Alexander Schöppner

Sagenbuch der Bayrischen Lande


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nagenden Schmerz in den Eingeweiden, daß er augenblicklich

       vom Pferde mußte, mächtig gerührt in sich

       ging und das Buch wieder zurücktragen ließ. Doch

       blieb ihm ein beständiges Nachgefühl dieses Wehes

       bis an seinen, nur zwei Jahre darauf, zwei Tage vor

       der Weihnachtsfeier, erfolgten Tod. – Dem Bischof

       Tuto aber ging das Wunder, so er gewirkt, und seines

       Fluches rasche Erfüllung nicht minder zu Herzen. Er

       ließ St. Emmeram einen Altar von Goldblech machen

       und durch einen berühmten Meister aus Griechenland

       mit Perlen und Edelsteinen gar herrlich verzieren. Das

       Buch aber ziert jetzo König Ludwigs Bücherschatz in

       München.

       106. Hans Dollinger.

       Die Literatur der Sage in: das Königr. Bayern. München

       1846, II., 74. Dazu: Kurzgefaßte Nachrichten usw.

       Regensburg 1723, S. 172. E r t l r e l a t . S. 72.

       M e r i a n top. Bav. S. 52. H o r m a y r Taschenb.

       1835, S. 337. S o l t a u hist. Volksl. XXX.

       1.

       Es rait ein Turk aus Türckhen-Landt,

       Er rait gen Regenspurg in die stat

       Da Stechen ward von Stechen war im wohlbekhannt.

       Da rait er fuer des Kaisers Thuer

       Ist niemant hie der kumb herfuer

       Der stechen well um Leib und Seel und Gut umb Ehr

       Und das dem Teuffl die Seel wer.

       Da warn die Stecher all verschwiegen

       Kainer wollt dem Türckhen nit obligen

       Dem laidigen Mann

       Der so freflich Stechen khan.

       Da sprach der Kayser zornigklich,

       Wie steht mein Hof so lästerlich

       Hab ich kain Man

       Der Stechen khan

       Umb Leib umb Seel umb guet umb Ehr

       Und das unsern Herrn die seel wer.

       Da sprang der Dollinger herfuer

       Wol umb wol umb ich mues

       Hinfuer an den laidigen Mann

       Der so freflich Stechen khan.

       Das erste reuten, das sie da theten.

       Sie fuerten gegen einander zway scharffe Speer

       Das ein ging hin das ander ging her

       Da stach der Türckh den Dollinger ab

       Das er an dem rückhen lag.

       O Jhesu Christ steh mir jetz bey

       Steck mir ein zwey sind Irer drey

       Bin ich allain1 und fuer mein Seel

       In das Ewig himmelreiche,

       Da rait der Kayser zum Dollinger so behenndt

       Er fuert ein Kreuz in seiner Hendt

       Er strichs dem Dollinger über sein mundt

       Der Dollinger sprang auf war frisch undt gsundt.

       Das ander raiten, das sie theten

       Da stach der Dollinger den Türckhen ab

       Das er an dem ruckhenn lag.

       Du verheuter Teufl nun Stehe ihm bey

       Seid irer drey bin ich allain

       Und fuer sein Seel in die bitter helle Beyn.

       Fußnoten

       1 Zur Seite Hunnen ritten zwei schwarzgepanzerte

       Helfer, das sah Dollinger im Spiegel des blanken

       Schildes.

       107. Der Dollinger.

       2.

       Von A d e l h . v. S t o l t e r f o t h .

       Nach Regensburg am Donaustrand

       Kam einst ein Riese hingerannt;

       Craco war er geheißen

       Und trug einen Helm von Eisen,

       Der hat gewogen zwanzig Pfund;

       Sein ehrner Schild war groß und rund,

       Sein breites Schwert drei Ellen lang,

       Ein Baum die Lanze, so er schwang,

       Und einen Panzer hatt' er an,

       Da stunden spitze Schuppen d'ran.

       Sein Koller war ohn' alle Zier,

       Die Haut vom Elephantenthier.

       Der Ries' war gräulich anzuschaun,

       Und Keiner mochte sich getrau'n

       Mit ihm zu halten einen Reih'n,

       Weil er ein Zaub'rer sollte sein,

       Gefei't und fest, so wunderbar,

       Als einst zu Worms Herr Siegfried war.

       Da trieb er denn mit Allen Spott,

       Schlug Mensch und Vieh, verlästert' Gott,

       Und forderte den Kühnsten 'raus,

       Mit ihm zu kämpfen blut'gen Strauß.

       Doch alle Recken blieben stumm

       Und wandten ihre Häupter um.

       Darüber höhnte Craco sehr,

       Rief: »keinen Tapfern gibt es mehr

       In Kaiser Heinrich's ganzem Heer!«

       Dies freche Wort aus Heidenmund

       Ward auch dem Hans Dollinger kund;

       Der aber saß in Kerkerhaft,

       Weil er Verrath am Herrn geschafft.

       Da ließ er nun ihn bitten sehr,

       Daß er ihn doch um Deutschlands Ehr'

       Sollt' aus dem Kerker lassen geh'n

       Mit Gott den Zweikampf zu besteh'n;

       Gleich käm' er wieder dann zurück,

       Erwartend sein verdient Geschick.

       Als nun der tapfre Kaiser hört,

       Daß der allein den Kampf begehrt,

       Sn läßt er gleich ihn freudig los,

       Gibt ihm ein Roß auch, stark und groß,

       Und ehr'nen Schild und blankes Schwert;

       Doch was zumeist im Kampf ist werth,

       Das bringt der Ritter selber mit –

       Der Andre ließ ihn warten nit.

       Und als nun die Trommet' erklang,

       Ein Jeder seine Lanze schwang.

       Die Rosse bäumten sich empor,

       Den Bügel Dollinger verlor,

       Er stürzte nieder in den Sand,

       Erhob sich aber gleich gewandt.

       D'rauf nahm man andre Lanzen an,

       Doch Keiner hat was Rechts gethan.

       Das Drittemal mit Löwenkraft

       Schwingt Dollinger der Lanze Schaft,

       Die saust dem Riesen durch's Visier

       Und theilet Helm und Schädel schier.

       Da jubeln alle Franken laut,

       Und Alles auf den Sieger schaut;

       Der