Jack Crowd

Trip des Wahnsinns


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Fäden hängen wie Spinnweben im Zimmer. Plötzlich hört man ein lautes, metallisches Knacken, das aus Richtung des Schrankes kommt. Gregor schreckt blitzschnell auf. Glänzende Schweißperlen laufen ihm über das Gesicht.

      „Ey, ich habe gerade Angst, wie nie zu vor in meinem Leben, was... was ist das, wer ist da?“

      Er zieht die Decke weg, schwingt seine Beine vom Bett auf den Fußboden und schlüpft in seine Pantoffeln. Er schreitet zum Schrank, kneift die Augen zu, führt beide Hände an die Griffe links und rechts und reißt die Türen auf. Nervös durchwühlt er die Klamotten. Nach einem Augenblick schließt er den Schrank wieder und sagt mit zitternder Stimme:

      „Was bin ich doch für ein Psycho!“

      Gregor geht wieder zum Bett. Er setzt sich drauf, zieht seine Hausschuhe aus und legt sich hin.

      „Verdammt, irgendwann lande ich noch in der Klapse!“

      Gregor greift zu seinem Nachtschrank. Er macht die Schublade auf und fasst nach einem Buch. Er nimmt es raus und schlägt die erste Seite auf.

      „Ich werde was lesen... ja Lesen beruhigt bestimmt!“

      Gregor blättert eine Seite nach der anderen.

      Nach einer Stunde packt er das Buch wieder in den Nachtschrank zurück.

      „Ich muss mal pinkeln.“

      Wieder zieht er sich seine Puschen an und geht in Richtung der Zimmertür, als auf einmal, wie aus dem Nichts, das Licht ausgeht. Es ist stockfinster. Nur flüchtig kann man einen kleinen Lichtstreifen unter dem Türspalt sehen.

      „Das bedeutet, dass es kein Kurzschluss sein kann.“

      Er reißt die Tür auf. Wie wild rennt er auf den Flur.

      „Ich hab so furchtbare Angst, hier läuft irgendwas schief.“

      Der Mann kommt auf dem Flur und fragt:

      „Was ist denn mit dir los? Alles in Ordnung? ...Du bist so blass.“

      Gregor zittert.

      „Ich mag es kaum aussprechen, aber hier spukt es.“

      „Das kann ich nicht glauben, du bist doch verrückt. Hast du was genommen, oder bist du besoffen?“

      Der Mann drückt Gregor leicht beiseite und schaltet das Licht ein. Man sieht, dass alles in Ordnung ist. Gregor sagt:

      „Kein Geräusch, kein Klappern und keine Sachen auf dem Boden, aber ich bin mir sicher, da war was.“

      Der Mann sagt:

      „An deiner Stelle würde ich mal einen Psychologen besuchen. Ach nein, du bist ja einer.“

      Der Mann verschwindet lachend ins Schlafzimmer. Gregor geht in sein Zimmer und legt sich wider auf das Bett. Er macht den Fernseher an.

      „Vater hat ja Recht. Mensch, du bist bald Psychologe, es gibt keine Geister.“

      Nach einer halben Stunde nickt Gregor ein.

      Plötzlich geht das Licht erneut aus. Kurz danach auch der Fernseher. Im Schrank klappert es laut und metallisch. Es hält an. Man hört Gregor brüllen:

      „Hilfe! Wer oder was ist da?“

      Die Tür geht auf und man sieht im Licht des Flures den Mann stehen, mit grimmiger Mine.

      „Was ist denn hier für ein verdammter Krach? Du gehörst doch in eine Zelle!“

      Gregor erwidert:

      „Licht und Fernseher waren an und als ich aufgewacht bin, war alles aus.“

      „Beruhige dich. Hier ist nichts. Suche dir einen Psychologen, wen wir aus dem Urlaub zurück sind, ist besser so, das ist doch nicht normal.“

      Der Mann verschwindet. Gregor schließt die Tür.

      „Ich glaube auch langsam dran, dass ich nicht mehr weit von einer Zelle in der Irrenanstalt entfernt bin.“

      Er macht das Licht aus und schaltet den Fernseher an.

      „Ich möchte nicht mehr schlafen. Ich habe unglaubliche Angst.“

      Er legt sich in sein Bett. Verkrampft packt er seine Hände auf den Bauch und macht Atemübungen. Nach ein paar Minuten hört er auf und schließt die Augen.

      Schon wenige Augenblicke später, fängt das Klappern im Schrank wieder an. Es wird immer lauter. Und noch lauter. Der Schrank fängt an zu wackeln. Gregor schwitzt. Er zieht sich die Decke über den Kopf. Plötzlich hört man ein Knacken. Er blinzelt in den Raum hinein. Das Klappern wird immer stärker. Gregor ruft:

      „Ich hoffe, dass jemand diesen Spuk schnell beendet, ich kann nicht mehr!“

      Plötzlich ist ein windiges Rauschen hörbar. Es pfeift und man hört eine Stimme. Sie heult und faucht. Hinzu kommt ein schleifender Ton. Es hört sich an, wie die Hölle, wie ewiges rauschendes Feuer. Im Raum ist nichts zu erkennen. Gregor hält sich die Ohren zu. Plötzlich hört man noch ein Lachen und dann beginnt auf einmal das Licht zu flackern. Gregor zuckt zusammen und zittert. Dann erkennt man einen weißen Umriss, der einer Menschlichen Gestalt ähnelt. Bei jedem hellem Flackern der Lampe, sieht man diese Gestalt wieder. Gregor sitzt starr da. Dieses Wesen kommt auf ihn zu. Es ist mannsgroß und weiß. Dessen Augen und Mund leuchten so rötlich hell, wie brennendes Feuer. Es sieht aus, wie ein Wesen aus der Hölle. Es kommt immer näher. Gregor zittert am ganzen Leib. Die höllische Gestalt ist fast vor seinem Gesicht. Er schreit wie verrückt und fuchtelt hektisch mit seinen Armen. Er streckt dem Monstrum die Hände entgegen. Plötzlich geht die Tür auf. Von einem Moment auf den anderen, hört das Heulen auf und das Monstrum verschwindet.

      Man sieht Gregor zitternd und schreiend auf dem Bett. Um das Bett herum liegen lauter Klamotten verteilt. Der Mann rennt auf Gregor zu und gibt ihm eine laut zu hörende Ohrfeige. Mit einem Mal verstummt sein Geschrei. Er sagt keinen Ton. Eine unheimliche Stille breitet sich im Zimmer aus.

      Sie wird eine Weile später unterbrochen, als der Mann ein Handy aus seiner Hosentasche holt und den Notruf wählt. Einen Moment später sagt er:

      „Hallo, hier ist Henry Harm! Mein Sohn hat einen Anfall und dreht gerade durch, machen sie schnell.“

      Es herrscht zwei Sekunden Pause.

      „Kommen sie bitte in die Schlossstraße 15, 88410 Hechtdorf, zu meinem Appartement, Zimmer 13.“

      Als er fertig ist mit telefonieren, geht er zu Gregor und schaut ihn an, mit einem unheimlichen Gesichtsausdruck, ähnlich eines Dämons. Gregors Zittern wird stärker.

      „Ich hab es gesehen!“

      „Was denn?“

      „Die Höllenbestie, ich hab sie gesehen!“

      Der Mann sagt kein Wort. Es herrscht wieder Stille.

      Eine Weile später hört man es klingeln und der Mann geht an die Tür. Im Türrahmen sind drei Männer mit Sanitätsausrüstung. Einer von ihnen fragt:

      „Wo ist ihr Sohn?“

      Der Mann antwortet:

      „Kommen sie, ich bringe sie hin.“

      Als sie Gregor sehen, holt der Notarzt sofort eine Spritze heraus und sticht sie in seinen Oberarm. Gregor zappelt wild. Ein paar Sekunden später schläft er ein. Der Notarzt sagt:

      „Heben sie ihn auf die Trage.“

      Die Sanitäter legen Gregor auf eine Krankentrage und rollen ihn aus dem Appartement heraus. Sie steigen in einen Fahrstuhl. Der Mann begleitet die Sanitäter. Der Notarzt spricht:

      „Wir werden Herrn Harm in eine psychiatrische Klinik in Bergstadt einweisen und vermutlich wird er vorübergehend eine geschlossene Einzelzelle bekommen, solange er so instabil ist.“

      Sie fahren hinunter. Ein bisschen später öffnet sich die Tür und sie laufen geradewegs zum Ausgang. Vor der Tür steht ein