S. N. Stone

Menschenseelen


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wie er die Sporttasche in das Schließfach legte. Aber warum? Hatte er gewusst, dass ihm etwas zustoßen würde? Er dachte an Laura, jetzt war sie nicht hier, sie war in ihr Atelier gefahren, ging ihm aus dem Weg. Warum war er so empört über ihr Verhalten ihm gegenüber gewesen? Das Gefühl, das er ihr gegenüber gestern gehabt hatte, war feindlich gewesen, er hatte sich bedroht gefühlt und war der Meinung gewesen, ihr Verhalten ihm gegenüber sei seiner nicht würdig. Aber hatte sie nicht alles Recht dazu ihm gegenüber misstrauisch zu sein? Kurz war ihm sogar der Gedanke gekommen ihr etwas anzutun, um sie aus dem Weg zu schaffen. Wie kam er dazu?

      Elias hatte sich ein Internetcafé gesucht. Er googelte den Namen der Frau, den er auf dem Polizeirevier erfahren hatte.

      Ein schwer verletzter Mann war einer jungen Frau vors Auto gelaufen, woraufhin sie ihn mit ein paar Kollegen ins Krankenhaus gebracht hatte. Der Mann war zwei Tage später spurlos verschwunden und bis jetzt hatte man ihn nicht finden können. Er litt unter Amnesie und konnte sich bei der Befragung durch die Polizeibeamten nur an seinen Vornamen erinnern.

      Diese Informationen hatten sie ihm gegeben, nachdem sie ihn überprüft hatten. Die Bruderschaft hatte seine Angaben bestätigt. Bevor er mehr Auskunft über das angebliche Mitglied seiner Gemeinde geben musste, war Elias verschwunden, der alte, abgedroschene Toilettentrick.

      Die Suchmaschine spuckte einige Treffer aus. Er erfuhr, dass sie Humanbiologin war und nachdem er es überprüft hatte, war er sich sicher, dass ER zu diesem Parkplatz von gestern gelaufen war. Es war der Parkplatz des Institutes, in dem Jenna Drescher ihr Forschungsprojekt betrieb.

      Es war Elias klar, dass ER es ihm nicht einfach machen würde an IHN heranzukommen, er musste behutsam vorgehen. Außerdem hatte ER Informationen, die Elias dringend benötigte, die man IHM trotz Folter nicht hatte entlocken können, vielleicht weil ER sie zu diesem Zeitpunkt selbst noch gar nicht gehabt hatte.

      Aber Elias fand noch etwas heraus. Es gab noch eine Laura Drescher mit derselben Anschrift, vielleicht eine Verwandte und vielleicht eine Möglichkeit sich IHM erst einmal unauffällig zu nähern. Laura Drescher war Fotografin. Er rief ihre Homepage auf und notierte sich die Kontaktdaten.

      Danjal ging es gar nicht gut. Er lag auf der viel zu kleinen Couch und starrte in die Dunkelheit. Er hatte sich noch mit Jenna unterhalten die sich viele Gedanken machte. Sie hatten über das Schließfach und die Pässe geredet und waren zu keinem Ergebnis bezüglich irgendetwas gekommen.

      Laura war spät heimgekommen und sofort in ihr Zimmer verschwunden, nicht ohne ihn mit einem abwertenden Blick zu strafen. Er musste dafür sorgen, dass sie ihm nicht misstraute. Seine Schulter schmerzte und er fühlte sich schwach und ausgelaugt. Danjal wusste nicht mehr wie er liegen sollte. Sein Körper rebellierte und ihm war übel vor Kopfschmerzen.

      7. Kapitel

      Danjal ging es besser, er hatte die Nacht überstanden, und als er sich im Badezimmerspiegel seinen Oberkörper anschaute, konnte er feststellen, dass die Wunde an der Schulter nun auch heilte. Er wagte es sogar unter die Dusche zu gehen.

      Jetzt saß er neben Jenna im Auto und sie fuhren gemeinsam zu dem Institut, in dem sie ihre Forschungen betrieb. Das Problem mit ihrer Schwester bestand weiterhin. Sie war zwar nicht mehr so ablehnend ihm gegenüber, aber Jenna und er hatten beschlossen, dass man Lauras Nerven nicht überstrapazieren sollte. Da er nicht wusste wo er hingehen sollte, hatte Jen vorgeschlagen ihn einfach mitzunehmen.

      Als sie auf den Parkplatz fuhren und ausgestiegen waren, machte sich ein unangenehmes Gefühl in seinem Bauch breit, er konnte sich an etwas erinnern. Da waren Bilder ...

       Er zwängte sich durch ein Loch im Zaun und lief so schnell er konnte einen kleinen Weg entlang. Er hatte Schmerzen und blutete fürchterlich. Er brauchte Hilfe. Es war dunkel und er hatte keine Ahnung wo er war oder wohin ihn der Weg bringen würde, aber er hoffte irgendwo auf einen Menschen zu stoßen. Als der Weg endete, fand er sich auf einen Parkplatz wieder. Es standen nicht viele Autos hier. Er musste sich beeilen, solange er noch bei Bewusstsein war konnte er das wieder hinbekommen, ohne all zu viel Aufsehen zu erregen. Er ging weiter, langsamer, sah sich um nach einer Menschenseele. Ihm war schwindelig. Plötzlich blendeten zwei Scheinwerfer auf, erschrocken blieb er stehen, drehte sich zum Licht. Er spürte eine leichte Berührung, vernahm eine Stimme, dann wurde alles schwarz um ihn herum.

      Danjal blieb stehen und schwankte ein wenig. Jenna verstummte, nahm das Handy vom Ohr und schaute ihn besorgt an. Er war blass.

      „Was ist los?“, fragte sie und ging den halben Schritt zurück zu ihm.

      „Du hast mich angefahren, ich kann mich daran erinnern.“

      Sie streckte die Hand nach ihm aus, zog sie dann aber wieder zurück. Schnell beendete sie das Handygespräch, es war alles geklärt. Sie schob das Telefon in ihre Jackentasche. Die Farbe kehrte in sein Gesicht zurück.

      „Ich kann mich daran erinnern, dass ich hier hergelaufen bin“, sprach er weiter.

      „Aber das ist doch gut, es kommt wieder, ganz langsam.“

      Er nickte.

      „Wo bist du hergekommen?“

      „Keine Ahnung“, log er.

      Jenna hatte dafür gesorgt, dass Danjal einen Besucherausweis erhalten hatte, sodass er sich auf dem Gelände offiziell frei bewegen konnte. Eigentlich hatte sie geglaubt ihre Kollegen würden Danjals Auftauchen entspannter aufnehmen. Aber nur Sven war freundlich und wie immer. Matti war zurückhaltend und reserviert, bei ihm konnte sich Jen noch einreden, dass das eben seine Art war, aber Lukas war geradezu unfreundlich und abweisend ihm gegenüber.

      „Du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Die Polizei ermittelt in seinem Fall und sie suchen nach Angehörigen oder Personen, die ihn kennen“, erklärte sie ihm. „Sie haben keinen Anhaltspunkt, dass er etwas angestellt hat oder gefährlich ist.“

      Lukas schaute sie skeptisch an. „Und das reicht dir aus um ihn bei dir aufzunehmen?“, fragte er.

      „Er hat doch keinen Ort zu dem er gehen kann und die Ärzte haben gesagt es sei wichtig, dass er sich nicht alleine bleibt, um sich zu erinnern.“

      „Und da bist du eingesprungen?“ Lukas schüttelte den Kopf.

      Dies war die Geschichte, die sie sich mit Danjal zurechtgelegt hatte. Die Wahrheit konnten sie ihnen nicht sagen.

      Sven hatte ihn ein wenig herumgeführt und erklärt, was sie hier machten und es war nicht zu übersehen, er stand auf Danjal. Jen konnte sich ihrer Arbeit widmen und das war auch bitter nötig, morgen war der verhängnisvolle Tag. Sie kamen eigentlich ganz gut voran, wenn man ihnen doch nur noch ein wenig Zeit geben würde, dann würden sie den Durchbruch schaffen. Die Anspannung im Team war zum Greifen.

      Eigentlich verstanden sie sich gut, heute gab es jedoch nur Streit. Es war sicher die Anspannung. Danjal hatte sich zurückgezogen. Jen war bewusst, dass es ziemlich langweilig für ihn sein musste, aber immer wenn sie nach ihm schaute, versicherte er, dass alles gut sei. Naja, eine Lösung war das nicht. Sie würde ihn nicht immer mit hier her bringen können, aber wenn es ihm besser ging, würde er sicher eigene Wege gehen und er erinnerte sich ja schon, bald würde er alles wieder wissen, und dann?

      Mittags hatten sie sich etwas vom Italiener bestellt, er hatte kaum etwas gegessen.

      Danjal war zum Parkplatz gegangen. Er hatte Jen gesagt, er wolle sich ein wenig die Beine vertreten. In Wirklichkeit wollte er sehen ob er den Pfad fand, den er in dieser Nacht gegangen war. Er überquerte den Parkplatz. Zur Linken befand sich eine Straße mit Wohnhäusern, einem Supermarkt, einem Imbiss, einem Zeitungsladen einem Blumenladen und einer Bushaltestelle. Zur Rechten befand sich unbebautes Land, dass von kniehohem Gras und Gestrüpp erobert worden war. Weiter weg konnte er Gebäude erkennen.

      Er lief in die Richtung, und als der asphaltierte Parkplatz endete, konnte er ein Stück weiter links einen Trampelpfad erkennen. Den lief er entlang, bis ein hoher Zaun seinen Weg stoppte. Er spähte durch die Maschen hindurch und