Samina Haye

Der Weg nach Freeling


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hier in Luxemburg verbringen konnte. Sie half ihr mit dem Immobilienmakler und vereinbarte mit ihm einen Verkaufspreis für Linas und Zoes Haus.

      Die zwei hatten eigentlich nicht damit gerechnet, dass das Haus so schnell verkauft werden würde, doch leider war dem so. Nach nicht einmal vier Tagen hatte Lina das Haus zu einem noch besseren Preis verkauft, als die Schwestern sich erhofft hatten.

      Ein Gutes hatte es zwar schon, dass Lina den Hauskauf so schnell erledigt hatte, denn so verbrachten die zwei Freundinnen die letzten drei Tage gemeinsam. Sie waren Shoppen, gingen lecker Essen oder verbrachten einen gemütlichen Abend vor dem Fernseher, wo sie über Gott und die Welt quatschten.

      Klar war Joshua ein Hauptthema, Lina wollte ihre Freundin unbedingt dazu überreden wieder mit ihr zurück zu kommen, doch das war vergebens.

      Die zwei waren auch auf Jims Ranch zu Besuch, denn Lina wollte unbedingt ihren Hengst Theron wieder sehen.

      Da sie ja nicht wusste, wann sie das nächste Mal zurück nach Luxemburg kommen würde, wollte sie ihr Pferd natürlich mit nach Australien nehmen. Anne war glücklich über die paar Tage, die ihr mit ihrer Freundin verblieben, doch die Zeit verging viel zu schnell. Aber was sollte sie tun, das Leben nahm seinen Lauf und somit musste Anne schon vor einigen Monaten ihre Freundin Zoe loslassen, weil sie nach Australien ausgewandert war. Zoe war nun überglücklich dort, denn sie hatte ihre Liebe fürs Leben gefunden, war seit kurzem verheiratet und sie erwartete ein Baby. Tja, und nun verlor sie auch ihre beste Freundin an Australien, die dort ebenfalls ihre wahre Liebe gefunden hatte.

      Es war zwar erst zwei Tage her, dass Lina zurück nach Australien gekehrt war, aber es fühlte sich an wie zwei Jahre. Anne saß in ihrer kleinen Küche und starrte aus dem Fenster.

      „Nun bin ich fast ganz alleine, meine zwei Freundinnen sind am anderen Ende der Welt zuhause, und mein Freund hat mich auch vor einigen Wochen sitzen lassen. Toll, zum Glück habe ich wenigstens meinen Vater noch an meiner Seite, sonst wäre ich ganz alleine“, sprach sie zu ihren Wellensittichen.

      „Die Arbeit macht mir keinen Spaß mehr, ich habe keine Freundinnen mehr zum Quatschen, zum Shoppen gehen oder auch zum Ausreiten. Super, jetzt stehen Weihnachten und Silvester vor der Tür und ich bin mit meinem Vater alleine.“ Sie trank einen Schluck von ihrem Kaffee, als sie durch das Läuten ihres Handys gestört wurde.

      „Ah, wer ruft denn so früh am Morgen schon an?“, fragte sie ihre Vögel und nahm ab.

      „Hallo.“ Es dauerte nicht mal eine Sekunde, schon ertönte eine bekannte Stimme an der anderen Leitung.

      „Guten Morgen Anne, ich hoffe, ich habe dich nicht geweckt?“

      „Ja, Guten Morgen Sophie. Nein, nein, überhaupt nicht, bin schon länger wach heute. Wie komm ich zu der Ehre, so früh von dir angerufen zu werden?“, fragte Anne und war froh, von Linas Mutter angerufen worden zu sein.

      „Ich wollte dich fragen, ob du eventuell Lust hast in den Weihnachtsfeiertagen mal zu uns zum Essen zu kommen?“

      „Echt? Ja klar, sehr gerne, was für eine Frage. Wann passt es euch denn am besten? Ich kann jeden Tag, mein Vater ist sowieso immer zuhause“, gab sie Sophie als Antwort. Es war kurz still auf der anderen Seite der Leitung und man hörte ein kurzes Murren.

      „Hm, weißt du was, dann machen wir es einfach so, dass du an Heiligabend gemeinsam mit deinem Vater zu uns kommst. Am zweiten Weihnachtstag bist du natürlich auch wieder bei uns eingeladen zum Essen. Paul und ich, wir möchten nicht, dass du alleine bist, denn wir wissen genau wie es dir geht, und ich vermute, uns geht es genauso. Zoe und Lina sind weg und alles ist ruhig, die zwei haben wenigstens ein bisschen Pepp reingebracht in unser Leben, doch jetzt telefonieren wir nur noch mit den beiden“, sagte Sophie, und Anne hörte in ihrer Stimme eine gewisse Traurigkeit.

      „Sophie, ich kann euch sehr gut verstehen, mir fehlen die zwei auch total und fühle mich oft alleine, deshalb nehme ich eure Einladung sehr gerne an und bedanke mich schon mal. Mein Vater wird sich ebenfalls freuen, euch mal wieder zu sehen und von zuhause raus zu kommen. Ich danke euch“, meinte Anne liebevoll, und Sophie sagte: „Du brauchst dich doch nicht bedanken. Für uns ist das selbstverständlich, du bist für uns wie eine Tochter, du gehörst zu unserer Familie und das schon seit fast zwanzig Jahren, meine Liebe“, erwiderte sie und Anne musste lächeln, denn das hörte sich so wunderschön an.

      „Das höre ich gerne, Dankeschön. Wann sollen wir denn an Heiligabend bei euch sein? Gleich nach der Kirche, wäre das für euch in Ordnung?“, fragte Anne.

      „Genau, das passt gut, denn Paul und ich gehen auch in die Kirche.“

      „Schön, dann sehen wir uns übermorgen. Sophie, ich freue mich schon auf die Weihnachtsabende, sag Paul liebe Grüße von mir und gib ihm ein Küsschen auf die Wange“, sagte Anne lachend und Sophie stimmte mit ein.

      „Werde ich machen. Dann bis Samstag, meine Liebe, schönen Tag noch“, verabschiedete sie sich, und Anne verabschiedete sich ebenfalls.

      Als die zwei Frauen das Gespräch beendet haben, war Anne überaus glücklich, sie konnte sich nun doch ein bisschen auf Weihnachten freuen.

      „Oh, ich muss sofort meinen Vater anrufen und ihm Bescheid geben, dass wir bei den Böhms zum Weihnachtsessen eingeladen sind“, redete sie munter drauf los und wählte die Nummer ihres Vaters, der nach dem zehnten Läuten noch immer nicht ans Telefon ging.

      **

      Kapitel 1

      Freitag, 23. Dezember 2011

      Anne hatte gestern ein paarmal versucht ihren Vater telefonisch zu erreichen, doch er ging nicht ans Telefon. Deswegen nahm sie sich vor, zu ihm rauszufahren wenn sie heute Mittag mit der Arbeit fertig war.

      Leider wohnte Michael, Annes Vater, seit fast einem Jahr etwas außerhalb von Luxemburg in Petingen. Darum war es für Anne unmöglich, ihn jeden Tag zu besuchen, doch heute hatte sie ja nur am Vormittag zu arbeiten.

      Als sie um Punkt zwölf Uhr den Laden verlies, fuhr sie vorher noch schnell bei McDonalds vorbei um für sich und ihren Vater etwas zu Essen zu holen.

      Michael liebte diese fettigen Burger von McDonalds und Anne wollte ihm damit eine Freude bereiten.

      Zum Glück war der Verkehr heute nicht ganz so schlimm und darum war sie eine Stunde später bei der kleinen Wohnung von ihrem Vater angekommen.

      Anne läutete an der Haustür und eine jüngere Dame öffnete ihr die Tür.

      „Guten Tag, was kann ich für Sie tun?“, fragte sie höflich. Anne war verwirrt. Wer war das?

      „Guten Tag. Ähm, ich möchte zu meinem Vater Michael, wer sind Sie, wenn ich fragen darf?“ Diese junge Dame an der Tür entschuldigte sich dafür, sich nicht gleich vorgestellt zu haben.

      „Tut mir leid, ich bin die Pflegerin Ihres Vaters. Hat er Ihnen denn nicht Bescheid gegeben?“, fragte sie nach, und Anne war sichtlich verwirrt.

      „Nein, er hat mir nichts gesagt. Aber darf ich nun bitte reinkommen, dann soll er mir gleich erklären, was hier vor sich geht“, meinte sie etwas schroff zu der Pflegerin. Anne fühlte sich schlecht, so reagiert zu haben. Sie ging hinein und fand ihren Vater im Wohnzimmer vor, er wirkte blass.

      „Hallo Papa, was ist denn los? Geht es dir nicht gut?“, fragte sie besorgt, und er schenkte ihr ein schwaches Lächeln.

      „Hallo meine Kleine. Doch, mir geht es gut, aber ich bin halt nicht mehr der Jüngste“, meinte er und deutete seiner Tochter, sie sollte sich doch zu ihm auf die Couch setzen. Was Anne auch sofort tat, und ihn mit Fragen bombardierte.

      „Warum bist du so blass im Gesicht, stimmt etwas nicht?“ Michael sah sie an.

      „Naja, bin zur Zeit ein bisschen schwach auf den Beinen und hatte vor ein paar Tagen eine kleine Kreislaufschwäche, deshalb auch die Pflegerin“, versuchte er ihr zu erklären, aber Anne wurde wütend.