Victoria M. Castle

A song of Catastrophe


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      Kapitel 2 Prince

      Mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit wäre Prince an diesem Abend nicht erschienen, hätte sein Manager ihm nicht gedroht, dass er wieder einmal in die Öffentlichkeit müsse, sonst würden sie sein neues Exemplar gleich hinten anstellen. Das konnte er sich in seiner aktuellen Situation nicht leisten, waren die letzten Bücher doch schon nicht wirklich etwas gewesen, auf das er stolz hätte sein können. Nein, im Gegenteil.

      Prince hatte immer nur für sich geschrieben, bis er vor wenigen Monaten tatsächlich eines seiner Bücher eingereicht hatte bei einem kleinen regionalen Wettbewerb.

      Niemals hätte er damit gerechnet auch nur einen Blumentopf mit der langweiligen Geschichte zu bekommen.

      Doch hatte einem Mann in der Jury genau das gefallen.

      Die Geschichte zweier junger Menschen, auf der Suche nach ihrem ganz eigenen Sinn im Leben und der Freiheit.

      Eigentlich schrieb er selten Romane wie diesen, lagen ihm sowohl Fantasy als auch Psychothriller doch deutlich besser. Doch hatte das Thema des Wettbewerbs ihm da keine andere Wahl gelassen.

      Nun, knapp ein Jahr und zwei Monate später war er vor dem Eingang einer Bar, wie es viele andere dieser Art zu geben schien. Beinahe jedes Wochenende war er unterdessen auf Galen wie dieser um seine Werke zu promoten und als gutes Beispiel für seinen Manager herzuhalten.

      Dieser war eigentlich im Musikbusiness angesiedelt und hatte es lediglich als zweites Standbein angesehen, junge Autoren wie Prince zu fördern.

      Nun ja, er war vielleicht nicht der beste Fang gewesen und es gab da draußen weitaus bessere Manager, dem war Prince sich sicher. Doch durfte er nicht wählerisch sein, nicht in seiner Lage.

      Es war schließlich nicht so, als hätte er eine allzu große Wahl gehabt. Er hatte eine, doch bezog diese sich nicht auf zwei namenhafte Manager, sondern viel mehr darauf, ob er sich einen weiteren schlecht bezahlten Job suchen müsste oder ob er den Vertrag unterschrieb.

      Das Gute war gewesen, dass er keine Gebühren hatte zahlen müssen, diese würde sein Manager erst verlangen, sofern ihm Prince' Bücher auch etwas einbrachten.

      Prince, ja, so nannte man ihn und niemand kannte seinen richtigen Namen. Er wollte mit einem Synonym bekannt werden und seine Privatsphäre behalten, soweit es eben möglich war.

      Auch wenn das wohl noch in weiter Ferne lag. Bisher bestand die Menge, die ihn kannte nur aus Freunden und Bekannten seines Managers. Selbst seinen Freunden und der Familie hatte Prince von seinen Büchern und deren Startversuchen nichts verraten.

      Ganz im Gegenteil, das war allein sein Ding und da sollte und durfte ihm niemand reinreden.

      Das konnten seine Freunde nämlich ziemlich gut, hatten sie alle immer viel zu gut gemeinte Ratschläge, mit denen Prince nichts hatte anfangen können. Sie wollten ihm helfen, ohne Frage, dennoch ging er seinen eigenen Weg und lies sich dabei nur ungern von anderen leiten.

      Langsam lehnte er sich für einen kurzen Moment noch einmal an die Wand direkt neben dem Eingang der kleinen, aber recht eleganten Bar. Die kalte Backsteinfassade drückte sich deutlich durch sein schwarzes Bandshirt, welches er immer allein aus Provokation trug. Es war eines seiner Markenzeichen, genau wie seine viel zu großen Hoodies, welche meist von einer seiner liebsten Punkrockbands stammten. Das blonde Haar fiel ihm in Folge eines leichten Windzuges seicht in die Stirn und Prince blickte sich auf der Straße um, ehe seine rechte Hand zu der Strähne glitt und diese wegstrich.

      Er kannte diese Abende zwar schon, dennoch waren sie noch immer nicht das, was er sich vorgestellt hatte. Oft brachten sie nicht ihm etwas, sondern viel mehr seinem Manager.

      Prince war dabei nur eine Art Ausstellungsstück. Doch gefiel es ihm auf eine gewisse Weise auch, denn wer konnte schon mit knapp 24 davon sprechen, dass er Autor war und unter Vertrag stand?

      Abgesehen davon gab es immer jede Menge Drinks umsonst und er konnte das eine oder andere Mal durchaus gut essen.

      Das Gefühl wichtig und besonders zu sein gefiel ihm und hatte sein Ego ein wenig weiter gestärkt, sodass Prince immer mal wieder mit einer der Frauen nach Hause ging, sie jedoch selten mit zu sich in seine kleine Stadtwohnung nahm, welche vielmehr ein Studio war, als eine Wohnung.

      Nein, er genoss es, gehen zu können, wann es ihm beliebte. Die Frauen wussten oftmals ohnehin nicht, wer er wirklich war und was er mit seinem Manager zu tun hatte. Oft hielten sie ihn, durch seine rockige Kleidung für einen alternativen und unbekannten Musiker. Dies schien so manche Frau in eine Fantasie abdriften zu lassen, die sie gleich in Wallung beförderte. Schief grinste er und es umspielten zwei Grübchen seine Lippen, als Prince daran dachte, wie sie ihn verehrten, nur weil er die Gefahr ausstrahlte.

      Kurz hätte er beinahe leise gelacht, ehe er jedoch sein Handy in seiner Hosentasche vibrieren spürte und sofort mit der linken Hand zu diesem glitt.

      Ich will hoffen, dass du bald erscheinst.

      Ihm war klar gewesen, dass es nicht lange dauern würde, ehe er ihn vermissen würde. Kurz spannte er seinen Körper an und stieß sich von der Wand ab. Gleich entspannte er die Schultern mit einem Schütteln und trat auf den Eingang der kleinen Bar zu. Noch einmal sah er auf sein Handy, als er hineinging und tippte schnell noch eine Antwort.

      Auf dem Weg, keine Sorge.

      In diesem Moment stieß Prince mit einer Fremden zusammen und sein Blick glitt gleich zu der jungen Frau. Als er sich auch schon schnell beugte und etwas aufhob, was sie durch seine Unachtsamkeit hatte fallen lassen.

      „Verzeihung“, sagte er kurz und wollte ihr gerade den Gegenstand zurückgeben, doch hielt er diesen noch eine Sekunde in seiner rechten Hand um ihm zu betrachten.

      Eine CD-Hülle mit einem Cover darauf.

      Auf dem Cover war eindeutig sie zu sehen, während sie auf einem Baumstamm im Wald saß. Langsam glitt ein leichtes Grinsen auf seine Lippen und er zog die CD näher zu sich.

      Das würde seinen Manager vielleicht doch ziemlich interessieren, dachte Prince noch, als er die junge Frau abermals betrachtete. Sie war schön, jung und hatte deutlich ihren eigenen Stil. Gerade lag ihm eine andere Frage auf der Zunge, als er sie nur ansah und ihren fragenden Blick bemerkte.

      „Ich werde sie meinem Produzenten zeigen“, sagte Prince nur und deutete mit einem leichten Grinsen, welches wieder einmal seine Grübchen zur Schau stellte, auf die CD.

      Doch kaum hatte er noch etwas erwidern wollen, war sie auch schon verschwunden. Einen Augenblick verweilte Prince noch im Eingang und sah ihr nach, ehe er die CD fester griff und mit einem Grinsen an die Bar trat.

      Kurz blickte er sich um und erkannte gleich seinen dunkelhaarigen, etwas in die Jahre gekommenen Manager, welcher an der Bar stand und etwas orderte. Dennoch trat Prince nicht direkt zu ihm, stattdessen öffnete er zunächst die CD-Hülle um sicher zu gehen, dass dort auch wirklich ein Exemplar vorhanden war, welches er weitergeben konnte, ehe er die Handynummer entdeckte, welche auf die CD geschrieben war.

      Kurz erinnerte Prince sich an die Fremde und grinste erneut ein wenig schiefer, als er mit seinem Handy ein Foto der Nummer machte. Sicher war bekanntlich sicher.

      Erst als er die CD wieder in aller Ruhe geschlossen hatte, hörte er die dunkle und tiefe Stimme des Mannes und blickte zu diesem herüber.

      „Da bist du ja.“

      Prince nickte mit einem aufgesetzten Lächeln und trat zu ihm und einigen anderen Männern herüber, währenddessen er sich entspannt auf einen der Barhocker niederließ.

      Die CD hatte er provokant und leicht zu sehen vor sich auf die Theke gelegt und den Blick zu seinem Manager gewandt, welcher bereits einiges zu berichten hatte und Prince jedem seiner so genannten Freunde vorstellte.

      „Was hast du denn da?“, fragte sein Manager schließlich, als sie einen Moment allein waren.

      Seine Begleitung war vor die Tür getreten und Prince grinste nur ziemlich schief.