Marc Dark

Faith - Chroniken einer Jägerin


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Frau gestolpert. Chris sah die Blutlache am Boden. Er versuchte seine Frau anzusprechen, sie zu einer Reaktion zu bewegen, doch es war zu spät. Seine Mona war tot.

      Kapitel 1

      Norfolk, im US-Bundesstaat Virginia im Osten der USA, 16 Jahre später. Es waren Sommerferien, die schönste Zeit des Jahres für Faith Miller. Sie lebte mit ihren Eltern in einem kleinen Haus im Stadtkern von Norfolk. Freitagabend stand vor der Tür und sie mit ihrer Mutter Alice in der Küche. Ihr Vater Daniel spülte und ihre Mutter trocknete ab. Faith hatte sich zum Ausgehen fertig gemacht, dennoch neckte ihre Mutter sie:

      „Du könntest mir ruhig mal beim Abwaschen helfen.“ Sie grinste und wartete auf die Reaktion ihrer Tochter.

      „Nein, keine Zeit“, erwiderte Faith grinsend. „Die Verpflichtungen rufen.“

      Alice lachte in sich hinein. Es war für sie in Ordnung und schließlich hatte Faith ihre Hausarbeiten ganz ordentlich erledigt.

      „Verpflichtungen? Welche Verpflichtungen?“, fragte Daniel neugierig.

      „Na, du weißt schon Dad. Ausgehen, Spaß haben, Jungs kennenlernen.“

      „Dass du mir ja keine Dummheiten machst“, mahnte Alice besorgt.

      „Ich und Dummheiten?“, fragte Faith. „Wann habe ich jemals irgendwelche Dummheiten gemacht?“ Sie grinste.

      „Dummheiten?“, mischte sich ihr Vater ein. „Mein Kind macht Dummheiten. Nein, unser Kind ist das bravste Mädchen auf Erden. Sie würde nie irgendwelche Dummheiten machen.“ Er lächelte. Es stimmte. Faith hatte selbst in der schweren Teenager Zeit nie irgendwelche Verfehlungen begangen. Sie war ein Musterkind in der Schule und an den Wochenenden ging sie mit ihren besten Freunden etwas trinken oder ins Kino.

      „Siehst du Mum“, erwiderte Faith, „Dad bestätigt es. Keine Dummheiten.“ Sie lachte.

      „Dein Vater würde dir alles bestätigen“, entgegnete Alice mit einem Grinsen auf den Lippen. „Schon als Baby hast du ihn um den Finger wickeln können.“

      „Apropos, um den Finger wickeln. Dad, ich bräuchte ein wenig Taschengeld.“

      Daniel schüttelte lächelnd den Kopf. „Ich wusste, dass da Hintergedanken im Spiel waren. Also gut Faith. Wie viel brauchst du?“

      Faith überlegte. Ihre Eltern waren weder arm noch reich und Faith fehlte es an gar nichts. Dennoch bettelte sie nie um mehr Geld als nötig. „Na ja, so 50 Dollar wären nicht schlecht.“

      Ihr Vater griff in seine Gesäßtasche, zückte sein Portemonnaie und reichte ihr einen 50 Dollarschein. „Hier. Aber das muss für das gesamte Wochenende reichen.“

      Freudestrahlend und dankbar blickte sie ihren Vater an. „Danke Dad. Du bist der Beste.“ Sie gab ihm einen Schmatzer auf die Wange.

      „Ist schon gut Faith. Und nun los, bevor du zu spät zu eurer Verabredung kommst.“

      Sie lächelte, umarmte ihre Mutter und verschwand durch die Haustür in den nächsten Sommerferien-Ausgeh-Abend.

      Alice und Daniel blickten ihr aus dem Küchenfenster hinterher und kümmerten sich um den restlichen Abwasch.

      „Du sollst sie doch nicht so verwöhnen“, meinte Alice mit leichtem Vorwurf. „Wir können nicht ewig für sie sorgen und sie muss lernen mit Geld umzugehen.“

      „Ich möchte aber nicht, dass sie sich einen Nebenjob sucht“, entgegnete Daniel. „Sie soll sich auf die Schule konzentrieren, aufs College gehen, ihren Abschluss machen und danach soll sie sich mit dem Beruf beschäftigen, der sie interessiert und ihr Freude bereitet.“

      „Wenn du meinst. In gewisser Weise hast du auch Recht, Schatz. Unsere Tochter ist schon sehr verantwortungsbewusst für ihr Alter.“

      Sie trocknete die letzte Gabel ab und legte sie in die Schublade.

      „Und was wollen wir mit unserem Freitagabend anfangen?“

      Daniel lächelte verschmitzt. „Gar nichts.“

      „Gar nichts?

      „Ja, lass uns im Wohnzimmer ein bisschen fernsehen oder …“

      Alice lächelte. „Oder?“

      „Wir könnten nach oben ins Schlafzimmer gehen und schlafen.“

      „Schlafen?“

      „Schlafen! Ich bin so schrecklich müde und verspannt.“

      „Dagegen kenne ich ein hervorragendes Mittel.“ Sie ging ins Badezimmer und winkte mit einer Flasche Massageöl. „Soll ich schon mal hochgehen und auf dich warten?“

      „Geh ruhig hoch. Ich bringe den Rest mit.“ Er hing die Handtücher zum Trocknen auf und holte aus dem Kühlschrank eine Flasche Sekt, sowie ein Schälchen mit Erdbeeren. Gerade als er die Treppe hoch zum Schlafzimmer betrat, klingelte es an der Tür.

      „Wer kann das nur sein?“, fragte Alice von oben herab.

      „Weiß nicht. Vielleicht Freunde von Faith.“ Er stellte die Flasche und das Schälchen auf ein Sideboard ab.

      Es klingelte erneut.

      „Jaja. Bin schon da. Kleinen Moment.“

      Bemüht eine gutgelaunte Miene aufzusetzen ging Daniel an die Tür. Er hoffte, dass es wirklich Freunde seiner Tochter waren, die er dann in Richtung Kino schicken konnte.

      Er öffnete. Vor der Tür standen zwei junge Frauen, die überaus attraktiv wirkten. Die Blonde der Beiden trug ein enges ärmelloses schwarzes T-Shirt und eine enggeschnittene Blue-Jeans, die ihre weibliche Figur betonte. Die Rothaarige hatte ein weißes Top mit Blümchenmuster, sowie einen engen Jeansminirock und schwarze kniehohe Lederstiefel an.

      Daniel wirkte verblüfft. „Guten Abend. Wer sind Sie?“

      „Hallo“, entgegnete die Rothaarige und hielt ihm eine Flasche Sekt und einen eingepackten Kuchen hin. „Wir sind gegenüber eingezogen und wollten uns nur in der Nachbarschaft vorstellen.“

      Dankend nahm Daniel die Präsente entgegen. „Das ist sehr nett von Ihnen. Sie werden sehen, dass Sie in eine sehr angenehme und nette Nachbarschaft gezogen sind. Hier hilft jeder jedem. Kommen Sie doch rein, dann können Sie auch meine Frau Alice kennenlernen.“

      „Da sagen wir nicht nein, bei einer so reizenden Einladung“, erwiderte die Blondine.

      Daniel führte sie in das Haus, während Alice herunterkam. Sie hatte sich ein gelbes Sommerkleid übergeworfen, worunter sich die schwarze Reizwäsche, womit sie ihren Ehemann verführen wollte hervorblitzte.

      Die Blonde nahm das als Vorlage für eine Konversation. „Es tut uns leid. Wir wollten Sie nicht stören, sondern uns nur in der Nachbarschaft vorstellen. Wenn Sie möchten, gehen wir wieder.“

      „Nein, nein“, entgegnete Alice, „Sie sind uns willkommen und auf neue Nachbarschaft muss man unbedingt anstoßen.“

      „Ganz unbedingt“, erwiderte die Rothaarige. „Bei Ihnen riecht es auch lecker. Da bekomme ich doch gleich wieder Hunger.“

      Faith Miller und ihre Freunde Marcel Kingston und Shirley Frank gingen die beleuchtete Hauptstraße entlang. Es war nach 22:00 Uhr und der Kinofilm war vorbei. Unterwegs neckte sich das Trio.

      „Der Film war doch totale Zeitvergeudung“, stöhnte Faith. „Wären wir doch lieber in die Komödie mit Johnny Depp gegangen.“

      „Ja. Oder in diesen Liebesstreifen mit Leonardo Di Caprio“, fügte Shirley hinzu.

      „Liebesstreifen oder Johnny Depp? Och nö“, entgegnete Marcel. „Außerdem fand ich den Film voll cool. Wie diese Samurais durch die Luft geflogen sind. Ratz. Peng. Krach. Rattatong.“

      Faith rollte gelangweilt mit den Augen. „War doch klar, dass Jungs den Film gut