href="#fb3_img_img_082c8187-72ff-5550-8db1-08407e740600.jpg" alt=""/>
Die Takelage besteht, wie auf einem Vollschiff üblich, aus drei stählernen Masten. Der Großmast steht 49,81 m hoch über Deck, der Fockmast 48,67 m und der Kreuzmast 43,18 m. Der Bugspriet ragt 19,70 m über den Bug hinaus. Jeder Mast trägt fünf Rahsegel, aber am Kreuzmast wird zusätzlich noch ein Besan gesetzt. Am Bugspriet befinden sich fünf Klüversegel und zwischen den Masten sechs Stagsegel. Die insgesamt 27 Segel waren ursprünglich aus dunkelgrünem Leinentuch, wurden aber später durch weiße Synthetik-Segel ersetzt.
Diese großzügige Takelage ist einer der bizarrsten Trainingsplätze für die Ausbildung des Nachwuchses der argentinischen Marine.
Im Gegensatz zum deutschen Segelschulschiff „GORCH FOCK“, bei dem die Bedienung der Takelage fast nur durch Muskelkraft gehandhabt wird, sind auf der LIBERTAD mehrere elektrisch betriebene Winden vorhanden, die das Manövrieren der Segel erleichtern. Auch die Anker werden mit elektrischer Kraft gehievt.
Mit seiner gesamten Segelfläche von 2.652 Quadratmetern, erreicht der Dreimaster stolze 16 Knoten. Beim Fahren mit den beiden jeweils 1.200 PS leistenden Sulzer Diesel-Hilfsmotoren, erreicht das Schiff immerhin noch 12 Knoten. Die Fregatte ist lediglich mit vier Salut-Kanonen bestückt, die beim Anlaufen von Häfen befreundeter Nationen oder zur Begrüßung vorbeifahrender Kriegsschiffe abgefeuert werden.
78 Tage an Bord der LIBERTAD
Leinen los!
Ein chinesisches Sprichwort sagt, dass auch die längste Reise mit nur einem Schritt beginnt. Diese Erfahrung machte auch ich, als ich 1980 meine 78 Tage lange Seereise auf dem argentinischen Segelschulschiff LIBERTAD antrat.
Auf Andeutung eines befreundeten Admirals hatte ich mich beworben, an der 16. Ausbildungsreise der LIBERTAD als Marine-Korrespondent teilzunehmen. Ich hatte schon etliche Einschiffungen auf Einheiten der Armada Argentina sowie auch Dienstleistungen auf Marinestützpunkten hinter mir. An Bord des Zerstörers „BOCHARD“ nahm ich an einem kombinierten Flottenmanöver im Südatlantik teil, begleitete das Landungsschiff „CABO SAN ANTONIO“ auf seiner Probefahrt auf dem Rio de la Plata, besuchte den Marinefliegerhorst „Punta Indio“, die Marinestützpunkte „Puerto Belgrano“ und „Ushuaia“ und die bedeutendsten Werften. All dies sollte meiner Weiterbildung und meiner Aktivität als Chefredakteur einer Fachzeitschrift zu Gute kommen. Weiterhin machte ich dadurch Fortschritte in der Tätigkeit als Kriegsberichterstatter, die mich später zur Beteiligung am Falkland Konflikt führen würde.
Eigentlich hatte ich meine Bedenken, diese fast drei Monate lange Reise anzutreten, da dieses meine „normalen“ Tätigkeiten beeinträchtigen könnte. Aber der erste Schritt war ja schon getan, und am 25. April 1980 unterschrieb der Oberbefehlshaber der argentinischen Marine den Beschluss zu meiner Teilnahme an der ersten Etappe der Ausbildungsreise, die über die Strecke von Buenos Aires nach Bremen führen sollte. Nun galt es, die Vorbereitungen zur Überbrückung meiner Abwesenheit zu erledigen. Meine Frau sollte das Verlagsunternehmen für mehrere Monate allein weiterführen. Um die Leitartikel sollte sich meine älteste Tochter bemühen, und für allgemeine Informationen sprang ein Kollege einer befreundeten Zeitschrift ein. Ich musste noch schnell die Themen für die nächsten vier Ausgaben der Zeitschrift auswählen und bearbeiten. Es waren Wochen voller Hektik, aber die Reise und die zu erwartenden Erfahrungen würden den außerordentlichen Aufwand Wert sein.
Seinerzeit verfügte ich nur über meine graue Tagesdienstuniform, die ich bei lokalen Einsätzen brauchte, aber bei solch einer Weltreise sorgte die Marine dafür, dass der Berichterstatter genau so repräsentativ auftritt wie die üblichen Schiffsoffiziere. Also bekam ich meine dunkle und eine weiße Dienstuniform, einen Mantel, die Tropenuniformen, die Bermuda-Shorts und später an Bord die graue Tages-Ausstattung mit langer und kurzer Hose. Dazu kamen die Hemden, Strümpfe und Schuhe je nach Farbe und Gebrauch.
Die Besatzung in weißen Turnschuhen
Zur Schonung der Teakplanken des Schiffsdecks, trägt die ganze Besatzung, einschließlich des Kapitäns, tagsüber weiße Turnschuhe. Bei meiner Größe von 1,90 m musste alles maßgeschneidert werden, und da sich mehrere Offiziere ihre Uniformen für die Fahrt anpassen ließen oder neue orderten, ging es ziemlich knapp mit den Terminen in der Militärschneiderei zu. Noch wenige Stunden vor der Abfahrt musste ich die letzten Dienstgradabzeichen auf der Uniform-Jacke anbringen lassen.
Am frühen Nachmittag des 20. Mai 1980 war es endlich soweit. Alle meine Habseligkeiten waren sorgfältig in der Zwei-Mann-Kajüte, die ich mit einem Leutnant teilte, verstaut. Jetzt hieß es von der ganzen Familie, die an Bord gekommen war, Abschied zu nehmen.
Noch ein letztes Foto mit den Enkeln (den knapp 8 Wochen alten jüngsten auf dem Arm), und dann verließen die Besucher das Schiff, um vom Kai aus die Abfahrt-Zeremonie mitzuerleben. Vor den angetretenen Offizieren und der Mannschaft hielt der Oberbefehlshaber der Marine eine kurze Ansprache und erteilte schließlich den Abfahrtsbefehl.
Abschied von den Enkelkindern
Kurz darauf wurde die Gangway eingezogen, die Leinen losgemacht, und das Schiff legte, von Schleppern gezogen, langsam ab. Das Winken Tausender Menschen mit Taschentüchern, das Heulen der Sirenen aller im Hafen liegenden Schiffen, die von den umgebenden Gebäuden herunter flatternden Papierstreifen, Tränen in den Augen und die flotten Militärmärsche der Marinekapelle, gaben dem Ganzen einen feierlichen Hintergrund. Hunderte von Tauben, die normalerweise auf den Dächern der Getreidewagen am Hafen sitzen, wurden von den Paukenschlägen aufgeschreckt und kreisten wie zum Abschied über dem Schiff.
Langsam ging es den Kanal entlang und die Silhouette von Buenos Aires mit ihren imposanten Wolkenkratzern verschwand allmählich aus dem Blick. Dann wurde „wegtreten“ befohlen, aber kaum einer rührte sich von der Reling, den Blick immer noch auf den Punkt am Horizont gerichtet, wo der Heimathafen lag und die Zurückgebliebenen verweilten. Einer nach dem anderen ging dann unter Deck, um die Ausgehuniform abzulegen und sich „schiffsgemäß“ zu kleiden. Es wurde kaum gesprochen: jeder war in seine eigenen Gedanken vertieft.
In der Offiziersmesse startete aber bald die „Happy Hour“, und der Barmixer bot die ersten Cocktails an. Die Stimmung begann sich aufzulockern und als die Dämmerung einbrach, kamen die ersten Gespräche in Gang. Die Neugierde konzentrierte sich natürlich auf den „Neuen“ an Bord: den Marine-Korrespondenten (ich). Die etwa 20 Offiziere kannten sich bereits untereinander. Obwohl die Besatzung des Segelschulschiffes einschließlich Kapitän jährlich wechselt, kam die jetzige Crew schon Monate zuvor an Bord, um Probefahrten durchzuführen und das Schiff „in Griff“ zu bekommen. Erst später, als das Eis aufgetaut war, erfuhr ich, welche Gedanken sich das Offizierskorps über mich gemacht hatte. Schließlich war ich ein „Zivilist in Uniform“ und hätte dem Alter nach der Vater vieler der Offiziere sein können. Dazu hatten sie beim Abschied meine drei Enkel gesehen. Man entschloss sich, sich mir gegenüber höflich und dienstgemäß zu verhalten. Im Laufe der Zeit und nach vielen Erlebnissen an Bord und auf Landgängen, wurde ich jedoch als Kumpel anerkannt. Seitdem waren wir „alte Kameraden zur See“.
Als das Schiff die erste Nacht auf dem La-Plata-Fluss entlang fuhr, hatten wir das Gefühl, die heimatlichen Gewässer nicht verlassen zu haben und den Zurückgebliebenen noch nahe zu sein. Am nächsten Tag um 17:00 Uhr erreichten wir den Ponton Recalada