Alexander Schöppner

Sagenbuch der Bayrischen Lande


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Daß man sie kaum konnt unterscheiden;

       Er prüft sein Schwert ob's scharf genug,

       Dann holt er aus zum Todeszug

       Und zwischen den Fäden in der Mitten

       Hat er des Sünders Hals durchschnitten,

       Am Kopf und Rumpfe kann man traun

       Noch unverletzt die Fäden schau'n. –

       Als das Gerüst der Dritt' besteigt

       Ein Zweifel durch alle Lippen schleicht:

       Wie soll denn dem der Sieg verbleiben,

       Nicht höher kann die Kunst er treiben?

       Ihm aber schien es ganz gewiß

       Daß Keiner ihm den Sieg entriß;

       Den Blick hat er emporgewandt,

       Und mit dem Schwerte spielt die Hand,

       Die zwei Gesellen eilen bei,

       Zeigen ihm Kunstgriffe mancherlei,

       Und suchen ihm mit falschen Tücken

       Den ruh'gen Sinn wohl zu berücken,

       Doch er schwingt rasch sein treues Schwert,

       Das wie ein Blitz die Luft durchfährt,

       Ab haute er mit einem Streich

       Die Köpfe allen Drei'n zugleich.

       Er hatt' das beste Stück vollbracht,

       Und sich des Amtes werth gemacht.

       Ob er's erhielt, das weiß ich nicht,

       Weil davon nichts die Sage spricht.

       118. Graf Babo von Abensberg.

       Von F r a n z v. G a u d y . – K.H.v. L a n g schrieb

       über »die Fabel« von des Grafen B a b o von

       A b e n s b e r g 30 Söhnen, worauf R. Z i r n g i b l mit

       Beweisen antwortete.

       Als Kaiser herrschte im deutschen Land

       Henricus, der Zweite zubenannt,

       Der sprach: »Geendet ist der Krieg,

       Gott und mein Recht erstritt den Sieg,

       Von Eisenhelmes schwerem Druck,

       Von gold'ner Kette schwererem Schmuck,

       Von Krieges, von des Herrschens Last,

       Sei mir gegönnt die kurze Rast.

       Des Kaiserhofes Herrlichkeit

       Erblühe wie in früh'rer Zeit,

       Und des Regensburger Schlosses Halle,

       Vereine die Großen des Reiches alle.«

       Von Ost und West, von Nord und Süd

       Herbei die Schaar der Edlen zieht:

       Dorther, wo begränzend die Eider fließt,

       Vom Ufer des Rheins, wo die Rebe sprießt,

       Von der Donau königlichem Strom,

       Weither aus dem ewig herrlichen Rom,

       Sie nahen, die Fürsten, die Grafen, die Herrn,

       Die Edelfrauen von nah' und fern.

       Und zu dem mannlichen Turney

       Strömt müß'ger Kämpfer Schaar herbei,

       Den funkelnden Ring herabzustechen,

       Mit befiedertem Pfeil' zu spalten das Ziel,

       Den Speer an stählerner Brust zu brechen,

       Des Armes Kraft im Schwerterspiel

       Zu proben vor der Schönheit Gericht –

       Weß Edlen Herz begehrt es nicht?

       Auf des Altans erhöhtem Rund

       Gar oft aus lieblicher Frauen Mund

       Ein bang Gelübd' gen Himmel steigt,

       Wenn wohlbekannter Busch sich neigt;

       Manch' ros'gen Mädchens Wang' erbleicht,

       Wenn ihrer Farbe Träger weicht;

       Gar manche dunkleres Roth umzieht,

       Wenn beneideter Sieger vor ihr kniet,

       Den Dank, erkämpft auf der Ehrenbahn,

       Aus zitternden Händen zu empfah'n.

       Hell klingt der silberne Pokal,

       Hell Zink' und Pauk', im hohen Saal

       Drängt sich das üppig bereitete Mahl,

       Das laute Bankett in den fürstlichen Hallen.

       Die Hand, die das Schwert so kräftig schwang,

       Entlockt den Saiten zarten Klang,

       Und die Frauen mit zärtlichem Wohlgefallen,

       Sie lauschen dem zierlichen Minnesang.

       Und der Kaiser sich rings umschauend spricht:

       Nur einen der Edlen gewahr' ich nicht

       In meines Hofes festlichem Kreis,

       Den Grafen Babo, den trefflichen Greis,

       Entsendet flugs den hurtigen Boten;

       Zur Waidmannslust in Waldesgrün,

       Die uns am Morgen soll erblüh'n,

       Sei auch Graf Abensberg entboten.

       Die junge Sonne schwingt sich herauf,

       Da zieht der Jäger lärmender Hauf'

       Dem Forste zu. Der Kaiser sprengt

       Voran; der Schwarm der Ritter drängt

       Sich hinterher. In grünem Gewand

       Folgt langsam die Blüthe edler Frauen,

       Norweg'sche Falken auf der Hand,

       Mit Schellenkapp' und gefesselten Klauen.

       Gefleckter Schweißhund durchkreuzt die Flur

       Von Thau benetzt, auf des Wildes Spur,

       Die Koppel zerrt an der hemmenden Schnur

       Mit lautem Geheul. Der Jagdruf erschallt –

       Es birgt sich das Wild im dichten Wald.

       Und der Kaiser den Palatin befragt:

       »Ein Haufen Reisiger zieht dort heran;

       Wer ist der kecke Edelmann,

       Der unsers Gebotes zu spotten wagt?

       Jedwedem Herren folg' ein Knecht,

       So will's das alte Waidmannsrecht,

       Wer ist der Vasall, der sich erfrecht,

       Mit Hunderten einher zu reiten,

       Als gält' es gegen den Feind zu streiten?«

       Die fremden Reiter sind zur Stell',

       Der Führer schwingt vom Pferd sich schnell

       Wie'n Jüngling behend, wenn gleich die Jahre

       Versilbert die dünn geringelten Haare

       Und beugt vor dem Kaiser das Knie zur Erde;

       Der spricht mit zürnender Geberde:

       »Seid ihr's, Graf Babo, der das Mandat

       So arg verletzt? Wohl bessern Rath

       Hätt' ich verseh'n von grauem Haar;

       Wozu der Knecht' unbillige Schaar?«

       Darauf der Graf: »Des Kaisers Wort

       Befolgt' ich getreulich immerfort,

       Nach eurem Gebote bin ich hier,

       Und einer der Diener nur folgte mir;

       Dort jenen Junkern, den dreißig und zwei'n