Eike Horn

Der Männerclub


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tiefsten Bayern und es ist ein Kaff. Wie soll ich denn da eine Freundin finden?“ Gut das mich Benno nicht sah, denn ich rollte mit den Augen. Der Junge hatte Probleme, die hätte ich auch gerne noch einmal.

      „Im Internat gibt es bestimmt jede Menge Mädels, die noch keinen Freund haben.“ Ja das Leben konnte wirklich so einfach sein.

      „Meinst du ehrlich Dennis?“

      „Klar doch!“

      „Oh man da bin ich ja froh“, sagte Benno gut gelaunt und legte einfach auf. So fest konnte die Beziehung mit seiner Freundin nicht sein. Die Jugend von heute.

      Die Freude darüber, die ich für meine gelungene Hilfe für Benno empfand, hielt nicht lange an. Zu schnell stieg in mir die Wut über das Handel von Eisig hoch. Mir reichte es! Ich stand auf und wollte die Angelegenheit mit Frau Meyer klären. Sie war die Assistentin von diesem Wichtel und sie würde jetzt meinen ganzen Zorn zu spüren bekommen.

      Ich kam nur nicht weit. Charly hatte mich am Arm gepackt.

      „Was hast du vor?“, wollte er wissen.

      „Das wirst du schon mitbekommen. Ich lass auch die Tür auf. Kannst ja dann lauschen.“

      Er ließ mich los und ich stapfte Schnurstracks zum Büro. Frau Meyer war mit ihrer Arbeit beschäftigt. Sie hatte anscheinend nichts mitbekommen und bemerkte mich erst, als ich die Tür öffnete.

      Frau Meyer hob genervt den Kopf. „Ich habe zu tun!“, schnauzte sie mich an.

      „Das ist mir egal“, sagte ich im fröhlichen Tonfall und setzte mich auf einen der schwarzen Stühle.

      „Wie bitte?“ Sie schien mit ihrer Fassung zu ringen. Sehr gut!

      „Es ist mir egal, ob sie etwas zu tun haben“, sagte ich nicht mehr fröhlich. „Erst müssen wir unser altes System umstellen, obwohl es perfekt war. Dann drohen sie uns damit, Überstunden nicht zu bezahlen, obwohl sie zu spät gekommen sind. Und jetzt die Sache mit Benno! Warum wird er in ein Internat gesteckt? Hier kann er mehr lernen.“ Mein Ton wurde immer kälter und schärfer. „Und sie halten es noch nicht mal für nötig, uns darüber zu informieren. Sie können sich bestimmt vorstellen, wie angepisst wir von allem sind.“

      Frau Meyer hatte sich zurück gelehnt. Sie sah erschöpft aus.

      „Würden sie bitte die Tür schließen?“ Was hatte sie da gesagt? Ich war zu gegebener Maßen aus dem Konzept gebracht.

      „Bitte Herr Hussmann. Schließen sie die Tür.“

      Ich tat ihr den Gefallen. Charly warf ich einen entschuldigenden Blick zu. Er zuckte nur mit den Schultern und wendete sich seiner Arbeit zu.

      Frau Meyer hatte sich währenddessen einen Kaffee eingegossen. Mir bot sie netterweise keinen an.

      „Das was ich ihnen jetzt sage, sage ich ihnen im Vertrauen. Enttäuschen Sie mich nicht.“ Mutig von der eiskalten Lady, mir zu vertrauen.

      „Ich bin mit der Arbeit, die sie und Herr Blumenberg bisher geleistet haben sehr zufrieden. Wie uns Herr Knuddels schon sagte, sind sie zwei richtig gut.“ Ich war noch mehr verwirrt. Das war ja ein Kompliment.

      „Wie sie sicherlich wissen, bin ich im ständigen Kontakt mit Herr Eisig und glauben sie mir, er ist nicht weniger überrascht, wie ich.“ Das dachte ich mir schon. Eisig wollte einen Grund, um uns aus der Firma zu werfen und den haben wir ihm nicht gegeben.

      „Ich bin darüber im Übrigen sehr froh. So konnte ich mich um die anderen Dinge kümmern. Sie habe ja keine Ahnung, mit welchen unfähigen Leute Herr Eisig mich schon alleine gelassen hat.“ Sie machte eine Pause, in der sie einen Schluck von ihrem Kaffee trank. „Sie bekommen nächste Woche zwei neue Mitarbeiter, die sie einarbeiten sollen. Leider sind die neuen Computer noch nicht da. Ich musste ihnen den ganzen Tag hinterher telefonieren.“ Frau Meyer fasste sich an die Stirn. „Wenigstens weiß ich jetzt wo sie sind.“ Wieder ein Schluck Kaffee. „Das mit ihrem Azubi habe ich auch erst heute erfahren. Es ist eine Anweisung von ganz oben und eigentlich Standard.“

      „Und wer ist ganz oben?“, wollte ich wissen. Frau Meyer guckte mich erstaunt an. „Das wissen sie nicht?“ Sie schmunzelte über mein Unwissen. „Herr Eisig ist für alles in Deutschland zuständig“, klärte mich Frau Meyer auf.

      Oh nein. Der Wichtel war ein ganz hohes Tier. Ich fragte mich, wie er das geschafft hatte, so wichtig zu werden. Obwohl es konnte nicht so schwer gewesen sein, bei den Programmen, die die Firma ihr eigen nannte und Eisig war nicht sonderlich groß, was ihm wohl erlaubte, den richtigen Leuten in den Arsch zu kriechen.

      Frau Meyer musterte mich. „Gibt es noch etwas, was sie mir sagen wollen Her Hussmann?“

      Ich schüttelte den Kopf. „Nein das wär's fürs Erste.“

      „Sehr gut. Dann dürfen sie sich wieder an die Arbeit machen. Die Zeit in meinem Büro werden sie natürlich heute nach arbeiten.“ Sie lächelte mich eiskalt an. Was für ein Biest, dachte ich. Ohne ein weiteres Wort verließ ich das Büro und ärgerte mich darüber, dass Frau Meyer es geschafft hatte, mich aus meinem Konzept zu bringen.

      Charly wollte natürlich alles wissen, doch ich wehrte ihn mit einer Handbewegung ab. Meine Wut auf Frau Meyer war verraucht und ich wusste nicht warum. War es ihr Lob für unsere Arbeit? Oder ihr Versuch mich ins Vertrauen zu ziehen? Ich entschloss mich, nicht weiter darüber nachzugrübeln.

      Vollkommen in meiner Arbeit vertieft, merkte ich nicht, wie Charly Feierabend machte.

      „Dennis machst du auch Schluss?“, fragte er und hatte bereits seine Jacke angezogen.

      „Würde ich gerne. Das Biest hat mir leider das Gespräch von heute Morgen auf meine Arbeitszeit gepackt.“ Ich verzog mein Gesicht zu einer Grimasse. „Dann legst du dich besser nicht noch mal mit ihr an“, riet mir Charly. „Ich warte unten auf dem Parkplatz. Bin schon gespannt was du mir alles berichten wirst.“

      „So viel ist es nicht.“ Charly äffte mich nach und machte nun die gleiche abwehrende Handbewegung, die ich vor ein paar Stunden zu ihm machte. Danach drehte er sich um und ging. Wenig später war ich wieder in meiner Arbeit versunken. So bemerkte ich nicht, wie Frau Meyer aus dem Büro kam.

      „Herr Hussmann, wir machen jetzt Schluss“, sagte sie freundlich. „Morgen werden die neuen Computer geliefert und ich hoffe sie sind soweit fertig mit ihrer Arbeit.“

      Wenn sie wüssten, dachte ich und mit einem letzten Mausklicken beendete ich die mir übertragene Aufgaben. Ich hatte es geschafft einen Tag früher fertig zu werden, wodurch meine Laune mit einem Schlag besser wurde. „Natürlich Frau Meyer“, antwortete ich mit einem süffisanten Lächeln.

      „Ich wusste, dass ich mich auf sie verlassen kann.“ Täuschte ich mich oder wirkte Frau Meyer wesentlich entspannter als heute Morgen. „Sie werden morgen die neuen Computer noch einrichten.“ Das würde für mich ein Klacks werden, denn nach dem frühen Gespräch hatte ich mich entschlossen, alles auf einem USB-Stick zu speichern. Den würde ich dann morgen in die neuen PCs stecken und alles würde sich von selbst installieren.

      „Das wird mir ein Vergnügen sein“, merkte ich fröhlich an. „Dann bis morgen“, verabschiedete ich mich und ging zum Fahrstuhl. Leider war keine Kabine auf unserer Etage und so musste ich warten. Der Fahrstuhl braucht gefühlt eine halbe Ewigkeit. Mit einem Ping kündigte sich die Kabine an, doch kaum hatte sich die Tür geöffnet, schob sich Frau Meyer an mir vorbei. Langsam ging mir ihre Art auf den Wecker. Widerwillig folgte ich Frau Meyer in den Fahrstuhl und drückte auf das E.

      Nachdem sich die Türen geschlossen hatten und der Fahrstuhl nach unten fuhr, nahm ich einen angenehmen, süßlichen Duft wahr. Natürlich war mir klar, von wem er kam, doch mein Kopf wehrte sich dagegen. Frau Meyer wollte ich mir nicht als gut riechende Frau vorstellen. Mir gefiel es besser, sie als Biest zu sehen und da passte der gute Duft nicht. Im Erdgeschoss angekommen, drängelte sie sich wieder an mir vorbei und der süßliche Duft stieg mir noch intensiver in die Nase. Was war mit mir los? Diese Frau tat alles um sich unbeliebt zu machen, nur ich war nicht