Alexander Schöppner

Sagenbuch der Bayrischen Lande


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Daß er gesiegt ob Heidenspott.

       Dann macht er wieder sich bereit,

       Zu geh'n in Kerkernacht und Leid.

       Da ruft der Kaiser: »Hans, wohin?

       Ich hab' von Herzen dir verzieh'n:

       Zieh' nur dem Feind die Waffen aus

       Und häng sie in ein Gotteshaus.«

       108. Der Dollinger.

       3.

       Von F r a n z S c h m i d t .

       Wer denkt wol auf dem Heidplatz im grauen

       Regensburg

       Noch, wie der Heide Craco wild ritt die Straßen

       durch.

       Mit rohem Hohngelächter rief er: all Christenkind

       Bewähr mit mir im Kampfe, was Christengötter sind.

       Er kam an Körperlänge nah einem Reiterspeer,

       Gleich einer Hand an Breite war seine Seitenwehr.

       Die Haut vom Elephanten umzog ihm Hals und

       Brust,

       Er schwang die Eisenstange, als übt er Jägerlust.

       Es dröhnten bang die Straßen von seines Rosses Huf,

       Es weinten Kind und Mutter, erscholl sein Todesruf.

       Da klirrten auf die Riegel von eines Bürgers Haus –

       Es ritt hervor mit Muthe Hans Dollinger zum Straus.

       Sie haben hart gerungen, mit Stoßen, Hieb und Stich,

       Bis Hansens Adern floßen, und er wie leblos wich.

       Es scholl der Heiden Jubel, bang schwieg die

       Christenschaar –

       Als zwischen beiden Streitern man ward ein Kreuz

       gewahr

       Von frommer Hand erhoben, wie

       Mondenflimmerlicht.

       Da bäumt sich Cracos Märe, und seine Lanze bricht.

       Vom Christenspeer getroffen sank er erblaßt und

       schrie:

       »Daß ich der Christen Götter zum Kampf gefordert

       nie!«

       Ihr Regensburger Bürger, die ihr am Heidplatz wohnt,

       Merkt euch, wie Gottvertrauen stets unser Heiland

       lohnt.

       109. Wie Gunthar Bischof von Regensburg

       ward.

       O e f e l e I., 175. H u n d metrop. I., 192.

       H o c h w a r t l. II., c. 13. A d l z r e i t e r l. XIV. p.

       328.

       Als man zählte neunhundert und achtunddreißig Jahre

       von des Herrn Geburt, waltete Otto, der Deutschen

       Kaiser, zu Regensburg in der Stadt. Da fand es sich,

       daß der Bischofsstuhl gerade erledigt war, dieweilen

       Konrad das Zeitliche gesegnet. Nun gedachte Herr

       Otto, einem andern Hirten den erledigten Stab in die

       Hand zu geben. Da ward ihm im Traum befohlen,

       denjenigen an des Verstorbenen Statt zum Hirtenamte

       zu rufen, welcher ihm früh Morgens auf seinem Kirchengange

       zuerst begegnen sollte. Wie er nun des andern

       Tages seinen gewohnten Weg nach St. Heimeram

       ging, öffnete ihm ein schlichter, frommer Bruder,

       Gunthar mit Namen, die Pforte des Klosters. Da fragte

       ihn der Kaiser: »Mönchlein! was gibst du mir,

       wenn ich dir heute den Bischofsstab überreiche?« Ob

       solchem Worte lächelte der Bruder Gunthar und

       sprach: »Wenn's euch genügt, Herr Kaiser: der Schuhe

       kann ich entbehren, die solltet ihr haben von mir.«

       Wie das der Kaiser hörte, lächelte er freundlich und

       that seinem Worte nach. So ist Gunthar Bischof von

       Regensburg geworden.

       110. Kaiser Heinrichs Traumgesicht.

       Von G u s t a v S c h w a b . – A r n p e k h chron.

       l. IV. c. 11. A d l z r e i t e r l. XV. p. 358.

       B r u n n e r II., 147. C o e l e s t i n Mausol. p. 55.

       L u d e w i g script. Bamb. II., 222.

       1.

       Herzog Heinrich war's von Bayern,

       Der sich in der Mitternacht,

       Wo die frömmsten Brüdern feiern,

       Hin zur Kirchen aufgemacht.

       Ernste Bilder nach ihm fassen,

       Treiben ihn zum Beten an,

       Durch die Regensburger Gassen

       Geht er nach Sankt Heimeran.

       Junges Heldenantlitz betend

       Möcht' ein schöner Anblick sein!

       Dieser zum Altare tretend

       Kniet umnachtet und allein.

       Vor den Augen gar die Hände,

       Drückend jedes Bild zurück,

       Fleht er um ein sel'ges Ende,

       Nicht um irdisch Heil und Glück.

       Als er aufstand, schien's vom Rücken

       Ueber ihm, als wie ein Licht,

       Staunend thät er um sich blicken,

       Sieht ein heil'ges Angesicht.

       Hochaltar und Kreuz verklärend

       Dort ein lichter Bischof stand,

       Der mit hoher Hand wie schwörend,

       Zeiget nach der Kirchenwand.

       Mit den Fingern, wie mit Kerzen,

       Leuchtet er auf eine Schrift,

       Wo der Fürst mit bangem Herzen

       Auf ein römisch Sechse trifft.

       Will mich Gott so bald erhören?

       Herr, ich glaub's auf Eure Hand,

       Hebt sie nicht so ernst zum Schwören!

       Sprach der Held, und alles schwand.

       Wie sechs Stunden sind vergangen,

       Harrt er fromm auf seinen Tod;

       Doch es schien ihm auf die Wangen

       Lebenshell das Morgenroth.

       Wie der sechste Tag gekommen,

       Er bereit und fertig ist;

       Doch es gibt der Herr dem Frommen

       Neue heit're Lebensfrist.

       Darum hält er an mit Beten,

       Bis der sechste Mond erscheint,

       Würd'ger stets vor Gott zu treten;

       Doch es war nicht so gemeint.

       Aber ernste Todsgedanken

       Wandeln mit ihm immerdar,

       Und so lebt er sonder Wanken

       Heilig bis in's sechste Jahr.

       Und in hoher Kirche stand er

       Leuchtend um das sechste Jahr,

       Und auf seinem Haupte fand er

       Röm'sche Königskrone gar.

       König Heinrich war's der