Victoria M. Castle

A song of Catastrophe


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dass solche Einladungen tatsächlich zum Erfolg führen konnten und dass dies nur eine Masche war, hatte sie schnell erkannt.

      Aber immerhin waren die Kerle heiß gewesen und wieso nicht den Abend genießen, wenn es schon beruflich nicht geklappt hatte?

      Und wer wusste denn, ob nicht doch einer dieser Kerle wirklich einmal der Sohn eines berühmten Produzenten war?

      Schnell verwarf Lexi diesen Gedanken wieder.

      Vermutlich war ihre wilde Träumerei ein Grund, wieso sie nach wie vor keinen nennbaren Erfolg hatte verbuchen können.

      Sie war für das Business nicht geschaffen.

      Sie war eine Träumerin, eine Künstlerin.

      Keine Geschäftsfrau.

      Sie schüttelte den Kopf und stieß sich schließlich von der Bar ab, ehe sie direkt auf den Ausgang zusteuerte.

      Sie war mit dem Gedanken schon bereits dabei, solche Galen in Zukunft sein zu lassen, als sie geradewegs einem jungen Mann in die Arme lief.

      Er musste auch sie nicht gesehen haben, war der Zusammenstoß doch stark genug gewesen, um eine ihrer CDs aus ihrer Tasche gleiten und geradewegs auf den Boden segeln zu lassen. Dabei ging das Plastik der Frontscheibe zu Bruch und splitterte leicht.

      „Verzeihung“, hörte sie nur eine sehr tiefe Stimme sagen und sie hatte nicht einmal einen Blick in das Gesicht des Fremden geworfen, als sie schon abwehrend die Hände erhob und sich bücken wollte.

      „Schon okay“, nuschelte sie schnell, doch ehe sie nach ihrer CD hätte greifen können, hatte der Fremde sie bereits aufgehoben und sich das Cover betrachtet.

      Carrie hatte ihr immer gesagt, dass das Cover das Wichtigste war, um gesehen zu werden. Also hatte sie mit ihrer Freundin ein kleines Fotoshooting im Wald veranstaltet, sich mit einem kurzen schwarzen Kleid auf einem Haufen Baumstämme niedergelassen und ihr blondes Haar über ihre Schulter fallen lassen, um darüber hinweg zu Boden zu sehen und so von der Kamera eingefangen zu werden. Carrie hatte anschließend ein bisschen mit den Effekten gespielt, sodass die Sonne geradewegs auf sie zu scheinen schien und sie in ein gutes Licht rückte. Mit Photoshop hatte sie schließlich in gezackter, harter Schrift „Catastrophe“ hinzugefügt.

      Zugegeben, es war sicherlich nicht das beste Cover, aber sie hatte gehofft, es würde reichen bis sie sich einen Profi würde leisten können.

      Nun, bisher hatte es das nicht.

      „Kann ich mir das mal anhören?“, fragte der Fremde und Lexi sah überrascht zu ihm auf.

      Er hatte blondes Haar, ein markantes Gesicht und sah mit seinem Lächeln, welches seine beiden Grübchen zeigte, wirklich gut aus. Dennoch trug er recht lässige Kleidung, hatte nur ein Shirt einer alten Punkrockband an und wirkte so gar nicht passend für das Etablissement.

      Ein Produzent würde dieser sicherlich nicht sein.

      Lexi reagierte nur mit hochgezogen Augenbrauen und wirkte alles andere als interessiert. Er hatte die Frontscheibe zerstört, also würde Lexi dieses Exemplar ohnehin nicht weitergeben können.

      „Sicher“, sagte sie schnell. Sie hatte ansonsten noch genug von den CDs dabei und man konnte schließlich nie wissen, wem man gerade die CD in die Hand gedrückt hatte.

      „Ich werde sie meinem Produzenten zeigen“, antwortete der Fremde ihr mit einem schiefen Lächeln.

      „Danke“, erwiderte Lexi nur recht kühl und der Fremde sagte nichts weiter.

      Dennoch wandte sie sich ziemlich schnell von ihm ab und steuerte wieder auf die Tür zu.

      Der Unbekannte hatte noch immer nichts erwidert und so hatte Lexi das Interesse an ihm verloren. Vermutlich würde man ihn ohnehin in wenigen Minuten von der Veranstaltung schmeißen, allein schon aufgrund seiner Kleidungswahl.

      Nachdem sie auf die Straße getreten war, ließ sie im Gehen das Handy aus ihrer kleinen schwarzen Handtasche gleiten und entdeckte direkt eine Nachricht von Carrie auf dem Display.

      Wie ist es gelaufen?, hatte ihre beste Freundin sie gefragt.

      Lexi tippte mit flinken Fingern nur ein Wie immer. und ließ das Handy zurück in ihre Tasche gleiten.

      Die schwarzen High Heels klackerten auf dem dunklen Asphalt, als sie die Straße hinabging.

      Das war definitiv das letzte Mal, dass sie auf solch einer Gala versucht hatte, ihre CD zu vermarkten.

      Es war ein kalter, dunkler Winterabend und Lexi fluchte leise, dass sie sich wieder einmal für das kleine, schwarze Kleid entschieden hatte. Sie zog den langen Mantel enger um ihre Taille, doch an den Beinen fror sie dennoch. Sie hatte schon immer Talent besessen, sich gut anzuziehen, auch wenn das bedeutete, dass sie darunter litt.

      Beim Ausatmen bildete sich bereits eine weiße Rauchwolke und Lexi seufzte auf. Sie hätte sich ein Taxi rufen sollen.

      Doch auch dafür fehlte ihr aktuell das nötige Kleingeld.

      Also hatte sie sich dazu entschlossen, die paar Straßen zu laufen.

      Lexi war es mittlerweile gewohnt, selbst in hohen Schuhen einige Kilometer zu laufen, also machte ihr lediglich die Kälte etwas aus, auch wenn eine junge Frau in ihrem Alter und mit diesem Aussehen wohl besser nicht um diese Uhrzeit auf der Straße umherwandern sollte. Doch bisher war ihr noch nie etwas passiert, also warum sollte sich das mit einem Mal ändern?

      Als Lexi schließlich endlich Zuhause angekommen war, hatte sie das kleine Tor zu ihrem Vorgarten geöffnet und trat augenblicklich auf ihre Haustüre zu, als ihr einfiel, dass sie dem Fremden gerade nicht nur die CD, sondern auch ihre Handynummer gegeben hatte, hatte sie diese doch für alle Eventualitäten auf den CDs notiert. Man konnte schließlich nie wissen, wie viel Zeit sie für ein kleines „Vorstellungsgespräch“ haben würde und so wollte sie wenigstens auf Nummer sichergehen, dass man sie auch würde erreichen können.

      Falls irgendjemand sich wirklich ihre CD anhörte.

      Lexi ließ den Schlüssel in das Schloss gleiten und öffnete mit wenigen Drehungen die Tür, ehe sie in ihren dunklen Flur trat.

      Nachdem sie das Licht angeschaltet hatte, legte sie direkt schräg links gegenüber der Tür ihre Handtasche auf eine weiße Kommode, über welcher ein wunderschöner, verschnörkelter dunkelbrauner Barockspiegel hing. Lexi zog die Tür hinter sich mit der freien Hand zu und griff direkt nach ihrer Jacke, die sie wenige Sekunden später bereits in der linken Ecke des Flures auf einen schönen Garderobenständer, ebenfalls in demselben Braun wie der Spiegel, hängte.

      Sie öffnete die linke Tür im Flur und trat augenblicklich in die kleine Küche. Auch wenn es mitten in der Nacht war, brauchte Lexi nach dem Gang durch die Kälte erstmal einen Kaffee.

      Während die Maschine aufheizte, lehnte sie sich gegen die Küchentheke und ließ ihren Blick rechts neben sich auf die Ablage gleiten. Es lag noch immer ein Zeitungsartikel oben darauf, den sie flüchtig überflog.

      Ihre alte Rivalin hatte einen weiteren grandiosen Auftritt mit ihrer Band hingelegt und wieder einmal war ein großer Artikel von ihr in der Zeitung.

      Lexi presste die Zähne aufeinander, als sie sich das Foto betrachtete und unterdrückte bei dem Anblick ihrer Rivalin nur den Reflex eines Augenrollens, ehe ihr Blick zu dem Gitarristen wanderte.

      Alex.

      Sie kannte ihn von früheren Zeiten, als auch sie einmal bei ihm unter Vertrag gestanden hatte, war er doch nicht nur Gitarrist, sondern auch Manager gewesen.

      Und man hatte damals gesagt, er sei für sein Alter einer der besten.

      Doch ehe Lexi hatte ihren Erinnerungen nachhängen können, hatten ihre Finger bereits nach dem Papier gegriffen und es geradewegs in den Mülleimer befördert.

      Dieses Kapitel hatte sich geschlossen.

      Und jetzt hatte sich ein neues für sie aufgeschlagen.

      Auch