null Eifelphilosoph

Band 1 - Die Herrscher der Welt und ihre Widersacher


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die haben gar kein Geld dafür, wie man sich auch selbst hätte denken können.

      Politiker, Schauspieler, Sportler, Medienmenschen sind da schon eher der bevorzugte Kundenkreis - ebenso würde kein Bordell ohne zahlungskräftige Kunden funktionieren ... Auch hier hebt sich der Arbeitslose positiv ab. Da hat er auch einfach kein Geld für.

      Genau wie die Räuberelite des Landes ihren Drogenkonsum mit der Kompensierung von großem Stress und großer Belastung legitimiert (jedenfalls sich selbst und ihren Therapeuten gegenüber) hat der Arbeitslose das Recht, seine seelische Belastung durch den Konsum legaler Drogen zu kompensieren.

      Dafür sind sie da. Empfehlen sollte man das nicht – aber gesamtgesellschaftlich sind Bier und Wein billiger als wenn wir Arbeitslosen regelmäßig, dringend benötigte und angesichts des auf sie ausgeübten Drucks medizinisch absolut gerecht-fertigte Psychopharmaka verschreiben würden.

      Im Übrigen ist Rotwein äußerst gesund, neben frischem Obst und Gemüse (was der Hartz-Regelsatz kaum hergibt) die beste kardioprotektive Substanz der Medizin. (Leider noch nicht auf Rezept er-hältlich.)

      Stark anzweifeln möchte ich, dass bei der geringen finanziellen Ausstattung genügend Mittel vorhanden sind, um sich dem Konsum von Alkohol und Nikotin in therapeutisch ausreichendem Maße hinzugeben. Erst recht nicht, wenn Kinder im Haushalt leben ... – deren willkürlich festgesetzter Regelsatz jeden Vater und jede Mutter dazu nötigt, von ihrem eigenen Salär was dazuzugeben und für ihre Kinder ihre eigene Gesundheit zu opfern.

      Was Reiche wohl kaum wissen, weil sie es in ihrer Internatskindheit nicht erlebt haben: Die meisten Eltern lieben ihre Kinder und würden alles für sie tun. Sogar sterben. Persönlich kenne ich einen aus Krankheitsgründen verharzten, früher gut ver-dienenden Vater, der sich mit Hinblick auf die (mutmaßlich) nicht anrechenbare Halbwaisenrente das Leben nehmen wollte, um seine Kinder vor Armut zu schützen. Das haben wir gerade nochmal verhindern können.

      Kindesmissbrauch (und hier würde ich auch das vorenthalten ausreichender wirtschaftlicher Ver-sorgung drunter fassen – weshalb der Staat samt Jobcenter zum größten Missbraucher wird) kommt auch (aber nur AUCH) bei Arbeitslosen vor ... – aber nicht häufiger als bei den oberen Zehntausend und es gibt bislang keinen seriösen wissenschaftlichen Datenbestand, der anderes vermuten ließe.

      Anders als bei den gesellschaftlich viel ange-seheneren Workaholics nutzen viele Arbeitslose ihre Zeit aber auch dafür, ihren Kindern das zu geben, woran viele reiche Kindern einen elementaren Mangel haben: Zeit, Aufmerksamkeit, Zuwendung, Liebe.

      Dies würde ihnen noch besser gelingen können, wenn man sie nicht beständig mit sinnlosen, entwürdigenden Maßnahmen, haltlosen Verdächti-gungen und dem hemmungslosen Versuch sozialer Ausgrenzung überziehen würde.

      Da Arbeitslosigkeit im Übrigen eine schwere psychische Belastung darstellt, ist der Gebrauch (nicht jeder Gebrauch ist gleich Missbrauch – nur mal Nebenbei) von Nikotin nicht sehr verwunderlich – aufgrund des Einflusses auf den Serotoninhaushalt ist Nikotin sehr heilsam und manchmal lebens-rettend, um nicht in einen suizidalen Strudel zu geraten. Schizophrene greifen fast ausnahmslos zu dieser Substanz ... – und tun sich damit unwissent-lich etwas sehr gutes, stabilisierendes.

      Ja – Nikotin fördert – neben der Ausschüttung von Adrenalin, was sich leistungssteigernd auswirkt, auch die Ausschüttung von Dopamin, dem „Glücks-hormon“. Wie viel Verachtung für Menschen muss man in sich tragen, um Menschen in großer Not diese kleinen Momente des Glücks nicht zu gönnen?

      Merke:

      Vor Durchsetzung der Suizidentscheidung (die manche ja inzwischen schon für die ganze Familie gleich mit treffen), erst mal eine rauchen.

      Jede Zigarette (Pfeife wäre noch besser – aber die Kosten …) erfüllt die Bedingungen einer Kurzzeit-meditation, kann einen sinnlich und geistig völlig herausziehen aus einem möglicherweise sonst desaströsen Lebensmoment. Gesund ist es nicht ... – kann aber in aussichtslosen Situationen lebens-rettend sein. Da muss man Schaden und Nutzen einfach mal kühl und nüchtern gegeneinander ab-wiegen.

      Der generelle Unterschied von Drogenmissbrauch durch Arm und Reich ist wohl darin zu sehen, das der Reiche freiwillig aus eigenem Entschluss und voller Eigenverantwortung in seiner belastenden Situation bleibt und diese durch Drogen stabilisiert, während der Arme da gar keine Wahl mehr hat.

      Wenn also jemand meint, Drogenkonsum (erst recht den legalen) moralisch verurteilen zu wollen, sollte er auch im Sinne der Verantwortungsethik urteilen. Moralisch verwerflicher ist er auf jeden Fall bei denen, die es nicht nötig hätten.

      Und wen es generell stört: Von mir aus könnt ihr Alkohol und Nikotin generell verbieten. Ich hätte meinen Spaß daran zu sehen, aus welcher Ecke die lautesten Schreie kommen. Sicher nicht aus der Ecke jener, die jeden Tag mit ihren paar Euros kämpfen müssen und professionell gestählte Konsumverzichter sind.

      P.S.:

      Um den Stellenwert, den die Vernichtung von Religion (und Philosophie) in den letzten Jahr-hunderten an dieser Entwicklung hatte, möchte ich mich später gesondert kümmern.

      Ich weiß, es gehört dazu. Nur mal so am Rande. Würde hier aber zu weit führen, meines Erachtens nach. Von Rauchern jedoch habe ich noch in Erinnerung, dass sie an einem „metaphysischen Weltschmerz“ leiden.

      Der Arbeitslose und das Arbeitstier haben hier möglicherweise überraschende Gemeinsamkeiten – doch davon reden wir ein andermal.

      Opa, musst du sterben?

      Es gibt Tage, da vermisse ich einen dicken Hammer. Wie heute.

      Wenn der Trauerratgeber auf T-Online einen Besuch auf dem Friedhof empfiehlt, um Kindern das Thema „Tod und Sterben“ nahe zu bringen.

      Mehr nicht. Einfach mal auf den Friedhof gehen.

      Kein Wort über jahrzehntelange Nahtodesforschung, über Physiker, die Seele „beweisen“, über die Flut von Antworten aus vielen Religionen und Philo-sophien.

      Keine Wahl, keine Chance ... – nur eine Reduktion auf biologischen Sondermüll.

      Historisch gesehen ist es eine verschwindend kleine Minderheit ... – wenn auch eine extrem reiche und einflussreiche Minderheit... – die das Leben auf die materielle Illusion reduzieren.

      Sicher, auch das darf man glauben. Aber schön wäre es doch ... – wenn man den Kindern die Wahl lassen würde.

      Bevor man gedankenlos Angst und Panik erzeugt, die nichts weiter ist, als die Reaktion auf ein ein-zelnes Gedankengebäude.

      Denn mehr ist es nicht ... – nur ein einzelnes Gebäude neben vielen anderen. Es ist nicht „wahrer“ als andere Gebäude seiner Art. Nur ärmer, dunkler, hoffnungsloser – aber das allein qualifiziert zu gar nichts.

      Nicht unbedingt der schönste Ort, um Kinder darin einzusperren. Aber wie schön und niedlich der Rat, das man den Kindern ob der Frage nicht böse sein soll, weil sie es nicht böse gemeint haben.

      Hätte nie gedacht, das man als erwachsener Mensch überhaupt auf so einen Gedanken kommen kann, denn immerhin ... – das wir alle sterben, sollte doch mittlerweile bekannt sein, oder?

      Genau ... – wir sind nicht nur sterblich, wir tun es auch. Jeder.

      Was macht ihr denn mit den Kindern, die fragen, ob sie selber sterben müssen?

      Auch ein Gang auf den Friedhof?

      Aber sonst immer schön optimistisch sein, nicht wahr? Immerhin, man soll die Frage „ehrlich“ beantworten.

      Das ist auch gut so. Aber nicht nur mit ja. Nicht verantwortungslos das zweckbestimmte Tabu auf Unschuldige übertragen.

      Wenn, dann auch richtig und realistisch.

      „Ja, aber ist nicht weiter schlimm. Niemand weiß, was dann kommt.“

      Viele sehnen sich danach, einige erwarten Wunder