Jenna Jonsen

Das tränende Herz


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hatte eine sehr schwere Geburt!«, hörte ich, im Halbschlaf, Inge von sich geben. Prompt fing das Baby der anderen Bettnachbarin an zu schreien. Es wurde durch das grelle Licht geweckt. Dany schien narkotisiert zu sein. Sie jedenfalls schlief tief und fest. Mit meinem nächtlichen Schlaf war es vorerst vorbei. Es dauerte nicht lange und Schwester Inge trat erneut durch die Türschwelle. Diesmal brachte sie Lee, die hungrig war. Ich wusste es nicht auf Anhieb mit dem Stillen anzustellen und bat höflich um Hilfe. Ein mürrischer, strenger Blick, ein tiefes, genervtes Räuspern, zu war die Tür. Jede weitere Erklärung offensichtlich unnötig. Sie drückte mir nach 15-minütiger Wartezeit, in der Lee wie eine hungrige Hyäne brüllte, eine Flasche erwärmte Fertigmilch in die Hand. »Oh, nicht gerade die feine englische Art, dafür die einfachste Lösung!«, wusste ich ohne Zweifel. Die ersten beiden Nächte, nicht mehr als zwei Stunden Schlaf am Stück gegönnt, reflektierten den blanken Horror. Jedes Mal, wenn ich gerade in meine tiefsten Träume sank, in Richtung Schlummerland reiste, und das fiel mir wegen der ungemütlichen, starren Matratzen alles andere als leicht, wurde ich aus irgendeinem Grund wieder geweckt. Die dritte Nacht verlief nicht wesentlich besser und so war ich heilfroh, als ich das Krankenhaus, gemeinsam mit Lee nach vier Tagen verlassen durfte. Heidi betreute uns weiterhin zweimal die Woche mit guten Tipps per Hausbesuch…

       Lee war ein braves Baby, das viel schlief und wenig schrie. Das erleichterte mir die Umstellung in der Anfangszeit erheblich. Das erste halbe Jahr verging mit einem Fingerschnipsen und sie wuchs zu einem hübschen, blonden Mädchen mit großen, blauen Knopfaugen heran. Jedem, der sie im Kinderwagen sitzen sah, zauberte es ein Lächeln über die Lippen. Und als die Zeit des Stillens nach über fünf Monaten endlich endete, wohlbemerkt funktionierte es sowieso nie richtig, verspürte ich eines lauen Sommerabends den Drang nach sofortiger Unternehmung. Mit meinen beiden besten Freundinnen, Ela und Sabina, war ich seit über einem Jahr nicht mehr shoppen, Kaffee trinken oder feiern gewesen…

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