Hubert Wiest

Dennis und Guntram - Zaubern für Profis (Band 3)


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      Hubert Wiest

      Dennis und Guntram – Zaubern für Profis

      (Band 3)

      Für Nina, Janek, Ben und Lola

      WAS BISHER GESCHAH

      Viertklässler Dennis Blauberg hat endlich einen guten Freund gefunden, den zehnjährigen Zauberer Guntram Mempelsino von Falkenschlag. Ein Zauberer als Freund könnte vieles einfacher machen. Doch seit Kalle, der Anführer der Haibande, in Guntrams Zauberstab gebissen hat, geht beim Zaubern so einiges schief.

      So cool wie Kalle, Eddie und Bruno von der Haibande wäre Dennis auch gerne, aber die drei pöbeln Dennis und Guntram immer nur an. Erst als die beiden Kalle aus einer fast ausweglosen Lage retten, ändert sich das. Und nach einer halbwegs bestandenen Prüfung im Schwimmbad werden Dennis und Guntram sogar in die Haibande aufgenommen.

      Dennis Blauberg wäre gerne etwas mutiger. Am liebsten verbringt er die Zeit mit seinem besten Freund Guntram Mempelsino von Falkenschlag.

      Guntram Mempelsino von Falkenschlag trägt altmodische Klamotten und kann zaubern. Was andere Menschen über ihn denken, ist ihm ziemlich egal. Und für seinen Freund Dennis würde er alles tun.

      Kalle Schmitt, Sohn des Bürgermeisters, ist der Anführer der Hai-bande und bestimmt, wo es langgeht.

      Eddie gehört seit der zweiten Klasse zur Haibande und ist Kalle treu ergeben.

      Bruno fragt nicht lange, wenn es darum geht, Kalles Befehle auszuführen.

      1. Das Eis

      „Bitte Papa! Guntram und ich würden so gerne ein Eis essen“, bat Dennis. Sehnsüchtig sah er zu dem knallrot lackierten Eiswagen hinüber. Der dreirädrige Wagen war halb Motorrad, halb Lieferwagen. Die polierten Felgen glitzerten in der heißen Julisonne. Ein rot-weiß gestreifter Sonnenschirm gab ein wenig Schatten. Der Verkäufer trug eine tadellos weiße Jacke. Seine Kappe hatte er in den Nacken geschoben. An der Seite des Eiswagens stand in silbernen Buchstaben, die einen Halbkreis schlugen: Luigis Eis.

      Herr Blauberg lächelte einen Moment still vergnügt in sich hinein. Dann sagte er: „Als Kind habe ich auch schon bei Luigi Eis gegessen. Er macht wirklich das beste Eis in der ganzen Stadt. Kommt, Kinder. Ich werde mir heute auch eine Waffel gönnen.“

      Dennis strahlte.

      Der Eisverkäufer zog seine Kappe ein wenig nach vorne und klapperte mit seiner Eiskugelzange. „Ja bitte?“

      „Ich will Mandeleis und Karamell“, sagte Dennis.

      „Himbeere, es muss Himbeereis sein. Das schmeckt so schön rosa“, kicherte Guntram. „Mit ganz viel Sahne.“

      „Ein Blauberg isst nur Blaubeer(g)eis“, sagte Dennis' Papa und wartete auf einen Lacher. Dennis drehte seine Augen zum Himmel. Er konnte diesen Witz seines Vaters nicht mehr hören und auch Guntram verzog keine Miene.

      „Eine kleine Waffel oder darf es eine große sein?“, fragte der Eisverkäufer und zeigte auf die knusprig gebackenen Waffelhörnchen. Dennis lief das Wasser im Mund zusammen. Die Waffeln dufteten herrlich.

      Herr Blauberg deutete mit dem Zeigefinger zwischen beiden Waffeln hin und her, als wäre es ein Glücksrad. Doch dann fuhr sein Arm an den Waffeln vorbei nach rechts und deutete auf die Preistafel. In unschuldigen Kreideschwüngen stand dort zu lesen: Eine Kugel 3 Euro, zwei Kugeln 5 Euro.

      Herrn Blaubergs Finger blieb in der Luft hängen. Sein Gesicht schimmerte matt weiß wie die gestärkte Jacke des Eisverkäufers.

      „Also ich nehme Himbeer- und Pistazieneis und Melone und ganz viel Sahne“, hatte sich Guntram jetzt entschieden.

      Dennis merkte, dass mit seinem Vater etwas nicht stimmte. „Papa, ist dir nicht gut?“ Er griff nach dem Arm seines Vaters und versuchte, ihn zu stützen.

      Der rot-weiß gestreifte Sonnenschirm flatterte lustig im Wind und der Eisverkäufer lächelte dazu.

      „3 Euro für eine Kugel Eis“, japste Herr Blauberg fassungslos, um im nächsten Moment loszupoltern: „Das ist eine Frechheit, eine Unverschämtheit. Als ich ein Junge war, kostete die Kugel Eis nur 30 Pfennig.“

      „Mein Herr“, meinte der Eisverkäufer und lächelte immer noch höflich, „ohne Ihnen zu nahe treten zu wollen, das ist sicher schon ein paar Jahre her. Und sehen Sie, die Waffeln sind alle von Hand gebacken. Und das Eis …“

      Herr Blauberg strich sich die Haare über den Kopf, dorthin, wo nicht mehr ganz so viele wuchsen, und schimpfte weiter: „Das ist Wucher. Mehr als einen Euro bezahle ich nicht für eine Kugel.“

      Guntram blickte Herrn Blauberg überrascht von der Seite an. Dennis erschrak. Das Mandel- und Karamelleis zerrann vor seinen Augen.

      Der Eisverkäufer verbeugte sich höflich und erklärte: „Mein Herr, es tut mir leid. Ich kann Ihnen das Eis nicht für einen Euro geben. Den Preis legt Luigi fest, mein Chef.“

      Herr Blauberg hielt seinen Zeigefinger immer noch zitternd auf die Preistafel gerichtet.

      „Papa, bitte“, drängte Dennis. „Du hast doch versprochen, dass wir heute ein Eis bekommen.“

      „Aber nicht von diesem Räuber und Wegelagerer“, schimpfte Herr Blauberg und drehte sich zu Dennis und Guntram um. „Wir haben früher unser Eis meistens selbst gemacht, einfach einen Becher Limonade in den Gefrierschrank gestellt, einen Löffel hineingesteckt und fertig. In der Eisdiele durften wir uns nur ganz selten ein Eis kaufen. 30 Pfennig waren damals richtig viel Geld.“

      „Siehst du, und heute sind 3 Euro richtig viel Geld“, sagte Dennis trotzig und kickte mit dem Fuß gegen den Sonnenschirmständer. Der gestreifte Sonnenschirm schwankte.

      „Gefrorene Limonade schmeckt voll eklig“, sagte Guntram. „Das haben wir ausprobiert. Das taugt nichts.“

      Der Eisverkäufer stand hinter der Kühltheke und lächelte freundlich.

      „Sie halten sich da gefälligst raus“, raunzte Herr Blauberg den Verkäufer an und klopfte mit dem Zeigefinger auf die Theke, dort, wo die Waffeln standen und die kleinen rot-weiß gestreiften Papierschirmchen, die man ins Eis stecken konnte.

      Der Eisverkäufer zog die Schultern hoch und hob die Hände. „Entschuldigung“, murmelte er.

      „Papa, wenigstens eine Kugel Eis für jeden“, bettelte Dennis. „Versprochen ist versprochen.“

      Grimmig starrte Herr Blauberg den Eisverkäufer an und fauchte: „Dann geben sie uns wenigstens die Kugel für 2 Euro.“

      Guntram stupste Dennis an und flüsterte: „Dein Vater hat aber miese Laune.“

      Dennis zischte: „Ja, manchmal glaube ich, er hat die letzten Jahre einfach verschlafen.“ Und dann sagte er laut: „Wir können von unserem Taschengeld etwas dazugeben.“

      Herr Blauberg drehte sich zu Dennis und Guntram um: „Kommt überhaupt nicht infrage, dass ihr diesem Banditen auch noch euer gutes Taschengeld in den Rachen werft.“

      Der Eisverkäufer blieb ganz ruhig. Dennis meinte sogar zu sehen, wie er ihnen zuzwinkerte, als er sagte: „Entschuldigen Sie, mein Herr, das kleine Eis mit einer Kugel kostet 3 Euro. Es schmeckt wirklich ausgezeichnet. Das kann ich Ihnen versichern. Sogar Kevin Pattke, der Fußballspieler, ist hier Stammgast. Er liebt unser Mandeleis.“

      „Mandeleis“,