Charles Keller

Böse Welt


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die hat aber anständig Haare auf den Zähnen!“

      „Einen durchgehenden Pelz ...., schätz ich mal!“, übertrieb es Alfred keineswegs.

      Obgleich man doch sagen musste, dass die Entrückte sich bislang eher durch ein besonnenes, mitunter vielleicht etwas zu resolutes, aber stets redlich bemühtes Wesen ausgezeichnet hatte.

      Und genau so wirkte sie auch wieder, als sie gegen Ende ihrer Schicht noch einmal kurz den Kopf hereinstreckte.

      „Da fällt mir ein – tut mir Leid, hab ich vergessen! – sie haben gleich morgen früh zwei Termine – CT und Endo, glaub ich. Wenn da alles in Ordnung ist, dürfen sie vielleicht – möglicherweise – den Tag drauf ....! Gute Nacht!“

      Mit dem Gefühl, dass sich die Sache danach aber auch gewiss erledigt haben sollte, verzichtete Gregor gerne aufs Frühstück.

      Ein herzhaftes Lachen nur entlockte ihm das alsbald vermeldete Kuriosum der ganz, ganz zufälligen Zeitgleichheit beider Untersuchungen. .... sicher Jahrzehnte nicht mehr vorgekommen!

      Man entschied sich so einhellig wie zackig für die Röhre – bestimmt aus Kostengründen. Der mit dem Schlauch wurde auf später vertröstet.

      Zu seinem Leidwesen bekam er für die Endoskopie erst gegen Mittag einen neuen Termin, sodass er den aufkommenden Kohldampf nach der CT mit etlichen Zigaretten besänftigen musste. Dafür fiel es ihm umso leichter, auf die Narkose zu verzichten und wachen Auges tatkräftig mitzuhelfen, anstatt einer Mahlzeit diese einäugige Gummischlange zu fressen.

      Ein cineastisch-unterhaltsamer Genuss war es sicher nicht, aber interessant allemal, die Reise durch die Speiseröhre in den längst arbeitslosen Verdauungstrakt mitzuverfolgen und den positiv-heiteren Kommentaren des Arztes zu lauschen.

      „Tja, wie gesagt, im Großen und Ganzen .... alles in bester Ordnung – ein paar unerhebliche Krampfäderchen hier und da, aber sonst ....! – Dennoch frage ich mich – weshalb sind sie denn so anämisch?“

      „Ich??? Anämisch?? Jetzt dreh ich aber gleich durch!!!“

      Für einen roten Schädel der Erregung reichte es tatsächlich nicht bei Gregor, obgleich sich der durchaus so anfühlte. Mit einer Hand riss er sich Hose mitsamt Unterhose runter bis über die Knie, mit der anderen das Shirt hoch bis zu den Brustwarzen.

      „Hier! Reicht ihnen das als Erklärung, oder muss ich’s noch erklären?“

      Gregor kochte – weil ja weniger Flüssigkeit bekanntermaßen gleich viel schneller zum Kochen zu bringen ist.

      „Ein klitzekleiner Blick ins Krankenblatt hätte vielleicht ....!“, beschloss er – bereits wieder ruhiger werdend – den verbalen Part seines Ausbruchs.

      Einen schamroten Kopf hatte jetzt der höchst perplexe Endoskop. Sekundenlang starrte der auf die abgängigen, im Gewebe zwischengelagerten cirka anderthalb Liter Lebenssaft, welche eben ansatzweise damit begannen, die allseits bekannten hämatomisch-quietschbunten Farbspiele zu entwickeln. Eine ungeheuere Entschuldigungsorgie, wie er sie gernstens aus anderem Munde gehört hätte, brach über den armen Blutarmen herein und sorgte zwangsläufig für einige Minuten kostensprengender Verzögerung im klinisch-organisatorischen Ablauf.

      Wie ein nach Jahren der Folterhaft entlassener Strafgefangener fühlte er sich, als er am nächsten Morgen in Richtung Heimat davonbrauste – und nicht nur der immensen Schmerzen wegen, die er bei jedem Schaltvorgang verspürte. Zum Spaß hatte er sogar einen gnitzen Blick auf sein KFZ-Kennzeichen geworfen gehabt – sich gefragt, ob’s denn überhaupt noch TÜV habe, sein treues Wägelchen – und ob’s wohl noch auf Anhieb anspringe – nach soooo langer Zeit.

      Engagiert, wenn nicht gar euphorisch, ging Gregor zu Werke in Sachen Rehabilitation – humpelte stundenlang durch den Wald, fuhr mehr mit dem Rad als mit dem Auto, gab selbst das Rauchen auf. Aber nichts – nichts tat sich, nichts wurde besser – nicht einmal annähernd der präoperative Zustand mit dem vergleichsweise mickrigen Wehwehchen im Fuß war mehr zu erlangen. Vielleicht nicht ganz nahtlos, aber wenig überraschend reihte sich dieser unerquickliche Umstand an die exorbitant danebengegangenen Maßnahmen unserer sündteueren, leider oft nur mit der akademisch-großen Schnauze alles könnenden Hochleistungsmedizin.

      Das Arbeiten – trotz zweimonatiger, vom Arbeitgeber gern genommener, kassenfinanzierter Wiedereingliederung – wurde mehr und mehr zur Tortur.

      „Wie kommen sie denn so zurecht?“

      Irgendwann während seiner beeindruckend gewissenhaften Untersuchungen kam sie immer, diese stereotype, unverkennbar korpsgeistig-scheinheilige Frage des mit der Nachsorge beauftragten Angiologen.

      „Ach – wenn ich mich nicht bewege, geht’s ganz gut!“

      Und das hatte Gregor ja auch schon bald nicht mehr müssen – sich bewegen. Entgegen aller vorangegangenen Beteuerungen war er nach zwei befristeten Arbeitsverträgen nämlich doch nicht übernommen worden. Selbstredend aus allerlei anderen Gründen – bloß nicht dem einen!

      Nun frönt er seit einiger Zeit wieder genüsslich seinem einzigen Laster mit dem gruseligen Namen "Schwarzer Krauser No 1" und hält sich die Qualen mit viel Nichtstun vom Leib. Dennoch ergötzt er sich noch an vielem – insbesondere der Vorfreude über all die Geschichten, die sich diesbezüglich – mit hundertprozentiger Sicherheit! – in naher wie ferner Zukunft zahlreich anbieten sollten.

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