Alexander Schöppner

Sagenbuch der Bayrischen Lande


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Das Ostenthor genannt.

       Und kommst du einmal da hinein,

       So schau zur rechten Hand,

       Da siehst ein Loch, nicht eben klein,

       Hoch oben an der Wand.

       Einst fuhr in mancher schwarzen Nacht –

       So sagt die Wundermähr', –

       Wenn Blitz auf Blitz im Wetter kracht,

       Durch's Thal das wilde Heer.

       Es kam herab vom Eichenhorst

       Und zog den Fluß entlang,

       Es schallt, als ob der Himmel borst,

       Gebell und Hörnerklang.

       Bald fliegt's hinauf im Wirbelwind,

       Und wimmert weit umher,

       Bald streicht es über'n Weg geschwind,

       Und heult so bang und schwer.

       Am Klösterlein, am Berg vorbei,

       Da mag es wohl nicht gern,

       Da singt man schon beim Hahnenschrei

       Den Lobgesang des Herrn.

       Und hebt das Mettenglöcklein an

       Im stillen Gotteshaus,

       Dann flieht das Heer, nimmt seine Bahn

       Zum Ostenthor hinaus.

       Da tobt es durch mit Hundgebell,

       Daß Thurm und Bogen kracht,

       Und drob des Thores Wächter schnell

       Vom süßen Schlaf erwacht.

       Im Thurme hält es keiner aus,

       Wer möcht' auch wachen hier,

       Und auch der Schelm, der Meister Klaus

       Büßt theuer die Begier.

       Er zieht im alten Stübchen ein,

       Wo mancher schon gehaust,

       Zu warten, bis am Fensterlein

       Das Heer vorüber braust.

       Ihm pocht das Herze laut und schwer,

       Ihm möcht' die Lust vergeh'n,

       Doch will er baß das wilde Herr

       Mit eignen Augen seh'n.

       Schon wird's am Morgenhimmel grau,

       Schon tönt der Hahnenschrei,

       Da saust es rüber von der Au,

       Bei St. Walburg vorbei.

       Da ruft des Glöckleins Silberklang

       So freundlich in der Fern';

       Ruft fromme Frauen zum Gesang,

       Zum Lob und Preis des Herrn.

       Wie vor dem Kreuz der Feind entflieht,

       Mit Ingrimm schnell entweicht,

       So, wenn ertönt der Frauen Lied,

       Das wilde Heer entfleucht.

       Es tobt in Wuth der Geister Chor,

       Und naht in wilder Flucht,

       Und stürmt heran zum Ostenthor,

       Wo es den Ausgang sucht.

       Und Meister Klaus das Köpflein hebt,

       Gar flink vor's Fensterlein,

       Da saust, daß Thurm und Bogen bebt

       Die schwarze Schaar herein.

       Und Meister Klaus er hat's geseh'n

       Und schaut es nimmermehr,

       Will nimmermehr an's Fenster geh'n,

       Wann kommt das wilde Heer.

       Ihm wuchs das Köpflein, sonst so fein,

       Zum größten Schädel an,

       Darob er aus dem Fensterlein

       Nicht vor noch rückwärts kann.

       Da half kein Poltern, kein Geschrei,

       Er sitzet nagelfest,

       Bis man mit Kreuz und Klerisei

       Den Pfarrer holen läßt.

       Da brach der Kreuzstock endlich los,

       Und Klaus zieht sich hinein,

       Doch muß sein Kopf noch lang so groß

       Wie der in Passau sein.

       Vom Thurme zog er schleunig aus

       Zu aller Welt Gespött,

       Verschworen hat es Meister Klaus,

       Daß er's wohl nimmer thät.

       127. Teufelsbündler zu Ostendorf.

       v. R a i s e r , der Ober-Donaukreis II., 96.

       In der Kirchenmauer zu O s t e n d o r f (nordöstlich

       von Dietfurt in der Grafschaft Pappenheim) befindet

       sich ein römisches Grabdenkmal, das vorher zweihundert

       Schritte vom Orte entfernt an der Römerstraße

       lag, welche westlich an Ostendorf vorbei zu der

       Treuchtlinger Kapelle führt. Die Volkssage hält dieses

       Grabdenkmal für einen Gedächtnißstein an die

       traurige Geschichte eines sogenannten Teufelsbündlers.

       Dieser hatte seine Seele dem Teufel verschrieben

       unter der Bedingung, daß er vor ihm her während

       scharfen Rittes eine gepflästerte Straße bauen müsse.

       Der Teufel vollbrachte die Arbeit bis »zum rauhen

       Thale,« wo das Pflaster noch nicht fertig war, als der

       Reiter daherbrauste, mit dem Pferde stürzte und den

       Hals brach.

       128. Das Auernweiblein.

       Mitgeth. v. K . A . B ö h a i m b . Vgl. v. R a i s e r der

       Ober-Donaukreis II., 96, 215.

       Auf dem A u e r n f e l d e bei Mörn unweit Dietfurt in

       Mittelfranken spuckt das Auernweiblein. Es ist eine

       weiße Jungfrau mit einem Schlüsselbunde, die in der

       »alten Burg« haust und zuweilen in das ehemalige sogenannte

       »Birkemers-Häuslein« lustwandeln geht.

       Einmal sah ein Hirtenknabe das Weiblein, lief ihr

       nach und wollte sie festhalten, allein des andern Morgens

       wurde er auf dem Felde todt gefunden.

       129. Die Gründung der Wülzburg.

       Von F . J . F r e i h o l z . – F a l k e n s t e i n

       Antiqq. Nordgav. II., 191. Die W ü l z b u r g Bei

       W e i s s e n b u r g am Sand in M i t t e l f r a n k e n .

       In des Nordgau's dichten Forsten

       Hält der König Pipin Jagd,

       Hoch zum Fels wo Adler horsten

       Steigt er aus des Waldes Nacht.

       Doch wie hoch er auch gestiegen

       Keine Beute bringt ihm Lohn,

       Fern am Himmel sieht er fliegen

       Freier Lüfte freien Sohn.

       Müde von dem langen Jagen

       Wird der König allgemach,

       Aber nirgend sieht er ragen

       Einer Hütte gastlich Dach.

       Nur der Eiche grünbelaubte

       Zweige wölben sich zum Zelt