Marc Dark

Faith - Chroniken einer Jägerin


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war komplett in schwarz gekleidet. Er trug einen schwarzen Hut, eine schwarze Kapuze und einen langen schwarzen Umhang. Im bleichen Licht der Laterne hatte er etwas von dem Sensenmann. Chris stellte sich ihm in den Weg und wehrte den Angriff mit einem ähnlich großen Schwert, wie das des Angreifers ab. Funken flogen bei jeder Berührung. Geschickt wehrten die Kontrahenten die Hiebe des Gegenübers ab. Der schwarze Mann änderte seine Taktik und probierte es mit einem flinken Wechsel der Schlaghand und zog seinen Schwerthieb durch, doch Chris hatte reagiert, rollte sich zur Seite ab, der Schwertschlag ging ins Leere und der Angreifer hatte in den Asphalt gehackt, wo das Schwert stecken blieb. Chris nutzte den Moment und wollte dem Angreifer den finalen Schlag versetzen, doch mit einem raschen Fußtritt wehrte er den Schwerthieb ab, dass Chris sein Schwert verlor und mit dem nächsten Fußtritt landete der Beschützer Faith‘ auf dem nassen Asphalt. Faith, Shirley und Marcel hatten sich hinter dem schwarzen Jeep versteckt und beobachteten durch die Seitenscheibe den Kampf. Ihr Angreifer hatte es geschafft das Schwert aus dem Asphalt zu ziehen und stürzte sich auf den am Boden liegenden Chris. Er setzte die Schwertspitze an die Kehle. Ein roter Blutstropfen erschien am Hals.

      „Nun hat dein letztes Stündlein geschlagen. Überlass mir Faith und ich verschone dein erbarmungswürdiges Leben und das ihrer Freunde.“

      „Niemals überlasse ich dir Faith. Ich werde sie bis zum Äußersten verteidigen.“

      Der Angreifer grinste. „Du willst es nicht anders. Dann mach dich auf dein Ende gefasst.“ Er holte Schwung, doch in dem Moment, als er sein Schwert in die Kehle von Chris rammen wollte, sprang Faith hinter dem Wagen hervor. Sie hatte eine unglaubliche Geschwindigkeit und stürzte sich auf den Angreifer. Obwohl sie schmächtiger war, schaffte sie es den Angreifer von Chris zu stoßen. Beide schlugen auf dem Asphalt auf. Durch die Wucht des Zusammenstoßes ließ der schwarzgekleidete Mann sein Schwert fallen und sowohl Faith als auch der Angreifer lagen benommen am Boden. Faith erkannte als Erste ihre Chance. Verschwommen nahm sie im strömenden Regen das Schwert des Angreifers wahr. Sie erfasste die Benommenheit des Angreifers, eilte auf allen Vieren in Richtung Schwert, erreichte es vor dem Angreifer und wehrte den Faustschlag mit einem gezielten Fußtritt ab. Doch damit hatte sie ihren Gegner noch immer nicht außer Gefecht gesetzt, dieser setzte ihr nach und brachte sie zu Fall. Dann stürzte er sich auf sie. Er blickte auf sie herab in ihre blauen Augen.

      „Ich will dich nicht töten, Faith und auch nicht verletzen. Geh mit mir und du hast deinen Frieden gefunden.“

      Sie blickte in sein Gesicht. Die Kapuze verhüllte fast alles. Sie blickte in graue blutunterlaufene Augen und er schien viele Narben im Gesicht und am Kopf zu haben. Wer so aussah, konnte nichts Gutes im Sinn haben, dachte sie. Faith nahm ihre letzte Kraft zusammen und rammte ihm das Schwert in die Brust. Erschrocken und von Schmerz gepeinigt stolperte er von ihr herunter und versuchte sich das Schwert aus dem Leib zu ziehen. Faith ging zu Chris und half ihm auf die Beine. Shirley und Marcel gesellten sich dazu. Die Gefahr schien gebannt, denn ihr Angreifer war damit beschäftigt sich von seinem Schwert zu befreien. Chris nahm sein Schwert auf und steckte es ein. Marcel hatte als Erstes seine Sprache wieder gefunden.

      „Wer war das?“

      Erschöpft und müde vom Kampf antwortete Chris: „Das war Hunter.“

      „Und sollen wir ihm nicht nachsetzen und ihn töten?“

      „Nein“, entgegnete Chris. „Das wäre zu gefährlich. Wir sind zu sehr geschwächt. Ich bringe Euch zu meinem Anwesen, dort seid ihr in Sicherheit und dann können wir neue Kräfte tanken.“

      Shirley stützte die vom Kampf geschwächte Faith. „Das war unglaublich. Du warst so schnell und kräftig, Faith. Du trainierst doch nicht etwa heimlich?“

      „Ich … Ich weiß nicht.“ Der nachlassende Adrenalinpegel ließ sie wieder klar denken. Ihr wurde bewusst, dass sie ihre Eltern nie wieder sehen würde. „Meine Eltern waren unschuldig“, stammelte sie unter Tränen. „Warum mussten sie sterben?“

      Darauf hatte Chris keine Antwort. „Ich weiß es nicht Faith. Ich werde alles Notwendige für die Beerdigung deiner Eltern veranlassen. Wenn du möchtest, kannst du bei mir bleiben, solange du willst.“

      „Sehr gerne, Chris. Ich danke Ihnen. Sie haben so viel für mich getan. Ich wünschte … Ich wünschte, ich hätte meine Eltern retten können. Ich …“

      Faith verließen die Kräfte. Ihr wurde schwarz vor Augen und sie brach zusammen. Chris und Shirley fingen ihren Sturz ab und trugen sie in den Jeep, wo sie die ohnmächtige Faith auf die Rückbank legten. Chris startete den Motor und fuhr die Freunde zu seinem Anwesen, am Rand der Stadt.

      Mittlerweile war es Hunter gelungen das Schwert aus seinem Leib zu ziehen. Er stöhnte von Schmerz gepeinigt, doch hatte es ihn kaum geschwächt. Sein Ziel lag im Elternhaus von Faith. Dort sammelte er seine zwei Gehilfinnen ein und gemeinsam begaben sie sich in ihr Versteck in den Katakomben unter der Stadt. Sie waren verärgert und sauer über ihre Niederlage und darüber, dass sie Faith nicht bekommen hatten.

      „Dieser blöde Chris hat alles verdorben“, fluchte die Blonde. „Wir hatten sie schon fast. Ein Glück haben die Wurfsterne und Pfeile mich nur an der Kleidung getroffen. Sonst wäre ich jetzt mit Silber durchflutet gewesen und tot.“

      Hunter war selbst verärgert und Vorwürfe seiner Mitstreiter gingen ihm auf die Nerven. „Sei still, Vulpina. Es war doch eure eigene Schuld. Ihr hättet einfach nur Faith‘ Freunde ausschalten müssen. Nein, stattdessen probierst du mit Manuela das Schlafzimmer der Millers aus.“

      „Ist doch gut, Hunter“, warf Manuela ein. „Du hast es aber auch nicht fertiggebracht das Balg und Chris auszuschalten.“

      „Chris zu besiegen, wäre kein Problem gewesen. Nur die kleine Faith hat ihre Kräfte entdeckt und das macht sie verdammt gefährlich. Es ist für uns nicht leichter geworden, sie von unserer Sache zu überzeugen.“

      Ein lautes Telefonklingeln unterbrach die Stille.

      „Es klingelt“, brummte Vulpina genervt.

      Hunter antwortete ebenso genervt: „Ich habe es gehört.“ Er schlurfte zum Schrank, auf dem das Telefon stand und nahm den Hörer ab.

      „Ja!“

      Der Anrufer schien sehr wütend und vom Ausgang des Auftrags enttäuscht zu sein. Hunter versuchte ihn zu beruhigen.

      „Selbstverständlich habe ich das Ziel unserer Sache nicht vergessen. Ich versichere Ihnen, dass wir alles in unserer Machtstehende tun werden, um Faith auf unsere Seite zu ziehen.“

      Wieder ein paar Worte des Anrufers.

      „Wir werden ein wenig Geduld haben müssen, aber ich werde unseren Teil der Abmachung erfüllen.“

      Das Gespräch endete.

      „War das unser Auftraggeber?“, fragte Manuela mit gespielter Freundlichkeit.

      „Oh ja. Und er ist sehr wütend auf Chris.“ Hunter lachte lauthals auf.

      Am nächsten Morgen in einem Anwesen am Rand der Stadt. Im Schlafzimmer im Dachgeschoss des Hauses. Nach einer langen traumlosen Nacht, wachte Faith auf. Marcel und Shirley saßen an ihrem Bett und freuten sich über das Erwachen ihrer Freundin.

      „Guten Morgen, du Langschläferin.“, begrüßte sie Shirley.

      Faith rieb sich müde die Augen. „Guten Morgen. Wie spät ist es?“

      „11 Uhr.“

      Faith schüttelte den Kopf. „Hab ich so lange geschlafen. Fast 12 Stunden. Das ist heftig.“ Sie blickte sich um. „Ist das das Haus von Mr. Bane?“

      Marcel nickte. „Jepp. Das ist es. Wie geht es dir, Faith? Du weißt, wenn du mit jemanden reden möchtest, wir helfen dir und sind für dich da.“

      „Genau“, warf Shirley ein.

      Faith richtete sich auf und Shirley nahm ihre Freundin in den Arm. Es tat Faith gut, dass ihre Freunde sie in dieser schweren Zeit nicht alleine ließen.

      An der Zimmertür