Victoria M. Castle

Joayna


Скачать книгу

on>

      

       Joayna

      Die Asche des Phönix

      2. Auflage

      Deutsche Erstausgabe Februar 2016

      Victoria M. Castle, Joayna: Die Asche des Phönix

      Umschlaggestaltung: © Cover by Linda Wippermann

      Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

      Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

       Impressum

      Mirjam Eichmann, Eckstraße 18c, 67678 Mehlingen

      [email protected]

      © 2016, Victoria M. Castle

      facebook.com/Victoria-M-Castle-1711042495833072/

      Keiheera

       Schlaf ein,

       die Dunkelheit wird weichen.

       Schlaf ein,

       es wird Morgen sein.

       Schlaf ein,

       die Vögel werden singen.

       Schlaf ein,

       wein' nicht mehr.

      

       Ruh dich aus,

       ich bin da.

       Träume schön,

       ich bin da.

       Ich verlasse dich nicht, sondern bleibe.

       Denn die Dunkelheit wird weichen,

       es wird Morgen sein.

      

       Schlaf ein, träume schön,

       schlaf ein.

      Behutsam legte sie die Decke über Keiheera.

      „Gute Nacht, Schwesterchen“, sagte sie sanft, lächelte und gab ihr einen Kuss auf die Stirn.

      „Jo... sing mir bitte noch etwas vor.... Du hast so eine schöne Stimme...“, murmelte Keiheera leise.

      „Nein, Kleines. Heute nicht mehr.“

      Joayna lächelte erneut sanft und pustete die Kerze aus, die auf dem alten, hölzernen Nachttisch stand. Keiheera war bereits eingeschlafen.

      Joayna strich ihr sacht über die Wange, drehte sich dann um und verließ auf leisen Sohlen über den knarzenden, alten Holzboden das schlichte Bett, auf dem ihre Schwester schlief.

      Vorsichtig, auf heller, zarter Stimme Home, sweet home singend, ging sie aus dem Zimmer und drehte sich in der Tür noch einmal um. Ihr goldblondes Haar glänzte im Schein des Feuers, welches im Raum gegenüber brannte.

      „Gute Nacht, Schwesterchen“, flüsterte sie erneut und verließ das Zimmer.

      „KEI!! Komm da raus! Kei, wo bist du?!“

      Das Haus brannte.

      Die Flammen griffen um sich, verschlangen das Holz und alles, was ihnen in den Weg kam.

       Die Hitze schmerzte auf der Haut, das Wasser, welches vom Brunnen angeschafft worden war, verursachte dicken, dunklen Rauch.

      Im Nachthimmel über dem Dorf kreischten die Dämonen.

      Ihre schwarzen Gestalten und Flügel waren kaum zu erkennen, nur ihre leuchtend rotgelben Augen.

      Die Menschen aus dem Dorf schrien, die Wolfshunde bellten, das Vieh flüchtete.

      Leichen lagen auf dem Boden, teils verbrannt, teils durch dunkle Klauen aufgeschlitzt.

      Durch den Rauch konnte man einzelne Schemen erkennen, die von dem Feuer davonliefen.

      „Kei! Wo bist du, Kei?!“

      Joaynas Stimme drang durch das Feuer, durch den Rauch.

      Irgendwo mitten im Haus hustete jemand.

      Joayna schlug sich ein schmuddeliges, weißes Leinentuch vor den Mund und stürmte in das brennende Gebäude. Sie keuchte. Der Rauch nahm ihr jegliche Sicht.

      „Kei! Keeeei-h-h!“

      Das blassblaue, schlichte Kleid des jungen Mädchens fing Feuer. Sie warf den Oberrock mit der Schürze ab und rannte tiefer in das Haus hinein.

      Joayna bekam kaum noch Luft, ihre Lungen waren verstopft. Sie war verbrannt, suchte jedoch weiter.

      Im anderen Ende des Bauernhauses stand ein kleines Mädchen an eine Wand geduckt. Sie hustete ebenfalls und hielt sich den Arm vor das Gesicht. Ihre dunkelbraunen Locken waren vom Rauch fast schwarz gefärbt und ihre leuchtend grünen Augen glänzten im Licht der Flammen.

      Sie wollte um Hilfe schreien, hustete aber nur. Das Feuer trieb ihr die Tränen in die Augen und die Luft blieb ihr fast weg.

      Keiheera versuchte, vergeblich durch die Massen von Flammen und Rauch zu blicken. Die Hitze schlug ihr ins Gesicht, als auf einmal ein Balken neben ihr auf den Boden krachte. Sie kreischte auf, sog Rauch ein und hustete weiter.

      Mit hastigen, unkontrollierten Bewegungen torkelte sie durch den brennenden Raum. Das dünne Glas der Fenster war von der Hitze zerbrochen worden, Scherben lagen überall zerstreut. Das Zimmer, in dem sie sich befand, lag im Obergeschoss.

      Und dann hörte Keiheera nicht weit entfernt Flügelrauschen.

      Sie duckte sich vor brennenden Balken hinweg und lief zu den Fenstern. Vielleicht konnte ihr ja jemand helfen.

      Da geschah es: Ein Stützbalken fiel um, nach ihm mindestens drei weitere.

      Panisch sprang sie zur Seite, ohne darauf zu achten, wohin.

      Sie stolperte, ihr Kleid verhakte sich. Taumelnd versuchte sie, es den Flammen zu entreißen, die es gepackt hatten, schaffte es jedoch nicht, sondern prallte mit voller Wucht zurück und fiel aus dem Fenster.

      Keiheera schrie nicht, denn bevor sie es tun konnte, fiel sie auf etwas drauf. Das letzte, was sie vernahm, war ein weicher Stoß, ein Geruch von Feuer und verbranntem Fleisch und die Berührung von etwas Ledernen.

      Dann fiel sie in Ohnmacht.

      Hinter ihr schon weiter entfernt fiel das brennende Haus in sich zusammen.

      Und begrub alles, was sich in ihm aufhielt.

      Keiheera wachte auf und musste als erstes einen Schrei unterdrücken.

      Sie flog.

      Unter ihr zogen dunkle Felder, Wiesen und Wälder entlang, nur vom schwachen Mondlicht beleuchtet.

      Die halb offenen Augen der Kleinen weiteten sich, als sie sich aufsetzte und unter sich blickte.

      Sie begann schneller zu atmen und wollte fast den Körper loslassen, der sie trug.

      Es war ein Dämon.

      Mit der Größe eines ausgewachsenen Mannes konnte er sie leicht tragen, auch wenn er nicht ganz waagerecht flog. Seine Flügel waren mindestens so groß wie er, schwarz und ledern, mit so manchen Löchern, in denen ihn Pfeile durchbohrt hatten. Bekleidet war er mit schwarzen Fetzen von Tüchern und Leinen und an seiner Hüfte steckte ein Gürtel mit Dolchen und anderen Waffen.

      Keiheeras Atem ging immer schneller. Sie klammerte sich nur widerwillig an seine Flügelansätze, nur um nicht hinunterzufallen.

      Der