Angelika Glauninger

Kosmetika


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das kosmetische Fertigerzeugnis oder Bestandteile davon durchgeführt haben, noch Bestandteile verwendet haben, die in Tierversuchen durch Dritte geprüft wurden. Wer zu 100 % tierversuchsfreie Kosmetik kaufen möchte, kann sich an verschiedenen Labels orientieren, welche jeweils einen Stichtag festlegen, nach dem die Inhaltsstoffe nicht mehr an Tieren getestet wurden.

      In Anhang VIII der Kosmetik-Verordnung werden die Alternativen zum Tierversuch aufgenommen, die vom Europäischen Zentrum für die Validierung von Alternativmethoden (EURL ECVAM) und der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) validiert wurden und nicht in der Verordnung (EG) 440/2008 der Kommission zur Festlegung von Prüfmethoden gemäß der REACH-Verordnung verzeichnet sind.

      Folgende Alternativmethoden sind u. a. derzeit validiert:

      Die Aufnahme von chemischen Stoffen durch die Haut (perkutane Absorption) kann durch in-vitro-Tests (an Zellen) geprüft werden.

      Die drei Alternativen zur LD-50-Bestimmung (akute orale Toxizität) verringern die Anzahl der Versuchstiere erheblich.

      Während auch der TER-Test (an Rattenhaut) zum Test der Hautätzung bzw. –reizung lediglich die Zahl der Versuchstiere verringert, ersetzen die Modelle menschlicher Haut den Tierversuch komplett.

      Zwei Tests zur Augenätzung eines Stoffes mit Rinder- oder Hühneraugen von Schlachtvieh haben den Draize-Test zum Teil ersetzt.

      Die Phototoxizität eines Stoffes kann an Mäusezellen ermittelt werden.

      Für die Abklärung erbgutschädigender Ereignisse existieren Alternativtests an Bakterien und Säugerzellen, die bei positivem Befund aber durch in-vivo-Tests (am lebenden Tier) überprüft werden müssen.

      Weitere Informationen dazu finden sich auf der Homepage des Institute for Health and Consumer Protection (http://ihcp.jrc.ec.europa.eu/our_labs/eurl-ecvam). Hier sind auch die Datenbanken der Alternativmethoden abrufbar.

      Die Haut

      Aufbau der Haut

      Die Haut ist eines unserer Sinnesorgane (Tast-, Temperatur- und Schmerzsinn) und wirkt als Wärmeregulator durch Verengung oder Erweiterung der Hautgefäße und durch Abgabe von Schweiß. Sie schützt den Körper vor dem Austrocknen und dem Eindringen von Mikroorganismen oder Schadstoffen und ist auch Atmungsorgan durch Ausscheidung von Kohlendioxid - erreicht dabei jedoch nur 1 % der Lungenleistung. Gleichzeitig ist unsere Haut Ausscheidungsorgan, weil mit dem Schweiß auch Schlackenstoffe ausgeschieden werden. Außerdem enthält die Haut einen großen Teil der Zellen des spezifischen Immunabwehrsystems und nimmt an Abwehrmechanismen des Körpers teil. Zeichen dafür finden sich z. B. in Form der Hautveränderungen bei Infektionskrankheiten (z. B. Masern) oder nach Schutzimpfungen. Diese Immunabwehr kann durch Schadstoffe aus der Umwelt gestört werden, was sich in Kontaktekzemen oder Hautkrankheiten äußert.

      Die Haut besteht aus drei Schichten: der Oberhaut (Epidermis), der Lederhaut (Dermis) und der Unterhaut (Subcutis).

      Die oberste Schicht der Epidermis, die Hornschicht, besteht aus "leblosen" Zellen, die vom Kreislauf des Körpers völlig abgeschnitten sind. Die Hornschicht besteht zu ca. 58 % aus Keratin, einem wasserunlöslichen Faserprotein, das bei einem pH-Wert von rund 5 besonders widerstandsfähig gegen äußere Einwirkungen ist. Der Hornzellkitt verbindet die Zellen miteinander und enthält größere Mengen von Ceramiden und Cholesterol.

      Der pH-Wert der Hautoberfläche variiert je nach Körperstelle, Zeitpunkt der Messung (Jahres-/Tageszeit), Geschlecht und Alter von 4,0 - 6,5. Die saure Reaktion entsteht aufgrund von sauer reagierenden Aminosäuren (Asparagin- und Glutaminsäure), Salzen, Milchsäure und freien Fettsäuren. Dieser "Säureschutzmantel" schränkt das Wachstum von Mikroorganismen ein. Zum Schutz bzw. zur Wiederherstellung dieses "Schutzmantels" werden Hautkosmetika "pH-hautneutral" eingestellt.

      Der Hydrolipid-Mantel und wasserlösliche und -bindende Stoffe, der sogenannte "Natürliche Feuchthaltefaktor" ("Natural Moisturizing Factor", NMF), regulieren den Wassergehalt und die Geschmeidigkeit der Hornschicht.

      Der Hydrolipid-Mantel liegt in Form einer Wasser-in-Öl-Emulsion vor, bei stärkerem Schwitzen überwiegt die Öl-in-Wasser-Emulsion. Der Schweiß bildet den wässrigen Anteil, der Hauttalg (Sebum) – und zu einem geringen Teil der Hornzellkitt - den fettigen Anteil.

      Der Schweiß enthält neben Wasser geringe Mengen Kochsalz, Milch-, Citronen-, Ascorbin-, Essig-, Propion-, Capryl-, Capron- und Harnsäure sowie Harnstoff.

      Die Zusammensetzung des Sebums ist individuell verschieden: ca. 40 % Triglyceride, 15 % freie Fettsäuren, 20 % Wachsester, 15 % Squalen und 4 % Cholesterol.

      Der Hydrolipid-Mantel besteht daher - wieder individuell verschieden - aus ca. 30 % Triglyceriden, 25 % freien Fettsäuren, 22 % Wachsen, 12 % Squalen, 4 % Cholesterol und 1 % Ceramiden.

      Der Natürliche Feuchthaltefaktor enthält ca. 40 % Carbon- und Aminosäuren, 12 % Pyrrolidoncarbonsäure, 12 % Metallionen (Natrium, Kalium, Calcium, Magnesium), 12 % Lactat, Citrat und andere Salze, 7 % Harnstoff, 17 % Ammoniak sowie organische Säuren. Diese Mischung von Anionen und Kationen ermöglicht die Pufferwirkung der Hautoberfläche gegenüber alkalischen und sauren Lösungen.

      Der Feuchtigkeitsgehalt der Hornschicht liegt bei 10 - 20 % und ist abhängig von der Geschwindigkeit, mit der ihr von unten Wasser zugeführt wird und mit der sie Wasser durch Verdunstung an die Umgebung abgibt (z. B. bei niedriger Luftfeuchtigkeit).

      Vor allem im unteren Drittel der Hornschicht findet sich die stärkste Permeabilitätsbarriere der Haut: Sie schützt vor Substanzen von außen und lässt Wasser und kleine Moleküle nicht durch die oberen Hautschichten dringen.

      In der unter der Hornschicht folgenden Körnerschicht finden sich Zellen mit körnigen Einlagerungen von Keratohyalin (Vorstufe des Keratins), die lichtreflektierend wirken und der Haut das undurchsichtige Aussehen geben. In den Lippen fehlt die Körnerschicht, sodass die Blutgefäße durchschimmern.

      In der tiefer liegenden Keimschicht werden fortlaufend neue Zellen gebildet und nach oben geschoben, sodass sich innerhalb von 30 Tagen die Oberhaut ständig erneuert. Hier wird auch das Farbpigment Melanin gebildet, das für die verschiedenen Hautfarben, für Sonnenbräune und Sommersprossen verantwortlich ist.

      Die Melaninbildung geht von der Aminosäure Tyrosin aus unter Mitwirkung des Enzyms Tyrosinase. In Bräunungsbeschleunigern werden daher aus Proteinen isoliertes Tyrosin (TYROSINE) und aus Bodenbakterien gewonnene Tyrosinase (TYROSINASE) eingesetzt. Diese müssen in Liposome eingeschlossen werden, damit sie – wenn überhaupt - bis in die Keimschicht vordringen. Gewarnt wird vor den Hormonspritzen Melanotan I und II, die nicht nur die Melaninproduktion im Körper anregen, sondern auch Immunsystem, Herz und Kreislauf schädigen können.

      In der Lederhaut befinden sich feine Blutgefäße, die Haarwurzeln und die Schweiß- und Talgdrüsen. Diese Schicht der Haut besteht aus Fasern, die durch eine wässrige Gallerte, die Hyaluronsäure und Chondroitinsulfat enthält, verbunden sind. Ihre Hauptbestandteile sind die Strukturproteine Kollagen, Elastin und Retikulin. Das Kollagen ist in jungen Jahren flexibel und wasseraufnahmefähig ("lösliches Kollagen"), im Alter werden die Fibrillen unlöslich und unfähig zur Wasseraufnahme. Mit zunehmendem Alter und durch UV-Schädigung verdicken sich die Elastinfasern und verlieren an Elastizität. Ebenso nimmt der Gehalt an Hyaluronsäure und Chondroitinsulfat bei alternder Haut ab und die Papillarkörper, die Ober- und Lederhaut verbinden, werden immer flacher, sodass die Oberhaut an Elastizität verliert. Schon Mitte 20 hat die Haut ihren Wachstumsprozess abgeschlossen und altert.

      Die Unterhaut ist zur Lederhaut nicht scharf abgegrenzt und besteht aus lockerem, meist von Fettgewebe durchsetztem Bindegewebe. Sie ist reich von Gefäßen und Nerven durchzogen und dient vor allem als Schutz gegen mechanische Stöße, als Wärmeisolierung und Fettdepot.

      Der Hauttyp entwickelt sich erst während der Pubertät und ist abhängig von Erbanlagen, äußeren Einflüssen (Umwelt, Pflege, Ernährung, Schlaf u. a.) und Krankheiten. Bis zum 30. Lebensjahr überwiegt