Eike Horn

Der Männerclub


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Mitarbeiter. Das ich auch eine halbe Stunde länger warten musste, sagte ich ihm nicht. Das Essen war zwar von jeder Kochkunst entfernt, es schmeckte mir allerdings doch.

      Während sich mein Bauch füllte, fiel mir die E-Mail von Axel wieder ein. Hatte er nicht geschrieben, er würde mir in einem Brief etwas schicken? Ich beeilte mich mit dem Essen und als ich fertig war, ging ich runter, um in meinem Briefkasten nachzusehen. Tatsächlich hatte ich Post von Axel bekommen. Ich nahm den Brief aus dem Kasten und rannte die Stufen zu meiner Wohnung hinauf. Die Tür fiel gerade so ins Schloss, bevor ich den Brief mit zittrigen Händen öffnete.

      Mir war gar nicht bewusst, wie aufgeregt ich war. In dem Briefumschlag war ein unbeschriebenes, weißes und gefaltetes Blatt. Und darin war eine Speicherkarte. Meine Neugierde war geweckt, also machte ich meinen Laptop an, um zu schauen, was denn auf der Speicherkarte gespeichert war.

      Was sich auf der Karte befand, verstand ich anfangs nicht. Ich klickte mich ohne Ziel durch verschiedene Ordner, bis ich auf ein Dokument stieß, welches mir die Sprache verschlug. Axel hatte mir den Programmcode für sein E-Mail-Programm mit der Post zukommen lassen. War er denn von allen guten Geistern verlassen? Okay er hat seine Firma an einen Konzern verkauft, der Würmer mit zu großem Ego, als Mitarbeiter angestellt hat. Aber das hier war etwas, womit man Geld machen kann. Ein Programm, das man nicht ausspähen kann und Axel verschickt es mit der Post.

      Ich starrte immer noch wie gebannt auf den Bildschirm, als es klingelte. Mit einem Schreck zuckte ich zusammen und fragte mich wer das sein könnte. Vor der Tür stand Michael.

      „Magst was trinken?“, fragte er mich direkt. Ich braucht nicht lange überlegen und stimmte zu. Kurze darauf saßen wir in Michaels Wohnzimmer auf zwei sehr gemütlichen, großen Sesseln. Auf einem kleinen Glastisch standen unsere Gläser, die mit sehr gutem Rotwein gefüllt waren. Der Rotwein war sogar noch besser, als der von Charly.

      „Wo ist Gabi?“, wunderte ich mich.

      „Ist schon zu Bett gegangen. Sie hatte einen anstrengenden Tag. Irgendetwas in der Schule.“

      Mein Blick wanderte zur antiken Uhr, die mit im Wohnzimmer stand. Es war gerade nach 21 Uhr. Wenn Gabi so früh zu Bett ging, musste ihr Tag wirklich anstrengend gewesen sein.

      „Unsere Kanzlei hat heute eine E-Mail von deiner Sicherheitsfirma erhalten“, sagte Michael ganz beiläufig

      „Und was stand drin?“

      „Das ihnen unsere Sicherheit sehr am Herzen liegt und es in den nächsten Tagen zu Wartungsarbeiten kommt. Danach würde alles viel sicherer sein.“

      Der Tag war wirklich voller Überraschungen, befand ich.

      „Wenn sie mal da den Mund nicht zu voll nehmen“, kommentierte ich das Ganze nüchtern.

      Michael hob eine Braue. „Wie meinst du das?“

      „Wir stellen derzeit alles um, aber das geht so leicht, man könnte meinen, alle Programme wurden von Kindern entwickelt.“

      „Ihr seid doch für alle Sicherheitsangelegenheiten zuständig. Da mache ich mir keine Sorge.“

      Ich hob mein Glas und prostete ihm zu. „Danke für dein Vertrauen.“

      Der Wein wurde mit jedem Schluck besser und ich merkte wie meine Gedanken anfingen zu fliegen.

      „Das macht mir auch keine Sorge“, fing ich zu erklären an. „Allerdings vertraue ich der ganzen Situation nicht. Herr Eisig, unser neuer Chef, ist ein richtiges Ekel und seine Assistentin ist auch nicht besser. Sie versuchen uns Steine in den Weg zu legen. Wollen uns bestimmt aus der Firma haben, wenn alles fertig ist.“

      „Mach dir darum keine Sorge, Dennis. Wir sind nicht umsonst eine der führenden Kanzleien. Sie haben eure Verträge doch übernommen?“ Ich nickte zustimmend auf Michaels Frage.

      „Dann ist doch alles erstmal halb so schlimm. Wenn die meinen, euch raus schmeißen zu wollen, hauen wir eine dicke Abfindung raus.“ Michael grinste selbstsicher.

      „Wie hast du es eigentlich geschafft, den Scheidungstermin so früh festzumachen?“, wechselte ich abrupt das Thema. Mir gefiel die Vorstellung überhaupt nicht, keinen Job mehr zu haben. Michael veranlasste es noch breiter zu grinsen.

      „Wie gesagt, wir sind eine der Besten. Und ich habe da den Einen oder Anderen, zu dem ich gute Kontakte pflege. Ein wenig klüngeln gehört leider auch zum Geschäft.“

      Ich war verblüfft. Jeder vermutete wohl, wie es in der Justizbranche zu geht, es aber bestätigt zu bekommen, ist doch etwas anderes. Ich konnte es akzeptieren, half es doch in meinem Fall.

      Michael musste meinen kleinen Schock bemerkt haben.

      „Es ist halb so schlimm. Man arbeitet einfach damit“, beruhigte er mich.

      „Wozu haben wir denn dann Gesetze, wenn doch jeder rumtricksen kann?“

      „Dennis, alles ist auch nicht möglich. Man muss nur die Feinheiten kennen und eben ein paar Beziehungen haben. Denk jetzt aber bitte nicht, Verbrecher würden ungeschoren davon kommen. Die bekommt man auch nicht mit guten Kontakten frei.“

      „Dann gibt es doch noch Gerechtigkeit?“, atmete ich auf.

      „Mehr als du denkst.“ Michaels Blick wanderte zur Uhr. „Es ist spät geworden.“ Auch ich schaute nun zur Uhr und musste Michael in Gedanken zustimmen, war es doch tatsächlich spät geworden und ich fragte mich wohin die Zeit geblieben war.

      „Ich sollte ins Bett gehen“, sagte ich dann. „Charly und ich haben heute beschlossen, jeden Morgen die Treppe zu unserer Firma zu nehmen. Da möchte ich doch gerne ausgeschlafen sein.“ Etwas träge erhob ich mich aus dem Sessel und merkte dabei, dass mir leicht schwindlig war. Dabei hatte ich nicht mehr getrunken, als sonst. Der Wein musste etwas ganz besonderes sein. Michael brachte mich zur Tür und verabschiedete mich mit einem freundschaftlichen Schulterklopfen. Ich beeilte mich schnell ins Bett zu kommen, denn die Müdigkeit brach jetzt mit ihrer ganzen Macht durch. Duschen konnte ich auch morgen früh noch. Nach dem Zähneputzen fiel ich todmüde ins Bett und schlief sofort ein.

      Ein Geräusch ließ mich meine Augen wieder öffnen. Ich schaute mich um. Über mir war das Blätterdach einer Buche, die auf einer Wiese stand. Es war ein herrlicher Sommertag und ich musste eingeschlafen sein. Der Schlaf tat mir sehr gut, weshalb ich mich beim Aufstehen sehr leicht fühlte.

      „Hallo Papa.“

      Ich drehte mich um und sah in die blauen Augen meiner Tochter. Sie lächelte mich an. Plötzlich drehte sie sich um und rannte fort zu einem nahe gelegenen Hügel. Da ich nicht erkennen konnte, was dort war, folgte ich ihr. Leider fühlten sich meine Schritte nicht mehr leicht an, sondern bleischwer. So kam ich nur langsam voran. Mit jedem Schritt den ich machte, wurde ich langsamer. Was war hier los? Nach kurzer Zeit waren meine Beine so schwer, weshalb ich mich nicht mehr bewegen konnte. Ich sah mich um, konnte Zoé aber nicht entdecken. Bei dem Versuch sie zu rufen, versagte meine Stimme.

      Ein tiefes Gefühl der Traurigkeit durchströmte mich. Auf einmal flogen Schmetterlinge um mich herum. Erst waren es ganz wenige. Es wurden aber mit jeder Sekunde mehr, sodass ich bald nichts mehr außer Schmetterlinge sah. Bewegen konnte ich mich immer noch nicht. Nachdem die Schmetterlinge eine ganze Weile um mich herum getanzt waren, flogen sie von mir fort und versammelten sich ungefähr zehn Meter von mir entfernt. Mir war es nicht möglich zu erkennen, was sie dort machten. Dann waren sie verschwunden. An dem Punkt wo sie sich versammelt hatten stand nun eine Frau mit roten Locken.

      Hätte ich sprechen können, hätte es mir spätestens jetzt die Sprache verschlagen. Die Frau war niemand geringeres als Frau Meyer. Diesmal hatte sie aber keinen ihrer Hosenanzüge an, sondern trug hautenges Latex.

      Ich wollte mir die Augen reiben, meine Hände reagierten leider genauso wenig, wie meine Beine. An Flucht war auch nicht zu denken und so war sie nach wenigen Schritten bei mir.

      „Na Herr Hussmann, kommen sie nicht weg?“ Ihr Stimme war eiskalt und doch verführerisch zu gleich. Sie lief um mich herum und ließ dabei ihre Finger über mich gleiten.