Eike Horn

Der Männerclub


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Sohn ein ernstes Wörtchen Reden müssen“, sagte Hans keck und grinste dabei frech. „Guck nicht so entsetzt Dennis. War nur ein Scherz. Ich wurde nur beauftragt dich abzuholen.“ Mir fiel ein Stein von Herzen, wollte ich doch nicht schuld haben, wenn sich Michael mit seinem Vater stritte

      „Ich wollte auch gerade herunter kommen. Gebe mir nur noch eine wenig Zeit, damit ich auch etwas für das leibliche Wohl beitragen kann.“

      „Ach Unsinn“ wischte Hans meine Hilfsbereitschaft weg. „Es ist genug da und du wurdest eingeladen. Also los! Lassen wir den herrlichen Frühlingstag einfach ausklingen.“

      Dabei lächelte Hans unentwegt und auch seine Stimme klang so unbeschwert heiter. Was nahm der Mann nur und konnte man das legal kaufen? Seine Heiterkeit war einfach ansteckend. Meine Wohnung verließ ich gut gelaunt und freute mich auf einen entspannten Abend.

      Wenn man auf den Innenhof möchte, muss man durch einen langen Flur gehen. In diesem hatte Hans einen Kalender an die Wand genagelt. Bis heute weiß ich nicht wozu er gut sein soll. Man wusste zwar immer welcher Tag war, doch normal hängen Kalender in den eigenen vier Wänden. Immer wenn ich Hans darauf ansprach, winkte er nur ab. „Der hängt nur so da, damit alle immer wissen welcher Tag ist“, meinte er dann lapidar. Irgendwie vermutete ich mehr dahinter.

      Heute aber war mir das egal und normalerweise schaue ich auch nicht auf den Kalender, nur heute viel er mir mehr durch das Datum auf. Es war der erste April. Welch eine Ironie. Vielleicht war der heutige Tag ein schlechter Aprilscherz, hoffte ich insgeheim. Leider starb die Hoffnung schon am zweiten April einen kurzen, schmerzvollen Tod.

      3.

      Das Wetter hatte sich in der Nacht schlagartig geändert. Es regnete wie aus Eimern und den Weg zur Arbeit bin ich mehr geschwommen als gefahren.

      Dabei war der vergangene Abend noch wunderschön gewesen. Die Kinder von Michael spielten ausgelassen auf den Hof, während Gabi mit Hans und Brunhilde das leckere Grillbuffet aufbaute. Michael und ich standen am Grill und unterhielten uns über den vergangenen Tag. Beim Wenden der Steaks fragte mich Michael nach meiner getrübten Stimmung.

      „Mein Chef hat seine Firma verkauft“, sagte ich schmallippig.

      „Ja und? Solange du noch deine Arbeit hast, ist doch alles gut.“ Michael suchte immer nach dem Positiven, egal wie negativ etwas war. Vielleicht war er deswegen ein solch guter Anwalt.

      „Hm“, machte ich nur. Er blickte mich an.

      „Du hast doch noch deine Arbeit?“ Das Entsetzen in seiner Stimme war nicht zu überhören.

      „Habe ich noch, aber dafür einen Chef der wohl kein Spaß an seinen Leben hat. Und er zieht sich Anzüge an die ihm zu klein sind.“ Mir kam ein grotesker Gedanke. „Magst du Ente?“

      „Klar warum?“

      „Ach, der ist kaum größer als eine und er schnattert auch wie eine.“ War Herr Eisig vielleicht eine mutierte Ente? Wie die Ninja Turtles mutierte Schildkröten waren? Das würde so einiges erklären.

      „Na Dennis, wir sind doch keine Kannibalen“, warf Gabi ein, die uns belauscht hatte.

      „Und wenn er eine mutierte Ente ist?“, fragte ich wie ein Kind.

      „Dann wird er leider zu zäh sein und zähe Vögel kommen mir nicht auf den Grill“, sagte Michael streng legte die fertigen Steaks auf ein Grilltablett. „Aber sag mal. An wen wurde die Firma denn verkauft?“ Bevor ich Michael antworten konnte, hatte Gabi die Kinder geholt, die nun alle darauf warteten ein Steak abzugreifen.

      „Papa, ich nehme bitte das Große da“, sagte Leander, er zeigte aber auf das Kleinste.

      „Einmal das Riesensteak für den Kleinsten.“ Michael erfüllte Leander den Wunsch und dieser zog glücklich davon. Leonie und Luca warteten geduldig, bis ihr Vater ihnen auch ein Steak auf den Teller gelegt hatte. Gabi hatte sich zuerst am Buffet bedient und kam mit zwei Flaschen Bier in der einen und ihrem Teller in der anderen Hand zu uns.

      „Hier Männer und nicht alles auf einmal austrinken. Ich nehme das da.“ Sie zeigte auf ein sehr mageres Stück.

      „Klar doch mein Schatz“, sagte Michael und gab ihr einen Kuss.

      „Danke für das erfrischende Getränk, Gabi.“

      „Gerne Dennis. Ich möchte doch die gute Stimmung erhalten.“ Mit einem Lächeln ging sie und setzte sich zu ihren Kindern. Hans und Brunhilde hatten sich unauffällig zwei Steaks geben lassen und saßen schon längst am Tisch.

      „Also, wer hat euch geschluckt?“, fragte mich Michael im zweiten Anlauf.

      Von der Seite, dass wir geschluckt wurden, hatte ich es noch nicht gesehen, aber wenn man es genauer betrachtete war es so. Axel musste durch das Geld schwach geworden sein. Läuft dies nicht auch so bei großen Firmen? Was wir wohl Wert waren?

      „Die MultiWebNet Company“, antwortete ich knapp und Michael pfiff anerkennend. „Die sind doch einer der ganz Großen in der IT-Branchen.“

      „Ja sind sie. Ich verstehe nur nicht, was sie an unserer kleinen Firma so interessant finden. Mein ehemaliger Chef erwähnte, sogar eher beiläufig, mehrere Bewerber.“

      Michael nahm einen Schluck aus seiner Flasche und ich tat es ihm gleich. Das tat so gut, also entschied ich mich meinen Schluck zu vergrößern.

      „Vielleicht wollte er nur Eindruck machen?“, vermutete Michael.

      Ich überlegte kurz. „Ich denke eher nicht. Wir bekamen oft genug Anrufe und Mails. Axel zeigte sie uns alle.“

      „Die Wichtigste hatte er euch nicht gezeigt.“ Michaels Erkenntnis diesbezüglich bohrte sich mit der Wucht eines Presslufthammers in mein Bewusstsein. Bisher hatte ich nicht drüber nach gedacht. Warum hatte Axel nicht mit offenen Karten gespielt? Darauf trank ich noch einen großen Schluck.

      Michael klopfte mir auf die Schulter. „Dennis das wird schon. Ihr macht eine super Arbeit. Schau, sogar unsere Kanzlei hat sich ein Sicherheitsprogramm von euch zugelegt. Hier nimm ein Steak und lass uns essen gehen. Ich lege nur noch ein paar Würste aufs Rost.“

      Michael hatte sicher Recht. Nur gefiel mir die Situation dadurch nicht besser. So nahm ich bereitwillig das Steak entgegen und wir setzten uns mit an den Tisch. Das ganze Essen war einfach köstlich und den restlichen Abend verbrachten wir in gemütlicher Runde. Kein Vergleich zu dem, was mich in der Firma erwartete.

      Gedankenverloren hing ich dem gestrigen Abend hinterher und ärgerte mich dabei über das veränderte Fahrverhalten so mancher Autofahrer. Was sintflutartigen Regenfällen alles auslösen können?

      Es gab die Fraktion der überängstlichen Fahrer, die auch bei einer einzigen Schneeflocke in Panik gerieten. Diese fuhren dann so langsam, dass sie auch zu Fuß hätten gehen können. Auf der anderen Seite gab es die Verrückten, die gerne ihr Leben riskierten. Mir war es egal, ob sie sich irgendwann um einen Baum kringelten, doch ich machte mir Sorgen um mein Wohlergehen. Mein Auto war eben, um es mit Charlys Worten zu sagen, eine Asphaltblase und ich hatte wenig bedarf, in ihr zu sitzen, wenn sie platzte, weil jemand in seinem Schnellboot, Entschuldigung Auto, meinte er oder sie habe alles unter Kontrolle.

      So wagte ich es nicht, zu überholen. Ausgerechnet heute hatte ich dann noch das Pech, in einer Kolonne zu stecken, die gefühlt im gleichen Tempo fuhr, wie eine Schnecke kroch. Mit einer halben Stunde Verspätung stellte ich mein Auto ab.

      Obwohl der Weg bis zum Gebäude nur zirka zwanzig Meter lang war, schaffte ich es nur komplett durchnässt an meinen Arbeitsplatz.

      Ich war gerade dabei meine klitschnasse Jacke aufzuhängen, da erklang ein Schrei, als würde man eine Ente abschlachten.

      „Herr Hussmann!“ Oh nein, es war die mutierte Ente. Leichte Panik stieg in mir auf.

      „Sie sind zu spät! Sollte dies noch einmal vorkommen haben sie eine Abmahnung auf ihren Schreibtisch!“

      Wieso