es Annika schonend bei.“
Dieser Mistkerl! Nun hatte er uns zu allem Überfluss auch noch durchschaut!
***
Damit stand ich vor einem weiteren Problem! Wie sollte ich Annika verklickern, dass Dominik uns als „kleines Gemüse“ und „kleine Mädchen“ bezeichnet hatte?
Nachdem ich mich ein bisschen beruhigt hatte, rief ich sie an.
„Und?“ Ihre Stimme klang zittrig und atemlos.
„Er findet uns zu jung.“
Annika stockte nur einen Moment. „Das ist doch nicht schlimm“, rief sie lebhaft. „Wenn ich mit ihm rede, merkt er doch schnell, dass ich kein kleines Kind mehr bin.“
Sie wollte es einfach nicht wahrhaben. Ich musste deutlicher werden. „Er sagt, dass er nie was mit uns anfangen würde. Wir sind nur kleines Gemüse für ihn.“
Diese Botschaft kam an. Annika verstummte. Erst hörte ich nichts, dann klang unterdrücktes Weinen durch den Hörer. Ich hatte solches Mitleid mit ihr! „Sei froh“, versuchte ich sie zu trösten. „Glaub mir, Dominik ist eine Nervensäge. Du hättest nichts an ihm gehabt außer Ärger.“
Nun wurde sie wütend. Seltsamerweise richtete sich ihr Zorn aber nicht gegen meinen Stiefbruder, sondern gegen mich. „Was weißt du denn schon?“, ranzte sie mich an. „Dominik ist der netteste Junge der Welt. Anstatt froh zu sein, dass du jeden Tag mit ihm zusammen sein kannst, meckerst du ständig an ihm herum.“
Jetzt war ich auch ein bisschen angefressen. „Du behauptest von jedem, in den du zufällig gerade verknallt bist, dass er der netteste Mensch der Welt wäre. Und ein paar Tage später ist jemand anders der netteste Mensch der Welt.“
Die Wut entwich aus Annika wie Luft aus einem Ballon. Ich hörte förmlich, wie sie in sich zusammenfiel. „Bei Dominik ist das anders“, fügte sie leise hinzu. „Er ...“ Ihre Stimme versagte, sie schluchzte auf.
Nun tat sie mir wieder unsagbar leid. „Du kommst drüber hinweg“, sagte ich ermutigend. „Pass auf, wir machen Folgendes: In der nächsten Zeit treffen wir uns bei dir. Und in den Pausen bleiben wir in der Pausenhalle. Wenn du ihn eine Zeitlang nicht siehst, vergisst du ihn schnell.“
„Ich werde Dominik nie vergessen“, stieß Annika weinend hervor und legte auf.
Ich hielt den Apparat noch eine Weile in der Hand. Aber ich wusste nicht, wie ich ihr helfen könnte. Wieder einmal dachte ich, wie blöd mein Stiefbruder doch war. Annika musste an Geschmacksverirrung leiden!
„Hast du mit deiner Freundin gesprochen?“, erkundigte er sich später.
„Ja“, antwortete ich einsilbig.
„Und?“
Neugierig war er also auch noch! Selbst wenn er so tat, als ob er sich Sorgen um Annika machte – sicher sonnte er sich darin, dass er ihr Herz gebrochen hatte. Und wahrscheinlich sollte ich ihm das nun in allen Einzelheiten beschreiben! Aber da hatte er sich geschnitten! Eher würde ich mir die Zunge abbeißen! „Halb so schlimm“, erwiderte ich gelassen. „Annika hat genug andere Kandidaten an der Hand.“
Das stimmte zwar nicht, aber das würde ich ihm bestimmt nicht auf die Nase binden!
„Oh, gut!“
War das ironisch gemeint? Aber es klang echt. Und er grinste nicht dabei. Vielleicht machte er sich wirklich Gedanken um die arme Annika. Das wäre ja noch ganz nett von ihm.
Erst als ich später im Bett lag, wurde mir schlagartig etwas bewusst: Es tat mir zwar leid für meine Freundin – echt leid! –, dennoch war ich froh, dass aus den beiden nichts wurde. Richtig, richtig froh! Ich konnte es mir nicht erklären, aber es war so. Noch während ich darüber nachgrübelte, schlief ich ein.
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