Alexander Schöppner

Sagenbuch der Bayrischen Lande


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Die zwei und dreißig allzusamm

       Sind aber Sprossen von Einem Stamm,

       Es sind meine Söhne lieb und werth,

       Die mir des Himmels Gunst gewährt,

       Die will ich dem Dienste meines Herrn

       Gewidmet haben freudig und gern.

       Nehmt meine Knaben, nehmt sie all',

       Treu halten die Abensberger Wacht,

       Der Kaiserbrust ein eiserner Wall,

       Im Frieden, im Getümmel der Schlacht.«

       Mit Staunen vernimmt die seltsame Kunde

       Der Kaiser aus des Grafen Munde,

       Mit Staunen erblickt er der Brüder Schaar,

       Wie gleiche Bildung wunderbar

       Sich stellt im Knaben, im Manne dar.

       Dann bricht er das Schweigen und spricht: »Ihr habt

       Den Kaiser kaiserlich begabt,

       Wo lebt ein Fürst, der solchen Bann

       Um seine Fahne sammeln kann?

       Habt Dank, habt Dank, mein treuer Vasall,

       Habt Dank für eure Söhne all',

       Und nehmt mein kaiserliches Wort:

       Der Söhne Sorg' ist mein hinfort.

       Und wenn der edle Stamm verdorrt,

       Der sprossenreiche, so entsteige

       Ein neuer Stamm jedwedem Zweige!«

       119. Die Töchter des Abensbergers.

       Verh. des hist. Ver. f.O.u.R. 1838. 2. u. 3. H.S. 389.

       Im Weltenburger Nekrolog kömmt der Graf Babo von

       Abensberg mit dreißig Söhnen und nur sieben Töchtern

       vor, während alle andern Nachrichten ihm acht

       solche zuschreiben. Das Volk erzählt sich, Graf Babo

       habe, so oft ihm ein Kind geboren worden, einen

       Thurm an der Stadtmauer aufrichten lassen und dabei

       zu seinen Kindern gesagt, daß dasjenige lebendig in

       den Thurm eingesperrt und von dem Hunger aufgezehrt

       werden solle, welches ausarten würde. Es sei

       aber geschehen, daß eine der Töchter sich verfehlt und

       die angedrohte Strafe sich wirklich zugezogen habe.

       Deßhalb wäre noch wirklich einer der Thürme vermauert,

       während die übrigen offen sind. Wahrscheinlich

       haben die Weltenburger Mönche von dieser Sage

       gehört, und derselben eingedenk, mögen sie in ihrem

       Todtenbuch diese ausgeartete achte Tochter nicht bemerkt

       haben.

       120. Die Templer zu Altmühlmünster.

       A l t m ü h l m ü n s t e r , Pfarrdorf zwischen

       R i t e n b u r g und D i e t f u r t in der O b e r p f a l z .

       S. Verhandl. des hist. V.f.O.u.R. 1838. 2. u. 3. H.S. 205.

       Vor Alters war Altmühlmünster ein Ordenshaus der

       Tempelherren. Noch erzählt das Volk, es seien einmal

       mitten in der Nacht Bewaffnete gekommen und hätten

       die dahier wohnenden Templer gefesselt fortgeführt.

       Sie sollen der Nüchternheit nicht sehr beflissen gewesen

       sein, daher sich das Sprichwort erhalten hat: »Du

       saufst wie ein Templer!«

      Kapitel 7

      121. D' Wallfoarth.

       Von J . A . P a n g k o f e r . – Sage des

       A l t m ü h l t h a l s von der Burg B r u n n und dem

       Kirchlein E m m e r t h a l . –

       Duat ob'n af da Höch'n, is g'weh'n a olt's G'schloß,

       Jatz sichst meah dee Trümma und d' Graben holt

       bloß.

       'S is g'weh'n duat a Brunna tiaf zwoahundet Ell'n

       Duach Felsen nab brocha – zo na lebaden Quell'n.

       Und unten im Thal steht a Kirchl goar kloa,

       No älta ols 's G'schloß und voruckt is koa Stoa.

       Und olle Joahr kemma viel singade Gäst'

       Wallfoarten zon Kirch'l af's Hoagartenfest.

       Hänga umma viel Taferl, san d' Wunda draf g'maln,

       Und betade Leut' und dee Liabfrau in Strahl'n.

       Und drunta a Tofel und 's G'schloß draf no ganz,

       Und a betat's schö's Deandl mit an Almrosenkranz.

       Am Beag drob'n a Ritta, a scheuliga Mo,

       Hot g'haust, und a Hüata im Thal unten dro.

       Dem Hüata sei Deandl da Ritta hot g'seg'n,

       Und hätt's zo sein Weib, naa – zon Schatzerl sched

       mög'n.

       Und wael eahm dees Deandl so unbändi g'fallt,

       So stiahlt a eahm 's draussen af da Woad am

       Beagwald.

       Setzt 's naf af sein Hengsten, wia's raft aa und schreit,

       Und damit im Galopp in sei G'schloß afi reit.

       Dee Moad in da Angst in sein Heazen drin bet't:

       Hilf heilige Muata, wael mi sunst Neamat ret't.

       Da Ritta loßt's nieda vom Roß drob'n im Hof,

       Und freudi sicht's Deandl, da Brunna is off.

       Do wiaft sa si obi dee kohlschwoaze Tiaf,

       Ols hätt 's füa sei Rettung vom Himmel an Briaf.

       Da Ritta schaugt nache, und wos hot a g'seg'n?

       A Wunda, so wundali ols nua oas is g'scheg'n,

       Da Brunna is z'tiafast voll himmlischen Schei,

       Und 's Deandl steht unten und d' Liabfrau dabei.

       Dee füaht's durch den Felsen zon Kiachaaltoa,

       Wia da Hüata h'neischaut, grod kemma s' ollzwoa'.

       D' Liabfrau streicht dem Deandl dee Wangerl no zoart

       Und steigt nacha afi zon schö putzten Oart.

       Da Ritta im Schrecka is g'sunka af d' Ead',

       A G'lüabd hot a tho und a hot si bekeaht.

       Hot selba sei G'schloß af en Beag nidabrennt,

       Und hot si als Pilga in's g'lobte Land g'wändt.

       Sei Leut unn sei Güata dem Klösterl voneh',

       Drei 's Deandl is ganga, hot a g'schenkt af da Höh.

       Wiar a wida is kemma eisgrau noch Joahrn,

       Is a unten beim Kircherl a Oasiedla woarn.

       122. Das Marienbild zu Ingolstadt.

       Von E r f u r t . – A. M ü l l e r die obere Donau, S. 47.

       Sie halten heilige Messe

       Im Dom zu Ingolstadt;

       Sie bitten vom himmlischen Helfer,

       Was Jeder zu bitten hat.

       Es dampfen die Opferschalen,

       Die Kerzen am Hochaltar.

       Dort steht der greise