Samina Haye

Der Weg nach Freeling


Скачать книгу

aus der Welt, nur fünf Minuten mit dem Auto. Ihr könnt mich jederzeit besuchen und ich verspreche euch, ich werde euch alle paar Tage mal besuchen kommen“, versuchte sie liebevoll zu erklären.

      Sophie lachte.

      „Ja, wir wissen, dass du nicht weit weg wohnst, aber irgendwie haben wir uns schon daran gewöhnt, dich hier zu haben“.

      „Ich mich auch, das kann ich euch sagen. Aber umso länger ich hier bleibe, umso schwerer fällt es mir in meinen alten Alltag zurück zu finden. Ich hoffe, ihr könnt das verstehen?“ Paul stand auf und legte eine Hand auf ihre Schulter.

      „Sicher können wir dich verstehen, und das geht für uns auch in Ordnung“, sagte er. Anne stand nun ebenfalls auf und machte sich fertig, um zur Arbeit zu fahren.

      Paul trug ihre zwei Taschen hinaus und packte sie in ihren Kofferraum.

      „So, das müsste alles gewesen sein, naja, und falls du doch etwas vergessen haben solltest, hast du wenigstens einen guten Grund schnell wieder herzukommen“, meine er, und dann verabschiedeten sich die drei. Sophie und auch Anne mussten ein paar Tränen verdrücken. Anne sagte dann noch:

      „Ich brauche keinen Grund um wieder zu kommen, ich werde alle paar Tage bei euch vorbei schauen. Was würde ich denn immer alleine machen?“, meinte sie liebevoll zu den Böhms.

      „Wir sehen uns in ein paar Tagen“, sagte Anne, stieg ins Auto und fuhr weg.

      Sie drehte das Radio ganz laut auf und versuchte so gut es ging lautstark mitzusingen. Irgendwie freute sie sich schon wieder darauf, arbeiten zu gehen, den alten Damen eine Dauerwelle zu machen oder den Teenies die Haare bunt zu färben.

      „Es muss ja weiter gehen, auch wenn ich jetzt ganz alleine bin. Es ist keine Familie mehr da und meine zwei besten Freundinnen sind auch weg. Naja, shit happens, so ist wohl das Leben“, jammerte sie dahin und sah in den Rückspiegel, als ihr ein schwarzer Van sehr dicht auffuhrt.

      „So ein Idiot, was will er denn? Der soll nicht so nah auffahren“, schimpfte sie vor sich hin und parkte zum Glück wenig später vor dem Frisörladen. Sie betrat das Geschäft und ihre Kolleginnen begrüßten sie herzlich.

      „Guten Morgen Anne, sehr schön, dass du wieder hier bist. Wie geht es dir denn? Ist alles okay?“, fragte sie ihre Chefin.

      „Morgen Annika. Danke der Nachfrage, es geht mir schon besser, es muss ja wieder weiter gehen“, gab sie ihr kurz zur Antwort, strich ihr über die Schulter, ging nach hinten in die Küche und setzte Kaffee auf. Anne fühlte sich wohl dabei, zurück an ihrem Arbeitsplatz zu sein und freute sich auf den heutigen Tag. Sie quatschte noch etwas mit ihren Kolleginnen und erkundigte sich über Neuigkeiten. Zum Glück hat sich in den letzten Tagen nicht so viel getan, und nun konnte sich Anne auf den Arbeitstag vorbereiten.

      Als die erste Kundin kam und sich Anne an ihre Arbeit machte, stieg ihre Laune erheblich. Nun wusste sie, dass es gut für sie war, wieder zurück an die Arbeit zu gehen. Unter Leuten sein, viel Geplauder und Getratsche mit den älteren Damen über Schauspieler und Sänger, das tat ihr gut.

      Natürlich gab es ein großes Gesprächsthema: David und Viktoria Beckham. Nach drei Söhnen bekamen sie ihm letztem Jahr ihre lang ersehnte Tochter, Harper Seven. Sie sprachen darüber, wie zuckersüß die kleine Maus doch war, aber sie konnten nicht verstehen, wie man bloß auf so einen außergewöhnlichen Namen kam.

      Eine Kundin sagte:

      „Also, ich muss schon gestehen: Ich in meinem Alter tu mich oft schwer bei den ganzen Promi-Namen, denn die sind oft so schräg, dass ich sie nicht mal aussprechen kann“, meinte sie, und Anne lächelte ihr über den Spiegel zu.

      „Ja, da kann ich Sie wirklich gut verstehen. Zum Beispiel bei Nicole Kidman, die hat ja auch letztes Jahr ein Mädchen zur Welt gebracht. Die süße Maus heißt Sunday Rose. Was haben die Namen wohl für eine Bedeutung? Aber genau das ist doch für Stars wichtig: Aufzufallen und anders zu sein“, sagte Anne zu ihrer Kundin, die nickte.

      „Genau, Sie sagen es.“ Anne föhnte die Haare der Dame und stylte sie noch etwas. Nachdem sie fertig war, bedankte sie sich und fing bei der nächsten Dame an.

      Der Tag verging sehr schnell und Anne fühlte sich so gut, dass sie beschloss, nach der Arbeit noch kurz bei den Böhms vorbei zu schauen.

      Sie schloss das Geschäft ab und machte sich danach auf den Weg. Anne freute sich jetzt schon darauf, Sophie und Paul zu erzählen, wie toll ihr Tag bei der Arbeit war.

      **

      Kapitel 3

      Samstag, 07. Januar 2012

      Die letzten Tage waren für Anne wie im Fluge vergangen, sie fühlte sich gut und war froh, wieder ihrer Arbeit nach zu gehen.

      Heute, an diesem kühlen Samstagmorgen, machte sich Anne etwas früher auf den Weg zur Arbeit, denn um sieben Uhr kam die erste Kundin. Ganz speziell freute sich Anne immer auf solche besonderen Aufgaben, denn heute musste sie eine Hochzeitsfrisur machen.

      Eine Hochsteckfrisur mit weißen Rosenblüten in den Haaren, das wurde ihr bereits verraten, darum hatte sie gestern Abend noch im Internet nach tollen Beispielen geschmökert.

      Im Laden angekommen, machte sie vorab alles fertig und ging dann noch mal kurz hinten raus um eine Zigarette zu rauchen.

      Da sah sie ihn wieder: Den schwarzen Van. Sie schüttelte den Kopf und sprach mit sich selbst.

      „Warum sehe ich jeden Tag diesen Van? Irgendwie kommt es mir schon vor, wie wenn ich von ihm verfolgt werden würde“, sagte sie zu sich, machte die Zigarette aus und ging wieder hinein.

      Dadurch, dass die Tür aufging und Anne das Klingeln vernahm, wusste sie, dass sie sich nun auf ihre Arbeit konzentrieren musste. Anne begrüßte die Braut und deren Mutter und war schon ganz gespannt darauf, ihr eine tolle Hochzeitsfrisur zu machen. Anne zeigte ihr die Beispiele aus dem Internet und nach einigen Minuten des Überlegens und einer Absprache mit der Brautmutter entschied sie sich für eine wunderschöne Hochsteckfrisur.

      Als zwei Stunden vergangen waren und Anne den großen Spiegel zur Hand nahm, staunte die Kundin nur so über die prachtvolle Frisur.

      „Wow, das haben Sie echt toll hinbekommen, gefällt mir sehr gut. Vielen Dank“, sagte sie zu Anne, der es nun ein noch größeres Lächeln auf die Lippen zauberte.

      „Gern geschehen. Ich freue mich, wenn es Ihnen gefällt.“ Nach einigen Minuten, als die Kundin den Laden verließ, wollte Anne nach hinten gehen, um sich einen Kaffee zu machen, doch es kam nicht soweit.

      Ein unglaublich attraktiver Mann betrat den Frisörladen, er war groß, schlank aber muskulös gebaut, hatte blondes, kurzes Haar und wunderschöne hellbraune Augen.

      Er sah Anne an und schenkte ihr sein schönstes Lächeln.

      „Guten Morgen. Tut mir leid, dass ich ohne Termin hier so reinplatze, aber ich wollte fragen … Können Sie mich vielleicht noch irgendwo dazwischen nehmen?“, fragte er freundlich und Anne verschlug es die Sprache.

      „Morgen. Ähm… Ja, Moment, ich schaue sofort nach“, sagte sie etwas zögerlich und wendete sich zitternd dem Terminplaner zu. Anne sah, dass all ihre Kolleginnen keine Kapazitäten mehr frei hatten, aber sie selbst in der nächsten halben Stunde keine Termine hatte.

      Anne sah auf und blickte in seine braunen Augen.

      „Wenn es bei Ihnen kein Problem wäre, könnte ich Sie gleich noch dran nehmen“, erklärte sie ihm, und er nickte.

      „Das würde mich freuen. Vielen Dank“, gab er ihr als Antwort, und Anne führte ihn zu einem freien Platz.

      „Nehmen Sie doch bitte Platz. Möchten Sie einen Kaffee?“, fragte sie freundlich nach.

      „Ja, gerne.“ Anne lächelte ihn schüchtern an und entschuldigte sich kurz. Sie verschwand in der kleinen Küche, um