Oliver BERNARDI

Keine Elche in Schweden


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Schweden-Reise eben als Elternzeit-Reise und damit zu dritt stattfinden zu lassen.

       Im Herbst 2018 stand dann eher unerwartet der Kauf eines neuen Autos an, nachdem unser lieb gewonnener Kombi eines deutschen Herstellers aus dem Bereich Ingolstadt nach gut 320.000 km meinte, seinen Ruhestand in Anspruch nehmen zu müssen. In diesem Zusammenhang stand plötzlich auch der mögliche Erwerb eines Kastenwagen-Wohnmobils im Raum. Der beabsichtigte 2-wöchige Probeurlaub ins Allgäu und an den Bodensee mit einem solchen Gefährt im Oktober 2018 endete leider in einer lediglich 3-tägigen PKW-Tour nach Neustadt a.d.W. mit einem geliehenen Auto, da der Kombi bereits bei „Wir kaufen Dein auto.de" stand. So wurde aus dem Kastenwagen vorerst doch nur ein kleiner Van, aber immerhin mit Anhängerkupplung!

       Zu diesem Zeitpunkt schien alles noch so weit weg und außer dem Anmieten des Campers passierte in Sachen Reisevorbereitung in dem Jahr auch nicht mehr viel.

       Anfang Februar, genauer gesagt am 02.02.2019, feierten wir dann insbesondere ein Willkommensfest für Lukas mit ganz vielen lieben Menschen! Wir erfuhren einen tollen Support und unsere Gäste zeigten sich sehr kreativ und großzügig mit ihrer Unterstützung für unseren geplanten Trip!

       Das war für uns der Kick-Off und die Vorfreude steigerte sich von Woche zu Woche.

       Die kommenden drei Monate vergingen wie im Flug. Relativ spontan ergab es sich, dass Angelika & Rainer, Nina’s Eltern, uns die ersten 2 Wochen mit einem eigenen Campingmobil auf unserer Reise begleiten würden. Ruckzuck war es Mitte Mai und was dann so alles geschah, lest ihr in den folgenden Kapiteln.

       Viel Spaß dabei!

      16.05.19:

      Homeoffice. 16:30 Uhr Wohnmobil abholen. Reisegefährt entspannt beladen. Ein Glas Sekt zur Einstimmung und Freitag locker gegen 12 Uhr los rollen - klingt doch super!

      Soweit die Theorie!

      Wie sagte John Lennon einst: „Leben ist das, was passiert, während du fleißig Pläne schmiedest!“

      Konkret - 15:30 h Abfahrt in Klein-Winternheim (relativ überstürzt und dennoch 20 min. später als geplant). Stau auf der A 3. Noch vor der Abfahrt Richtung Maintal steh ich schon kurz vor dem Blasenbruch; 6 Espressi waren heute vielleicht doch zu viel. 16:50 h Betreten der Rezeption des Wohnmobil-Verleihs. Unter Verzicht ausführlicher Begrüßungsworte signalisiere ich unmissverständlich, zuallererst ein dringendes menschliches Bedürfnis stillen zu müssen und, na klar, die Kundentoilette befindet sich auf dem anderen Werksgelände schräg gegenüber… Zurück an der Rezeption: „So, ich bräuchte dann ihren Personalausweis und ihre Kreditkarte.“ Überflüssig zu erwähnen, dass diese beiden Plastikkarten sich natürlich NICHT in meinem mitgeführten Portemonnaie befinden, warum auch? Wäre doch viel zu einfach. Um das zu wissen, hätte man ja die Unterlagen, die seit Wochen bei uns zu Hause liegen, auch lesen müssen… Der Dienstausweis tut es letztlich auch und zum Glück gibt’s da ja noch die VISA-Card des Gemeinschaftskontos… „Die eingegebene PIN ist nicht korrekt!“ Ich krieg Puls und sag noch: “Es gibt echt Tage, an denen man besser einfach im Bett bleibt!“ - der Typ hinter’m Tresen ist locker: „Ok, dann machen wir es mit Unterschrift.“ Nachdem die Formalien erledigt sind, folgt die Einweisung. Und die dauert mit gut 75 Minuten etwa 3-mal länger als erwartet, schließlich soll ich um 18 Uhr wieder daheim sein, um auf Lukas, unseren kleinen Schatz, aufzupassen. Es ist bereits 18:15 h (!) als ich wieder auf dem Gelände des Vermieters ankomme, nachdem ich den Micra auf einem ziemlich runtergekommenen Parkplatzgelände hinter dem „Fressnapf“ um die Ecke abgestellt habe; angeblich steht er dort sicher für die nächsten 5 Wochen. Prophylaktisch habe ich die Inhalte der Seitenfächer, des Handschuhfaches und des Kofferraumes mal in eine Kiste geräumt und mitgenommen, man weiß ja nie?! Der Einweiser, der bei meiner Rückkehr nicht mehr anwesend war, hatte mir zuvor versichert, dass ich noch vom Gelände käme. 18 h Geschäftsschluss! Und damit auch kein Zutritt zu den Toiletten mehr möglich!!! 6 Espressi waren WIRKLICH zu viel gewesen… Tadaa, aber wir haben doch ein Wohnmobil mit Klo! Gesagt, getan! Aber wieso funktioniert die Spülung nicht? So ein Mist! Ich schnell raus aus dem Mobil und zur Rezeption. Von weitem sehe ich schon, dass der Typ von innen gerade abschließt. Wild gestikulierend renne ich auf ihn zu. Aus dem Augenwinkel bemerke ich, dass ein anderes Wohnmobil quer vor das mittlerweile geschlossene Stahltor des Betriebsgeländes geparkt wurde. Der Typ ist echt tiefenentspannt. „Haben sie die Wasserpumpe schon eingeschaltet?“ Ups, vielleicht hätte ich dem Einweiser doch mal zuhören sollen… „Ich mach Ihnen das Tor auf und fahr das WoMo weg!“ DANKE! Zwei Minuten später und ich hätte meine erste Nacht auf dem Gelände des Wohnmobilvermieters verbringen müssen. Ich glaub ich wäre Amok gefahren!

      Das integrierte Navigationsgerät lotst mich anders zurück, als ich hin gefahren bin. Dabei wollte ich nur möglichst schnell auf die Autobahn. Das Ding ist mit seinen 2,34 Breite und 7,47 m Länge nämlich schon gewöhnungsbedürftig. So kommt es, dass ich durch Frankfurt geführt werde! Plötzlich strahlt mich eine Tankstellenanzeige an - „Diesel 1,21 €“ - super denk ich mir, der Tank ist ohnehin noch halb leer, und fahr auf. Intuitiv links neben die Zapfsäulen, denn bei meinem Touran ist der Tankstutzen auf der Beifahrerseite. Nicht so beim Womo. Und damit nimmt das Drama seinen Lauf!

      Wohlwissend, dass beim Zurücksetzen eines solchen Schiffes die Einweisung durch eine zweite Person mehr als Sinn ergibt, lege ich in Ermangelung einer solchen den Rückwärtsgang ein und vertraue auf die Dienste der Heckkamera. Leider nimmt ein gerade auf das Tankstellengelände einfahrender BMW kurzfristig meine volle Aufmerksamkeit im linken Außenspiegel in Anspruch, als es auch schon kracht. Ein meines Erachtens unaussprechlich dämlich an dieser Stelle angebrachter Pfeiler der Überdachung stoppt meine Rückwärtsfahrt, zum Glück in Schrittgeschwindigkeit, jäh! Ich unterstelle dem Architekten böswilligen Vorsatz bei seinen Planungen, denn dieser Pfeiler ist mit einer derart massiven Rohrkonstruktion „geschützt“, dass selbst ein Leopard II-Panzer sich vermutlich einen nicht unerheblichen Karosserieschaden eingefangen hätte. Ich möchte das Schadensbild am Sun TI 700 MEG folgendermaßen umschreiben - das Gestänge des für drei Fahrräder ausgelegten und am Heck des Fahrzeugs montierten Thule-Fahrradträgers entspricht nach diesem Malleur nicht mehr ganz dem optischen Originalzustand. Diese arrogante Rohrkonstruktion hat nicht mal einen Kratzer!!! Was jetzt ganz amüsant klingen mag, hat sich nicht wirklich so angefühlt! Im Gegenteil, aber das ist nicht jugendfrei… Die Vorfreude auf den Schweden-Trip war kurzfristig im unterirdischen Bereich, quasi vorübergehend nicht mehr existent! Es fanden auch keine weiteren Aktivitäten des Vorpackens mehr an diesem Abend statt und auch der Sekt, mit dem ich eigentlich auf die Reise noch angestoßen haben wollte, blieb ungeöffnet. Stattdessen lag ich vor lauter Raserei um 20:45 h im Bett. Und auch das sollte sich als unkluge Entscheidung entpuppen…

      17.05.19:

      03:06 Uhr - die Nacht ist zu Ende. Dieser verdammte 6-Stunden-Schlaf-Rhythmus. Mein Plan, die schlechte Laune „auszuschlafen“ - kläglich gescheitert! Was ein Glück, dass ich auch früh morgens nach dem Aufstehen bereits recht produktiv sein kann. Und so erledige ich das, was bereits am Vorabend hätte erledigt werden sollen. Als Nina, die gestern allein noch bis 1:00Uhr nachts gepackt hat, um 7 Uhr mit unserem Sonnenschein nach oben kommt, habe ich theoretisch, bis auf meine Klamotten, alles gepackt. Ähnlich wie bei einem Kater wirken die Geschehnisse des gestrigen Tages noch unangenehm nach. Aber nutzt ja alles nix. Um kurz nach 9 Uhr greife ich zum Hörer und informiere den Wohnmobil-Verleih über die Lage. Ich weiß nicht genau, was die rauchen, aber auch dieser Mitarbeiter ist extrem relaxed und gegen 10:30 h sind die Formalien vorerst erledigt.

      Zwischenerkenntnis des Tages: Vorpacken ist das Eine - Verstauen im Womo das andere! Will sagen, das Ganze dauert, oh Wunder, doch länger als erwartet. Zumal fast kein Gang nach draußen vergeht, ohne einen Nachbarn oder Nachbarin zu treffen und ein Schwätzchen zu halten. Das „Schiff“ vor der Tür ist eben nicht unbemerkt geblieben und außerdem weiß spätestens seit unserem Wendehammer-Fest am letzten WE die halbe Wohngegend von unserer Elternzeitreise. Aber genau dieses nachbarschaftliche