Marc Dark

Faith - Chroniken einer Jägerin


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alles in Ordnung ist, aber …“

      „Es ist schon gut, Chris. Mir geht es ganz gut. Ich bin nur müde und einfach unendlich traurig, dass meine Eltern nicht mehr leben.“ Sie schluchzte und Shirley reichte ihr ein Papiertaschentuch.

      Chris blickte die Freunde von Faith an. „Lasst ihr mich einen Moment alleine mit Faith reden? Es ist sehr wichtig.“

      „Na klar“, sagte Marcel. „Bis dann, Faith.“

      „Wir sehen uns“, verabschiedete sich Shirley.

      Chris wartete bis die Beiden das Zimmer verlassen hatten.

      „Ich nehme an, du hast eine Menge Fragen, Faith. Ich werde sie dir alle so gut wie möglich beantworten.“

      „Eigentlich nur eine, Mr. Bane. Warum sind dieser Hunter und sein Gefolge so wild darauf, mich zu verfolgen?“

      Chris blickte sie ernst an. „Das ist schwierig. Ich muss dazu sehr weit zurück in deine Vergangenheit gehen, Faith. Bist du bereit darüber zu erfahren?“

      Faith nickte und Chris erzählte ihr, die Geschichte ihres Lebens. Er erzählte ihr, dass ihre eigentlichen Eltern Andrew und Mona van Helsing hießen. Andrew war ein direkter Nachfahre des niederländischen Okkultisten Dr. Abraham van Helsing. Sie und ihr Ehemann bekämpften das Böse auf dieser Welt, zum Beispiel solche Gestalten, wie Hunter. Bei einer dieser Aktionen kam Andrew ums Leben und Chris kümmerte sich um die schwangere Witwe. Es kam wie es kommen musste, die beiden verliebten sich und heirateten kurze Zeit später. Ein paar Wochen später kam Faith auf die Welt. Dann kam der schwarze Freitag 1987, wo Hunter mit seinen Schergen, die komplette Sippschaft der van Helsings auslöschte. Als Chris seine tote Frau fand, gab er Faith zur Adoption in die USA frei. Er hoffte, dass wenn er sie nicht finden konnte, würde Hunter sie auch nicht ausmachen können. Vor einem halben Jahr machte sich Chris dann doch auf die Suche und obwohl er nur den Vornamen Faith‘ kannte, fand er sie und hatte seitdem ein Auge auf seine Tochter. Doch auch Hunter hatte auf geheimnisvolle Weise Wind von dem Verbleib der letzten Nachfahrin Abraham van Helsing bekommen und so kam es zu dem brutalen Mord an den Millers. Als Chris geendet hatte, blickte er Faith an.

      „Alles in Ordnung?“

      „Ich danke dir Vater.“

      Sie umarmte ihn. „Ich verspreche dir, auch wenn du nicht mein leiblicher Vater bist, dass ich als Letzte der van Helsings mein Erbe antrete und das Böse bis zum Letzten bekämpfen werde.“

      Chris lächelte. Die Aussage seiner Stieftochter erfüllte ihn mit Stolz. Er verließ das Zimmer und ließ Faith mit ihren Freunden alleine.

      Im Erdgeschoss des Anwesens, in einem Nebenzimmer des großen Wohnzimmers hatte Chris sein Arbeitszimmer. Er betrat das Zimmer, als auf einem Bürostuhl ein großer breitschultriger blonder Mann saß.

      „Wie kommst du denn hierher?“, fragte Chris. „Nein, ich weiß, du hast deine Fähigkeiten, um überall hinzukommen.“

      „So ist es“, entgegnete der blonde Hüne. „Nach den Ereignissen der Nacht, musste ich hierher kommen.“

      Chris nahm auf einem Schemel gegenüber des Mannes Platz.

      „Du hast davon gehört?“

      „Selbstverständlich. Der Gilde bleibt so etwas nicht verborgen, das weißt du. Wie geht es der Kleinen?“

      „Den Umständen entsprechend. Der Schock über den Verlust ihrer Adoptiveltern sitzt sehr schwer bei ihr. Und ihre Kräfte scheinen erwacht zu sein.“

      „Das ist gut. Kennt sie die Wahrheit über ihre Herkunft?“

      „Ja, das heißt nein. Sie kennt einen Teil.“

      Der Blonde blickte ihn ernst an. „Das heißt, den unangenehmen Teil hast du weggelassen? Auch die Wahrheit über dich?“

      Chris nickte. „Es ist noch nicht der richtige Zeitpunkt. Sie muss das Geschehene erst einmal verdauen.“

      „In Ordnung. Auch, wenn ich es für einen Fehler halte und du sie dadurch verlieren könntest. Weiß sie denn von der Prophezeiung?“

      „Nein.“

      Die Augen von Chris‘ Gegenüber rollten. „Na toll. Und wann soll ich in Erscheinung treten?“

      „Bald. Sie möchte den Kampf gegen das Böse annehmen. Das heißt, wir werden sie darauf vorbereiten müssen, damit sich die Prophezeiung erfüllen kann.“

      „In Ordnung.“ Der Blonde stand auf und verließ das Anwesen. Chris blickte ihm nach. Dann holte er sich eines seiner vielen wissenschaftlichen Bücher und begann darin zu lesen. Er wusste, dass der Kampf mit Hunter und seinen Konkubinen nur ein Vorgeschmack war, auf das was noch kommen würde.

      Kapitel 2

      Ein paar Wochen waren nach den schrecklichen Vorfällen in Norfolk vergangen. Die Sommerferien waren zu Ende gegangen und für Faith und Shirley begann wieder der Alltag an der Virginia-High. Ihr Freund Marcel Kingston war zwei Jahre älter und hatte sein Studium am Norfolk Admiral College begonnen. Dort konnte er seinem Kindheitstraum Eishockeyprofi zu werden nachgehen und nebenbei einen guten Studienabschluss für das Berufsleben machen. Es war der erste Tag an den Lehrstätten und Faith genoss es rauszukommen und wieder unter ihren Mitschülern zu weilen. Ihr erster Gang allerdings führte sie zum Direktor der High-School, Professor Dr. Al W. Atorceislay. Sie klopfte kurz an und betrat das Büro des Direktors, der sie freudig begrüßte und ihr einen Platz gegenüber am Schreibtisch anbot.

      „Schönen guten Morgen Faith. Ich freue mich, dass du so kurzfristig Zeit finden konntest und das Angebot zum Gespräch wahrgenommen hast. Wie geht es dir nach diesem schweren Schicksalsschlag?“

      „Nun, um ehrlich zu sein Professor Atorceislay. Es ging mir schon besser, aber aktuell fühle ich wesentlich besser, als noch vor ein paar Tagen, als die Wunde noch frisch war.“

      Der grauhaarige zur Glatze neigende Mann nickte. „Ich verstehe dich voll und ganz. Nun, wenn dir irgendwas auf der Seele brennt, dich belastet oder du einfach nur reden willst, ich bin für dich da. Mein Büro steht immer offen.“

      Faith blickte ihren Direktor an. Er war erst seit einem halben Jahr an der Virginia-High. Professor Atorceislay war ein kräftig gebauter Mann, der zum Bierbauch neigte und in sein 52. Lebensjahr ging.

      „Ich danke Ihnen Professor. Das Angebot nehme ich gerne wahr, wann immer etwas ist.“

      Sie stand auf und wollte gerade gehen, als es erneut an der Tür zum Direktorenzimmer klopfte. Atorceislay lächelte. „Das geht ja heute zu, wie im Taubenschlag. Herein!“

      Ein dünner Mann im grauen Anzug und hellblauen Hemd mit rot-weiß-gestreifter Krawatte betrat das Zimmer. Er war etwa 1,85 m groß, trug eine grau-schwarze Brille mit durchsichtigen Rändern um die Gläser. Der Mann wirkte recht unscheinbar, würde er nicht durch seine gekrümmte Armhaltung auffallen. Es handelte sich um Professor Joe Schtidler, stellvertretender Direktor der High-School, Lehrer für IT-Kommunikation und Biologie und Redaktionsleiter der Schulzeitung.

      „Guten Morgen, Professor. Ich wollte gerade aufbrechen.“

      Schtidler grinste sie aus seinen schiefen Zähnen an. „Guten Morgen Faith. Dann lass dich nicht aufhalten. Ich wünsche dir einen schönen Tag.“

      „Ihnen auch Professor Schtidler. Ciao.“ Faith verließ das Zimmer des Direktors und begab sich in Richtung der Unterrichtsräume. Sie konnte Professor Schtidler nicht sonderlich leiden und war froh, dass sie ihre Tätigkeit bei der Schülerzeitung rasch beendet hatte. Der Professor neigte zu unverständlich wirkenden Sätzen, die sich oftmals maßlos in die Länge zogen. Es gab Gerüchte, dass er als DJ im berühmten Techno Club Route 66 auflegte. Andere sagten, dass er in seinem Haus in seinem Dachwintergarten ein Labor führte, wo er mit fossiler DNA arbeitete. Faith und vielen Mitschülern war der Professor nicht so ganz koscher, weswegen es nicht verwunderlich schien, dass die Schülerzeitung hauptsächlich mit sogenannten Strebern besetzt