Alexander Schöppner

Sagenbuch der Bayrischen Lande


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Doch kann ein Wort sie wandeln zum Paradies mir

       ganz,

       O sprich das Wort, Brigitte, das kleine Wörtchen

       sprich,

       Du, die mein Glück und Hoffen, o sag': ich liebe

       dich!«

       Wohl zögert noch die Jungfrau mit holdverwirrtem

       Sinn,

       Dann sinkt mit heißen Thränen an seine Brust sie hin,

       »Henricus,« spricht sie leise, »was Gott will, mag

       gescheh'n,

       Doch sprecht erst mit dem Vater, bis wir uns

       wiederseh'n.«

       Drauf ist die Magd entschwunden; erfüllt von seinem

       Glück,

       Bleibt lang' auf selber Stelle Henricus noch zurück,

       Doch schon am nächsten Morgen zum reichen

       Pankraz tritt,

       Er hin mit seiner Bitte, allein mit festem Schritt.

       »Seid mir nicht ungehalten, dem ungeruf'nen Gast,

       Dieweil mich mein Geschäfte antreibt zu solcher

       Hast;

       Ich liebe eure Tochter, als rechtlich frommer Mann,

       Und wünschte zur Gefährtin durch's Leben sie

       fortan.«

       »Auch, denk' ich, fühlt ein Gleiches für mich die

       fromme Magd,

       Es hat mir's eine Thräne in ihrem Aug' gesagt,

       Henricus Rumel heiß' ich, bei Sorgloch einst zur

       Lehr',

       Und drucke selbst nun Bücher und Schriften so wie

       er.«

       Da blickt der greise Pankraz den Werber lange an,

       Und spricht: »Henricus Rumel, ihr seid sehr

       wohlgethan,

       Von unbescholt'nen Sitten, einnehmend von Gestalt,

       Auch, sagt man, wohl erfahren in Künsten

       mannigfalt.«

       »D'rum will ich nicht verweigern euch meines Kindes

       Hand,

       Obgleich es mir ein Kleinod, dagegen Alles Tand,

       Und setze euch nur eines vorerst noch als Geding,

       Und liebt ihr meine Tochter, so däucht's euch wohl

       gering.«

       »O redet,« spricht Henricus, »was könnte das wohl

       sein,

       Das ich nicht froh erfüllte, damit Brigitte mein?« –

       »Wohlan,« erwiedert Jener, »so laßt von eurer Kunst,

       Um die ihr eitel Sorge erwerbt statt Lohn und Gunst.«

       »Zerschlagt die Druckertafeln, vernichtet eure Schrift,

       Die allem Volk verdächtig, als wär's ein tödtend Gift,

       Ergreift ein ander Handwerk, und gebt das Drucken

       auf,

       Dann sind wir Handel einig, hier meine Hand

       darauf.«

       Lang' steht Henricus Rumel, die Wang' wie Schnee so

       bleich,

       Das war aus heit'rem Himmel ein unheilschwang'rer

       Streich,

       Lang' steht er dort, dann rollt es ihm heiß vom

       Angesicht:

       »Herr Pankraz, dieses Eine kann ich erfüllen nicht.«

       »Wohl lieb' ich eure Tochter, wie sie kein Zweiter

       liebt,

       Doch kann ich ab nicht lassen von dem was ich geübt,

       Und mag mein Herz verbluten in namenlosem Gram,

       Der Weisung muß ich folgen, die mir von Oben

       kam.«

       »Buchdrucker muß ich bleiben, so will es meine

       Pflicht,

       An der nun Lieb' und Hoffen, und all mein Glück

       zerbricht,

       Doch schuld ich dieß dem Meister, der mich die

       Kunst gelehrt,

       Dem Volk, dem ich entsprossen, dem väterlichen

       Herd.«

       »Buchdrucker muß ich bleiben, auf daß im deutschen

       Reich,

       Das Schöne nun gedeihe, so wie in keinem gleich;

       Daß durch das Wort entfesselt, und frei von langer

       Haft

       Ausgeh' nach allen Zonen des Geistes ew'ge Kraft.«

       »Drum bringt nun eurer Tochter mein letztes

       Lebewohl,

       So wie ich's euch jetzt sage, des inner'n Kummers

       voll;

       Und zürnet nicht der Thräne, die mir noch etwa fließt,

       Und sorgt, daß sie vergesse den, der sie nie vergißt.«

       Erstickt von heißen Thränen Herr Rumel spricht dieß

       Wort,

       Und eilt zerriss'nen Herzens vom reichen Pankraz

       fort,

       Allein wohin er eilet, mit noch so flücht'gem Schritt,

       Der Harm ist sein Begleiter, den Gram, den nimmt er

       mit.

       Der folgt ihm allerwegen, der geht mit ihm in's Haus,

       Aus seinem mruckerkasten schaut der auf ihn heraus,

       Er geht mit ihm nach Nürnberg, wo er von nun an

       weilt,

       Jetzt nur der Kunst noch lebend, die nicht sein Sehnen

       heilt.

       So schwinden Monde, Jahre, der Gram bleibt ihm

       getreu,

       Doch wirkt und schafft der Wackre, ganz sonder

       Furcht und Scheu,

       Wie sehr auch Neid und Mißgunst nach ihm die

       Krallen kehrt,

       Er druckt so wie Johannes von Sorgloch ihn gelehrt.

       Schon hat sich grau gefärbet sein Haupt im Lauf der

       Zeit,

       Doch hat sich auch verbreitet sein Ruhm im Lande

       weit,

       Geehret und geachtet ist er von Alt und Jung,

       Doch ist sein Glück, sein einz'ges, nur die

       Erinnerung.

       Längst schon ist sie begraben für die sein Herz

       erglüht,

       Doch denkt er oft noch ihrer, mit Trauer im Gemüth,

       Und als nach vielen Jahren der Herr auch ihn berief,

       Da lispelte: Brigitte, er nochmals, und entschlief.

       139. Paul Cruz zu Nürnberg.

       P r ä t o r i u s Glückstopf. S. 177. G r i m m d.S. I., 48.

       Zu Nürnberg ist einer gewesen mit Namen Paul Cruz,

       der eine wunderbare Beschwörung gebraucht hat. In

       einen gewissen Plan hat er ein neues Tischlein gesetzt,

       ein weißes Tuch darauf gedeckt, zwei Milchschüßlein