soll denn das!“ Überraschung klang in Marius Worten mit. Roland stemmte seine Hände in die Seite. Seine Stimme klang wie gehärteter Stahl, als er sagte: „Marius, ich habe dein unprofessionelles Verhalten satt. Immer wenn du mit Dr. Moser zu tun hast, verhältst du dich wie ein kleiner eingeschnappter Junge! So geht das nicht. Wenn du deine Gefühle nicht unter Kontrolle halten kannst, muss ich mir in diesem Fall einen anderen Partner suchen. Dieser Kurs in Amerika hat augenscheinlich nichts gebracht, auf jeden Fall nicht, was deine Ausraster bei Dr. Moser betrifft.“
Betreten hatte Marius während dieser Standpauke zu Boden gestarrt. Nun schaute er auf. In seinen Augen war leichte Unsicherheit zu erkennen. Verlegen fuhr er sich durch die Haare. dIch verstehe mich selber nicht mehr. In Amerika hat alles so gut geklappt, doch sobald ich diese Tierärztin sehe, scheint sich in meinem Hirn ein Schalter umzulegen.“ Roland legte Marius beruhigend eine Hand auf die Schulter. „Ist schon gut. Ich war wohl auch ein bisschen zu schroff. Hast du Dir vielleicht schon einmal überlegt, weshalb das bei Frau Moser so ist?“ „Keine Ahnung.“, Marius schien sich diese Frage noch nie gestellt zu haben, „wahrscheinlich mag ich sie einfach nicht.“ Kopfschüttelnd über so viel Dummheit ging Roland zum Auto hinüber. Über seine Schulter sagte er: „Komm Du schlauer Fahnder, besuchen wir die Gemeinde, vielleicht erfahren wir dort etwas über die Feinde von Felix Peter.“ Marius nickte. Sie stiegen ein und fuhren auf die Hauptstrasse. Dort bogen sie links ab und ein paar Meter weiter wieder in die Querstrasse links ein. Diese führte zum Dorfzentrum mit Gemeinde, Volg und Post. Sie fanden einen Parkplatz direkt neben der Gemeinde. Ihre Ankunft verursachte keinerlei Aufruhr, waren sie doch zivil unterwegs. Roland schaute sich anerkennend um: „Ich habe ganz vergessen, wie nett und friedlich es hier ist.“ Marius zog die Brauen hoch: „Ja. So nett und friedlich, dass bald jedes Jahr eine Leiche auftaucht. Roland grinste: „Vielleicht sollten wir die Tierärztin entfernen? Dann hätte diese Gemeinde wahrscheinlich ihren Frieden.“ Finster meinte Marius: „Ha! Ha!“ Sie wollten gerade die Gemeinde betreten, als sie von hinten angerufen wurden. „Nein ich glaube es nicht! Herr Rötlin und Herr Pfeiffer! Was tun Sie denn hier?!“ Die beiden Fahnder drehten sich um und standen Maria Hug gegenüber, die lange Zeit Tatverdächtige im ersten Mordfall hier in Rikon gewesen war und die beste Freundin von Felicitas Moser. Sie ergriff die Hand von Marius. Dieser meinte: „Wir sind leider dienstlich hier.“ Erstaunt riss Maria die Augen auf: „Doch nicht schon wieder ein Mordfall?!“ Roland nickte und zog, seine ebenfalls zur Begrüssung ausgestreckte Hand, wieder zurück: „Doch, leider.“ Er ging in die Knie und streichelte Moon, welche sehr interessiert zugehört hatte. Schliesslich war ja sie hauptsächlich für den Fund verantwortlich. „Na, du Leichenspürhund, hast du Frauchen nichts von deinem Fund erzählt?“ Roland gab Moon noch einen kleinen Nasenstüber und erhob sich wieder. Verwirrt starrte Maria auf Moon, dann: „Sagen Sie nur, Moon hat schon wieder damit zu tun?“ Marius sagte mit leichter Ironie: „Jetzt sagen Sie mir nur, dass das Buschtelefon der Tierärztin noch nicht bis zu Ihnen durchgerungen ist?“ „Buschtelefon?“ Maria war nun vollends verwirrt. Roland warf Marius einen warnenden Blick zu, dann zu Maria: „Hören Sie nicht auf ihn. Es ist ihm zuvor eine Laus mit roten Haaren über die Leber gekrochen. Ich erkläre es Ihnen. Doch setzen wir uns doch auf die Bank dort drüben.“ Sie gingen zur Bank und setzten sich. Moon legte sich vor Frauchens Füsse. Da Marius keine Lust zu haben schien Maria zu informieren übernahm dies Roland. Er lehnte sich zurück und begann dann: „Vor ein paar Tagen wurde in Rämismühle wieder etwas gefunden. Es waren drei Leichen. Zwei davon schon älteren Datums. Die dritte Leiche lag erst seit etwa zwei Jahren dort. Es handelt sich um den Ex-Ehemann von Hanna Peter. Nun dürfen sie dreimal raten, wer diese Leichen ausgebuddelt hat.“ Maria senkte resigniert die Schultern, dann meinte sie: „Es waren Romeo und Moon, nicht wahr?“ Roland reckte den Daumen nach oben: „Genau!“ Erst jetzt schien Maria begriffen zu haben, dass eine ihrer besten Freundinnen darin verwickelt war. Sie setzte sich kerzengerade auf: „Ach du meine Güte. Es war tatsächlich Hannas Exmann? Na ja, um den ist es auf jeden Fall nicht schade.“ Rolands Gesichtsausdruck wurde hart, er fragte Maria scharf: „Warum kommen Sie auf diese Idee?“ Auch Marius Interesse war wieder geweckt. Maria wirkte etwas verlegen, dann sagte sie leise: „Er war ein Schwein. Er hat Hanna mal geschlagen und eine Affäre mit einer Bekannten gehabt. Ausserdem machte es ihm sehr viel Freude, andere zu zerstören. Das war so schlimm, dass zwei nette Menschen, unser Gemeindepräsident und ein Mann vom Gemeinderat wegziehen mussten. Dabei waren die Vorwürfe gegen Martin Hauser völlig haltlos. Er hatte keinen Betrug begangen. Was allerdings den Gemeinderat Willi Koller betrifft, da sah es etwas anders aus. Er hatte tatsächlich vor Jahren mal jemanden angefahren. Felix Peter musste es irgendwie herausgefunden haben und hat es in der ganzen Gemeinde ausposaunt. Diese Männer hatte er zerstört, nur weil sie massgeblich daran beteiligt gewesen waren, dass er sein Silo auf dem Hof nicht umbauen konnte. Ja, so war Felix Peter.“ Roland und Marius sahen sich alarmiert an. „Sie haben also wirklich nichts von diesem Mord gewusst?“, fragten beide Männer miteinander. Maria schüttelte den Kopf: „Nein, natürlich nicht. Ich bin erst gestern von einem Seminar zurückgekommen. Mein Mann hatte Nachtfahrdienst und deshalb habe ich ihn noch nicht gesehen. Meine Tochter hat bei Frau Mosers Tochter übernachtet, da sie heute einen Ausflug in den Zoo gemacht haben.“ „Hanna Peter hat uns nichts von dieser Affäre erzählt. Wissen Sie ob sie davon wusste?“ Ein vorsichtiger Ausdruck trat in Marias Augen, dann: „Soviel ich weiss, hat sie nichts davon gewusst.“ Bevor Marius nachhaken konnte, ging der Piepser von Roland los. Dieser trat einen Schritt zur Seite, meldete sich und fragte: „Hier Pfeiffer, was ist los? Ja? Das ist sehr interessant. Wir sind auf dem Weg.“ Er beendete das Gespräch, trat wieder zu Marius und Frau uHuHHug hin, beugte sich zu Marius hinüber und raunte ihm ins Ohr: „Wir müssen zur Leitstelle zurück. Die Kriminaltechnik hat etwas gefunden.“ Zu Maria sagte er laut: „Entschuldigen Sie, Frau Hug, wir müssen leider gehen. Sie haben uns sehr geholfen.“ Beide Männer nahmen die Hand der verdatterten Maria, schüttelten sie und gingen schnellen Schrittes in Richtung Parkplatz. Kopfschüttelnd sagte Maria zu der immer noch brav am Boden liegenden Moon: „Na die waren aber schnell weg.“ Ein Blick auf ihre Armbanduhr, und sie sprang von der Bank auf: „Meine Güte, Moon, in einer halben Stunde muss ich Karin am Kiosk ablösen und dich noch vorher zu Felicitas bringen.“ Mit der treuen Hündin an ihrer Seite lief sie los. Fünf Minuten später erreichte sie etwas ausser Atem das Doppelhaus von Feli. Links lag die Wohnung und gleich daneben die Praxis. Maria stiess die Türe zur Praxis auf, liess Moon von der Leine und schloss die Eingangstür wieder leise. Moon hatte unterdessen schon sehr stürmisch Hanna begrüsst: „Hallo du Wirbelwind!“ Hanna herzte Moon liebevoll. Zu Maria gewandt sagte sie dann: „Eine Fremde! War das Seminar erfolgreich? Schön bist Du wieder hier.“ Maria überzeugte sich mit einem kurzen Blick zum Warteraum davon, dass niemand dort sass, bevor sie Hanna antwortete: „Hi Hanna, ja, das Seminar war toll. Ich habe viel gelernt. Ob Du es allerdings immer noch schön findest, mich zu sehen, wenn Du weißt, was ich soeben ausgeplaudert habe, bin ich ehrlich gesagt, nicht mehr so sicher.“ Über Hannas Gesicht zog ein Schatten. Sie setzte sich auf ihren Stuhl und fragte dann leise: „Du bist also bereits über die neuesten Entwicklungen informiert? Waren die beiden Fahnder bei dir?“ Maria sah sie traurig an: „Ja, ich bin informiert und ja, ich habe die Fahnder gesehen. Sie haben mich aber nicht aufgesucht, ich traf per Zufall vor dem Volg auf sie. Was ich dann zu hören bekam, brachte mich so aus dem Konzept, dass ich Dinge ausplauderte, die vielleicht besser nicht gesagt worden wären.“ Obwohl Hanna bei diesem Geständnis leicht zusammen zuckte, fragte sie ruhig; „Was hast Du ihnen denn erzählt?“ „Ich erwähnte die Sache mit dem Gemeindepräsidenten und dem Gemeinderat, sowie… Felix Affäre mit Petra Walcher. Du hast doch nichts davon gewusst, oder?“ Marias Stimme klang hoffnungsvoll. „Doch, ich wusste davon. Es war mir jedoch völlig egal, liebte ich Felix da schon nicht mehr. Leider hatte ich da noch nicht den Mut, mich von ihm zu trennen, ich war zu wenig selbstsicher. Erst als er mich mit dem Messer angriff, legte das bei mir einen Schalter um und ich ging.“ Maria trat schnell zu Hanna hin, nahm deren Hände in die ihren und sagte mit eindringlicher Stimme: „Hanna, du hast damals völlig richtig gehandelt. Felix war ein Schwein. Das habe ich den Fahndern auch gesagt. Doch leider scheinen sie dich zu verdächtigen. Was immer kommt, ich und auch Feli, sowie Jessie werden für dich da sein. Felix hat so viele Menschen vor den Kopf gestossen, da kommen viele als Mörder in Frage.“ Hanna konnte im Moment nichts erwidern, Tränen waren in ihre Augen getreten. Dann stand sie auf, beugte sich vor