Ernesto J. G. Potthoff

Geschichten rund um das Segelschulschiff A. R. A. LIBERTAD


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sinnlichen Tango.

      Wenige jedoch, wissen etwas darüber, wie viele Schiffe der Argentinischen Marine – eine der bedeutendsten Südamerikas – deutscher Herkunft sind. Noch weniger machen sich Gedanken darüber, woher die tüchtigen Seeleute kommen, die diese Flotte bemannen.

      Al einziges in Südamerika gebautes Segelschulschiff, stellt sich die „LIBERTAD“ für die Ausbildung der zukünftigen Marineoffiziere der Armada Argentina zur Verfügung.

      Schon bei ihrer ersten Ausbildungsreise in 1963, steuerte die LIBERTAD den Hafen von Hamburg an. Nach über 50 Jahren bestandener Seetüchtigkeit hat das stolze Vollschiff alle Meere der Welt befahren, wobei es nicht weniger als zwanzigmal deutsche Häfen anlief.

      Der Autor, Ernesto J. G. Potthoff (– 2014 im Alter von 90 Jahren verstorben –) weckt mit der unterhaltsamen Erzählung seiner Erlebnisse an Bord des Segelschulschiffes, die Sehnsucht aller und ganz besonders der Windjammerliebhaber, nach dem endlosen Meer, dem Rauschen des Windes in den Segeln und den zahlreichen Abenteuern, die unausweichlich auf dem Wege liegen.

      Eine Geschichte, die mit der Fahrt über den Rio de la Plata beginnt, mit der Erinnerung an die Selbstversenkung des deutschen Panzerschiffes „ADMIRAL GRAF SPEE“, im Segel zerreißenden Sturm entlang der Ostküste Südamerikas, quer durch die bezaubernde Karibik und das Bermudadreieck, mit dem Höhepunkt der stolzen Parade vor der Freiheitsstatue in New York.

      Die anschließende Überquerung des Atlantiks brachte weitere aufregende Ereignisse, bis hin zur Hilfsbereitschaft bei dramatischen Schiffsbrüchen im Ärmelkanal. Umso herzlicher war dann der Empfang bei der Ankunft in Bremen, obwohl nicht ohne politische Zwischenfälle.

      Untermauert wird der Bericht über die 16. Ausbildungsreise der LIBERTAD, durch eine fachkundige Beschreibung der Segelfregatte und ihres historischen „backgrounds“.

      Das reich illustrierte Buch bietet abwechslungsreiche Aspekte eines Segelschiffes, das immer noch Geschichte schreibt und – last but not least –dazu beiträgt, eine Brücke zwischen der deutschen und der argentinischen Kultur zu schlagen.

      Ernesto J. G. Potthoff begleitete 1980 das Segelschiff als Marine-Korrespondent der Armada Argentina im Rang eines Kapitänleutnants.

      Vorbemerkung des Autors

      Wie komme ich darauf, über das argentinische Segelschulschiff A. R. A LIBERTAD zu schreiben? Ich könnte ganz einfach behaupten, dass ich mich in das Schiff verliebt habe. Dazu gibt es aber noch eine Vorgeschichte.

      Im Jahre 1924 bin ich in Buenos Aires als Sohn ausgewanderter deutscher Eltern zur Welt gekommen. Meine technische Orientierung verdanke ich meinem Vater, einem Maschinenbauingenieur aus Westfalen, und die Neigung zur Ästhetik habe ich von meiner Mutter, einer in St. Petersburg geborenen Künstlerin deutscher Herkunft. Nach Abschluss meiner Grundschulausbildung in der Schiller-Schule in Buenos Aires besuchte ich die Technische Hochschule ‚Otto Krause’, um anschließend mein Studium im Schiffbau zu beenden.

      Nach einem kurzen Praktikum auf einer Schiffswerft gründete ich die Fachzeitschrift NAVITECNIA, die ich dann als Verleger und Chefredakteur 45 Jahre lang herausgegeben habe. Hierdurch entstand meine Verbindung zur Armada Argentina, erst als akkreditierter Journalist und später, nach theoretischer und praktischer Ausbildung auf Marineeinheiten, als Marinekorrespondent. Als solcher wurde mir vom Oberkommando der Marine die Ehre zuteil, eine Reise auf dem Schulschiff LIBERTAD anzutreten.

      Der Autor Ernesto Potthoff an Bord der LIBERTAD

      Im Rang eines Kapitänleutnants durfte ich an der 16. Ausbildungsreise des stolzen Segelschulschiffes teilnehmen. Auf dieses unvergessliche Ereignis komme ich noch zurück.

      Knappe zwei Jahre nach dieser Reise entwickelte sich der Konflikt um die Falkland Inseln (Malvinas). Diese kriegerische Auseinandersetzung begleitete ich als Kriegsberichterstatter und erwarb anschließend den Rang eines Korvettenkapitäns. In dieser Eigenschaft hatte ich später mehrmals Gelegenheit, die LIBERTAD in verschiedenen Häfen der Welt zu besuchen, und so immer wieder meine Erinnerungen an die schönen Zeiten an Bord aufzufrischen.

      Vorgänger der LIBERTAD

      Die Fregatte LIBERTAD ist zurzeit das Schulschiff der Armada Argentina. Es ist tatsächlich das erste Segelschulschiff, das in Argentinien gebaut wurde.

      Zuvor aber hatte die Marine dieses Landes andere Segelschiffe, die diesem Zweck dienten.

      In den ersten Zeiten der Seegeschichte bediente sich Argentinien der üblichen Kriegsschiffe, um ihre Offiziersanwärter auszubilden. Im Jahr 1872 verabschiedete der argentinische Kongress das Grundgesetz der Marine-Akademie, die erstmalig auf dem Dampfschiff „GENERAL BROWN“ etabliert wurde. Unter der Leitung des Schiffskommandanten und Mitwirkung von neun Marineoffizieren, wurden auf diesem Schiff die ersten 30 Marinekadetten ausgebildet.

      Im Jahre 1874 wurde die Akademie zeitweise durch eine praktisch-theoretische Marine-Schule ersetzt, die auf dem Kanonenboot A. R. A. „URUGUAY“ eingerichtet worden war. Ab 1881 bekam die Schule ihr eigenes Gebäude in Buenos Aires, und die Marine entschloss sich, in Zukunft die Ausbildung der Seekadetten auf Segelschulschiffen zu ergänzen. Hierzu führte das wichtige Argument, dass die Seefahrt bei allem technischen Fortschritt, auch heute noch ein Kampf gegen die Elemente sein kann. Deswegen müssten die Offiziersanwärter die geeignete seemännische Erfahrung in ihre Laufbahn aufnehmen.

      Auf diesen Segelschulschiffen sollten – im Rahmen einer gut definierten und durch einen Lehrplan gestützten Regelung – die Grundlagen der Seemannschaft und der militärischen Disziplin für die künftigen Offiziere gelegt werden. Eine wichtige mit der Ausbildung verbundene Aufgabe sollte die Pflege der Tradition sein – als Ansporn und Motivation.

      Zu diesem Zweck veranlasste die argentinische Marine in Österreich den Bau einer speziell als Schulschiff entworfene Korvette mit doppeltem Antrieb – Segel und Motor. Das Schiff wurde 1884 auf einer Werft in Triest fertig gestellt und unter dem Namen „LA ARGENTINIA“ in Dienst genommen. Dieses erste spezifische Schulschiff der Armada Argentina vollendete fünf Ausbildungsreisen, die letzte davon 1890. Das Schiff wurde anderen Aufgaben der Marine zugeteilt, und die Offiziersanwärter mussten ihre Ausbildung ohne Praktikum auf See vollenden. Bevor das zweite spezifische Schulschiff, die Fregatte A. R. A. “PRESIDENTE SARMIENTO“, in Dienst genommen wurde, erhielten noch einige Jahrgänge der Kadettenschule ihre praktische Ausbildung auf dem Kreuzer „25 DE MAYO“.

      Zwischenzeitlich machte der damalige argentinische Marineminister Martin Rivadavia dem Präsidenten den Vorschlag, für die Ausbildung des Marineoffiziers-Nachwuchses ein Segelschulschiff nach den modernsten Erkenntnissen bauen zu lassen, das gleichwohl auch Botschafter des Landes sein sollte.

      Die englische Werft Armstrong, Mitchell & Co., aus Newcastle lieferte einen ersten Entwurf. Es handelte sich um eine Viermastbark mit Dampfantrieb – damals das modernste auf dem Markt. Doch, die schließlich mit dem Bau beauftragte Werft Laird in Birkenhead, nahe Liverpool, änderte die Pläne, und die argentinische Marine genehmigte das neue Konzept einer Fregatte.

      Der Neubau lief am 31. August 1897 vom Stapel, und am 30. Juni 1898 wurde auf dem Schiff zum ersten Mal die argentinische Flagge gehisst. Die Fregatte erhielt den Namen PRESIDENTE SARMIETO nach dem berühmten Staatsmann und Präsidenten (1868-1874) der Republik Argentinien. Sarmiento