Alexander Schöppner

Sagenbuch der Bayrischen Lande


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zu thun! Träumte

       mir nicht auch gestern: an einem Orte, genannt Rothenbühl,

       steht eine verfallene Kapelle; dort unter

       dem Platz, wo ehemals der Altar gestanden, liegt ein

       goldener Fuchs begraben. Wie, wenn ich nun darauf

       achten wollte? Weiß ich doch nicht einmal, ob es nur

       ein Rothenbühl auf Erden gibt und ein goldener

       Fuchs – wo sollte der herkommen? Darum rathe ich

       dir, gutes Bäuerlein! gehe du morgen wieder nach

       Hause, und hebe lieber meinen goldenen Fuchs in Rothenbühl,

       den ich dir gerne überlasse, anstatt daß du

       auf der Brücke hier auf einen Schatz wartest!« Unser

       Bauersmann, der bisher das Maul verwundert aufgesperrt,

       ließ sich das auch nicht zweimal sagen.

       Gar schön bedankte er sich bei dem Bürger, nahm

       freundlichen Abschied von ihm, schlief die Nacht hindurch

       vor lauter Begierde nur wenig und der erste

       Strahl der Sonne fand ihn schon weit weg von Regensburg.

       Rastlos wanderte er fort und fort und kam

       glücklich heim zu den Seinen. Erstaunt empfingen die

       den mit froher Miene eintretenden Hausvater, der sich

       kaum Zeit nahm, ihre Frage zu beantworten, sondern

       sogleich Schaufel und Hacke ergriff und an dem bezeichneten

       Ort zu graben anfing. Und nicht lange, so

       glänzte ihm etwas Goldenes entgegen und das war

       wirklich ein schwer in Gold gearbeiteter Fuchs. Von

       seinem Staunen wollen wir nichts weiter erzählen,

       sondern nur noch beifügen, daß er einen Theil des reichen

       Fundes dem Landesherrn überlieferte, aber das,

       was er behielt, war immer noch genug, daß er sich

       bald ein neues, stattliches Wohnhaus erbauen, die

       umliegenden Felder und Wiesen ankaufen und seine

       Tage in Ruhe und Frieden durchleben konnte.

       148. Die Riesenburg.

       Von G. N e u m a n n . – Die R i e s e n b u r g bei

       E n g e l h a r d s b e r g unweit M u g g e n d o r f in

       Oberfr.

       Es liegt des Sommertages Gluth

       Schwer auf dem stillen engen Thal,

       Und Alles sucht des Schattens Hut

       Vor glüh'nder Sonne Stich und Strahl.

       Des Berges Inn'res thut sich auf.

       Wo Felsenmassen ragend stehn,

       Und über Steinesstufen auf

       Erklimm' ich diese kühlen Höh'n.

       Hier weht der Vorzeit Geist mich an,

       Der riesige Gedanken zeugt,

       Indeß was unten liegt im Plan

       Dem schwindelhohen Blick entfleucht.

       Hier haben Riesen einst gehaust,

       Die Felsenburg sich aufgethürmt,

       Die nie der Welt Geräusch umbraust,

       Die jetzt den müden Wand'rer schirmt.

       Aus dem vielzackigen Geklüft,

       An dem das Echo donnernd kracht

       Les' ich geheime Zauberschrift,

       Die Schauer alter Märchenpracht.

       Zwei Brüder lebten einig lang

       Von Raub und Mord, sie trafen gut

       Und machten rings der Gegend bang,

       Denn Mancher lag in seinem Blut.

       Was fern kam, hat ihr Blick erspäht

       Vom nahgeleg'nen Adlerstein,

       Der hoch auf freier Fläche steht,

       Und schauet weit in's Land hinein.

       Aus des Versteckes offnem Rund

       Entsenden sie den Todespfeil;

       Sie schonen Keinen, tief im Grund

       Hemmt ihr Geschoß des Wand'rers Eil.

       Doch Keiner wagt's, das Räuberpaar

       Zu stören in dem wüsten Raub;

       Der Berg ist nicht erkletterbar,

       Sie sind für alle Bitten taub.

       In ihrer Höhlen tiefer Wand

       Birgt ihre Gier der Schätze Hauf'.

       Mit Felsen schließt die Riesenhand

       Die Oeffnung immer zu und auf.

       Doch endlich, da sie lange Zeit

       In ihrer Burg vereint gelebt,

       Sind sie ob einem Raub entzweit,

       Den zu besitzen jeder strebt.

       Und da der Eine einst entwich,

       Will ihn der Bruder schließen aus,

       Verrammelt rings zum Schutze sich

       Mit Stein und Fels das Riesenhaus.

       Der Andre kommt, stürmt wild empor

       Laut fluchend, als der droben nimmt

       Den schwersten Stein zur Wehr hervor,

       Den treffend, der rasch aufwärts klimmt.

       Er fällt. – Doch rüttelt seine Faust

       Im jähen Sturz die Felsen all',

       Daß auf das Haupt des Feindes braust

       Der Steine rascher Niederfall.

       Und Beide geh'n in Einer Stund

       Zum Tod, der endigt ihren Zwist:

       Der Riesen Bild im Stein thut kund,

       Was einstmals hier geschehen ist.

       Noch steht die Riesenburg so kühn

       Und trotzt der Zeit Vernichtungszahn,

       Die ihrem grauen Stein mit Grün

       Das schönste Kleid hat umgethan.

       Der Finken lustig Lied erschallt

       Jetzt in der unbewohnten Burg,

       Es zieht den dunkeln Tannenwald

       Ein holder Friede sich hindurch.

       149. Epple1 von Geilingen.

       Altes Volkslied. U h l a n d deutsche Volksl. I, 341. M.

       P h . K ö r n e r , histor. Volksl. S. 195. – E p p e l e i n

       von G a i l i n g e n oder G a i l e n r e u t h ,

       N ü r n b e r g s unversöhnlicher Feind, wurde 1381 zu

       N e u m a r k t gerädert. W a l d a u ' s verm. Beitr. zur

       Gesch. d. Stadt Nürnberg I., 221. J. H e l l e r

       Muggendorf, S. 48. J o h . a b I n d a g i n e

       Beschr. d. Stadt Nürnberg, S. 511. G r i m m d.S. I., 199,

       woselbst die Literatur. – Burg G a i l e n r e u t h im

       W i e s e n t t h a l e in Oberfranken.

       1.

       Es was ein frisch freier reutersman,

       der Epple von Geilingen ist ers genant.

       Er reit zu Nürnberg auß und ein,