war bereit, den Judas auch ohne die dreißig Silberlinge zu spielen. Er schwor dem Sex, dem Rudelbumsen, kurzum allen Mädchen und jeder Versuchung ab.
Die Mutter schluchzte: „Er ist doch ein braver Junge.“
„Sie haben ihn zu dieser Sauerei einfach verführt“, stellte sein Vater fest und teilte seinem Sohn später allein mit: „Solche Schweinereien macht man nicht. Man... äh... man fickt nur ein Mädchen, mit dem man verheiratet ist. Oder eine Nutte. Bei der darf man auch vorher, vor der Ehe. Auch während, haha!“ Er klopfte Nevio männlich jovial auf die Schultern. „Aber so Sauereien wie das mit mehreren, das ist Schweinkram!“
Nevio lernte so den Begriff „Scheinheiligkeit“ kennen.
Doch der Vater hatte noch andere gute Ratschläge für seinen Sohn.
„Also, natürlich kannst du auch mal mit einem Mädchen ficken, ganz klar. Man darf das zwar nicht, aber das haben wir ja alle gemacht. Wir sind ja Männer. Aber natürlich sind alle Mädchen, die es vor der Ehe machen, Nutten, du verstehst!“
Damit ging er.
Nevio verstand nichts, hielt sich aber an dieses Motto. Jahrelang fickte er überall herum, klammheimlich natürlich, und hielt alle Mädchen für leichte Ware. Sein Vater hatte ihm eingetrichtert, dass man natürlich mit diesen Mädchen keine „Schweinereien“ macht, worunter er alles verstand, was außer Rein-Raus-Schieben möglich war. Also schob Nevio rein-raus, entsagte all den wunderbaren Feinheiten, die er so mochte.
Und entsagte natürlich auch dem Wunsch nach Gruppensex-Orgien.
Er lernte ein Mädchen kennen, das auch Viola hieß. Er bumste sie wie ein Stück Holz, doch Viola hatte andere Vorstellungen. Sie ähnelte der ersten Viola sehr, und Nevio wagte es zum ersten Mal wieder, nach allen Regeln der Kunst zu vögeln. Nur seinen Wunsch nach Gruppensex wagte er Viola nicht zu offenbaren.
Dann wurde die junge Frau schwanger!
Nevio musste, wie es die Tradition verlangte, bei den Eltern der Schwangeren um die Hand anhalten. Kurz darauf fand die Hochzeit statt – so wie es in der italienischen Provinz gehörte!
Viola war Sekretärin. Sie liebte Nevio. Nach der Hochzeit arbeitete sie noch weiter, dann war es soweit. Es wurde ein Junge.
Der Nachwuchs bekam den Namen Pietro.
Viola hatte keine Ahnung, dass ihr Mann in puncto Sex eine ganz besondere Vorliebe für Gruppensex-Orgien besaß, was so gar nicht zu seinem biederen Auftreten passte. Wenn sie es gewusst hätte, wäre sie entsetzt gewesen, weniger wegen dieser Vorliebe, sondern mehr wegen eines entsprechenden Angebotes, so etwas mitzumachen.
Sie hatte nicht viele Männer vor Nevio gekannt, mochte jedoch Sex, liebte Oral- und Analverkehr in allen möglichen Stellungen.
Nevio fühlte sich zuerst wohl bei Viola und fickte sie gerne.
Aber etwas Entscheidendes fehlte in seinem Leben!
Bald merkte er, dass ihm der Sex mit Viola nicht mehr genügte. Immer öfter stellte er sich vor, wie es wäre, eine Frau zu vögeln, während eine andere ihm zusah, oder mit mehreren Männern und Frauen, eine Gruppensex-Orgie zu feiern.
Dazu kam, dass er zufällig die erste Viola wiedertraf, mit der er seine ersten Rudelbumsfeste gefeiert hatte. Er traf sie in einem Kaufhaus zur Weihnachtszeit. Zwischen ihnen befanden sich Wühltische, umlagert von Heerscharen von Kaufwütigen. Viola Nr. 1 gehörte dazu.
Sie bemerkte Nevio nicht.
Nevio wünschte sich, auf der Stelle im Boden zu versinken. Was er einigermaßen unter Kontrolle hatte, seine Sexwünsche, brach nun mit aller Macht hervor.
Er fühlte, dass er unbedingt sein Verlangen erfüllen musste, unbedingt, er wusste, dass er Viola, seine Frau, dazu nie bekommen würde, er spürte, wie er Angst vor seinen Wünschen hatte.
Viola Nr. 1 tauchte im Kaufhausgewühl unter.
Nevio folgte ihr wie von Sinnen, fand sie nicht wieder und lief stundenlang durch die Stadt.
In einer Bar, die bekannt dafür war, dass es dort Bardamen gab, die alles mitmachten, auch Gruppensex, wagte er sich nicht. Die Gefahr, von Bekannten entdeckt zu werden, war zu groß.
Ohne besondere Absicht kam er am Bahnhof vorbei. Dahinter lag ein dunkler Park.
In der Bahnhofshalle standen hauptsächlich arbeitslose Ausländer herum, die auch in diese Kleinstadt vorgedrungen waren und mehr geduldet als echt aufgenommen wurden. Zwischen den heftig gestikulierenden Gruppen drückten sich zwei oder drei junge Mädchen herum, betont gleichgültig aber mit wachen Augen, die überall gleichzeitig waren.
Nevio wusste, was für Mädchen es waren. Junge Frauen, gerade achtzehn Jahre alt, die sich durch einen Nebenjob etwas dazu verdienen wollten, indem sie es mit jedem trieben, schnell und ruckzuck.
Nevio handelte mechanisch.
Er gab den zwei Mädchen ein Zeichen, sie folgten ihm.
In einer besonders dunklen Ecke des Parks stellte sich eine an einen Baum. Nevio schob seinen Schwanz in die Fut und fickte schnell drauflos, während die andere zusah, wie sein Pint in die Freundin raus und rein ging.
Der Spaß, der dank der Schnelligkeit und der wenig animierenden Umgebung keiner war, kostete Nevio fünfzig Euro.
Viola merkte natürlich, dass mit Nevio etwas nicht stimmte. Sie drang so lange in ihn ein, bis er ihr alles erzählte.
Viola fühlte sich betrogen und belogen!
„Glaube ja nicht, dass ich da mitmache, Gruppensex! Pfui! Kommst du dir nicht selbst schmutzig vor?“
Er kam sich schmutzig vor. Seine Erziehung und die von Viola verhinderten, dass er und sie seine Wünsche als etwas völlig Normales ansahen. Doch er war viel zu verkorkst, um das zu begreifen.
Obwohl sein Verstand ihm sagte, dass seine Wünsche nichts Unmoralisches oder Perverses enthielten, konnte er nicht über seinen Schatten springen. Noch nicht - so hoffte er, hoffte, es irgendwann schaffen zu können. Und doch...
Er schwor Viola, es nie mehr zu tun.
Er tat es dennoch, ging wieder zum Bahnhof zu den kleinen Gelegenheitsnutten, obwohl die es nicht einmal besonders gut konnten.
Viola bekam Wind davon.
„Das mache ich nicht mit“, sagte sie eines Tages, ganz ruhig, ganz gelassen. „Ich finde deine Wünsche schmutzig und werde sie dir nie erfüllen. Und ich kann es auch nicht ertragen, dass du dir deine Wünsche bei anderen Frauen erfüllst. Mag sein, dass ich da zu altmodisch bin, man liest ja, dass solche Wünsche ganz natürlich seien. Aber ich kann nicht über meinen Schatten springen. Ich bin halt so erzogen worden.“
Sie wollte die Scheidung.
Nevio willigte ein.
Sie trennten sich in aller Stille. Als Scheidungsgrund gaben sie etwas Unverfängliches an, nicht die wahre Ursache.
Viola hatte ihm, ungewollt, eine Chance gegeben, sich aus den altmodischen Konventionen zu befreien, sich freizuschwimmen von einer falschen Sexualerziehung.
Er stand vor der Entscheidung, ob er diese Chance nutzen sollte oder nicht.
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