Alexander Schöppner

Sagenbuch der Bayrischen Lande


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Friedrichs I., des Stifters unsers Klosters,

       auf seiner festen Burg Bogenberg Hof hielt, ist das

       wunderbare Bildniß der Muttergottes auf der Donau

       dem Flusse zuwider heraufschwimmend ankommen

       und hat auf einem Steinfelsen so lange Stand gehalten,

       bis es von den Einwohnern ersehen und dem Grafen

       aller Verlauf mit Verwunderung angedeutet worden.

       Aswin verordnete alsobald, daß das Wunderbild

       aus dem Wasser an das Land gebracht, dann mit

       höchster Ehre und Andacht zur Zeit der Regierung

       Abts Egino in seine Residenz getragen und in deren

       Kapelle eingesetzt wurde.

       99. Ludmilla von Bogen.

       Wo sich der B o g e n b e r g jetzt mit seiner

       Wallfahrtskirche erhebt, stand früher die Stammburg der

       mächtigen G r a f e n von B o g e n . L u d m i l l a ,

       A l b e r t s III., des letzten Bogeners, Wittwe wurde im

       Jahre 1204 die Gemahlin des Herzogs von Bayern,

       L u d w i g s I. des des Kelheimers. Die Bearb. von

       einem Meistersänger, Monum. Boica XII., 92.

       1.

       Ein Fürst von payren kom gein pogen geriten;

       Zw einer Gräfin Schön und Klug mit siten,

       Er begert ir zu Freiden spil,

       Si sprach, ich (nit) ein wil,

       Er erwellet dann sein mein eelich man

       So wil ich darumb ratt han.

       Der Herr rayt in Freyem mut von danne,

       Dy Gräfin vodert ir ratmanne:

       Rat ir Herren edel und weis,

       Ein her von payrn sezt seinen vleiß

       Wie er mich äffen wolldet

       Wenn ich das mit worten verscholdet

       Der Rät ainer sprach vor Inn allen,

       Fraw ir sult drey ritter an ainen tebich malen,

       Und drey ritter dar under wol behut

       Dy des Fürsten wortt merchken und ewren mut,

       Das er seine wort, so taugen

       Nicht mochte gelangen.

       Der Fürst kom gein pogen widern

       Mit gar frölichen gelidern

       In der Gräfin Kammer verholen

       Da dy rytter under dem tebich lagen verstolen.

       Der Fürst redt der Frawen zu,

       Ob sy seinen willen wolde thun.

       Dy Fraw sprach und zeigt an den tebich,

       Gelobt mir vor den ryttern dy ee frölich.

       Der Fürst gelobt dy ee in heldes mut,

       Dy Gräfin nam zu Zeugen dy ritter gut.

       Gingen dy rytter frölich her für,

       Der Fürst getrawrt und gedacht fur dy tür,

       Er rait von dan zu landt

       Im ein ander Landt.

       Und da vergangen was ein ganz Jar,

       Da kom der Fürst gein Landaw spatt,

       Er wolt nicht da benachten

       Zu seiner Hausfraw gein pogen was (wolt) er trachten.

       Da sy kommen zu samen bayde,

       Da vergassen sy alles ires Laide

       Sy lebten mit einunder eelich (eeleich)

       Als es zugehörtt der Fürsten reich

       Der edlen Grafen von pogen

       Helm Schilt und wappen

       Ist komen an dy hochgeporen Fürsten loblich

       Von payren mit erbschafft und name ewigklich.

       100. Ludmilla von Bogen.

       2.

       Von H e i n r i c h D ö r i n g .

       Die Blume der Frauen, des Landes Zier,

       War Gräfin Ludmilla von Bogen,

       Längst fühlte durch Neigung und Liebe zu ihr

       Sich Ludwig der Bayer gezogen.

       Ihr Gatte, Graf Albrecht, in Fehden gewandt,

       Und rings als ein männlicher Ritter bekannt,

       War jüngst mit dem tapferen Degen,

       Freund Hein, im Zweikampf erlegen.

       Dem Herzog schien's als die Nachricht erklang,

       Nicht länger daheim zu behagen;

       Es trieb ihn, die Ufer der Donau entlang,

       Zum Schlosse der Gräfin zu jagen,

       Er pries auf des Berges waldigen Höhn

       Die Lage der Burg als bezaubernd und schön

       Und bat, ihm als Huld zu gewähren,

       Bisweilen hier wiederzukehren.

       Bestürzt stand Ludmilla, voll sittiger Scham,

       Und ließ nur mit Müh' sich erbitten,

       Doch als er ihr Jawort errungen, da kam

       Nun Ludwig fast täglich geritten,

       Und fiel als ein loser und tändelnder Gast

       Der Gräfin mitunter recht herzlich zur Last,

       Die, weil sie im Stillen ihn liebte,

       Sein Wesen verdroß und betrübte.

       »Fürwahr,« sprach sie einst, »ein vergebliches Spiel,

       Mit leerem Geschwätz mich zu quälen,

       Ihr werdet so, glaubt mir's, auf immer das Ziel,

       Wonach euch gelüstet, verfehlen;

       Bekräftiget redlich durch Trauring und Hand

       Gefühle, die längst euer Mund mir gestand!«

       »Laß beides,« rief Ludwig, »als Zeichen

       Der innigsten Liebe dir reichen.«

       »Mit Gunsten, Herr Herzog, so weit sind wir nicht!«

       Sprach lächelnd die Gräfin: »Laßt hören,

       Geliebt es euch morgen den Treueid der Pflicht

       Vor diesen drei Zeugen zu schwören?«

       Sie sprach es, und deutete links mit der Hand,

       Dort wies sich als Zierde der gothischen Wand

       Geschmückt mit Wappen und Fahnen,

       Ein Kleeblatt von tapferen Ahnen.

       »Ho, ho!« rief der Herzog und lachte fast laut:

       »Welch wunderliches Begehren!

       Ihr scheint mir bei Laune, holdselige Braut,

       Und unrecht wohl wär's, sie zu stören,

       Drum füg' ich in seltsame Bitte mich gern,

       Und leiste vor diesen gewappneten Herrn

       Euch morgen den Eidschwur der Treue,

       Durch den ich mich ewig euch weihe!«

       Drauf reicht er am Morgen Ludmillen die Hand

       Und sagte: »Ihr Ritter, seid Zeugen!«

       Da dünkt's ihm, als tönte dicht hinter der Wand

       Ein hallendes Echo: »Wir zeugen!«

       Sie rollte sich leicht wie ein