Celine Ziegler

Violet Socks


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immer so schrecklich", sagt Charly, während sie sich die wabbeligen Pommes der Cafeteria in den Mund schiebt. „Außerdem waren Discos noch nie unser Ding."

      „Aber diesmal soll ein echt guter DJ da sein", versucht Hardy, sie zu überreden. „DJ Mäh."

      Benja hebt skeptisch eine Braue. „DJ was zur Hölle?"

      „Es könnte auch DJ Muh sein", sagt Charly wieder. „Ich werde nicht gehen. Zu so doofen Discos könnt ihr alleine gehen."

      MOM

      Ich habe schon alles vorbereitet. Es wird gut schmecken, versprochen. Also eine oder zwei? Deine

       Mutter.

      „Ich finde, wir könnten dort mal hingehen", sagt nun Carla, während sie sich ihre schwarzen Haare zu einem Zopf bindet. „Wir sind immer auf irgendwelchen Partys, eine Disco wäre mal was anderes."

      „Eben", meint Hardy. „Und wenn es euch nicht gefällt, können wir auch zu mir. Ich habe sturmfrei."

      Ich antworte meiner Mom:

      Es wird gut schmecken - das hast du bei den letzten hundert Versuchen auch gesagt. Rosy wird

      noch eine Lebensmittelvergiftung von deinem Jamie Oliver Essen bekommen. Willst du das?

      „Du hast sowieso immer was zu meckern", sagt Benja zu Charly. „Diesmal passt du dich uns an und nicht andersrum, du Diva."

      Charly verdreht die Augen. „Ich wette, wir werden nicht länger als zwölf Uhr dort sein. Das lohnt sich nicht, denn im Nachhinein sind Klubs immer ätzend."

      Ich klinke mich in die Konversation ein, während ich die nächste Nachricht von Mom lese. „Jetzt stell dich mal nicht so an. Das ist nur ein Abend."

      „Ein Abend, der meine kostbare Zeit verschwenden könnte."

      MOM

       Violet, ich diskutiere nicht schon wieder mit dir. Ein oder zwei Pizzen? Ich will eine klare Antwort oder

      ich mache direkt drei, damit wir morgen noch etwas davon essen können. Deine Mutter!

      „Man, Mom", meckere ich leise vor mich hin, derweil ich meine Antwort eintippe.

      Du willst also wirklich, dass Rosy irgendwann an einer Lebensmittelvergiftung krepiert. Ist akzeptiert. Sie stört sowieso unser geselliges Familienleben. Mach eine Pizza, das sollte reichen, um das Gift in ihrem Körper zu verteilen. Übrigens musst du nicht immer schreiben, dass du meine Mutter bist. Ich weiß, dass du meine Mutter bist. Deine Tochter

      „Hast du mich gerade Mom genannt?", fragt mich Charly empört.

      Ich sehe durcheinander von meinem Handy zu ihr und dann wieder zu meinem Handy. „Nein, ich habe nur – also – egal." Ich lege mein Handy weg. „Also gehen wir nun dieses Wochenende ins Red Flags oder nicht?"

      Benja nickt. „Jap. Charlys Meinung zählt mittwochs nicht."

      Wiederholt rollt Charly die Augen.

      Ich will gerade etwas sagen, doch eine samtig weiche, zum dahinschmelzende Stimme taucht hinter mir auf und nimmt meine komplette Aufmerksamkeit ein.

      „Violet."

      Der ganze Tisch schweigt und alle sehen hinter mich, wo wahrscheinlich der hübscheste Junge der Schule steht.

      Ich drehe mich mit wild klopfendem Herzen zu ihm um und blicke direkt in seine nussbraunen Teddybäraugen, die einem Fels in der Brandung gleichen. Gemischt mit seinem goldenen Haar wirkt er wie ein Prinz. Nein, wie ein König! Ein wunderschöner König, der bereit ist, mich durch Tal und Schlucht zu führen, um mich vor den bösen Drachen zu retten.

      Sein Lächeln ist so rein und seine vollen Lippen so perfekt geformt, dass ich mich beherrschen muss, meinen Mund nicht direkt auf seinen zu pressen. Ich liebe es, wie perfekt seine Nase ist, und ich liebe sogar sein kleines Muttermal über der rechten Augenbraue.

      Ich kann ihn sogar riechen.

      Er riecht nach Mann. Nach echtem Mann.

      Und ich stehe voll drauf.

      „Violet!", zischt Charly mir zu, die mir auf den Oberarm haut.

      Ich wache aus meiner Starre auf, in der ich mit Sicherheit schon begonnen habe, zu sabbern, während ich Brandon von hier unten betrachtet habe.

      Brandon lacht sanft auf, als ich rot anlaufe und mich sofort gerade hinsetze.

      „Ä-Ähm", stottere ich nervös und wische meine schwitzigen Hände an dem Saum meines Rocks ab. „Hi Brandon. Was gibt's?" Ich klinge lockerer, als ich dachte. Der Schauspielunterricht im Theaterkurs bringt es also doch.

      Brandon lächelt wieder und steckt seine Hände in die Taschen seiner Jeans, sodass nur seine Daumen rausgucken. Es sieht so verdammt maskulin und heiß aus, ich will ihn ablecken. „Ich wollte wissen, ob du am Freitag zu DJ Mäh ins Red Flags gehst", fragt er mich.

      Ich schwöre, mein Herz hört für eine Sekunde auf zu schlagen. Oder vielleicht doch für zwei Sekunden.

      Fragt mich Brandon aka Brandon Adonisprachtkörper mit den Adonishaaren tatsächlich nach einem Date?

      Oder Moment mal. Er hat mich doch nur gefragt, ob ich am Freitag ins Red Flags gehe, und nicht, ob ich mit ihm dort hingehe. Verdammt, ich wusste, ich mache mir viel zu viele Gedanken. Sogar gerade jetzt mache ich mir viel zu viele Gedanken.

      Mit kratziger nervöser Stimme antworte ich: „J-Ja. Warum?"

      Wie kann ein Kerl nur so schön sein wie er? Ich will, dass er mich hier und jetzt auf dem Tisch nimmt.

      Ich halte den Atem von meinen eigenen Gedanken an. Was, zur Hölle, denke ich hier?

      Brandon steht noch immer lässig vor mir und ist das komplette Gegenteil von mir. Wenn er nur wüsste, was ich denke und wie er mich zum Schwitzen bringt. „Cool", sagt er. „Ich auch. Hast du Bock, mit mir gemeinsam dort hinzugehen? Ich bekomme freien Eintritt, weil mein Cousin Barkeeper ist."

      Wenn ich könnte und es nicht unpassend wäre, würde ich meinem Körper erlauben, das Bewusstsein zu verlieren und geradewegs von der Bank nach hinten zu kippen.

      Er fragt mich tatsächlich nach einem Date. Brandon. Brandon fragt mich einem ... Oh, Gott, gleich kippe ich wirklich weg.

      Weil ich mal wieder wie eingefroren bin und ihn nur verdutzt anstarre, antwortet Benja für mich: „Ja, sie geht gerne mit dir dorthin!" Er sieht mich mahnend an. „Nicht wahr, Violet?"

      Brandon sieht von Benja zu mir und scheint gar nicht zu verstehen, warum ich nicht selbst antworten kann, aber wenn er nur in meinem Körper stecken würde, wüsste er es so was von. Von mir aus kann er gerne in meinem Körper stecken.

      Um Himmels willen. Östrogene, hallo!

      „Okay?", sagt Brandon etwas verwirrt über mein Verhalten. „Dann, äh, okay, cool. Ich hole dich um acht Uhr ab, wenn dir das passt."

      Ich nicke langsam, weil meine Kehle noch immer zugeschnürt ist.

       Bitte steck in meinem Körper, Brandon.

      Brandon lächelt mir ein letztes Mal zu, was mich zum Schlucken bringt. „Dann bis dann."

      Wir alle sehen ihm hinterher, als wäre er eine Gottheit. Oh, stimmt ja, er ist ja eine Gottheit. Gott der Liebe. Nein, Gott der Verführung. Oder nein! Gott der Geilheit.

      „Was war das denn?", unterbricht Carla zuerst die Stille und ich beobachte, wie Brandon sich wieder an den Tisch setzt, an dem er mit seinen Freunden sitzt. Ich kann sogar Harry irgendwo dazwischen erkennen.

      „Ich glaube, Brandon aka Sexgott hat Vy gerade nach einem Date gefragt", sagt Charly mindestens genauso überfordert mit der Situation wie ich.

      Carla kichert. „Wahrscheinlich wollte er nach dem Englischkurs unbedingt mal seinen heimlichen Stalker kennenlernen."

      Ich