Andreas Zenner

GMO Indien


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suchte sich einen schattigen Fleck unter einem Feigenbaum. Er legte den Sack mit den Samen unter den Kopf und langsam schlief er ein. Er träumte unruhig und erwachte aus einem betäubenden Schlaf. Jemand rief seinen Namen.

      „Ramesh, Ramesh, der Bus fährt gleich, oder willst du hier übernachten?“ Es war sein Nachbar, auch er mit einem Sack Baumwollsamen in der Hand. Die Sonne hing wie ein rotgoldener Ball tief am Horizont. Noch immer lastete drückende Schwüle über der lärmenden Stadt. Benommen rappelte Saddik sich auf, griff nach seinem Saatgut und erklomm mit dem Nachbarn den Bus. Diesmal fanden sie zwei Sitzplätze nebeneinander.

      „Danke auch“, murmelte Saddik.

      Der Nachbar nickte, er wirkte betrübt. Ramesh spürte, dass ihn etwas bedrückte.

      „Was ist geschehen?“

      Der Bauer deutete stumm auf den Sack mit seinen Baumwollsamen.

      „Es sind die letzten von der alten Sorte. Ich bin durch die ganze Stadt gelaufen, überall gibt es nur die neuen BT-Samen und die wollte ich nicht.“

      Nicht dass Saddik schadenfroh gewesen wäre, aber diese Aussage untermauerte seine Entscheidung.

      „Nächstes Jahr wird es wohl gar kein herkömmliches Saatgut mehr geben.“

      Saddik sah betreten drein, er fühlte sich mitschuldig am Kummer seines Nachbarn.

      „Sie wollen uns zwingen, das neue Saatgut anzubauen, das geschieht weltweit, sagt Vandana Shiva. Sie haben sich die BT-Samen patentieren lassen, niemand darf sie aussäen ohne eine Lizenz von Mahyco jedes Jahr müssen die Samen neu erworben werden.“

      Saddik erschrak. Zwar hatte er die Worte des Verkäufers verstanden doch in ihrer bitteren Konsequenz nicht ganz durchdrungen. Seit Urzeiten legten die Bauern einen Teil der Ernte zurück um sie im nächsten Jahr wieder auszusähen. Er konnte sich einfach nicht vorstellen, dass dieses heilige Recht nicht mehr bestehen sollte.

      „Was sagst du da“, fragte er ungläubig den Nachbarn.

      „Sie keimen kein zweites Mal“, meinte der, „sie nennen es Terminatorsaatgut. Dadurch wirst du gezwungen jedes Jahr neue Samen zu kaufen. So geraten wir in eine unumkehrbare Abhängigkeit von den großen Konzernen. In den USA und in Europa haben sie die Entwicklung abgebrochen. Aber bei uns in Indien! Vandana Shiva sammelt die alten heimischen Sorten und züchtet sie nach, aber es gibt einfach nicht genug Saatgut für alle.“

      Saddiks Kalkulation war also falsch gewesen. Er war wie selbstverständlich davon ausgegangen, im nächsten Jahr dieselbe Saat wieder zu verwenden.

      „Warum haben sie uns das nicht gesagt?“, stieß er wütend und verzweifelt hervor.

      „Es steht in den Prospekten und mit dem Kauf des BT Saatgutes hast du dich verpflichtet, dich an die Regeln zu halten.“

      Siedend heiß fiel es Saddik ein. Auch er hatte beim Samenhändler einen Zettel mit Kleingedrucktem unterschrieben, diesen jedoch in seiner Verblendung nicht ernst genommen. Er fühlte sich betrogen. Noch nie hatte es so einen frechen Versuch in der Vergangenheit gegeben. Er musste an die Worte des Dorfältesten denken.

      „Und du“, wollte er vom Nachbarn wissen, „was machst du im nächsten Jahr?“

      „Ich werde einige Samen zurücklegen, vielleicht bekomme ich auch eine geringe Menge von der RFSTE. Man wird sehen.“

      Der Bus füllte sich, die Menschen kauerten im Gang, quetschten sich zu mehreren auf den Sitzbänken, saßen auf dem Dach und versuchten, sich festzuhalten. Schaukelnd rollte das Gefährt an, stieß eine mächtige stinkende Wolke blauschwarzen Abgases aus und fuhr unter lautem Hupen aus der Stadt, nahm seine halsbrecherische Fahrt auf. Der Fahrer raste wie ein Selbstmörder durch die Kurven, sodass der Bus sich jedes Mal gefährlich zur Seite neigte. Die blutrote Sonne wanderte dem Horizont zu. Müde Bauern trotteten erschöpft auf der Straße von ihren Feldern nach Hause. Die beiden schwiegen eine Weile. Schließlich stieß Saddik den Nachbarn an.

      „Zeigst du mir deine Samen?“, tuschelte er. Sie holten jeder ein paar der kostbaren Kerne aus ihren Beuteln. Die glänzten braunschwarz auf den schrundigen Handflächen und schienen ihnen so wertvoll wie Goldkörner. Beide Samenkörner waren gleich groß, circa 20 bis 30 Millimeter. Sie rollten sie in der Hand vorsichtig hin und her.

      „Ich kann keinen Unterschied erkennen“, stellte Saddik schließlich fest. Der Nachbar nickte.

      „Der einzige Unterschied ist der Preis“, meinte er.

      „Man sieht ihnen ihre Eigenschaften nicht an“, ergänzte Saddik, „man kann nicht einmal sagen welche der Samen aufgehen werden und welche nicht.“ Beide saßen da, hingen wehmütig ihren Gedanken nach.

      „Es liegt allein in der Hand der Götter.“

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