Hugo von Velocia

Ein Lindwurm unter Wölfen


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einfach nicht, ob ich dir schon genug vertrauen kann, um mich einfach von dir umschlingen zu lassen."

      „Keine Sorge, Kleiner. Es ist doch nur zum Massieren. Es wird dir gefallen. Außerdem erwürgen Lindwürmer ihre Opfer normalerweise nicht. Obwohl wir durchaus stark genug wären, um es tun zu können", erklärte der Lindwurm lächelnd. Der Drache wusste anscheinend nicht wirklich gut, über Lindwürmer bescheid, denn sonst hätte er sicher nicht nach so etwas gefragt, dachte der Lindwurm. So eine Massage würde dem Lindwurm beste Chancen geben, den Drachen endgültig zu bezwingen. Aber wollte der Lindwurm das überhaupt noch? Er wusste selbst nicht mehr so genau, was er wollte. Den Menschen, den der Lindwurm noch immer festhielt, ließ er jetzt einfach laufen. Obwohl der Lindwurm den Menschen ziemlich fest umschlungen hatte, schien dieser nicht verletzt zu sein und er rannte auch sofort davon, als der Lindwurm ihn losließ.

      Momentan schwirrten einige Fragen in Slykurs Kopf herum. Es fiel ihm richtig schwer, sich zu konzentrieren. Der Drache wurde etwas nervös, da er es sich gerade anders überlegt hatte. Im Gedanken an das erste Treffen mit dem Lindwurm, will er sich nicht wirklich von ihm umschlingen lassen. Wie sage ich ihm das am Besten, ohne dass er ausrastet? dachte sich der Drache.

      „Ähm... also... also, das funktioniert doch auch sicher ohne dass du mich umschlingen musst, oder?" Slykur fing leicht zu schwitzen an, da er sich nun doch ein wenig Sorgen machte.

      „Du wirst doch nicht etwa nervös, kleiner Drache? Du musst dir keine Sorgen machen. Ich kann ganz sanft sein, auch wenn mir das keiner zutraut", erwiderte der Lindwurm und streichelte den Drachen zärtlich über seine Schuppen.

      Slykur wurde noch nervöser und fing schon leicht zu zucken an. „Diese Art von dir kenne ich noch gar nicht. Bisher warst du ziemlich rücksichtslos und hinterhältig.“ Slykur konnte plötzlich nicht mehr einschätzen ob der Lindwurm gut oder böse war. „Lass das bitte, weißt du, ich glaube ich verzichte auf die Massage. Ich will dir nicht unnötige Arbeit machen. Mir geht es auch schon viel besser“, sagte Slykur und wich langsam ein Stück zurück.

      „Aber das ist doch keine Arbeit für mich. Ich mag es, einem Drachen wir dir nahe zu sein. Und du solltest an deinen Flügel denken. Dem wird es hinterher viel besser gehen.“ Der Lindwurm dachte sich: Jetzt muss ich ihn nur noch überzeugen, sich massieren zu lassen, dann wird er eine Überraschung erleben. Hähähä. Angestrengt versuchte der Lindwurm nicht zu grinsen, denn das hätte Slykur sicher sofort misstrauisch gemacht.

      „Hmm, ich weiß nicht.“ Slykur überlegte etwas und schaute hin und wieder den Lindwurm an. „Aber du drückst nicht zu fest zu, okay?“ Der Drache wusste, dass er sich jederzeit aus dem Griff des Lindwurms befreien konnte. So wie er es schon mal gemacht hatte. Doch er konnte nicht genau einschätzen, wie stark so ein Lindwurm sein konnte. Doch Slykur wollte vorsichtig sein. Er wusste, dass Schlangen verdammt stark waren, wenn sie eine Beute in den Würgegriff nahmen. Und der Lindwurm war sicher nicht schwächer als eine Schlange.

      „Nein bestimmt nicht. Das würde ich doch nur tun, wenn ich die Absicht hätte, dich zu fressen. Aber das würde ich wohl kaum schaffen, so vollgefressen, wie du jetzt aussiehst. Nein. Außerdem habe ich schon zu lange gegen dich gekämpft und weiß inzwischen, dass ich dich nie besiegen könnte“, meinte der Lindwurm lächelnd und streichelte dem Drachen über die Seiten.

      Slykur fing an, leicht zu schnurren. Er wartete nun nur noch darauf, massiert zu werden. „Ja, danach wird es mir sicher besser gehen“, sagte er sich und fing an sich zu freuen. Es fühlte sich ja auch sehr angenehm an. Zumindest so lange der Lindwurm keine feindlichen Absichten hatte.

      Auch der Lindwurm begann genießend und voller Vorfreude zu schnurren „Gut so, Kleiner. Und nun entspann dich einfach. Ich erledige den Rest.“ Ganz zärtlich und vorsichtig, begann der Lindwurm, sich um den Drachen zu wickeln. Da sich der Drache diesmal nicht wehrte, war das auch kein Problem für ihn. Jetzt hatte er den Drachen schon mal so weit und gleich würde er dem Drachen zeigen, wie Lindwürmer ihre Opfer auch überwältigen können.

      Slykur streckte seine Beine weit von sich um den Massageeffekt besser zu spüren. Danach fing der Drache an es wirklich zu genießen. Das konnte man vor allem an seinem Gesichtsausdruck bemerken. „Hätte nicht gedacht, dass sich das so gut anfühlen würde“, meinte er und schnurrte dabei genüsslich.

      Diesmal wird er mir nicht mehr entkommen, dachte sich der Lindwurm, als er anfangs den Drachen tatsächlich nur ein wenig massierte. Doch während er das tat, begann er, seinen Körper elektrisch aufzuladen. Denn so wollte er den Drachen kampfunfähig machen. Mit einem Stromschlag. Das war auch eine Möglichkeit, wie Lindwürmer ihre Beute kampfunfähig machen konnten. Kleinere Tiere konnte der Lindwurm damit sogar töten. Doch für einen Drachen wie Slykur würde es wohl bestenfalls für eine kurze Bewusstlosigkeit reichen. Falls überhaupt. Doch ein Stromschlag würde jetzt sicher besonders gut wirken, nun, da sich der Lindwurm so nett um den Drachen gewickelt hatte. Für den Drachen sollte es zumindest für einige Minuten Bewegungsunfähigkeit ausreichen.

      „So ich glaube das reicht. Es fängt schon an so komisch zu kribbeln. Kannst mich wieder loslassen?“ Slykur fühlte sich um einiges besser und auch sein Kopf wurde wieder halbwegs frei von verwirrenden Gedanken.

      „Moment noch. Nicht zu schnell aufhören. Es soll doch auch wirklich gründlich sein. Wir Lindwürmer halten nichts von schlampiger Arbeit. Aber ich bin gleich fertig." Nur einige Sekunden später zuckte der Lindwurm blitzartig mit seinen Muskeln. Es gab einen Blitz und der Drache bekam einen heftigen Stromschlag zu spüren. Das muss selbst für diesen Drachen reichen, dachte sich der Lindwurm.

      Plötzlich wurde aus dem angenehmen Gefühl ein wirklich unangenehmer Schmerz. Slykur wusste nicht was über ihn kam und es wurde kurz weiß vor seinen Augen. Er gab sich wirklich Mühe um bei Bewusstsein zu bleiben. Langsam formte sich aus dem ewigen Weiß wieder die reale Umgebung, obwohl das Bild vor den Augen noch ein wenig verschwommen war. „W... was hast du gemacht? Hast du den Verstand verloren?“

      Als der Lindwurm sah, dass es noch nicht genug war, wiederholte er es gleich noch einmal. Er war fest entschlossen, dem Drachen jetzt keine Chance mehr zu lassen. „Ich unterziehe dich nur einer kleinen... Elektroschocktherapie“, erwiderte der Lindwurm grinsend und zog gleichzeitig seine Umschlingung deutlich enger, damit sich der Drache nicht so leicht befreien konnte.

      Und noch mal der gleiche Schmerz der durch Slykurs Körper zuckte. Der Drache brüllte kurz auf. "H... hör auf... da... damit...“ Slykur biss so fest er konnte in den Lindwurm. „Was tust du da?“, fragte Slykur noch, bevor er verzweifelt zu schnaufen begann.

      Doch der Lindwurm war in einer viel besseren Position und so hatte Slykur kaum eine Chance, sich zu verteidigen. Der Lindwurm begann zu lachen, als er spürte, wie Slykur langsam die Kraft ausging und sein Widerstand immer schwächer wurde. Diesen Kampf würde er gewinnen, da war sich der Lindwurm sicher.

      „Bitte... hör auf. Habe ich das wirklich verdient, dass du mich hier so quälst?“ Slykur biss wieder um sich um Widerstand zu leisten. Der Schmerz ließ zwar nach, aber hinterließ seine Spuren. Mit Mühe versuchte er, sich aus dem Griff des Lindwurms zu befreien.

      Doch der Lindwurm war nicht dumm und er hatte schon einige Erfahrungen im Kampf gegen Drachen gesammelt und er war mittlerweile so geschickt darin, dass Slykur es sehr schwer haben würde, wenn er sich aus eigener Kraft befreien wollte. „Ich will dich gar nicht quälen, mein Lieber. Aber ich muss verhindern, dass du mir entkommst. Und das geht eben nur, indem ich dich kampfunfähig mache.“

      Slykur löste seinen zweiten Biss. Auch wenn die Wunden schmerzhaft aussahen, ließ sich der Lindwurm nichts anmerken. „A... aber, der Drache vorher", stammelte er vor sich hin. Slykur begann nun in seiner Verzweiflung herumzustrampeln. „Das kann doch nicht sein“, stotterte Slykur, da ihm das Sprechen schon relativ schwer fiel. „Komm schon... lass mich frei.“

      „Hahaha. Der Drache vorher war nur eines meiner früheren Opfer. Ich habe nur seine Gestalt angenommen. Und sobald ich dich gefressen habe, werde ich auch deine Gestalt annehmen können, Kleiner. Ich würde dich ja gerne freilassen, aber wenn ich alle Drachen immer freilassen würde, die ich so erbeute, dann wäre ich längst verhungert.“

      Slykur