Ferdinand Quante

Das Leben ist ein Schokokönig


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Revolte niederschießen? Siegte das Volk? Was wurde aus Lord Eversweet, was aus den jungen Smarties? Wir wissen so vieles nicht. Wie überlebt man als Kassenpatient? Wie als Merkel? Und weshalb trägt man Schuhe unten? Mein Leben lang war ich damit beschäftigt, Licht in dunkle Fragen zu bringen, den Alltag zu begreifen, Promis in die Spur zu bringen, Tier- und Technikwelt zu optimieren.

      Meine wichtigsten Erkenntnisse und Erfahrungen sind in diesem Buch versammelt. Man betrachte es als kleinen Ratgeber. Oder als Lexikon. Ja, Lexikon ist gut. Und es sieht auch gut aus, jedenfalls das 20-bändige bei mir zu Hause, Rindsleder, Goldprägung, bitte zweimal kurz klingeln, falls Sie es sich mal anschauen wollen, ich selbst stehe übrigens drin, unter M wie Müller, Curtis Müller, Sachverständiger und VIP-Berater, guten Tag! Schön, dass Sie sich für mein Büchlein entschieden haben. Kein Lexikon übrigens, das langweilige ABC-Aufgeliste möchte ich doch nicht. Lieber erzähle ich freiweg aus meinem ereignisreichen Leben.

      Hier erfahren Sie das Geheimnis von Frau Merkels langanhaltender Regentschaft, den überraschenden Grund für den Rücktritt des Papstes Ratz.-Benedikt, fast alles über das geheime Leben hinterzogener Steuermillionen in Liechtenstein, und die 17 Geheimnisse der Fußball-EM plus die Wahrheit über Stuttgart 21 gibt’s quasi gratis obendrauf. Kein Zufall übrigens, dass sich King Crispy und Lord Eversweet soeben hier die Ehre gaben – meine Verbindungen zur Monarchie sind seit jeher gut. Und fest. Besonders Richtung England.

      In Diensten der Windsors

      Ich liebe das englische Königshaus. Als William seine Kate ehelichte (live im ZDF), habe ich mir eigens einen britischen Adelsexperten ins Haus geholt, ja so einen seitengescheitelten Tweedjackenträger, der mir Pfeife ausklopfend erklärte, wieso Prinz Charles diesen merkwürdigen Dreispitz trug und ausgerechnet Lord Percy in der Kirche hinterm Pfeiler sitzen musste.

      Monarchie ist ja für die Briten im Grunde Spiel, die William-Kate-Hochzeit war praktisch wie ein Formel-1-Rennen, somit auch ein Festtag der Buchmacher.

      »10 Pfund darauf, dass Kate und Willy die Zielgerade in Westminster Abbey in unter zwei Minuten packen! Und noch mal 50 auf Prinz Harry, beim ersten Boxenstopp an der königlichen Bar im Buckingham-Palast tankt er todsicher voll!«

      Prinz Harry – Bald doch Einsatz im Irakkrieg

      Das lese ich immer wieder gern, es ist, wenn man so will, meine ganz persönliche Überschrift. Als Harry aus Sicherheitsgründen ein Einsatz im Irak verweigert wurde, wandte sich der hellwache Windsor diskret an mich.

      »Mr. Muller, can you help me, please?«

      Wir trafen uns in Buckingham Palace, Harry ganz Hubschrauberpilot in Kampfstiefeln und voller Montur, ja der junge Mann zeigte mir stolz, dass er als Flieger fürs Vaterland zu sterben bereit war. Nur sterben durfte er im Krieg eben nicht. Eine verzwickte Situation. Stundenlang debattierten wir, wägten ab, betrachteten das Problem von allen Seiten und fanden die Lösung, eine gute, hilfreiche, ja in Anbetracht des Krieges annähernd friedliche:

       (London) Die Überraschung ist perfekt: Prinz Harry wird nun doch am Irakkrieg teilnehmen, wenn auch in stark modifizierter Form. Nach Plänen des britischen Verteidigungsministeriums erhält der royale Rotschopf vier Vollgummiräder, zwei Schnellkochplatten und einen verchromten Schornstein. »Ich freue mich, meinem Land als Gulaschkanone dienen zu können!«, jubelte der Prinz von Wales, der nach ersten Informationen bereits 500 Liter Suppe erfolgreich warm gehalten hat.

      Meine Rolle in dieser sensationellen Geschichte ist der englischen Presse bis heute nicht bekannt. Möge das Geheimnis also gelüftet sein, und Geheimnis Nr. 2 gleich mit: Bei der Namensfindung für Kates erstes Baby war ich die durchaus entscheidende Kraft.

      Die Lage hatte sich zugespitzt. Die Welt wartete seit Tagen auf Vollzug, die sieben Hofschranzen, die einen Hochleistungscomputer pausenlos mit immer neuen Buchstabenkombinationen fütterten, waren zu höchst unbefriedigenden Ergebnissen gekommen. Teddi, Buddieh und Oerny wurden von königlichen Namensexperten ebenso verworfen wie Kevin, Pipin und Stalin.

      In königlicher Klausur entwickelte ich für das hochherrschaftliche Elternpaar innerhalb weniger Stunden »George Alexander Louis« (eine glückliche Mischung aus George Clooney, Alexander dem Großen und Louis de Funès). Die dreifache Namenskombination wurde begeistert am Hofe aufgenommen, man überhäufte mich mit glitzernden Geschenken, des Händeschüttelns schien kein Ende, und bereits unterwegs zum Hauptportal, konnte ich dem strahlenden Elternpaar noch en passant davon abraten, den Westflügel des Buckingham Palastes abreißen und durch eine Hüpfburg ersetzen zu lassen. Die Queen versicherte mich ihrer ewigen Dankbarkeit.

      Und bat mich später, ihr bei der Suche nach einer neuen Haushaltshilfe zu Diensten zu sein. Von mir lanciert, berichteten im Januar 2014 sogar deutsche Medien darüber, ich darf annehmen, Sie erinnern sich dessen zumindest schwach: diskrete Haushaltshilfe mit Liebe zum Detail gesucht, der Königin und ihrer Familie direkt unterstellt etc.

      Zunächst sah ich meine Aufgabe nur darin, eine so einladende wie unmissverständliche Stellenausschreibung zu formulieren. Auf sanftes Drängen Ihrer Majestät (der Harry-Coup war wohl zu ihr durchgedrungen) schickte ich mich in die Pflicht, unter zahllosen Bewerbern beiderlei Geschlechts die beste Kraft persönlich auszuwählen, selbstverständlich nach der Müller-Mumm-Methode: Konfrontiere die Bewerber mit knallharten Fakten, zeige die finstersten Schattenseiten des Jobs, wer dann noch die Eier hat, aus vollem Herzen Ja zu sagen, ist geeignet.

      In der Praxis hieß das: »Wie bitte, Sie wollen allen Ernstes Elizabeth II. bedienen? Jeder weiß, dass sie ständig ihre drei Corgis um sich hat, und mit den komischen Kläffern am Hosenbein Tee einschenken und gleichzeitig der Queen ein paar Fusseln von der Krone zupfen ist verdammt noch mal nicht leicht. Und was die Liebe zum Detail angeht, da heißt es auch schon mal die Streckbank im königlichen Folterkeller mit Maiglöckchen schmücken!« (73 Prozent der Bewerber kapitulierten hier bereits.)

      »Und das ist dann also wirklich für Sie die Erfüllung? Camilla täglich in die Stütz-strümpfe helfen und für Prinz Charles die Badeente zu Wasser lassen?« (9 Prozent Abgang.)

      »Gut, wenn es Ihnen also nichts ausmacht, dass Prinz Harry hin wieder einen militärischen Kampfeinsatz probt und in irgendwelchen Palastgemächern mit der Armeezwille auf die Dienerschaft schießt …« (2 Prozent.)

      »… aber um einmal auf Sie und Ihre Motive zu sprechen zu kommen: So wie ich Sie einschätze, wollen Sie den Job doch nur, weil Sie so viele tolle Klatschgeschichten über die Windsors gelesen haben und nun richtig scharf darauf sind, deren bröckeliges Familienleben einmal live zu erleben.« (12 Prozent, teilweise empört.)

      »Okay, sieht ganz so aus, als würde Ihnen diese Stelle hier rundherum zusagen, und Sie werden sich sicher daran erfreuen, sofern Sie starke Nerven haben und Ihre Augen gut genug sind, um nachts das Schlossgespenst von Prinz Philip zu unterscheiden.« (3,5 Prozent.)

      Am Ende blieb ein 79-jähriger Exseemann aus Bristol. Die Queen soll, wie ich hörte, sehr zufrieden mit ihm sein.

      Hochzeit Nr. 5

      Eine gute Verbindung zu stiften ist Kunst.

      »Soll ich, Curtis?«, fragte Lothar Matthäus mich, seinen Intimberater, und wedelte versonnen mit dem Smartphone, auf dem Screen lächelnd eine junge, illustriertenschöne Frau. Ist noch gar nicht lange her. Vier Ehen hatte er bereits in den Sand gesetzt. Zu keiner hatte ich ihm geraten.

      »Heirate Sie!«

      Mein hochspontaner Befehl ließ Lothar sichtbar zucken.

      »Du meinst echt, ich soll sie …?«

      »Wie heißt sie noch?«

      »Äh, Anastasia.«

      »Gebongt.«

      Es war im Fall Matthäus nur eine Frage der Symmetrie. Fünf Stationen als Spieler (Herzogenaurach, Gladbach, München, Mailand, München), fünf Stationen als Ehemann: