Alessia Sandberg

Das Greta-Phänomen


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      „Eine Wahrheit kann erst wirken, wenn der Empfänger für sie reif ist.“ Christian Morgenstern

      Warum ich dieses Buch schreibe:

      Die Klimaschutz-Aktionen der jungen schwedischen Klima-Aktivistin Greta Thunberg haben weltweit eine große Resonanz gefunden. Die Frage, ob die Welt doch im Hinblick auf eine nachhaltig gesunde Zukunft noch zu „retten“ sei, steht mit ihrem Namen in Verbindung.

      In diesem Zusammenhang wird im Internet diskutiert, ob Greta Thunberg nur ein Medien-Phänomen sei oder ob sie tatsächlich auf eine authentische Weise die Menschen in Deutschland und weltweit zur Rettung des Klimas und der Gesundheit der Erde auffordern und für ein ökologisch bewusstes Verhalten begeistern kann.

      Die Greta-Thunberg-Befürworter sind die vielen, die die Klimakrise als solche anerkennen, und die Greta-Thunberg-Gegner sind die Klima-Leugner.Greta Thunbergs Mut und ihre Zivil-Courage, die Nachhaltigkeit für eine gesunde Zukunft zu propagieren und die Klima-Krise als das wichtigste und brennendste Thema in der Welt zu thematisieren und damit den Impuls zu geben, die Welt zu retten, haben mich persönlich sehr beeindruckt.

      Dabei meine ich mit dem „Welt-Retten“ nicht die Anmaßung, Gott spielen zu wollen, sondern den Mut, sich selbst zu verändern und dazu beizutragen, dass das Selbstrettungspotenzial der Welt erkannt und unterstützt wird.

      In diesem Zusammenhang ist bemerkenswert, dass der Einsatz Greta Thunbergs für den Klimaschutz zu weltweiten Demonstrationen geführt hat, nämlich zu den „Fridays-For-Future“–Aktionen, an denen sich weltweit jeden Freitag Schülerinnen und Schüler auf der ganzen Welt beteiligen. Diese waren längst überfällig.

      Dennoch irritierte mich zunächst, dass Greta Thunberg es so schnell geschafft hat, als Schülerin einfach durch ihre Präsenz vor politischen Gebäuden so viel Medien-Aufmerksamkeit zu erhalten und sich ihre Botschaft, nämlich das Stoppen der Klimakrise, weltweit sehr schnell verbreiten konnte.

      Denn die Thematik, das Klima und damit auch die „Welt retten zu wollen“, ist sehr komplex, denn sie ist im Zusammenhang mit der Notwendigkeit einer nachhaltig gesunden Zukunft verbunden und bedarf eines umfangreichen Denkens und Betrachtens auf philosophische Weise, d. h. ganzheitlich mit Liebe zur Weisheit, um dann entsprechend sinnvoll handeln zu können.

      Gleichzeitig bin ich trotz der langsamen politischen Beschlussfassungen bei den Klimakonferenzen, wie es sich z. B. auch in Madrid 2019 gezeigt hat, darüber erfreut,

      dass es jetzt endlich überhaupt Reaktionen von gesellschaftlicher und politischer Seite zum Thema Klimaschutz gibt, wie z. B. auch Klima-Aktivisten der neu-gegründeten NGO „Extinction Rebellion“ und andere Bewegungen zeigen.

      Denn ich bin seit Jahren sehr enttäuscht darüber gewesen, wie wenig Bereitschaft bei Politikern, Kulturschaffenden und bei dem Rest der Bevölkerung vorhanden war, die Tatsache der Klima-Veränderung durch Schadstoffemissionen und durch zu viel C02 Ausstoß und die damit im Zusammenhang entstehenden Umwelterkrankungen überhaupt wahrzunehmen und aus der eigenen Komfortzone herauszukommen und sich dieser Problematik zu stellen.

      Als ich selbst vor 25 Jahren anfing zum Thema Klima- und Umwelt-Krise und Umweltkrankheiten zu recherchieren und an meiner Vortragsreihe „Gesundheit im Fokus: Der Mensch im Klimawandel“ (vgl. a. a. O.) arbeitete, musste ich erfahren, dass das Wort „Klimakrise“ oder besser „Klimakatastrophe“, das ich bereits damals für angemessen hielt, nicht wirklich verwendet werden durfte, wenn man sich Gehör im Hinblick auf die Klima- und Umwelt-Thematik verschaffen wollte. Es wurde von politischer und gesellschaftlicher Seite zum größten Teil ignoriert, da es zu unbequem war, sich damit auseinanderzusetzen.

      Durch die Arbeit an meiner Vortragsreihe aus dem Jahr 2000 „Der Mensch im Klimawandel-Mitwelterkrankungen erkennen“ wurde mir bereits damals deutlich, dass etwas sich dem Ende nähert, dass die vom Menschen veränderte Natur, zurückschlägt, indem die Menschen immer häufiger an allergischen Reaktionen, an neurologischen und an Immun- und sogenannten Virus-Erkrankungen leiden, dass die Tiere erkranken, ob man es nun beispielsweise BSE, Schweinepest, Vogelgrippe nennt, die Bäume, die Insekten und Vögel sterben an einem aus den Fugen geratenen Milieu.

      Ich war unglücklich darüber, dass die meisten Menschen sich nicht damit auseinandersetzen wollten und nichts passierte, obwohl ich die Zeichen einer Klima- und Umweltkatastrophe weltweit damals und auch schon in den 1970er Jahren erkannt hatte und ich diese in der o. g. Vortragsreihe darstellte.

      Mit meinem Mann initiierte ich Öko-Märkte und wir führten Öko-Projekte als Kommunikationsplattformen durch, mit Podiumsdiskussionen im Fokus zu den Themen „Bienensterben“, „Pestizide, z. B. Glyphosat“, „Fair Trade“, „Ökologische Landwirtschaft“, „Gesundes Trinkwasser“ „Schutz für den Boden“ (entsprechend dem internationalen Jahr des Bodens 2015 durch die UNESCO),Nachhaltigkeit in der ökologischen Landwirtschaft und Textilherstellung“ usw.. Informiert wurde von Wissenschaftlern, Politikern, Industrie-Vertretern und Bauern mit anschließenden Diskussionen für alle usw.

      Wir zeigten mit der Präsenz der Vertreter ökologischer Anbauverbände, auf welche Weise ökologische Landwirtschaft sinnvoll für eine nachhaltig gesunde Zukunft ist, wie das Angebot von Öko-Produkten aus allen Lebensbereichen ressourcenschonend

      und aus fairem Handel helfen sollte, die Klima- und Umwelt-Krise zu erkennen und sie zu lösen.

      Auf den Öko-Messen mit Symposien wurden zum einen Ökoprodukte aus allen Lebensbereichen angeboten, wie Lebensmittel, Getränke, Kleidung, Möbel, Haushaltswaren, Baumaterialien mit fairem- Handel-Siegel, und Mobilität in Form von beispielhaften, damals noch einfachen Elektro-Autos usw. präsentiert und zum anderen Informationen zum Thema Gesundheit und Nachhaltigkeit für eine soziale gerechte Zukunft für Kinder, Jugendliche und Erwachsene angeboten. (Vgl. Kapitel 8)

      Die gewünschte Verhaltensänderung der Menschen und auch die Einsicht für eine notwendige Umkehr hin zu einer ökologischen Lebensweise vollzogen sich meiner Meinung nach viel zu langsam.

      Es war sehr viel Überzeugungsarbeit und Idealismus nötig, und es gab nicht mehr genügend Zeit, die Klima- und Umwelt-Krise in den Griff zu bekommen, so befürchtete ich damals! – Wie man jetzt weiß, wahrscheinlich zu Recht!-

      Deshalb hat es mich umso mehr erstaunt, dass viele junge Leute seit 2018 auf die Straße gehen und dass sich seit Beginn 2019 mittlerweile viele zusätzliche Klima-Aktions-Gruppen neben der „Fridays for Future“-Bewegung gebildet haben, die sich intensiv für eine Klima-Rettung und somit für eine Rettung der Welt einsetzen. Zumindest machen sie alle unmissverständlich darauf aufmerksam, dass die Erde gefährdet ist und somit das gesamte Leben auf diesem Planeten.

      Das Engagement der jungen Leute ist sehr bemerkenswert und erfreulich, da doch Jahrzehnte davor die meisten Menschen zum Thema Klima- und Umweltschutz mehr oder weniger geschwiegen bzw. eine Krise geleugnet haben, trotz der mutigen Arbeit von Greenpeace und der Öko- und Friedensbewegung seit den 1960er Jahren. Schließlich existierte bereits ein Bewusstsein von der Veränderung des Klimas und der Zerstörung der Natur in den 1970er Jahren und davor, im Grunde seit Beginn der Industrialisierung, seit dem die Zeit der Romantik und das Eins-Sein-Gefühl des Menschen mit der Natur vorbei waren. Leider wurde dies zwischenzeitlich zum größten Teil verdrängt.

      Die Mutigen, die sich seit Jahrzehnten in der Öko-Umwelt- und Friedensbewegung sehr intensiv eingesetzt und auf die großen Zusammenhänge von Schadstoffemissionen, Kapital-Interessen der Industrie, der industriellen und bäuerlichen Landwirtschaft und der Gesundheit der Menschen, Tiere und Pflanzen hingewiesen haben, haben zwar eine Basis für die Auseinandersetzung mit dieser Thematik geschaffen, aber dennoch annähernd nicht die starke Medienresonanz erreicht, wie Greta Thunberg sie innerhalb von einem Jahr erhalten hat.

      Aus diesem Grunde möchte ich genauer wissen, wer diese junge Frau, diese Aktivistin ist, die es jetzt schafft, weltweit die Menschen zu den Demonstrationen „Fridays-For-Future“ zu bewegen und sich dem Thema Klima- und Umweltschutz zu stellen und darüber hinaus Politiker*innen weltweit dazu zu bringen, die Notwendigkeit zu