Eike Horn

Der Männerclub


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Bärtige hatte einen mir unbekannten Dialekt. Ob es ein Altersdialekt war?

      Charly zog genüsslich an seiner Zigarette und grinste mich frech an. Es war ein 'Ich-hatte-Recht-Grinsen'.

      „Und wat willste jetzt machen?“, äffte er die Frau nach.

      „Lass uns zu dir fahren.“

      Mit einem lässigen Schnippen ließ Charly seine Zigarette davon fliegen. Ohne ein weiteres Wort stieg er ins Auto und ich tat es ihm gleich. Dieses Mal schaffte ich es, mich rechtzeitig an zuschnallen, bevor die wilde Fahrt wieder los ging.

      Auf dem Weg zu Charly besorgten wir in einem Supermarkt noch etwas für die abendliche Verpflegung.

      Charly wohnte in einer diesen neuen Siedlungen am Rand von Düsseldorf. Das Haus gehörte ihm und seine Frau. War das vielleicht der Grund, warum er sich nicht von ihr trennte?

      Ich verstand nie so richtig, warum er sich in dieser Siedlung nieder gelassen hatte. Alle Häuser sahen von außen gleich aus. In der Mitte der Vorderseite war die Eingangstür, links und rechts davon waren Fenster. Sogar das Dachgeschoss hatte das obligatorische Fenster. Der Architekt hatte das Design wohl von seinem Kind.

      Wir brachten die Einkäufe in die Küche und verstauten sie fürs Erste.

      „Hi Paps“, wurde Charly von Paul, seinem sechzehnjähriger Sohn, begrüßt. Paul war größer als sein Vater, und auch schlanker. Die blonden Haare trug er länger als Charly, und auch strubbeliger. Das Gesicht hatte Paul allerdings von seiner Mutter. „Hallo Paul. Alles klar soweit?“ Die Zwei umarmten sich zur Begrüßung. Man merkte ihnen ihr sehr gutes Verhältnis zueinander an.

      „ Jop! Mama ist um vier abgedüst. Sie sagt, ich soll dich lieb Grüßen.“

      „Wie nett von ihr“, grummelte Charly. „Wie war es in der Schule?“

      „So wie immer Paps. Laaaangweilig.“ Demonstrativ gähnte Paul.

      „Tja Paul, das Leben ist kein Ponyhof. Hast du Lust auf einen Grillabend? Dennis ist auch da.“

      Erst jetzt bemerkte mich Paul. Dabei war die Küche jetzt nicht so groß. Waren Teenager vielleicht ein wenig Blind für ihre Umgebung?

      „Oh hi Dennis! Cool das du mit dabei sein wirst. Muss ich mir das Gejammer von meinem Paps ja nicht alleine anhören.“ Das Gejammer von dem Paul sprach, bezog sich auf Charlys Stimmung, wenn seine Frau nicht da war.

      „Klar habe ich Bock auf Grillen und Tina bestimmt auch. Sie kommt gleich ….“ Paul konnte seinen Satz nicht zu Ende sprechen, denn genau in dem Augenblick klingelte es und Paul verschwand zur Haustür. Kurz darauf kam er mit seiner Freundin an der Küchentür vorbei. Tina begrüßte Charly und mich mit einem schnellen Hallo und beide verschwanden in die obere Etage, in der sich Pauls Zimmer befand.

      „Tina ist jetzt die dritte Freundin in drei Monaten“, beschwerte sich Charly, wechselte aber sofort das Thema. „Lass uns den Grill fertig machen. Die Zwei machen bestimmt keine Hausaufgaben.“

      „Dann können wir uns doch Zeit lasse“, war ich der Meinung.

      „Sei dir mal da nicht so sicher“, sagte Charly schelmisch.

      Wir gingen auf die Terrasse, die jedes Haus in der Vorstadtsiedlung hatte. Dort stand der Grill und rief uns förmlich zu, ihn doch endlich zu benutzen.

      Auf dem kleinen Grundstück befand sich ein Blockhäuschen, aus dem Charly die Holzkohle und einen kleinen Gasbrenner holte. Kurze Zeit später brannte die Holzkohle und ich sah meinem zweiten Grillabend innerhalb von zwei Tagen entgegen. Charly und ich wollten uns nicht die Mühe machen, alles noch ewig vorzubereiten, also hatten wir fertige Salate und marinierte Steaks gekauft, die wir, als der Grill brannte, zusammen mit dem Wein aus der Küche holten. Und weil der Tag nicht optimal verlaufen war, genehmigten wir uns erst ein Glas Wein, bevor auch nur ein Steak auf den Grill landete.

      „Der ist wirklich gut“, musste ich anerkennen.

      „Es hat auch seine Vorteile, wenn die eigene Ehefrau so viele Kontakte pflegt“, gestand Charly.

      „Das ist nicht dein Ernst. Du beziehst den Wein von einem Liebhaber deiner Frau?“ Ich war schockiert über solche Unverfrorenheit.

      „Nicht nur einen Liebhaber.“ Charly guckte verschlagen. Ich beneidete ihn irgendwie für diese Dreistigkeit und auch die Nerven, die er hatte, um das durch zuhalten.

      „Ach komm, Dennis. Schau nicht so. Ich mache doch nur das Beste aus meiner Situation.“

      „Das Beste, mein Lieber, wäre es wenn du dich trennen würdest!“ Er schnaufte nur verächtlich. Da der Wein wirklich super schmeckte, genehmigte ich mir noch ein Glas und schenkte Charly auch noch was ein.

      Paul und Tina waren, wie Charly vermutete, schneller fertig, als ich es für möglich gehalten hatte und so sah es Paul als seine Pflicht an, sich um die Steaks zu kümmern. Tina setzte sich zu uns und ich stellte fest, dass Ihre Haare nicht mehr so ordentlich aussahen.

      „Wir haben uns noch nicht kennen gelernt“, begrüßte ich Tina und gab ihr die Hand. „Ich bin Dennis, ein Freund von Charly.“

      „Oh hallo.“ Sie nahm meine Hand freudestrahlend an. „Weiß ich doch. Paul hat schon einiges von ihnen erzählt.“

      „Hat er das?“ Ich warf einen Blick zu Paul, der sich verlegen weg drehte. „Schön das Paul so rede freudig ist! Ich hätte mich nur gerne selber vorgestellt!“

      „Tschuldigung Dennis, aber Tina hat mich gelöchert“, verteidigte sich Paul scheinheilig.

      „Ja er sagt, sie sind der beste Freund von seinem Vater.“ Charly verzog keine Miene. „Und soll ich noch was sagen?", flüsterte sie. "Ich habe das Gefühl, Paul hat eine nicht so gute Meinung von seiner Mutter. Können sie sich denken warum?“

      Mein Blick wanderte zu Charly, der jetzt leicht grinste.

      „Paul!“, rief er zum Grill. „Wieso hast du denn eine schlechte Meinung von deiner Mutter?“

      Paul hatte die ersten Steaks fertig und brachte sie an den Tisch. Dabei warf einen tadelnden Blick zu seiner Freundin. „Das darfst du ihr gerne erzählen!“, sagte er zu seinem Vater.

      „Entschuldige bitte mein Sohn. Ich war davon ausgegangen, dass du ihr schon alles erzählt hättest.“

      „Paps das ist deine Baustelle.“ Mit einem zufriedenen Lächeln ging Paul zurück zum Grill. Tina schaute Charly mit ihren Rehaugen neugierig an.

      Mit einem Brummen goss Charly sich ein weiteres Glas ein, vorsorglich hielt ich meins auch hin. Obwohl unsere Gläser nie wirklich voll waren, war die erste Flasche leer.

      „Ich hol mal ne neue Flasche.“ Tina blickte Charly enttäuscht hinter. „Will er mir es nicht erzählen?“, fragte sie mich.

      „Keine Sorge Tina. Warts ab“, beschwichtigte ich. „Charly macht kein großes Geheimnis aus seinem harmonischen Eheleben.“

      „So habe ich es noch gar nicht betrachtet“, sagte Paul, der gerade vom Grill zum Tisch gekommen war und sich neben Tina gesetzt hatte. „Hoffentlich bringt Paps noch zwei Gläser mit.“

      „Seid ihr nicht noch ein wenig zu jung?“, merkte ich mit Sorge an. „Und was ist mit Schule?“

      „Komm schon Dennis“, jammerte Paul. „Ein bisschen Wein schadet nicht und Tina ist doch schon achtzehn.“

      Das war jetzt überraschend für mich, hatte ich Tina doch wesentlich jünger geschätzt. Noch während ich mich von meiner Überraschung über Tinas Alter erholte, kam Charly mit der zweiten und auch dritten Flasche Wein zurück, und er hatte tatsächlich noch zwei Gläser in der freien Hand.

      „Lass sie Dennis. Tina ist eh alt genug und Paul verkraftet das schon“, wischte Charly den Einwand weg, der mir auf den Lippen lag.

      Die zwei Flaschen waren schneller leer als gedacht. Paul trank wohl doch mehr, als ein bisschen und so wurde