Oliver BERNARDI

Keine Elche in Schweden


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ich unsere zwei Bikes schlussendlich befestigt habe. Theoretisch wäre sogar Platz in dieser bombastisch großen Fahrradgarage im Heck des Mobile Homes, aber wenn dieser blöde Fahrradhalter mir schon so einen Ärger verursacht hat, dann soll er jetzt gefälligst auch arbeiten für sein Geld (grins)! Neben dieser turnhallenanmutenden Heckgarage bin ich absolut begeistert vom sonstigen Staufachangebot dieses Gefährts; allein wie viel Bierdosen man in diesen Bodenfächern unter bekommt - der Hammer (Doppelgrins)!

      Beim zwischenzeitlichen Blick auf die Uhr, so gegen 14 Uhr, wird mir spätestens klar - mit der geplanten Abfahrt um 12 Uhr wird’s wohl nix mehr! Machen wir es kurz, als ich so gegen 18 Uhr den Zündschlüssel drehe, steht rührenderweise die halbe Straße versammelt, um uns zum Abschied zu winken und eine schöne Reise zu wünschen! Einfach genial. Noch schnell beim Pizzamann unseres Vertrauens vorbei und ab auf die Autobahn. Vorteil der verspäteten Abfahrt - die Verkehrssituation hat sich super entspannt. Interessanterweise führt uns das Navi nicht wie üblich über Kassel Richtung Ostwestfalen, sondern via Gießen über Land. Und was soll ich sagen - schon beginnt der Urlaub. Eine attraktive Strecke mit sehr schönen Landschaftsbildern. Luki pooft über die gesamte Fahrt, was für alle Beteiligten unwahrscheinlich zur Entspannung beiträgt. Kurz vor 22 Uhr sind wir dann in Benhausen bei Rainer & Angelika angekommen. Die erste Etappe ist geschafft!

      18.05.19:

      Der Samstag ist recht schnell erzählt. Nach einem gemütlichen Frühstück düsen Rainer und ich noch schnell mit dem Auto in die Stadt, um Ersatzschläuche für die mitgeführten Fahrräder zu organisieren - sicher ist sicher. Das war das Einzige, was wir nicht mehr eingekauft hatten, bevor wir Rheinhessen auf Wiedersehen gesagt hatten. Mehr aus Gewohnheit fülle ich am GAA der Sparda meine Bargeldreserven auf, als mir klar wird, weder Dänemark noch Schweden führen den Euro als Währung. Egal, sicher ist sicher. Ich kann es nicht leugnen, ich bin Deutscher… Und damit zählt selbstredend auch die Pünktlichkeit zu den bevorzugten Tugenden. Der Blick auf die Uhr verrät mir, dass 11 Uhr, der ursprünglich anvisierte Abfahrtszeitpunkt, längst verstrichen ist. Meine innere Stimme reagiert erstaunlich entspannt. Ich komme scheinbar langsam in Urlaubsmodus. Apropos, noch NIE bin ich so unvorbereitet und dennoch innerlich entspannt in einen Urlaub gestartet. Ich weiß, dass wir am Sonntag (19. Mai 2019) von Fehmarn nach Dänemark übersetzen wollen und ich am 21. Juni 2019 das Wohnmobil um 09:00 Uhr wieder in Maintal abgeben muss. That’s it! Dazwischen NULL Plan, außer, dass wir die Westküste bis zu den Schären nördlich von Göteborg hochfahren, uns von dort aus Richtung Stockholm entwickeln wollen, um von dort „quer runter“ grob Richtung Malmö zu gondeln. Vielleicht noch ei-nen Abstecher nach Kopenhagen auf dem Rückweg, aber mehr Details habe ich tatsächlich nicht.

      Gegen 13 Uhr rollen wir dann los Richtung Norddeutschland. Lukas findet das permanente Angeschnalltsein im Kindersitz semi-attraktiv, was sich in zunehmenden Unmutsbekundungen, zuletzt mehr als unüberhörbar, bemerkbar macht. Der Junge hat recht und erinnert uns daran, dass doch der Weg das Ziel ist - also raus auf den Autohof Soltau und erst mal Picknickdecke auf den Asphalt!

      Die Weiterfahrt verläuft recht entspannt, aber die Zeit ist schon vorangeschritten und wir wollen unseren kleinen Schatz nicht unnötig strapazieren. Wir entscheiden kurzerhand heute nicht mehr bis Fehmarn durchzurollen, sondern steuern den „Womohafen Scharbeutzer Strand“ an. Nina und ich hatten im vergangenen Frühjahr während unseres Lübeck-urlaubs einen Tagesausflug nach Scharbeutz gemacht und erinnerten uns an ein leckeres Frühstück in wunderbarem Sonnenschein direkt an der Strandpromenade. Genau diese Location war keine 5 Gehminuten von unserem Stellplatz entfernt. Diesmal gab es Abendessen im Camper, war aber auch nicht schlecht! Erste Etappe completed!

      19.05.19:

      Erkenntnis der ersten Nacht im Wohnmobil - auf einem Nagelbrett zu schlafen klingt herausfordernd - die wahre Kunst liegt darin, nicht mehr als die Breite eines flach liegenden Frühstücksbrettchens zu benötigen - und wir sprechen hier von der schmalen Seite! Die breite Seite wäre Luxus, quasi XXL King Size! Und dass alles bei einer theoretischen Liegefläche von 212 cm Breite wohlgemerkt!

      Häh, aber ihr seid doch nur mit zwei Erwachsenen und einem knapp 11 Monate alten Baby unterwegs?! Richtig! Da wäre das Reisebett des kleinen Mannes namens Lukas, das mit knapp 80 cm zu Buche schlägt. Die verbleibende Liegefläche teile ich mir selbstredend fifty/fifty mit meiner Best Pearl Ever, schließlich leben wir im Zeitalter der Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau.

      In dieser Nacht, es ist halt die erste im „neuen Zuhause“, hat unser Sohn allerdings ungewöhnlich früh den Entschluss gefasst, sich doch viel lieber zwischen Mama & Papa zu Kuscheln. Und was soll ich sagen - er ist ein großzügiges Kind; schließlich hätte er mit seinen aktuell 75 cm Gesamtkörperlänge auch die komplett für Papa vorgesehenen 66 cm beanspruchen können. Nach mehreren Umdrehungen um die eigene Achse, völligst unerwarteten, aber umso heftigeren und ruckartigen Verlagerungen des Kopfes von rechts nach links unter Mitführung der Arme scheint er schlussendlich seine Position gefunden zu haben. Knapp einer blutenden Nase entronnen und gefühlt ein blaues Auge bekommend, ich sag’ euch so ein Babyhinterkopf kann ganz schön hart sein, liege ich alles andere als bequem, aber irgendwie doch dankbar an der Außenwand des Mobils - danke mein Sohn - ich liebe Dich einfach!

      Challenge lautet: Entwickele eine Liegetechnik, die es dir ermöglicht, auf der Fläche eines hochkant stehenden Frühstückbrettchens problemlos übernachten zu können!

      Hatte ich schon erwähnt, dass es 04:18 h ist? Solche Erkenntnisse kann man nur so früh am Morgen gewinnen. Und ehrlich gesagt hatte ich sie bereits um 01:25 h gewonnen, aber die Challenge nur noch mit 2, statt in den letzten Wochen 5 bis 5einhalb Stunden Schlaf pro Nacht auszukommen vertage ich….

      Schweden wir kommen!

      Nach dem Frühstück drehen Rainer und ich mit Lukas eine Runde am Strand. Begeistert beobachtet er die Möwen. Auf den ersten Metern hinter der Wasserkante liegen eine Unmenge an kleinen Seesternen. Hoffentlich spülen die Wellen sie wieder ins Meer, wäre schade um die schönen Lebewesen. Gegen 10:30 h starten wir die Motoren und passieren nach knapp 1 km eine ⛽️. Nochmal kurz volltanken und auf zur Fähre Richtung Dänemark. Sagte ich gerade kurz? Der Tank von Rainer’s Mobil ist schnell voll, leider lässt sich aber der Verschluss nicht mehr schließen. Und in der Tat, da ist nichts zu machen! Der Zündschlüssel lässt sich einfach nicht bis zum Anschlag einführen. Genial, dieses Gefährt ist - ACHTUNG - gerade erst vor zwei Tagen zugelassen worden, also krach neu, und da bewahrheitet sich scheinbar ein Spruch, den man dieser Fahrzeugmarke, zumindest in den 80ern, nachsagte - Fehler In Allen Teilen!!!

      Im nächsten Leben werde ich Wohnmobilverleiher. Die scheinen durch die Bank weg alle extrem gechillt zu sein. Telefonische Rücksprache (am SONNTAG!!!) ergibt, dass wir einfach die Servicenummer der Fiat-Assistance anrufen sollen. Zur Not würde uns ein Ersatzteil zu einer Fachwerkstatt auf unserer Strecke zugeschickt werden. Gesagt getan und bereits eine gute halbe Stunde später trifft der Pannenservice am vereinbarten Treffpunkt, dem REWE-Markt vor Ort, ein. Den kannten wir nämlich vom Einkauf am Vortag und von einem Aufenthalt in der Neustädter Bucht vor einigen Jahren wussten wir, dass die Läden hier auch sonntags geöffnet haben. Also warum die Wartezeit nicht sinnvoll nutzen und die Vorräte auffüllen? Der Pannen-Mann ist ein norddeutsches Original, was in dem Fall aber auch nix nutzt, denn auch er bekommt den Originalschlüssel nicht in Gänze in den dafür vorgesehenen Schacht rein. Während ich Luki in unserem WoMo bespaße ertönt draußen plötzlich ein riesen Gejohle und Gelächter. Ausgelöst wurde dieser Ausbruch der Freude durch die Tatsache, dass der Nordfriese einfach mal seinen eigenen Fahrzeugschlüssel eingeführt hat und siehe da, der passte. Ich will jetzt gar nicht weiter darüber nachdenken, auf welche Schlösser der noch alles gepasst hätte und was das über die Sicherheit von Fiat-Wohnmobilen aussagt - wir waren jedenfalls mehr als happy über den unerwartet schnellen und kuriosen Reparaturerfolg!

      Über den Handel war es Mittag geworden und wir waren uns schnell einig, erst noch was zu futtern, bevor es weiter geht. Bereits am Vortag war mir diese BBQ-Burger-Bude (hat jetzt nicht ganz für eine Alliteration gereicht) - na gut, diese bombastische BBQ-Burger-Bude aufgefallen. Leute, was soll ich euch