die Röcke der Mädchen lustig in den Himmel wehten; die verrückten Spiegel, vor denen man mal ganz klein, dann wieder unheimlich dick aussah. Da war noch der Zauberkünstler Don Rößler aus Hamburg mit der schwebenden Jungfrau und dem stärksten Mann der Welt. Seine Zauberbude stand auf dem Neuen Markt. Dort sah ich ihn, wie er auf dem Laufsteg kleine Kunststücke zeigte, die mich beeindruckten, meinen Bruder aber veranlassten in die Vorstellung zu gehen, um hinter die physikalischen Gesetze zu gelangen, die da wirkten und ausgenutzt wurden. Wölfi kam nach eingehender Beobachtung nach Hause und sagte:” Den Rößler habe ich aber blamiert. Der arbeitet ja mit ganz billigen Tricks, damit kann er in Hamburg bleiben, ich soll aber nichts verraten. Hier hast du einige Freikarten für seine Künste!” Ich beobachtete Don Rößler, diesen alten, geschminkten Veteranen der Magie, darauf hin auch, und fand ihn nicht schlecht, doch viel lieber ging ich noch in die Liliputaner-Schau. An der Weinberg-Bastion wartete das Panoptikum mit Bildern vom Untergang der “Titanic” auf die Besucher. Gleich daneben kreischten die größeren Kinder während der Fahrt mit der Gespenster-Bahn, ein starker Kerl haute auf den „Lukas“, ein Losverkäufer, stets mit dicker Zigarre im Mundwinkel, umkreiste seine Kunden, in Zipollenhagen dudelte ein Orgel-Spieler alte Seemannsweisen, und ein einziges Mal duhrfte ich mit Muttis Erlaubnis auf einem Pony reiten. Am Sichersten fühlte ich mich aber in der “Krinoline”, in der ich stets auf der Feuerwehr saß. Später, so etwa mit 14 oder 15 Jahren, sind wir auf den Rummel gegangen, um Westmusik zu hören, Ralf Bendix, Fats Domino und Bill Haley, aber als Kind hat mir die “Krinoline” am besten gefallen. Sie war schön bunt. Ohne Motorgeräusch. Noch von Hand betrieben. Falls mir inzwischen nicht schon das Kleingeld ausgegangen war, kaufte ich noch ein Los bei “Karo-Ass”. Hauptgewinn ein Fahrrad, zweiter Preis ein Riesen-Teddybär. Kam meine Mutter mit, gab es zum Schluss ein Eis bei “Leckermäulchen”. Einmal besuchten wir gemeinsam den Mäusezirkus, zu dem Mutti mich aus gutem Grund mitnahm. Ich sollte beobachten, wie artig sich die Mäuse verhielten. Sie wären so gut erzogen, würden auf Zuruf gehorchen. “Vielleicht wünscht du dir welche zum Geburtstag”, fragte die Mutti scheinheilig. Zu meinem Ehrentag turnten tatsächlich weiße Mäuse in einem Käfig herum. Drollig waren die kleinen Sportfreunde schon, aber der Geruch. Sie rochen nach Toilette, nach Urin, recht unangenehm. Man benötigte dringend Holzwolle. Peter kannte den Tischler Marx, der bei Müller Mahnkes Mühle seine Werkstatt hatte. Von dort bezog ich den Fußboden-Belag für meine Mäuse. Es dauerte nicht lange und ich verlor die Lust an meinen anrüchigen Vorbildern. Viel ließ sich ohnehin nicht mit ihnen anfangen. Meine Freunde machten aus ihrer Enttäuschung keinen Hehl. Sie brachten eben nicht das, was die Zirkusmäuse alles konnten. War ja auch nicht weiter schlimm. Ich schaffte sie einfach ab.
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