Alexander Schöppner

Sagenbuch der Bayrischen Lande


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erschien Sankt Hiltegund Graf Hermans

       Kapellan und vermahnt ihn, daß er dem Grafen sage,

       daß er ihren Erbtheil an das Kloster gebe. Aber dieser

       getraute es ihm vor Furcht nicht zu sagen. Da erschien

       Sankt Hiltegund dem Kaplan zum drittenmal und gab

       ihm ungestüm einen Backenstreich, davon er das Zeichen

       sein Lebtag trug. Da sagte der Kaplan dem Grafen

       das Wunderwerk, aber der Graf glaubt ihm nicht.

       Nun ritt Graf Gosweins Sohn, Graf Herman, nach

       Lamparten zu König Conrad auf den Tag von des römischen

       Reichs wegen. Und als sie in eine Stadt

       kamen, da fiel ein Berg über die Stadt, und ward der

       junge Graf Herman mit vielen andern Menschen erschlagen.

       Als das Graf Goswein hörte, daß sein Sohn

       also todt war, da baut er das Kloster und gab all sein

       Gut darzu, und verließ mit seiner Hausfrau Luitgard

       Alles, was sie hatten und kamen in das Kloster. Hie

       wohnte der Graf in Gottesfurcht bei den Menschen,

       und die Gräfin ließ sich verschließen mit fünf Jungfrauen

       und lebten tugendlich bis an ihr Ende. Diese

       liegen zu Münchaurach im Kapitel begraben.

       143. Das Quackenschloß.

       Von G. N e u m a n n . – Felsenmasse im

       W i e s e n t t h a l e . Der Name »

       Q u a c k e n s c h l o ß « mag sich im Munde des

       Landvolks nach dem Bestandtheil der Felsen:

       Rauchwacke, gebildet haben.

       Es träuft der letzte Schnee in leichten Wassertropfen

       Vom grünen Tannenzweig, die lust'gen Vögel klopfen

       Die Schnäbel in den Stamm und fliegen auf und ab;

       Der Blumen Knospe schwillt, und junge Kräuter

       sprießen

       An grünen Bächen, die im Thale plätschernd

       schießen,

       Dem Lenz zu Dank, der Freiheit gab.

       Durch Thal und Berg seht ihr den muntern Jäger

       schweben,

       Vergessend selbst das Wild im frischen

       Frühlingsleben,

       Da rennt vor ihm ein Hirsch in scheuem Sprung

       vorbei,

       Ihm nach! – Thalwärts, bergauf eilt er, die flücht'gen

       Spuren –

       Verfolgend durch's Geheg, durch Wald und Feld und

       Fluren –

       Bald ist von Hirsch und Weg er frei.

       Wohin trug ihn so schnell das übereilte Jagen?

       Hoch stemmt sich mancher Berg, deß Gipfel Wälder

       tragen,

       Die Felsenklippe steht so kalt und fremd ihn an.

       Von allen Klüften nur der eig'nen Worte Schallen,

       Auf stein'gem Boden nur des bangen Fußtritts

       Wallen,

       Kein Himmelsstern scheint seiner Bahn!

       Nur irre Lichter sieht er auf- und nieder tanzen,

       Und hohe Felsen rings wie aufgeworf'ne Schanzen

       Mit knappem Grase steh'n, das ihre Stirne deckt.

       Ist das der Zauberberg, in dem so unermeßlich

       Gehäuft die Schätze sind? – Noch war ihm

       unvergeßlich

       Die Sage, die sein Träumen weckt.

       Und wie er sinnt und wählt, sieht er des Berges

       Spalten

       Von Lichterglanz umwebt hell blinken, und Gestalten

       So zahlreich, schwarz und klein, flieh'n hüpfend draus

       hervor,

       Sie grüßen nickend ihn, sie winken und sie flüstern

       Zu ihm, der näher tritt und nach den Schätzen lüstern

       Schon muthig steht am engen Thor.

       Durch einen Bogengang von weißem Alabaster

       Begleitet ihn die Schaar, im weitern Gehen faßt er

       Sich Muth, daß ihm sein Werk gelingt.

       Indeß das Gnomenvolk auf feinen luft'gen Sohlen

       Buntscheckig ihn umtanzt in lust'gen Capriolen

       Und durch den Gang voraus ihm springt.

       Welch' bunter Zauberglanz, welch' farbenreiche

       Helle!

       Mit zagem Herzen hält er an der innern Schwelle,

       Komm! – ruft es ihm, indem er staunend sich besinnt.

       Sein Fuß tritt Mosaik vom Grüne der Smaragden,

       Von Jaspis und Opal, und was aus tiefen Schachten

       Noch sonst der Gnomen Fleiß gewann.

       Die Decke strahlet von Beryllen und Saphiren,

       In deren blauem Spiel Topase sich verlieren;

       Von hohen Wänden blitzt der feurige Rubin.

       Die Säulen sind Kristall, und ihre Kapitäle

       Von lilla Amethyst, – so geh'n die Zaubersäle

       In funkelnd weiter Ferne hin.

       Da naht ihm von dem Thron, den tragen gold'ne

       Greife,

       Die Feenkönigin, umringt von einem Reife

       Der schönsten Elfen, die zu ihrem Dienste steh'n,

       Wie der Juwel im Gold des Ringes schön sich malet,

       Und aus der Sterne Kreis die holde Venus strahlet,

       So hier die herrlichste der Feen.

       Von ihrer Stirne blitzt des Diamants Agraffe,

       Aus ihrem Augenpaar der Liebesflamme Waffe,

       Und durch der Lippen Roth der Zähne Elfenbein.

       Sie lächelt hold und spricht mit wundersüßen Lauten,

       Die ihrer Liebe Gluth dem Staunenden vertrauten

       Und tief in's Herz ihm dringen ein.

       Er wird von diesem Schau'n, von diesen Worten

       trunken,

       Es flammen lockend süß des Zauberreiches Funken

       Um ihn, ihr Auge winkt, es reizt ihr Blüthenmund.

       Verschwieg'ne Bitte spricht nun kühn vom Sang der

       Elfen,

       Es klingt ein schallend Lied, die Gnomen alle helfen,

       Und ihn umschlingt des Tanzes Rund.

       Und des Gesanges Macht, der Liebe gold'ne Töne,

       Die reiche Herrlichkeit, der Königin Jugendschöne

       Weckt aller Wünsche Drang im ahnenden Gemüth.

       Die heiße Gluth brennt ihm durch Adern und durch

       Nerven, –

       Darf er ein solches Herz, ein solches Glück

       verwerfen,

       Wie's keinem Sterblichen geblüht?

       Weh' ihm! – es lockt ihr Bild