Ana Catarina Lopes

Wenn die Nacht wach ist


Скачать книгу

jetzt.

      Als er mich erblickt, fangen seine Augen an zu leuchten.

      

Kapitel 5

      Was bin ich?

      Simonius schaut Mandy an, so als sei er sich nicht ganz sicher, ob er seinen Augen trauen dürfe. Immerhin besteht die Möglichkeit, dass er sich irrt, und er wollte sich nicht zu früh freuen, um anschließend wieder traurig zu sein, dass seine Herrin immer noch nicht zurück war, auch wenn man ihm ganz kurz vorher mitgeteilt hatte, dass sie heute erscheinen werde. Es waren bereits mehrere Jahrzehnte vergangen, als er seine Herrin, die Burgherrin und Seherin zum letzten Mal gesehen hatte. Doch als er Mandy ansieht, muss er sich eingestehen, dass sie genauso aussieht wie am Tag ihres Verschwindens. Er wusste, dass sie eines Tages wieder zurückkommen würde, und der Nachtschatten hatte ihn bereits vorgewarnt, dass sie möglicherweise heute wieder auftauchen würde, aber so recht glauben wollte er es nicht. Doch nun steht sie vor ihm. Wahrhaftig. Vor langer Zeit war sie auch wegen eines Nachtschattens verschwunden und nicht wieder aufgetaucht. Das nun ausgerechnet ein Nachtschatten dafür sorgen sollte, dass seine Herrin zurückkehrte. Daran hatte er nie gedacht. Er wusste um des Schicksals Willen und seine Windungen, aber ihm war nicht bekannt, wie es sich auf das Leben seiner Herrin auswirkte. Er ist einfach nur glücklich sie wieder bei sich zu haben. Sie würde nun wieder ihren rechtmäßigen Platz einnehmen. Das war auch dringend notwendig, denn ihre Vertretung war nicht halb so gut wie sie selbst. Am liebsten würde er sie umarmen, aber das wäre nicht standesgemäß und ein Grinsen musste er auf ein leichtes Lächeln verkneifen, aber gegen seine Augen konnte er nichts tun. Sie würden also vor tiefster Freude über das Wiedersehen leuchten. Er streckte seinen Rücken gerader, nickte einmal in ihre Richtung und verbeugt sich anschließend tief vor ihr. >> Meine Herrin! Lady Mandy! Ihr seid es wirklich! Endlich seid ihr heimgekehrt! <<

      Mandy hatte keine Ahnung, was da vor ihr geschah. Selbst Lessa scheint über Simonius Verhalten verblüfft zu sein, doch auch sie kniet sich anschließend vor ihr nieder.

      Mandys Erinnerung ist noch blass, doch so langsam kristallisierte sich das Gesicht des älteren Mannes in Lederhosen und einem weißen Hemd vor ihr in ihrer Erinnerung. Ein Name schlich sich in ihr Bewusstsein und nun weiß sie, wie er heißt.

      >>Simonius? Seid Ihr das? << Ihre Stimme verdeutlichte ihre Unsicherheit. Simonius erhebt sich daraufhin wie auch alle andere im Hof mit ihm. Er runzelt die Stirn und scheint ein wenig verwirrt zu sein, was sich anschließend auch in seiner Stimme wieder zeigt. >>Herrin, erinnert Ihr euch an mich? << Das Leuchten seiner Augen dämpft sich ein wenig, während Mandy die Stirn runzelt. >>So langsam kommen die Erinnerungen zurück, aber ich weiß noch nicht alles. Lessa hier << Mandy zeigte auf Lessa. >> hat mir so einiges vor dem Eingang erzählt und dabei kamen mir einzelne Erinnerungsfetzen zu Bewusstsein. <<

      Mandy kam Simonius näher und umarmte den alten Herrn. Nun wusste sie, dass er sich in ihrer Abwesenheit um die Burg gekümmert hatte. Das durfte keine leichte Aufgabe für ihn gewesen sein. Sich um die Bedürfnisse aller Wesen zu kümmern, damit ein jeder ein Stimmrecht hatte war nicht leicht und bedankt sich bei ihm. >>Danke für alles was du getan hast. Du warst mir immer eine gute Hilfe und ein guter Freund gewesen und bist es immer noch, auch wenn ich sehr lange weg gewesen bin. <<

      Er schüttelt den Kopf und legt ergriffen eine Hand auf seine Brust. >>Ach Herrin. << Mandy lächelt ihn an und drückt eine seiner Schultern. >>Nenn mich Mandy! Und nur Mandy! Die Zeiten haben sich dort draußen verändert und wir sollten mit der Zeit gehen. << Sie blickt sich voller Tatendrang in der Burg um und legt anschließend ihren Kopf schräg und presst ihre Lippen zusammen. >>Hier gibt es noch keine Elektrizität! Wir müssen etwas unternehmen. Die Zeit, sie läuft so schnell, dass wir es gar nicht bemerken. <<

      >>Doch Herrin <<, fängt Simonius an, doch mit einem Blick von Mandy schüttelt er sich und führt fort. >>Mandy. Es kommt mir so komisch vor Euren Namen so auszusprechen. Wir können nicht alle Gebäude der Burg mit Elektrizität versorgen, da sonst die Gespenster ausziehen werden. Wir benötigen auch ihr Einverständnis. Sie …<<

      >>Gut Simonius, ich verstehe dich doch. Ich wollte es nur angemerkt haben. << Sie schenkte ihm ein breites Lächeln und geht weiter in den Burghof hinein, damit sie auch in den Hauptwohnturm gelangen zu können, nur befindet sich vor dem Eingang zum Hauptwohnturm eine Überraschung für Mandy, die sie so nicht erwartet hätte. Es ist eine Überraschung in Form einer Person. Einer Person, die sie so niemals in der Schattenwelt erwarten würde, denn sie bleibt erschrocken stehen und starrt ihn an.

      Als Simonius das bemerkt, erklärt dieser hinter ihr weniger begeistert über die Überraschung.>>Ach ich vergaß euch zu sagen, dass ein Nachtschatten vor euch hier auftauchte und mich in Kenntnis darüber setzte, dass ihr wieder da seid. Vor langer Zeit wart ihr mit ihm verschwunden, um mit eurer Gattung zu streiten und seid nicht zurückgekommen. <<

      Sie kann den Blick nicht von ihm abwenden.>> Wo ist dieser Nachtschatten? << Sie will nur sichergehen, dass sie nichts falsch verstanden hat, denn wenn er ein Nachtschatten ist, dann musste er ihr einiges mehr erklären als sein Aufenthalt auf der Schattenwelt.

      Nachtschatten ist der allgemeine Begriff für alle Wesen der Nacht und da gibt es einige. Mit der Zeit erinnerte sie sich mehr und mehr an die Zeit als Herrin und Seherin des Konsulats und auch an ihre Aufgaben, die nun vor ihr liegen.

      Simonius ist ein wenig irritiert, so als müsste sie das doch wissen und zeigt auf ihn.>>Ihr seht ihn Euch doch an. Er steht vor dem Eingang zum Hauptwohnturm, lehnt doch an der Steinmauer des Hauptwohnturms. Seht Ihr ihn denn nicht. << Dabei runzelt er die Stirn als müsste das mehr als eindeutig sein.

      Mandy sieht sich noch einmal um, aber da war nur Jay. Nur Jay lehnte an der Mauer des Hauptwohnturms.

      Jay!

      Mandy

      Jay!

      Kann Jay tatsächlich ein Nachtschatten sein?

      Er ist doch der Einzige, der lässig vor dieser Mauer des Hauptwohnturms lehnt. Seine dunkelblonden Strähnen liegen wie immer zerzaust auf seinem Gesicht und lassen seine blauen Augen schelmisch durchblitzen. Einzig anders ist die Kleidung. Ich habe Jay noch nie in Lederkluft gesehen. Er trägt dunkelbraune Lederhosen und Schuhe und darüber ein weißes Hemd, welches vorne mit zwei Kordeln nachlässig geschlossen wurde.

      Ich bin mir nicht sicher, ob ich tatsächlich richtig sehe. Ich bemerke auch am Rande meines Bewusstseins, dass Simonius weiter plappert und es ist mir auch ziemlich egal, was er noch zu sagen hat, da ich erst verdauen muss, was ich da gerade erfahren habe.

      Ein Nachtschatten. JA! Es macht irgendwie Sinn, dass er ein Nachschatten sein kann. Ein Nachtschatten kann Vieles sein. Es ist immerhin der allgemeine Begriff, den jeder benutzt, damit sich kein Wesen der Nacht benachteiligt fühlt. Zumindest wird es hier auf der Burg so gehandhabt. Vor langer Zeit hatte es deswegen Krieg gegeben, weil das Hexenrat nicht akzeptieren wollte, dass eine der ihren sich ihnen entgegenstellte, indem sie sich allen Wesen verpflichtet fühlte und nicht nur ihrer Gattung. Damals war ich es gewesen, aber das war in einem anderen Leben gewesen. Diese Informationen kommen spärlich, aber kontinuierlich wie der stete Tropfen den Stein langsam aushöhlt. Ich darf nicht alles aus ihren vergangenen Leben wissen, sonst würde ich nicht mehr im jetzigen Leben und es wäre zu gefährlich für alle. Daher sann ich auch nicht weiter über mein vergangenes Leben, sondern interessiere mich vielmehr dafür was Jay ist.

      Er ist stattlich gebaut, was bedeutet, dass er eines dieser Wesen sein musste, die viel Kraft besitzen. Es stand also bereits außer Betracht, dass er zu den Geistern gehörte, wobei diese wiederum zu einer Unterkategorie der Nachtschatten gehören. Dazu kommt, dass er viel in der Sonne viel unternimmt, aber bevorzugt im Universitätslabor zu sitzen. Also kann er kein Freiheitsliebender sein, so wie die Leoparden oder Werwölfe.