue ich mir immer wieder einmal die Entwicklung von Jack an. Wobei ich ihn die letzten Jahre aus den Augen verloren habe. Er hat mit Bravour die Flugschule gemeistert, war der Beste in seinem Jahrgang und ist verbissen hinterher, sich nach oben zu arbeiten…«

      »Möchtest du mir damit etwas sagen, Dad?«

      »Nein, nein. Was sollte er davon haben, wenn er Daten rausgibt? Das würde ihn nicht schneller auf seiner Laufbahn weiterbringen. Er verbeißt sich da eher ungesund in sein Ziel, die Spitze zu erreichen.«

      »Also schließt du ihn als Verdächtigen aus?«

      Ein leises Seufzen war zu hören. »Ich würde gerne. Wirklich. Seinem Vater zuliebe. Aber ich kann es nicht. Die Wahrscheinlichkeit ist sehr gering. Pass auf dich auf, Arizona und wenn etwas sein sollte, melde dich, oder wende dich an Braxton.«

      Das Gespräch ließ mich aufgewühlt zurück. Der Name Torres hätte mir von Anfang etwas sagen müssen. Seine Manöver waren legendär und wurden auch heute noch in der Ausbildung vorgeführt. Aber irgendwie hatte mich Jack abgelenkt. Und immerhin gab es den Namen nicht nur einmal. Allerdings war es ungesund für mich, weiter über den heißen Piloten nachzudenken. Denn je mehr ich an ihn dachte, desto sicherer war ich mir, dass ich in seinem Bett landen würde. Egal ob Maulwurf oder nicht, mein Körper hatte sofort auf ihn angesprochen.

      Nackt glitt ich unter das kühle Laken und musste mich schwer zusammenreißen, um meinem Körper nicht Abhilfe zu schaffen, der vor Erregung vibrierte, sondern in den Schlaf zu finden.

      ***

      Am nächsten Morgen stellte ich das einzig Gute an meiner Situation fest. Wenn ich schon als Sekretärin auftrat, blieb mir bei der Army erspart, mich mit der Kleiderauswahl herumzuschlagen. Es gab immer die dunkelblauen Röcke, helle Blusen und schwarze Schuhe. Wobei ich heute einen Rock wählte, der eine Nummer größer war. So nett sich die Enge angefühlt hatte, beim Laufen kaum voranzukommen, war ziemlich ungewohnt