Hubert Wiest

Dennis und Guntram - Zaubern für Profis (Band 3)


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blickte hinauf in den strahlend blauen Himmel. Nicht das kleinste Wölkchen war zu entdecken. Das Porzellangeschirr glitzerte im Sonnenschein.

      „Regenschauer?“, fragte Guntram, der plötzlich hinter Dennis stand. „Du meinst, das hilft?“

      Dennis nickte.

      „Komm mit“, Guntram zupfte Dennis am T-Shirt. Sie gingen hinter die großen Büsche. Dort zog Guntram seinen Zauberstab aus seinem Samtumhang.

      „Du kannst Regen zaubern?“, fragte Dennis ungläubig.

      „Klar, lernen wir schon im Anfängerkurs. Das ist nicht besonders schwierig“, sagte Guntram. Breitbeinig stand er auf dem moosigen Boden und schwang seinen Zauberstab.

      „Nicht nur Regen. Wir brauchen einen richtigen Wolkenbruch“, mahnte Dennis.

      Guntram spuckte unverständliche Silben aus und dann ein zorniges Plombat. Dabei stieß er seinen Zauberstab in den Himmel.

      Als hätte er einen riesigen, mit Wasser gefüllten Ballon angestochen, stürzte augenblicklich eine Sintflut herab, als ob Badewannen über ihnen ausgekippt würden.

      Klatschnass klebten die Klamotten an Dennis. Der Regen war eiskalt. Trotzdem lief ihm ein heißer Schauer über den Rücken. Nun könnten sie doch noch dabei sein, wenn Stefan Zwirninger sein Rennen gewann.

      Tante Adelgund und ihre Freundinnen kreischten entsetzt. Nur Herr Blauberg jubelte, als hätte er soeben ein Tor geschossen. „Das Rennen wird verschoben“, schrie er und sank auf die Knie. Dabei reckte er eine Faust in den Himmel.

      „Bernd, Dennis, Guntram, bringt die Möbel und das Geschirr ins Haus. Schnell, schnell“, kommandierte Frau Blauberg. „Ich kümmere mich um die Damen.“

      In bester Laune machten sich Dennis, Guntram und Herr Blauberg an die Arbeit. Fröhlich pfeifend trugen sie das Kaffeegeschirr zurück. Es machte Dennis nicht das Geringste aus, dass selbst seine Unterhose klatschnass an ihm klebte. Seine Schuhe quietschten bei jedem Schritt und Guntram schneuzte in sein durchweichtes Taschentuch.

      „Beeilt euch! Ihr erkältet euch noch“, rief Frau Blauberg von drinnen.

      Als sie das Geschirr und die Möbel gerettet hatten, duschten sie heiß. Mama brachte ihnen trockene Kleider von Tante Adelgund. Herr Blauberg trug Adelgunds geblümten Bademantel und dazu eine enge Gymnastikhose. Dennis entschied sich für Adelgunds beigen Schlafanzug mit Samtborte. Die Ärmel und Hosenbeine hatte er hochgekrempelt, um nicht darüber zu stolpern. Guntram zog Adelgunds rosafarbene Rüschenbluse an und dazu eine wollene Angoraunterhose.

      Adelgund und ihre Freundinnen kicherten, als Dennis, Guntram und Herr Blauberg im Wohnzimmer auftauchten. Und dann begann ein unerwartet lustiger Nachmittag. Adelgund kannte jede Menge Witze und wurde nicht müde, immer neue aus ihrer Erinnerung zu kramen.

      Erst nach zwei Stunden, als der Regen aufhörte und die Sonne wieder schien, wurde Herr Blauberg nervös und meinte, es wäre Zeit zu fahren. Jetzt könnten sie das Rennen doch noch ansehen.

      „In diesen Klamotten?“, fragte Frau Blauberg und lachte.

      „Jawohl, in diesen Klamotten“, sagte Herr Blauberg. Ganz ernst sah er dabei aus. „Es gibt Dinge, die sind wichtiger als Kleidung.“

      Dennis schluckte. Er wollte Kalle auf keinen Fall in dem beigen Tanten-Schlafanzug begegnen, aber Guntram zupfte die rosafarbenen Rüschen seiner Bluse zurecht und meinte: „Wieso? Sieht doch ordentlich aus.“ Und so blieb Dennis nichts anderes übrig als zu nicken.

      Die Blaubergs und Guntram verabschiedeten sich von Adelgund und ihren Freundinnen.

      Obwohl die Sonne wieder schien, sanken ihre Füße auf dem Weg zum Gartentor wie in einen nassen Schwamm. Teichgroße Pfützen hatten den Rasen überschwemmt. Und von den Bäumen tropfte es herab, als würde es immer noch regnen.

      Auf dem Weg zur Rennbahn gab Herr Blauberg Gas wie Stefan Zwirninger.

      „Ras nicht so, Bernd!“, ermahnte Frau Blauberg ihn.

      „Wir müssen uns beeilen.“

      Mit quietschenden Reifen bog Herr Blauberg auf den staubigen Parkplatz vor dem Rennplatz. Unzählige Autos stauten sich ihnen entgegen. Aber kein einziger Wagen hatte Wassertropfen auf der Scheibe oder dem Dach.

      „Könnte es sein, dass der Wolkenbruch nur über Tante Adelgunds Grundstück stattgefunden hat?“, fragte Dennis leise.

      „Mmh“, machte Guntram. „Ich wusste ja nicht, dass …“

      Ärgerlich schlug Herr Blauberg gegen das Lenkrad, dass es nur so hupte. „So ein Mist. Hier hat es gar nicht geregnet. Das Rennen ist längst vorbei.“

      Guntram betrachtete konzentriert seine Fingernägel.

      „So ein Mist, im Fernsehen haben wir das Rennen auch verpasst“, motzte Dennis. Das war wirklich ein bescheuerter Tag. Alles lief schief!

      Da drehte sich Frau Blauberg um und strahlte: „Kein Problem, meine Lieben, ich habe das Rennen für euch aufgenommen. Ihr könnt es zu Hause ansehen und wenn wir die Uhren verstellen ist das so gut wie live.“

      „Danke, Mama“, freute sich Dennis. Und Guntram und Herr Blauberg johlten um die Wette. Spaziergänger drehten sich verwundert nach dem Auto um, das ein Mann in geblümtem Bademantel lenkte.

      3. Das ferngesteuerte Flugzeug

      Frau Blauberg strich Dennis über die Haare. Zornig zog er seinen Kopf weg. Er mochte es nicht, wenn Mama seine Frisur durcheinanderbrachte.

      „Dennis, sei doch vernünftig“, sagte Frau Blauberg. „Wenn du zum Geburtstag ein neues Fahrrad bekommst, können wir im Sommer eine große Fahrradtour machen. Das wolltest du doch schon immer.“

      „Nein, zum Geburtstag wünsche ich mir ein ferngesteuertes Flugzeug. Und sonst nichts“, sagte Dennis trotzig. „Mein letztes Fahrrad habe ich auch einfach so bekommen, als mir das alte nicht mehr passte.“

      Herr Blauberg sah seinen Sohn streng an: „Ein Fahrrad ist kein Pullover, den du bekommst, wenn dir der alte nicht mehr passt. Ich habe mich früher selbst über einen Pullover zum Geburtstag gefreut. Damals gab es die ersten Kapuzensweatshirts und ich weiß noch genau, wie ich zu meinem elften Geburtstag ein schickes rotes Kapuzensweatshirt bekommen habe. Das war ein tolles Geschenk. Und meine Freunde in der Schule haben mich darum beneidet.“

      „Ja, ich weiß schon. Und an Weihnachten hast du dir Unterhosen mit flotten Fußballmotiven gewünscht. Die hast du dann statt deiner Kuscheltiere abends mit ins Bett genommen“, maulte Dennis.

      „Hör mit dem Unsinn auf“, sagte Frau Blauberg streng.

      „Ihr seid gemein. Ich habe nur einen einzigen Wunsch und ihr wollt mir ein blödes Fahrrad aufschwatzen. Ein Fahrrad, das braucht man einfach. Das wünsche ich mir nicht zum Geburtstag. Ich bin doch nicht blöd“, rief Dennis und rannte aus der Küche. Er knallte die Tür hinter sich zu, so fest er nur konnte. Er wusste, das würde seinen Vater richtig ärgern.

      Und prompt brüllte sein Vater hinter ihm her: „Dennis, es reicht. Dafür bekommst zwei Tage Computer- und Fernsehverbot.“

      Dennis fand seine Eltern total bescheuert. Seinen einzigen Geburtstagswunsch wollten sie ihm nicht erfüllen: Ein ferngesteuertes Flugzeug, so eins wie Kalle es hatte, mit richtigem Motor. Wenn der Akku voll aufgeladen war, flog es lässig fünf Minuten. Und die Fernsteuerung reichte richtig weit. Von zu Hause wahrscheinlich bis zur Schule. In der Pause könnte er es nach Hause fliegen lassen und seine Mutter würde ihm ein Sandwich auf das Flugzeug laden. Das wäre echt cool. Alle im Pausenhof wären neidisch. So ein Flugzeug wollte er!

      Kalle hatte Guntram und Dennis neulich mitgenommen, als er sein ferngesteuertes Flugzeug fliegen ließ. Seit sie in der Haibande waren, unternahmen sie nach der Schule öfter etwas zusammen. Kalles Flugzeug flog super, wie