Eike Horn

Der Männerclub


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grinste er blöde.

      „Gewöhnen sie sich daran meine Herren“, erklang die Stimme von Frau Meyer hinter uns. „Das ist seine Art. Ich wünsche ihnen ein angenehmes Wochenende“, verabschiedete sie sich und verschwand im Treppenhaus.

      „Was war denn mit der los?“, wollte Charly wissen. Da ich es genauso wenig wusste, zuckte ich mit den Schultern. Wenig später konnten wir nach unten fahren, um uns auf dem Parklatz gegenseitig ein schönes Wochenende zu wünschen.

      Die Grundschule, auf die Zoé ging, lag in einer ruhigen Gegend, nicht weit von unserer früheren Wohnung. Die Straßen waren links und rechts mit kleinen Bäumen gesäumt und hatten alle fünfzig Meter diese schrecklichen, kleinen Erhebungen, damit die Autos nicht so schnell fahren konnten, außer man wollte es darauf anlegen, die Fahrtauglichkeit seines Autos zu mindern. Parkplätze gab es in der Nähe genug, also konnte ich mein kleines Auto recht nah abstellen.

      Das Schulgebäude war ein modernisiertes Haus aus der Vorkriegszeit, Für mich war es nicht verwunderlich, dass man durch einen riesigen Türbogen ging, um das Gebäude zu betreten. Anderen Eltern waren darüber eher erstaunt.

      Obwohl modernisiert, roch es im Gebäude leicht moderig in der Schule. Die Räume, wo die Kinder untergebracht waren, die einen der wenigen Plätze für die Nachmittagsbetreuung hatten, waren in einem seitlichen Anbau der Schule. Ich ging den Gang, der zur Betreuung führte, entlang und hörte mit jedem Schritt, den ich näher kam, ein immer lauter werdendes fröhliches Stimmgewirr.

      Der Gang war ausgeschmückt mit gemalten Bildern und Bastelarbeiten. Manche Kinder hatten wirklich Talent, andere dagegen waren nicht von diesem gesegnet. Zoé gehörte zur ersten Gruppe, wie ich mit Genugtuung feststellte.

      Die fünf Kinder, die noch da waren, spielten mit ihrer Betreuerin Twister und hatten sich schon ordentlich verknotet. Am Ende gewann ein ältere Junge.

      Als Zoé mich sah, ließ sie alles stehen und liegen und kam freudestrahlend auf mich zu gerannt. Ich hatte noch genug Zeit meine Arme auszubreiten, um sie aufzufangen. Sie sprang auf meine Arme und drückte mich ganz fest.

      „Hi Zoé. Ich freue mich sehr, dich wieder zusehen“, begrüßte ich sie, während ich nach Luft rang.

      „Ich hab dich so doll vermisst“, flüsterte sie mir ins Ohr. Es tat so gut, Zoé wieder in den Armen zu halten und der ganze Ärger der letzten Woche, war wie weg geblasen. Ich setzte meine Tochter ab und sah ihr in die blauen Augen. Sie wirkte auf mich leicht angespannt, doch ich erkannte, wie sich ihre zarten, kindlichen Gesichtszüge entspannten.

      „Ist alles in Ordnung?“, fragte ich.

      „Jetzt schon. Du bist ja da“, sagte sie und zog sich dabei ihre Jacke an.

      „Du solltest dich von Frau Schmidt verabschieden, wenn du deinen Tornister holst“, bat ich sie.

      „Okay, mach ich.“ Ich sah ihr dabei zu, wie sie erst ihren Tornister aus einer Ecke holte und sich danach von ihrer Betreuerin verabschiedete. Diese blickte kurz zu mir, nickte dann und entließ Zoé.

      Auf den Gang nahm mich meine Tochter an die Hand. Es war ein angenehmes, vertrautes Gefühl ihr kleine Hand in meiner zu spüren. Wortlos gingen wir den Gang zurück, der uns aus der Schule führte. Erst als wir im Auto saßen brach, ich das Schweigen. „Wie war die Schulwoche?“

      „Ach ganz gut, eigentlich. Wir haben am Mittwoch einen Mathetest geschrieben. Ich hab den heute wieder bekommen.“

      „Dann kann ich mir den ja gleich mal anschauen.“

      „Nee besser nicht. Ich war nicht so gut“, sagte Zoé bedrückt.

      „Hast du so viele Fehler gemacht?“, wollte ich wissen.

      „Ja habe ich.“ Ihre Stimmung wurde immer schlechter, was ich von ihr nicht gewohnt war. Normalerweise fand es Zoé nicht so schlimm, wenn sie mal einen Test versemmelte.

      „Okay wir schauen was wir da machen können und du erzählst mir auf dem Heimweg die guten Sachen aus der Schule und von zu Hause.“ Zoé war damit einverstanden und auf der Fahrt erzählte sie mir von einem gewissen Normen, mit dem sie viel unternahm, von ihrem Klassenlehrer, der immer lustige Dinge im Unterricht macht und von ihrer Sportlehrerin, die sich bei einer Turnübung den Arm brach und die ganze Klasse früher nach Hause oder zur Betreuung durfte. Von zu Hause verlor sie kein einziges Wort. Eigentlich hätte es mich stutzig machen müssen.

      Dann war ich an der Reihe und auch ich erzählte ihr von meiner Woche. Gespannt hörte sie mir zu und meinte am Ende, dass ich eine ganz fiese Chefin habe. Ich wollte nicht widersprechen, jedoch fragte ich mich, ob ich nicht ein wenig übertrieben hatte bei meinen Erzählungen. Das Frau Meyer auch eine andere Wirkung auf mich hatte, verschwieg ich.

      In der Straße, in der das Wohnhaus der Richters und somit auch meine Wohnung lag, war die Parkplatzsituation oft zum Haare raufen. Es gab Tage, da waren viele Parkplätze frei, aber an anderen Tage waren sie alle besetzt. Dieses Besetzt sein konnte sich allerdings in Minutentakt ohne einen ersichtlichen Grund ändern. Das war aber für mich noch nicht das Schlimmste, sondern es waren die Lücken zwischen den geparkten Autos. Manche waren so groß, wenn man zwei von den Lücken zusammen nehmen würde, hätte ein normales Auto locker rein gepasst. Nur alleine genommen waren sie selbst für mein Auto zu klein. Sehr oft kam mir der Gedanke, die ganzen anderen Autofahrer würden diese Lücken mit Absicht so groß lassen.

      Diese Situation erlebten meine Tochter und ich heute. Wir fuhren dreimal um den Block, in der Hoffnung, es würde irgendwer in sein Auto steigen und weg fahren. Doch niemand tat uns den Gefallen, also parkte ich in der nächste Seitenstraße.

      Die kleinen Gemeinheiten des Schicksals lauerten natürlich überall, denn als wir um die Ecke kamen, waren vor dem Haus, in dem meine Wohnung lag, zwei Parkplätze frei. Zoé schaute mich an. Sie wollte bestimmt wissen, ob ich noch mal zum Auto ging, um es umzuparken. Doch ich blieb standhaft.

      An der Haustür wurden wir schon von Leonie, der zehnjährigen Tochter von Michael erwartet. Sie hatte uns bestimmt beobachtet, wie wir dreimal vorbeigefahren waren.

      „Hi Zoé“, begrüßte sie meine Tochter. „Ich habe schon auf dich gewartet. Magst du mit in mein Zimmer kommen?“

      „Ähm, darf ich bitte?“, fragt Zoé mich.

      „Klar doch mein Schatz. Ich nehme deinen Tornister mit nach oben.“

      „Dankeeeee!“, rief sie mir zu und verschwand sehr schnell mit Leonie in die Wohnung der Richters. Zoé und Leonie waren recht schnell gute Freundinnen geworden.

      Am zweiten Wochenende, welches Zoé bei mir verbrachte, klingelte es bei mir. Als ich die Tür aufmachte, stand die zehnjährige Leonie, die Tochter von Michael und seiner Frau Gabi, davor. Sie hatte mitbekommen, dass ich meine Tochter zu Besuch hatte und fragte ganz lieb, ob Zoé mit ihr spielen dürfte. Klar durfte sie und Zoé fand es auch super, ihrem Gesicht nach zu urteilen, welches sie machte.

      Auf dem riesigen Innenhof, konnten die zwei Mädchen ausgelassen spielen und weil ich in meiner Wohnung nichts zu tun hatte, ging ich mit, um mich auf eine der Bänke, die dort standen, zu setzten. Wenig später waren auch Leander und Luca, die anderen zwei Kinder von Michael und Gabi, mit am Spielen. An diesem Tag lernte ich auch Gabi kennen. Michael lud mich, während ich den Kindern beim Spielen zuguckte, zum Grillen ein. Dort erfuhr ich, dass Leander fünf und Luca 15 Jahre alt waren. Ich war erstaunt, wie rührend Luca mit seinen Geschwistern und auch mit Zoé umging.

      Luca und Leonie hatten die schwarzen Haare von ihrem Vater vererbt und sahen auch sonst Michael sehr ähnlich. Leander kam aber ganz nach seine Mutter. Die blonden Haaren verliehen ihm ein michelähnliches Aussehen und sein weiches Gesicht würden wohl dafür sorgen, dass wenn er älter ist, die Mädchen nur so hinter ihm herlaufen würden.

      Gabi schien in ihrer Rolle als Hausfrau und Mutter voll aufzugehen, so ausgelassen und fröhlich wie sie war. Ihr blondes Haar trug sie meistens kurz geschnitten. Ich konnte ihr Alter nicht einschätzen, aber von Luca erfuhr ich wie alt sie wahr.

      Bei jenem Grillabend begann