Wolfgang Klawuhn

Ein Lebenspuzzle


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sagen. Ich habe Unternehmensgründer erlebt, die nachdem das Büro angemietet und der Schreibtisch einen Platz gefunden hatte, sich erst einmal einen ausgiebigen Urlaub gönnten, ungelogen!

      Andere wiederum saßen erwartungsvoll hinter Ihrem Schreibtisch und warteten auf die Flut, auf die Flut der Aufträge und waren ganz verwundert, dass immer nur Ebbe war. Aber diejenigen, die mit „Herzblut“ bei der Sache waren und Chancen auch als solche zu nutzen wussten, die Anfängerfehler erkennen und überwinden konnten, die planvoll vorbereitet und dabei auch kreativ die Aufbauphase durchliefen, die haben es dann auch zunächst einmal geschafft.

      Je nachdem, mit mehr oder auch weniger Erfolg. Es wird immer Senkrechtstarter geben, aber Marathon ist eigentlich die geeignete Disziplin, um etwas dauerhaft, wie sagt man so schön, nachhaltig, auf die Beine zu stellen.

      Lassen Sie sich also nicht entmutigen, trainieren Sie Ihre Möglichkeiten und verfahren Sie nach dem Beispiel eines Topvertreters: Wenn dieser am Vordereingang abgewiesen wird, dann kommt er eben durch die Hintertür, über die Küche wieder rein.

      6. Die Konsolidierung (LJ29) (BJ06)Erfolgreiche Unternehmen wachsen überproportional stark. Wenn Sie also in den letzten 5 Jahren erfolgreich waren, dann gönnen Sie Ihrem Betrieb jetzt eine Pause. Damit ist aber jetzt nicht die Einstellung aller Aktivitäten gemeint. Konsolidierung oder Konsolidation ist aus dem Lateinischen abgeleitet und bedeutet Verfestigung oder Zusammenführung, im betriebswirtschaftlichen Sinn, auch Kostensenkung oder Schließung unprofitabler Bereiche. Wächst ein Unternehmen zu schnell, dann können Organisation oder Wirtschaftlichkeit oft nicht mithalten. Wenn die Mannschaft das Arbeitsvolumen nicht mehr schafft, dann werden eben noch zusätzliche Mitarbeiter eingestellt. Für Optimierungsüberlegungen bleibt da zunächst kaum Zeit. Das ist der Zeitpunkt der Wende. Sie haben inzwischen Mitarbeiter. Arbeitsteilung muss geordnet werden. Denken Sie jetzt über einen ordentlichen Stellvertreter nach. Wer könnte es sein, wer könnte es werden? Sie brauchen Entlastung und Sicherheit, Freiraum und Selbstfindung. Sie marschieren schließlich auf das verflixte siebente Jahr zu. Ihre Familie will Sie endlich wiederhaben. Sie stellen immer öfter die Sinnfrage und auch Artikel über Burnout lesen Sie aufmerksamer durch. Wenn Sie all dieses bemerken, dann ist Hopfen und Malz noch nicht verloren. Sie besitzen noch den notwendigen Anteil an Restsensibilität, um eine Wende auch selbständig einleiten zu können. Ganz anders der Typus des „Workaholics“. Der merkt gar nichts mehr. Er ist im Teufelskreis von Gewöhnung und Aktionssucht gefangen und wird ihm wohl auch nicht aus eigener Kraft entrinnen können. Sie aber gestalten noch und weil Ihr Betrieb jetzt bereits so groß ist, dass Sie nicht mehr alles alleine stemmen können, müssen Sie delegieren und konsolidieren. Darüber werden an anderer Stelle in diesem Buch Inhalte ausführlich behandelt. Eines aber müssen Sie wissen. Wenn Sie die ersten 5 Jahre erfolgreich bewältigen konnten, dann haben Sie auch Zeit zur Konsolidierung, denn Sie befinden sich auf einem Weg, der Sie möglicherweise über 25 Jahre lang in die Zukunft führt. Diese Erfahrung machen Senkrechtstarter selten, heben sie doch als Rakete ab und kehren nach kurzer Dauer als Sternschnuppe zurück. Immerhin, wenn Sie dann im Sternschnuppenregen stehen, dann sollten Sie sich schnell etwas wünschen und sie wissen ja, diese Wünsche gehen dann garantiert in Erfüllung. 7. Das gesteuerte Wachstum (LJ29) (BJ06)Unsere Gesellschaft glaubt an unendliches Wachstum. Entsprechend ist sie auch konzipiert und ausgerichtet. Nur Wenige kommen auf die Idee, dass das nicht gut gehen könnte. Indem der Verschuldungsgrad aller nationalen Volkswirtschaften und damit auch der Weltwirtschaft durch Wettbewerbs- und Anspruchsdenken von Jahr zu Jahr wächst (auch ein Wachstum), ist absolutes Wachstum nötig, um immer mehr durch immer mehr zu befriedigen. So lange Wachstum das Verhältnis von Verschuldung und Sozialprodukt in der Waage hält, beides wächst, aber das Verhältnis bleibt immer gleich, so lange wähnt man die Entwicklungen noch als beherrschbar. Ein Trugschluss, wie neueste Ereignisse innerhalb einiger europäischer Volkswirtschaften überdeutlich und schmerzhaft erkennen lassen. Inzwischen haben Volkswirtschaften eine Sensibilitätsgrenze erreicht, deren Überschreitung, z. B. durch sinkendes Wachstum, hohe Vermögenseinbußen auslöst und damit Angst und Misstrauen schürt. Wachstumsverluste entwickeln dann gleich doppelte Wirkung. Einerseits sinkenden Staatseinnahmen stehen andererseits steigende Kreditaufnahmen gegenüber. Die Schere klafft immer weiter auseinander. Der Effekt wird durch Spekulationen noch verstärkt. Wenn also Wachstum nicht mehr machbar ist, dann ist Konsolidierung angesagt. Aber konsolidieren Sie mal, wenn alle alles haben wollen und keiner womöglich verzichten will, oder wenn Verflechtungen, ähnlich wie beim Filz die Fasern, nicht mehr zu entflechten sind und nur noch als Ganzes eine Decke bilden, unter der Misstrauen, Besitzstandsdenken, Korruption und Seilschaften vortrefflich gedeihen und nicht zu vergessen, auch die Angst. Was aber Volkswirtschaften scheinbar nicht mehr bewältigen können, das können Sie in Ihrem Unternehmen durchaus bewirken. Entwickeln Sie 5-Jahrespläne. Berücksichtigen Sie bei den Planungen Kaufkraft- und Inflationseffekte, Preiserhöhungen und Kostensteigerungen. Überprüfen Sie Marktpräsenz, Geschäftsfelder und Sortimente, Ihre Serviceangebote und loten Sie Expansionsmöglichkeiten aus. Budgetieren Sie Produktions- und Absatzmengen und natürlich tun Sie das nicht ohne Wachstumseffekt. Aber eben gesteuert und nicht überzogen, denn Sie befinden sich auf einer Langstrecke. Ungeregeltes, überstarkes Wachstum, das haben Sie in den letzten 5 Jahren ja nun wirklich hinter sich gebracht. Planen Sie Wachstum ein, zwischen ein bis 5%, das wäre schon stark. Erst unerwartete Einflüsse machen auch außergewöhnliche Maßnahmen nötig. 8. Die operative Erfolgsphase (LJ34) (BJ11)Ihr Unternehmen liegt nun satt im Markt. Den Wettbewerb halten Sie in Schach, Produkte und Service sind anerkannte und vor allen Dingen auch bei Ihren Kunden durchaus bekannte Größen. Ihre Mannschaft weiß was Sie wollen und auch was Sie kann. Wohlstand stellt sich ein und auch Einiges an persönlicher Freiheit. Sie fahren zweimal im Jahr in Urlaub und Ihre Familie ist immer noch dabei. Ein erster gewisser Stolz über das Geleistete macht sich breit. Anerkennung legt sich wie Balsam über Ihre Seele. 9. Der gesellschaftliche Nutzen auf Gegenseitigkeit. (LJ38) (BJ15)Ihr Unternehmen ist den „Kinderschuhen“ entwachsen. Sie haben ein Netzwerk von Kontakten entwickelt, das bereit steht, wenn es einmal eng werden sollte. Wie oft habe ich Unternehmer gefragt, wen Sie denn anrufen würden, wenn die Aufträge ausbleiben, Genehmigungsverfahren in den Mühlen der Bürokratie steckengeblieben sind, technische Probleme Ihnen über den Kopf wachsen oder Umweltthemen die Kostensituation sprengen? Ihr Unternehmen ist ein soziales Gebilde, nach innen und nach außen. Sie bieten Arbeitsplätze, zahlen Steuern an die Gemeinde, sind bestenfalls Mitglied im Vorstand der Sparkasse und auch im Sportverein. Betreiben einen Betriebskindergarten und richten zur Zeit eine betriebsinterne Altersvorsorge für Ihre Mitarbeiter ein. Ihre Mitarbeiter erhalten guten Lohn für gute Leistung, arbeiten motiviert in modernen Betriebsstätten und eine Krankenkasse verleiht zum 3. mal einen Preis für unfallfreies Arbeiten in Ihrem Betrieb, erreicht durch vorbildliche Unfallverhütungsmaßnahmen. Sie genießen Anerkennung und damit verbunden einige Vorteile für Ihr Unternehmen, na ja und auch ein wenig persönlich. 10. Der erste Misserfolg (LJ46) (BJ23)Erfolg macht satt, vielleicht auch unvorsichtig, möglicherweise auch übermütig. Auch scheint es, dass Erfolg der Vater des Misserfolges ist. Permanenter Misserfolg hätte Sie schon längst vom Markt gefegt. Vorangegangene Erfolgsphasen aber lassen Sie Misserfolg auch einmal durchstehen. Aber Geld kostet Sie das allemal. Auch das Wachstum hat schnell eine Delle gekriegt. Die Autoindustrie stellt auf Elektroautos um und die Nachfrage steigt wider Erwarten drastisch. Auf einmal werden Ihre Auspuffkrümmer nicht mehr gebraucht, und Sie hatten gerade einen speziellen Produktionszweig für diese Sparte in Betrieb genommen. Was nun? 11. Die Auffangphase (LJ46) (BJ23)Entwicklung glatt verpennt und folgerichtig abgestraft. Die Produktion liegt brach und Ihr Betriebsingenieur, Sie haben inzwischen einen, zerbricht sich den Kopf. Was ist zu tun? Maschinen verkaufen, Leute entlassen, verkleinern, Kosten senken und „kleinere Brötchen backen“? Ein durchaus möglicher und wenn alternativlos, auch notwendiger Weg. Alternativlos, ein immer öfter strapazierter Begriff im politischen Erklärungsalltag. Man kann das bald nicht mehr hören und muss es doch ertragen. Na ja bis zur nächsten Wahl. Aber danach treffen Alt auf Neu oder umgekehrt und schon wird alles wieder völlig alternativlos. Aber wie war das doch? Herausforderungen spornen Sie an. Das war schon immer so und jetzt wird umgestellt und frei nach der Allgemeinen Verunsicherung „wieder in die Hände gespuckt“ für ein neues Produkt und in der Verlängerung dann auch wieder für das Bruttosozialprodukt. Die „neuen“, „alten“ Maschinen