Alexander Schöppner

Sagenbuch der Bayrischen Lande


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Er reit zu Nürnberg fürs schmids haus:

       hör, lieber schmid, trit zu mir herauß!

       Hör, lieber schmid, nu laß dir sagen:

       du solt mir meim roß vier eisen aufschlagen!

       Beschlag mirs wol und beschlag mirs eben!

       ich will dir ein guten lon drumb geben.

       Da greift er in die taschen sein,

       gab im vil der roten gülden fein.

       Schmid, du solt nit vil davon sagen!

       dein herren müßen mirs wol bezalen.

       Er reit wol für das wechselhaus,

       nam in ir silberins vogelhaus.

       Er reit wol auf den Geiersperg

       und machet in ir vogelhaus lär.

       Sie schickten im ein boten hinnach

       wo Eppele wolt ligen die nacht?

       Hör, lieber bot! so ich dich muß fragen:

       was hörst du vom Epple von Geilingen sagen?

       Das magst wol für ein warheit jehen:

       du habst in mit dein augen gsehen.

       Da reit er unter das Frawentor,

       da hieng ein par reuterstifel vor.

       Torwechter, lieber torwechter mein!

       wes mag diß par reuterstifel sein?

       Sie seind eins freien reutersman,

       Epple von Geilingen ist ers genant.

       Er nam die stifel auf sein gaul

       und schlugs dem torwechter umb das maul.

       Se hin, torwechter! da hast du dein lon,

       das zeig dein herren von Nürnberg an!

       Der torwechter was ein bhender man,

       sagts seinen herrn und der gmeinde an.

       Sie schickten sibenzig reuter on gfär:

       wo der Epple hin kommen wär?

       Söldner! eur gfangner will ich nit sein,

       eur seind sibenzig, ich nur allein.

       Si triben in auf ein hohen stein,

       der Epple von Geilingen sprangt in den Main.

       Ir söldner! ir seind nit eren wert,

       eur keiner hat ein gut reuterpfert.

       Wie bald er sich auß dem sattel schwang!

       und zog im selbs das par stifel an.

       Da reit er über ein awen, was grün,

       begegnet im ein kaufman, der daucht sich kün.

       Hör, lieber kaufman, laß dir sagen!

       wir wöln einander umb dtaschen schtagen.

       Der kaufman was ein bhender man,

       er gurt dem Epple sein taschen an.

       Des kaufman er gar wol vernam,

       ein beurin im auf der straßen bekam.

       Die beurin er fraget auf der stet:

       was man vom Eppele sagen tet?

       Die beurin im ein antwurt gab:

       der Eppele wär ein nasser knab.

       So sag mir, liebe beurin schon!

       was hat dir Eppele leids geton?

       Epple von Geiling sich bald bedacht,

       wie bald er da ein feur aufmacht!

       Er nam das schmalz und macht es warm,

       stieß ir die hend drein biß an die arm.

       Se hin! da hast du den rechten lon,

       und sag: der Eppele hab dirs geton!

       Er schickt sein knecht gen Farnbach hinab:

       man solt im bereiten ein gutes mal.

       Da kam der Epple von Geilingen ein,

       da bot im der wirt ein külen wein.

       Der Eppele lugt zum fenster hinauß,

       da schub man im vil wägen fürs haus.

       Lieber wirt, tu mir die türen auf

       und laß mich sprengen über auß!

       Da sprangt er über acht wägen auß,

       am neunten gab er den gibel auf.

       So ligt mein muter am Rein, ist tot

       darumb muß ich leiden große not.

       Da zog er auß sein gutes schwert,

       erstach damit sein reisig pfert.

       Eppele! hetst du das nit geton

       beim leben wolten wir dich lon.

       Den Epple von Geilingen namens an,

       brachten gen Nürnberg den gfangnen man.

       Und fürten in auf den rabenstein,

       man legt im den kopf zwischen die bein.

       Fußnoten

       1 Eppelein, urkundlich stets Eckkelein. S. D o r f -

       m ü l l e r , Archiv f.G.u.A. in Oberfr. II., 63.

       150. Eppelin von Gailingen.

       2.

       Von V . B . S t r a u c h .

       In's Thal der Wiesent schaut kühn und fest

       Ein Schloß von felsigem Rande,

       Dieß war einst Epplins von Gailingen Nest,

       Berüchtigt im fränkischen Lande,

       Und noch heut zu Tag'

       Erzählet die Sag'

       Von Epplins Schwänken und Kniffen

       Und seinen verteufelten Pfiffen.

       Er war ein gar trotziger, wilder Kumpan,

       Mocht' keinem der Nachbarn gefallen,

       Was war in der Gegend wo immer zu fah'n,

       Schnell war es in Eppelins Krallen,

       Und flink wie die Well',

       Wie der Blitz so schnell,

       War er hier und dort und zu Hause,

       Und schwelgt beim gestohlenen Schmause.

       Dieß ging wohl mit richtigen Dingen nicht zu,

       Sonst hätte man längst ihn gezwungen,

       Doch wenn man ihn angriff, da war er im Nu

       Von vierzehn Gesellen umrungen;

       Drum war auch im Land

       Die Sage bekannt:

       Der Epplin von Gailing und Dramaus,

       Der reit' allemal zu vierzehnt aus.

       Einsmals der Ritter an's Freien ging,

       Er liebte die schöne Mathilde,

       Der Knapp' ihm die stattliche Wehr umhing,

       Und schmückt ihn mit blinkendem Schilde;

       Sein kühner Blick

       Gab bei Schönen ihm Glück,

       Er hatte sich nimmer betrogen,

       Mathilde war ihm gewogen.

       Und er ging zum Vater mit keckem Sinn,

       Die Tochter zum Weibe begehrend.

       Nie wird meine Tochter Euch Gaudieb Gewinn!

       Sprach der Burgherr von Nürnberg verwehrend;

       Euch gebühret ein Strick

       Um's freche Genick,

       Flugs packt Euch aus unseren