Jacques Varicourt

Parcours d`amour


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teuer, leicht parfümiert und eine Spur zu schwul für meinen Geschmack. Seine Haare hingen ihm klitschnass ins Gesicht, er strich sie mehrfach zurück, aber er war in bester Laune. „Komm ich ungelegen, oder zu früh?“ Fragte ich. „Nein, nein,“ sagte er, „wir haben nur ein wenig Sport getrieben, ich und mein Freund Stephan. Außerdem sind wir doch verabredet, wir beide? Du bist genau im richtigen Moment gekommen.“ Teufel lächelte. „Okay, alles klar,“ sagte ich, und bekam einen großen Wodka mit Orangensaft von Bert Teufel eingegossen. Ich setzte mich. Schon kam der Freund (Stephan), nur mit einem Handtuch um die Hüften herum bekleidet ins Zimmer. Er begrüßte mich freundlich, und suchte in irgendeinem Schrank nach Zigaretten, sowie nach dem dazugehörigen Feuerzeug. Stephan war mittelgroß, sehr blond, sehr schlank (höchstens 20 Jahre alt), er war Teufels... Boy... der Geliebte, sein ein und sein alles. Eine moderne Homobeziehung mit allen Facetten. Für mich war so etwas neu. Wirklich neu. Als Nicht-Schwuler ist man immer etwas unsicher im Umgang mit Homo/Bisexuellen. Obwohl ich zwangsläufig Leute kannte, die diese Form von Sexualität auslebten. Ich muss an dieser Stelle sagen, dass Bert Teufel das Wort „getrieben“ (sportlich gesehen) unnachahmlich in die Länge gezogen hatte. Es ergötzte ihn, sich mir als Macho-Homo zu präsentieren. Sein durchtrainierter, leicht gebräunter Körper, machte ihm sichtlich Spaß. Aber angesichts seiner grauen Schläfen, konnte er sein wahres Alter trotzdem nicht verbergen. Er war nach eigenen Angaben 51 Jahre alt. Und das war realistisch, ja es traf tatsächlich zu. Ich meine, wenn jemand wie er, der alle Drogen, alle alkoholischen Getränke, sowie sämtliche Strichjungs vom Hamburger Hauptbahnhof fast durch hatte, wenn man das summierte, dann hatte er sich wirklich noch gut gehalten. Sein tuntiges Gehabe jedoch wirkte auf mich ein wenig abschreckend. Es war so klischeebehaftet, so film- und bühnenreif. Man muss wissen: Teufel war und ist einer der bekanntesten deutschen Fernsehjournalisten überhaupt. Er ist allseits beliebt. Ein bekennender Bisexueller im weitesten Sinne und das seit Jahren. Er hatte sich geoutet, weil er keine Schwierigkeiten mehr ertragen konnte, keine Sticheleien seiner Berufskollegen, speziell der regionalen Presse. Teufel wollte unerpressbar sein. Sein ausschweifendes Leben, das er fernab jeder Zeitung und jeder Kamera führte, war genau das Gegenteil von dem, was man (die Öffentlichkeit ist gemeint), von ihm erwartete. Eine gewisse, unbestimmte Parallele zu Walter Sedlmeyer war in der Tat gegeben. Auch ich war überrascht gewesen, dass ausgerechnet er (Teufel) bi/schwul war. Aber die Branche die er vertrat ist wohl so? Daran wird sich wahrscheinlich niemals etwas ändern, weder heute noch morgen? Seine Kinder lebten, allen Erwartungen zum Trotz, sehr gut mit einem warmen, prominenten Papi. Auch seine, mittlerweile geschiedene Frau, war wieder glücklich und zu haben. Obwohl sie „das“ lange Zeit, kurz nach Teufels Outing, „nicht“ war, - nicht glücklich. Sie hatte gesoffen und Tabletten geschmissen, für die Ewigkeit - also täglich, sie war aber wieder clean, man könnte sagen: Fast genesen durch ärztliche Hilfe. Ja, in der einen oder auch anderen Region unseres Landes, und in der bereits erwähnten „Branche“ war das natürlich bekannt, nur die „Yellow Press Leser“ ließ man damals im Ungewissen. Depressionen wurden bei Entgleisungen häufig für alles Mögliche verantwortlich gemacht. Besser gesagt „vorgeschickt“. So bediente man sich auch bei „Marion Teufel,“ dieser sicherlich nicht gerade problemlosen, anderen Krankheit. Aber Depressionen klingt halt besser - als Alkohol und/oder Tablettenprobleme, eventuell sogar Drogen, je nach dem. Doch zurück zu dem Journalisten Bert Teufel. Ich möchte nicht zu sehr in die Zukunft greifen, denn es könnte an dieser Stelle unpassend sein, und auch so empfunden werden, es dreht sich im Grunde genommen ja um „meine“ Geschichte, und nicht um die von Bert Teufel oder dessen Ex-Frau... Marion. - Outing, rein sexuell gesehen, war irgendwann einmal sehr angesagt gewesen. Darin erkannte Teufel natürlich seine Chance und er nutzte die Gunst der Stunde. Er gesellte sich zu denen, die eine Art Berufs-Schwul-Dasein führten, und damit erstaunliche finanzielle Erfolge verbuchten. „Stört es dich eigentlich, dass ich „bi“ bin, dass ich offen damit umgehe, und aus meinen sexuellen Vorlieben keinen Hehl mache?“ Fragte er mich, und fasste mich dabei scharf ins Auge. Mein Unbehagen bezüglich dieser Frage nahm sichtlich zu, aber ich ließ mir nichts anmerken, mein Wodkaglas wurde zu meiner Stütze. Das Spiel um Teufels Lippen herum war eigenartig. Es störte mich. Dauernd leckte er seinen Mund feucht, und schnalzte anschließend mit der Zunge. Es wirkte auf mich eher peinlich und primitiv, als freundlich oder sonst irgendetwas, einfach nur peinlich. Ich wäre am liebsten wieder gegangen. Jedoch sein jüngerer Freund und Lebensgefährte (Stephan), nach wie vor - nur mit einem Handtuch bekleidet, goss uns einen weiteren Wodka mit O-Saft ins (bereits erwähnte) Glas ein. „Jeder lebt so wie er es für richtig hält,“ war meine simple Antwort auf seine Frage. „So?“ Sagte er. „So einfach siehst du das?“ Ich bestätigte, mit einem einmaligen Nicken meines Kopfes. Teufel nahm mich daraufhin mit seinen, leicht anzüglich blickenden Augen wiederholt ins Visier. Nein, er glaubte mir nicht so richtig. Er bemerkte meine Unverfrorenheit, meine Meinung, die er im tiefsten Inneren nicht mochte. Der Medienprofi Bert Teufel hatte sich etwas anderes erhofft. Und irgendwie war die Luft aus unserem Interview bereits raus, bevor es begonnen hatte interessant zu werden. Teufel war allem Anschein nach, anfangs zumindest, geil auf mich gewesen, er wollte mich wohl vernaschen, aber ich wies seine lüsternen Blicke deutlich zurück. Ein wenig missgelaunt wandte er sich an seinen Freund. Er machte so eine eigenartige Geste mit der rechten Hand. Doch Stephan stand, etwas weiter weg von ihm, irgendwie verlassen, mit einer Zigarette im Mundwinkel, im Zimmer herum. Offensichtlich langweilte er sich zu Tode. Er war mit seinen Gedanken ganz woanders. Aber urplötzlich, durchstrichen seine Blicke, sehr langsam, und sehr gleichmäßig das Zimmer hinüber zu Teufel. Teufel war erfreut. Er zog Stephan amüsiert zu sich heran, dabei küsste er ihn lange und intensiv... auf Zunge... und klapste ihm grinsend auf den strammen Po. Sichtlich beglückt bewunderte er seinen femininen, unbehaarten, vom Duschen noch glänzenden Körper. Teufel griff, Ziel bewusst und offenbar „erneut erregt“, mit der Hand zwischen Stephans Beine, er schob diese dann, gierig, jedoch vorsichtig, unter das Handtuch Richtung Po. Er massierte Stephan die Pobacken und das alles vor meinen Augen. Stephan genoss es mit Wohlbehagen. Teufel lobte nochmals, anerkennend die letzte Nacht, die wohl gerade erst vorbei gewesen war. Dabei blickten beide, mit sich selbst, und mit der Welt, zufrieden zu mir herüber. Teufel gab mit seinem jungen Freund aufs Widerlichste an, er hielt sich für den „größten“ überhaupt. Kurz, bevor ich geklingelt hatte, war es allem Anschein nach, zwischen Teufel und Stephan hoch her gegangen, das war mein nachhaltiger Eindruck. Ich verzog staunend, sowie etwas skeptisch mein Gesicht... Aber deswegen, wegen der Beziehung der beiden, war ich auch nicht hier. Ich behielt jeglichen Kommentar also für mich. Schließlich hatte auch ich etwas zu verlieren. Denn Teufel wusste, dass ich ein Betrüger und ein Lügner war. Außerdem war und bin ich weder bi noch homosexuell, sondern ein überzeugter Hetero. Ich registrierte, dass Teufel das störte. Aber so allmählich, im Laufe des Gesprächs mit ihm, akzeptierte er mich und meine „Veranlagung“. Während sich Stephan, nach jenen, eben erwähnten, spontanen Zärtlichkeiten seitens Teufel, wie auch immer das gemeint war, nun in ein anderes Zimmer verzog und Musik einschaltete, hatte Teufel es geschafft, sich (endlich!) vollständig anzukleiden. Und das war mir auch lieber so...

      „Ich habe da einige Fragen vorbereitet,“ meinte Teufel. „Gut, fangen wir am besten gleich an,“ sagte ich so locker wie es mir nur eben möglich war. Also fragte mich Teufel erst einmal wie alt ich bin. „Ende dreißig,“ war meine Antwort. „Ah, ja,“ sagte er. „Gut, sehr schön,“ fügte er hinzu. Dann bat er mich „doch einfach mal,“ so frei von der Leber weg – los zulegen, wie das alles anfing. Wie ich in der sogenannten warmen Branche derartig weit gekommen war, ohne Blessuren, sowie ohne Besetzungscouch. Ich holte daraufhin tief Luft, und begann mit meinen Schilderungen, meinen Erfahrungen, meinen glücklichen Momenten die ich selbstverständlich auch hatte, rein finanziell gesehen. Ich redete, was das Zeug hielt und er notierte direkt in den Laptop hinein. Doch auf einmal hörte Teufel auf zu tippen. Stephan, wurde, plötzlich und unerwartet, von ihm (Bert Teufel) gerufen, und dann zum Einkaufen geschickt. „Bisschen Schampus und `nen Döschen Kaviar fehlt hier?“ Hatte Teufel ihm gesagt. Stephan gehorchte brav, und ließ, nachdem er seine Schuhe übergezogen hatte, die Eingangstür hinter seinem Rücken, krachend ins Schloss fallen. „Der kommt erst in einer Stunde wieder,“ sagte Teufel, „wir haben also genug Zeit, um alles Interessante herauszufiltern, was du zu sagen hast,“ fügte er grinsend hinzu. „So, so,“... war meine zur „Kenntnisnahme“ seiner Äußerung. Ich begann also vorsichtig, wohlüberlegt, und mit einer vom Wodka gelösten Zunge meiner