Gina Garcia-Hesse

Used to be a Goddess


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Amelia immer für einen Spass zu haben.

      «Natürlich, oh arme, edle Dame! Ich richte ihr deinen Kummer aus», antwortete Amelia und gab ihr Bestes, so theatralisch wie möglich zu klingen. Aida, Nema und sie brachen alle drei in Gelächter aus. Aus den Augenwinkeln sah sie, dass Nema die Augen verdrehte, ihre Mundwinkel jedoch angehoben blieben.

      Die Stimmung hatte sich wieder etwas gehoben und sobald Nema und Amelia zur Haustür hineinkamen, stand Aida bereits im Eingangsbereich mit einem breiten Grinsen im Gesicht.

      «Oh, ich sehe jemand hatte gestern einen guten Abend. Das Date passte also? Er war gut, ja?», meinte Nema ebenfalls schmunzelnd.

      «Ich kann mich nicht beklagen. Du solltest das vielleicht auch mal wieder versuchen», antwortete ihre besten Freundin Aida und umarmte gleichzeitig die kleine Amelia zur Begrüssung.

      Nema machte die Augen gross undschnaubte. «Nein danke. Die Zeiten sind vorbei. Ich bin froh, dass wenigstens du noch deinen Spass hast.»

      «Ach komm schon. Ich weiss, dass Mr. Right irgendwo da draussen ist», versuchte ihre beste Freundin sie aufzumuntern.

      Nema zuckte mit den Schultern. «Ich hab ihn in den letzten tausend Jahren nicht gefunden, ich denke kaum, dass er demnächst durch unsere Tür spazieren wird. Ausserdem hast du ja auch nie was Festes.»

      Darüber schien Aida kurz nachzudenken. Schliesslich zuckte sie unbeschwert mit den Schultern.

      «Nein, das ist nichts für mich. Sieht aus, als blieben wir ewige Junggesellinnen. Wie aufregend!», lachte sie und in ihren Augen blitzte es aufgeregt.

      Nema schüttelte grinsend den Kopf.

      «Ich bin in der Küche. Es hiess, dein Magen sei kurz vor davor, in sich zusammenzufallen. Ausserdem bin ich erschöpft.»

      Sie hörte, wie Amelia eine Illustrierte aus dem Fach neben dem Sofa hervorholte und es sich damit bequem machte. Langsam verliess sie den Eingangsbereich des Hauses.

      Aida runzelte die Stirn und folgte Nema in die Küche.

      «Was ist los Nemesis?», fragte sie und nannte ihre Freundin bei ihrem richtigen Namen. Niemand kannte Nema so gut wie Aida und egal wie sehr sie es versuchten, sie konnten einander noch nie etwas vormachen.

      «Ich weiss nicht Aidos. Ich spüre, dass bald ein Sturm aufkommt und damit meine ich nicht den Wetterwechsel vor unserer Tür.» Aida nickte ernst, denn sie wusste, dass Nemas Instinkt unfehlbar war. Zweifellos konnte auch sie eine Veränderung der Atmosphäre wahrnehmen, denn so war es bei allen ihrer Art. Noch nie waren sie von einem Gefühl fehlgeleitet worden.

      «Ich halte die Augen und Ohren offen und Amelia geht ohne unseren Schutz nirgends hin. Und jetzt, lass uns endlich essen. Das was du eben über meinen Magen gesagt hast, stimmt», sagte Aida und schob ihre Freundin Richtung Herd.

      Während sie den Risotto vorbereitete, blieb Aida neben ihr und sie liess sich von ihr die Einzelheiten des gestrigen Dates erzählen. In den über tausend Jahren hatten sie beide eine Menge Verabredungen gehabt, doch ihnen wurde nie langweilig darüber zu berichten oder die Erfahrungen der Anderen zu kommentieren. Keiner von beiden hatte es je an Bewundern gefehlt. Wann immer sie eine Bar gemeinsam betreten hatten, richteten sich innerhalb weniger Sekunden alle Blicke auf sie. Sie würde lügen wenn sie sagte, dass sie diese Aufmerksamkeit nicht genossen hatte. Aida und sie hatten eine Menge wilder Nächte hinter sich und früher war sie diejenige mit mehr Verabredungen gewesen.

      Nun, das Blatt hatte sich gewendet. Seit Amelia auf der Welt war, hatte sie keine Bar und keinen Club mehr betreten. Dates hatte sie auch keine mehr gehabt und das war auch gut so. Aida wollte sie schon oft überreden, wieder ein wenig Spass dieser Art zu haben, doch sie wollte nicht. Lieber verbrachte sie ihre Abende mit Amelia, denn die Zeit verlief schnell. Schon bald würde Amelia erwachsen sein und auf ihren eigenen Beinen stehen. Sie wollte jeden Moment ihres Heranwachsens geniessen und sich für immer daran erinnern. Vor allem, weil für immer für sie wirklich die Ewigkeit bedeutete.

      «Wirst du ihn wieder sehen?», fragte Nema schliesslich und rührte den Reis um.

      «Nein. So gut war er dann auch wieder nicht.», meinte Aida schulterzuckend mit Betonung auf dem «so». Beide lachten.

      Kapitel 2

      Das Essen verlief mit den üblichen Gesprächen über Amelias Schule, Geschichten aus der Vergangenheit und einigen Witzen über Aidas Dates.

      Nema musterte ihre Tochter. Für sie war es natürlich nichts Neues, dass ihre Tochter intelligenter, fitter und schneller war als der Rest ihrer Klasse war. Das beunruhigte Nema auch nicht, denn das war bei allen ihrer Herkunft so. Was jedoch sehr wohl Grund zum Nachdenken gab, war, mit welcher Lebensweisheit ihre Tochter gesegnet war. Sie war geistlich für ihr Alter schon so fortgeschritten, dass man manchmal glatt vergessen könnte, dass ihr kleines Mädchen noch keine erwachsene Person war. Ausserdem musste Nema zugeben, dass Amelia mit ihren elf Jahren selbst für jemanden ihrer Art unglaublich stark war. Sie konnte es problemlos mit ihrer Mutter oder ihrer Tante aufnehmen, was sie erst gerade letzte Woche bei einem spielerischen Armdrücken bemerkt hatte. Natürlich liessen weder sie noch Aida sich etwas anmerken, doch Amelias Siege waren keineswegs vorgespielt. Sie war bereits jetzt schon ihrer Mutter und ihrer Tante kraftmässig überlegen. Wohin das führen würde, wollte sie sich nicht ausmalen. Zum Glück merkte man ihr im Alltag nichts von ihrer Stärke an. Nema war klar, dass mit solchen Kräften nicht zu spassen war. Falls Amelia je Verrat oder unsagbare Wut verspüren sollte, konnte sie gefährlich werden. Ein Grund mehr, ihre Tochter rund um die Uhr zu beschützen.

      All ihre düsteren Gedanken verschwanden jedoch, als sie Nema lebhaft über die Freundinnen ihrer Klasse reden hörte und sie sah nichts als kindliche Unschuld in ihrem Blick. Ihre ebenholzfarbenen Haare wehten ihr um die Schultern, als sie aufgeregt weitererzählte und ihre tiefschwarzen Augen blickten fröhlich von Aida zu ihr. Nein, Amelia hatte äusserlich nicht viel von ihr geerbt. Abgesehen vom leichten Teint ihrer Haut und der kleinen Stupsnase hatte sie das Aussehen ihres Vaters und dennoch sah sie für Nema total anders aus als er. In ihren Augen spiegelten sich Güte, Liebe und Intelligenz und ihre langen Haare verliehen ihr ein unschuldiges Aussehen; Komponenten, die ihr Vater nicht besessen hatte. Nemas Brust zog sich beim wunderschönen Anblick ihrer Tochter zusammen und sie verspürte den starken Wunsch, sie ewig beschützen zu können.

      «Mom, ich würde heute Abend gerne bei meiner Freundin Sarah essen und anschliessend wollen wir Spiele spielen», sagte Amelia und schaute ihre Mutter fragend an. Nema stöhnte innerlich auf. «Muss das heute sein? Wer passt auf euch auf?»

      «Ja, bitte. Sarahs Onkel Lucio, hat sie mir heute mitgeteilt. Der soll echt cool sein.» Aida schaltete sich sofort ein. «Ich könnte mitgehen und dem Onkel so lange Gesellschaft leisten.» Die drei begannen zu lachen.

      «Kommt nicht in Frage, dass du Amelia vor ihren Freundinnen blamierst», sagte Nema gespielt tadelnd. «Ich bringe dich hin und dann nehme ich mir den Onkel genau unter die Lupe.» In Gedanken war ihr bereits klar, dass sie und Aida im Auto vor dem Haus dieser Familie sitzen und über Amelia und ihre Freunde wachen würden. Das machte weder ihr noch Aida etwas aus. An Amelias Blick konnte sie erkennen, dass auch ihr das bewusst war. «Das ist nicht nötig. Wirklich.» Dieses Mal war es Aida, die antwortete. «Schatz, es ist sehr wohl nötig. Du bist alles, was wir haben. Das weißt du doch. Da draussen ist es nicht sicher und bevor du nicht weißt, wie man einen Roundhouse-Kick ausübt, werden wir auf dich aufpassen.» Amelia erwiderte Aidas liebevolles Lächeln und nickte verständnisvoll. «Den Kick, von dem du eben geredet hast, musst du mir aber noch zeigen.» Aida nickte zustimmend.

      «Natürlich.»

      Nema beobachtete die beiden. Für Aida war Amelia genauso eine Tochter wie für sie und daran würde sie um nichts auf der Welt etwas ändern wollen. Sie wusste, dass das nicht selbstverständlich war und dass sie mit einer wunderbaren Familie gesegnet war. Denn das waren sie, eine Familie.

      Keine fünf Stunden später war es so weit und Amelia klopfte zusammen mit ihrer Mutter